werden, wie alte Pläne und Zeich nungen es zeigen, oder wollen wir den Bau im Kern erhalten und die Gegenwart einbeziehen? Architek ten stehen immer wieder vor einer solchen Frage; warum nicht Musi ker, Komponisten auch? Schubert hatte im Spätherbst 1 828, wenige Wochen vor seinem Tod, erneut ein älteres Arbeitsbuch mit verschiedenen Kompositions skizzen zu einer D-Dur-Sinfonie, teilweise sehr alten, hervorgeholt. Er wollte diesen Plan nun endlich realisieren. Drei größere Satzteile für ein Allegro maestoso, ein An dante und ein Scherzo sind skiz zenhaft (in Klaviernotation mit gele gentlichen Instrumentationshinwei- Dresdner Piano-Salon FÜR MUSIKFREUNDE Konzertreihe „Mittwoch im Konzertkeller“ • August Förster • Yamaha • • Steingraeber & Söhne • • Schimmel • Seiler • • Sassmann-Cembalobau • Vermietung von Instrumenten Unsere Klavierbaumeister beraten Sie gern. Heinrichstraße 16 - Ecke Palaisplatz Tel.: 03 51/8 04 42 97 sen) erhalten, alle aber sind nur Bruchstücke und als solche nicht aufführbar. Im Schubertverzeichnis von O. E. Deutsch unter D 936 A sind diese Skizzen zu finden. Doch lassen sich Schuberts Vorstellungen von dieser Sinfonie erahnen, zei gen den großen Erfindungsreich tum, aber auch, wie sehr er nach neuen Möglichkeiten ringt, diese Gattung im Anschluß an Beetho vens bahnbrechende, aber für Schubert bedrückende Leistung auf neue oder doch andere Wege zu lenken. Und - wie gesagt - es sind nur Teile vorhanden, melodische Einfälle, lose aneinandergefügte Abschnitte, kaum mal ausgearbei tete Übergänge und Verbindun gen. Das entspricht dem Bild eines alten Schlosses, das noch niemals vollständig erbaut war und förm lich auf Ergänzung wartet. Mehr fach wurde der Versuch einer Re konstruktion gemacht (Peter Gülke, Brian Newbould, Pierre Bartho- lomee). Und dann kam Luciano Berio. Der aber ging einen ande ren Weg. Er wollte keine historisch getreue Reproduktion vornehmen, keine „Vollendung oder Rekon struktion" - wie er sich ausdrückte, sondern machte eine interpretieren de Übertragung, ein Schubertwerk aus heutiger Sicht, eine individu elle Ausleuchtung seines persönli chen Verhältnisses zu Schubert. Der englische Terminus Rendering bezeichnet eine solche Möglich keit, und so nannte Berio auch dieses Werk. Da läuft noch eine andere Musik mit, die Schuberts Biographisches: • geb. 31.1.1797 in Liechtenthal bei Wien, gest. 19.11.1828 in Wien • 1808 Schüler des Stadtkonvikts und Chorsänger in der Hofburg • 1813 Erste Sinfonie • 1814 Hilfslehrer • 1816 Vierte und Fünfte Sinfonie • 1818 Sechste Sinfonie; Aufenthalt in Ungarn • 1822 „Die Unvollendete" • 1823 schwere Krankheit • 1827 „Die Winterreise" • 1828 Große „ C-Dur-Sinfonie" Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten