Maurice Ravel (1875-1937) im Garten seiner Villa Ravel anfangs nachhaltig beein druckt, zeitweilig sogar beeinflußt hatte. Immerhin stellte „Prelude ä l'Apres-midi d'un faune" Weichen für viele Komponisten, so auch für Ravel, damals Student am Conser- vatoire. Ravel hatte dieses Werk später (1912) sogar auf das Kla vier übertragen und eingestanden, er wüßte erst, seitdem er soetwas gehört hatte, was Musik sei. Doch beide waren von sehr unterschied lichem Temperament, wollten ähnli ches und gingen doch verschiede ne Wege. Ravel seinerseits löste sich innerlich schon sehr bald von Debussys „Impressionen". Er war mehr um Versachlichung und Ver einfachung seiner, mehr und mehr asketisch werdenden Tonsprache bemüht, um klare melodische Lini enführung, straffere Rhythmik. Und - ganz wesentlich - Ravel dachte, komponierte als Pianist, also vom Klavier her - seltsam genug für einen Meister der Orchestration, der er werden sollte - und übertrug sogar mehrfach eigene (und auch fremde Klavierwerke, so auch von Debussy) in die Klangfülle einer Partitur. Debussy hingegen kompo nierte orchestral und war dennoch ein Meister des Klaviers. Trotzdem schufen beide - jeder in seiner Weise - höchst poetische Stimmun gen, Schwingungen, Farben, Klän ge von unvergleichlichem Reiz. Ravels oft bestechend glutvolle Far ben hindern nicht, daß seine Kom positionen oft mehr zeichnerisch als malerisch wirken; Konturen und Formen treten hervor, oftmals schärfer in den Vordergrund als die differenzierten Schwingungen des Ausdrucks, die sich eher zu verbergen scheinen. Die Kraft des Pianissimos und die Beredsamkeit des Schweigens wurden für Ravel wichtige Aspekte in seinem Schaf fen, und dem setzte er orgiastisch anmutende Klangkombinationen entgegen, die bis zur Extase führen konnten. Seine Harmonik, so ganz anders als die Debussys, obwohl auch völlig unkonventionell, aber weniger dazu bestimmt, Farb werte zu erzeugen, ist eine ei gentümliche Mischung von Kühle und Sinnlichkeit. Sie zeigt unge wöhnliche Akkordkopstruktionen