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Vater mit, er schreibe „Concerte von ganz besonderer Art". So ver wirklichte er erstmals seine eigene, dramatische Konzeption, die das Klavier - ebenso wie auch andere konzertierende Instrumente - als Individuum begreift, ähnlich den Schauspielern, die auf der Bühne in unterschiedlicher Weise agieren und dem Zuschauer ständig über raschende Einsichten vermitteln. Mozart hatte das Klavier gleich sam sprechen gelehrt. „Der Solist deklamiert, fleht, klagt oder trium phiert, das Orchester spielt bedau ernd oder belächelnd mit, antwor tet, führt weiter, ergänzt" (Mathias Walz in: Harenberg Konzertführer, S. 572). In diese Zeit, konkret ins Jahr 1784, fiel auch die Entstehung des Klavierkonzerts B-Dur (KV 456). Am 12. Februar 1785 spielte Mozart das Werk erstmals in Wien unter Anwesenheit des Kaisers. Möglicherweise war es für Paris (für die blinde Pianistin Maria The resia Paradis) bestimmt, doch bleibt eine solche Vermutung im Dunkel der Geschichte eingehüllt und ist nicht mehr belegbar. Auffallend je doch sind die zahlreichen franzö sisch anmutenden Einflüsse in der musikalischen Gestaltung (Melo diebildung, Liedformen, Marsch- und Jagdmelodik/-rhythmik). Vater Leopold hatte selbst das Konzert gehört und berichtete begeistert an seine Tocher Nannerl: „... und hat te das Vergnügen, alle Abwechs lung der Instrumente so vortrefflich zu hören, daß mir vor Vergnügen Zur Musik 1. Satz: Eine ausgedehnte Tutti-Exposition (Allegro vivace, B-Dur, 4/4-Takt) im Marschrhythmus, der den gesamten Satz durchzieht, bringt beide Hauptthemen, angefangen in den Streichern und zu den Bläsern weitergetragen, herrlich nuancierte Farbmischungen hervorrufend. Der Solist wiederholt die Einfiihrungsgedanken im Wechselspiel mit den Streichern. Thematisch motivische und figurative Elemente lösen sich ab. Dem Durchführungsabschnitt gehört vor allem das ausladende Passagenwerk des Klaviers, und mit einer virtuosen Kadenz wird in den Schluß (Reprise) hinübergeführt. Eine knappe Coda mit Elementen der Orchestereinleitung beendet den frischen Satz. 2. Satz: Ganz in der Diktion einer französischen Romanze entwickelt der langsame Satz (Andante un poco sostenuto, g-Moll, 4/4-Takt) aus einer schlichten, elegischen Melodie eine Variationsfolge, in der dem Klavier mehr und mehr die Umspielungen zufallen und im Wechsel von Streichern und Bläsern sowohl Farben als auch Kontraste aufleuchten. 3. Satz: Der Finalsatz (Allegro vivace, B-Dur, 6/8-Takt) ist ein lebendiges, witziges Rondo (mit ständig wieder kehrenden Couplets) voller spielerisch-virtuoser Eleganz, eine Jagdmusik („Chasse“) in Motivik und Zeitmaß. die thränen in den äugen standen, als dein Bruder weg gieng, machte ihm der kayser mit dem Hut in der Hand ein Compl: hinab und schrie bravo Mozart. - als er herauskam zum spielen, wurde ihm ohnehin zugeklatscht." Aufführungsdauer: ca. 30 Minuten