künstlerisch damit auseinanderzu setzen, was sich so alles schon unter dem Teppich des Verschwei gens angesammelt hatte. Er mußte mit seiner Dreizehnten erneut Er fahrungen machen, die wie ein Rückfall in die Zeit von 1936 und 1948 anmuten, nur, daß es dies mal keine Polemik gegen die Musik war. Die immer noch gegängelte sowjetische Kritik schrieb denn auch sauertöpfische Verrisse oder legte textlich-inhaltliche Verände rungen nahe. Das Werk ver schwand dann schon bald nach der Uraufführung (18. 12. 1962, Philharmonisches Orchester Mos kau unter Kyrill Kondraschin) aus den Konzertsälen, durfte allenfalls MUSIKSCHULE Mertin am Wasaplatz Instrumental- und Gesangsunterricht für Kinder und Erwachsene Anmeldungen für das Schuljahr 1998/99 ab sofort Beratung: Mo-Fr 14-18 Uhr Musikschule Mertin Oskarstr. 2,01219 Dresden Tel. (0351)4714028 gelegentlich im Rundfunk gesendet bzw. erst wieder nach 1966 auf geführt werden (z. B. weit entfernt von Moskau, in Nowosibirsk). Den eigentlichen internationalen Erfolg brachte dann 1970 die amerikani sche Erstaufführung unter Eugene Ormandy, und 1973 durfte das Berliner Rundfunk-Sinfonie-Orche- ster (Thomas Sanderling) das Werk in die DDR bringen. Zum Werk: Alle Textteile der Sinfonie beruhen auf Versen von Jewtuschenko, für den vier ten Satz sogar eigens geschrieben. Im ersten der Gedichte, „Baby Jar“ be titelt, geht es um Massenmorde an ukrainischen Juden zur Zeit der deut schen Besatzung, zugleich aber um eine Abrechnung mit dem russischen Anti semitismus. Der 1. Satz (Adagio) ist ein weltliches Requiem, eine außerkirchliche Litur gie, basierend auf dem aus russisch orthodoxen Praktiken übernommenen Wechsel zwischen Vorsänger und Männerchor. Der Chor bewegt sich ein stimmig; im Verein mit dem Baß des Vorsängers wird Silbe für Silbe nach Art von Kirchen- und Volksliedern in engen Intervallen aufgereiht. Das Satzgerüst, das den hochexpressiven ersten Ab schnitt trägt, läßt sich auf zwei oder drei selbständig geführte Stimmen reduzieren; solche Einfachheit der Stimmführung erlaubt die Extreme zwi schen wuchtiger Klangentfaltung und