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schmack seines Fürsten. „Ich konn te als Chef eines Orchesters Versu che machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, weg schneiden, zusetzen, wagen. Ich war von der Welt abgesondert. Niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so mußte ich original werden" - ein weitbekannter Aus spruch des Komponisten. Schon zu Lebzeiten wurde Joseph Haydn als ein vielseitiger und genialer Schöp fer zahlreicher Kompositionen an gesehen. Heute erkennen wir in ihm einen Komponisten, der die Geschichte der Sinfonie sogar we sentlich beeinflußt, wenn nicht ge radezu in ihren Anfängen geprägt hat. Auch der Form des Streich quartetts gab er entwicklungsträch tige Anstöße, bildete dieses kam mermusikalische Genre erst richtig aus. Das gilt ebenso für die Kla viersonate. Mit anderen Worten, Haydn formte den viel später so genannten „klassischen Stil". Aber - wie schon angedeutet - Haydn hatte in seinem Orchester auch gute Musiker zur Verfügung. Ganz folgerichtig komponierte er auch gelegentlich Werke für sie. Andere Komponisten schrieben oft mals für den persönlichen Ge brauch, für eigene solistische Am bitionen. Denken wir an Mozart, der seine Klavierkonzerte meist selbst spielte. Haydn selbst war zwar ein ausgezeichneter Musiker, hatte auf verschiedenen Instrumen ten durchaus Kenntnisse, war aber niemals ambitioniert, selbst soli- stisch hervorzutreten. Aber dafür hatte er ja seine Kollegen, die er auch noch mit wunderschönen kon zertierenden Aufgaben in Sinfo nien und Kammermusikwerken bedachte. Seinem Konzertmeister, Luigi Tomasini (1741-1808), aber hatte er sogar ein Violinkonzert, das in C-Dur, gewidmet („fatto per il luigi"). Andere Konzerte tragen keine solche Widmung. Dennoch ist aber davon auszugehen, daß der Komponist immer seine eige nen Musiker und deren spieltechni schen Möglichkeiten vor Augen bzw. Ohren hatte. Nachdem die Forschung klären konnte, daß verschiedene Violon cellokonzerte, die unter Haydns Namen kursierten, von anderen Autoren stammen würden, ist lange Jahre darüber gerätselt worden, warum Haydn in dieser Zeit nicht selbst ein Violoncellokonzert ge schrieben hat, gab es doch den tüchtigen Cellisten, Joseph Franz Weigl (1740-1820), der dem Komponisten sogar freundschaft lich verbunden war, in der fürstli chen Kapelle. Haydn hatte in seine frühen Sinfonien immer wieder auf fällige Cellopartien hineinkompo niert, war sich also der Meister schaft seines Cellisten durchaus be wußt. Aber ein eigenes Konzert für ihn war eben nicht auffindbar. Das bisher bekannte Konzert für dieses Instrument, das in D-Dur - immer schon sehr beliebt - war nachweis lich erst 1783 entstanden, also nicht für Weigl gedacht. Aber ge-