Joseph Haydn hatte sich als Kom ponist schon recht frühzeitig einen gewissen Namen in seiner engeren Heimat gemacht, so daß sich die Wiener Adelskreise für ihn zu inte ressieren begannen. Der Graf Mor- zin aus Wien, ein Musikliebhaber mit einem Schloß in Lukavec bei Pilsen für den Sommer und einem kleinen Ensemble, holte den jungen Mann als Hauskomponisten und Kapellmeister zu sich. Das war 1759. Diese Tätigkeit dauerte nicht lange, nur knapp zwei Jahre, weil der Graf sein Hab und Gut verschwendete und die Hauskapel le auflösen mußte. Aber Haydn hatte hier viel hinzugelernt und sich praktisch recht gut erproben kön nen. Das Glück war ihm hold, er kam zum Eisenstädter Fürsten Ester hazy als „Vice-Capel-Meister" der herrschaftlichen „Lakaienkapelle". Später kam noch ein eigenes klei nes Opernhaus hinzu, das Haydn ebenfalls zu besorgen hatte. Wenn es anfangs auch ganz da nach aussah, als müsse er ein elen des Dasein fristen in totaler Abhän gigkeit und sich zudem weitaus „embsiger als bisher auf die Kom position ... legen" - immerhin war er nur Diener seines Herren mit all morgendlichem Befehlsempfang in vorgeschriebener Livree und da durch allein schon eingeengt -, so stellte er doch bald fest, wie vorteil haft, ja einmalig - nicht nur aus pe kuniärer Sicht - diese Anstellung an fürstlichem Hofe für ihn werden sollte. Er fand hier Musiker vor, die beachtliches, manche sogar größ tes Können auf ihren Instrumenten hatten. Vor allem aber stand ihm ein festes Ensemble zur Verfügung, ein quasi aus Berufsmusikern be stehendes Orchester, das weitaus besser war als die meist zusam mengewürfelten Liebhaberorche ster in einigen Städten. Haydn diente seinem Fürstenhause eine sehr lange, eine erstaunlich lange Zeit (1761-1790) - später mit viel größeren Freiheiten ausgestattet. Er blieb den Esterhazys beinahe zeitlebens treulich verbunden. Zu seinen vordringlichsten Aufgaben gehörte es, für den ständigen Be darf des Fürsten zu komponieren. Haydn machte aus dieser auferleg ten Pflicht eine Tugend. Er erprobte eine Vielzahl von kompositorischen Möglichkeiten in aller Stille und be einflußte damit sogar den Ge- Joseph Haydn (1732-1809); Stich von Johann Emst Mansfeld (1781) Biographisches: •geb. 31.3.1732 in Rohrau (Niederösterreich), gest. 31.5.1809 in Wien • 1740 Chorsänger der Stephanskirche in Wien • 1759 Kapellmeister bei Graf Morzin (1. Sinfonie) •1761 „Vice-Capel- Meister" (neben G. J. Werner) auf Schloß Esterhäza • 1766 alleiniger Dirigent bei Fürst Esterhazy • 1790 Auflösung der fürstlichen Kapelle • 1790/92, 1794/95 zwei Londonreisen • 1798 „Schöpfung" • 1801 Jahreszeiten"