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Parisreise (1777/78), eine ange messene Stellung zu finden, fehl schlug, mußten Vater und Sohn da mit vorlieb nehmen, sich in der längst erkannten Enge des Salzbur ger Hofes weiterhin zu etablieren. Aber Wolfgang hatte außerhalb Er folge gehabt, große Anerkennung gefunden - wie z. B. den triumpha len Erfolg seiner Oper „Idomeneo" 1781 in München - und sich nicht allein nur nach den starren Vor schriften eines einzigen Auftragge bers richten müssen. Er hatte die vielfachen Ausdrucksmöglichkeiten seiner Kunst zeigen, ja erfolgver sprechend vorführen dürfen und ei ne freie Luft geatmet. Mozart wollte unabhängig sein, glaubte, einer personifizierten Abhängigkeit ent fliehen zu können und kam sogleich in eine andere, nämlich die eines erstarrten Publikumsgeschmacks ei nerseits und eines Kampfes um das tägliche Brot andererseits. Die er ste Zeit im großstädtischen Wien können aber immerhin als die glücklichsten Jahre Mozarts ange sehen werden. 1782 wurde die „Entführung aus dem Serail" ein überwältigender Erfolg. Er heirate te Constanze Weber, die Schwe ster seiner einstigen Liebe, Aloysia. Seine Konzerte in den eigenen „Akademien" waren gut besucht, einträglich und erfolgreich. In ra scher Folge entstanden Kammer musikwerke, Sinfonien, Klavierkon zerte. Mozart war in Adelskreisen als Klavier- und Kompositionslehrer ein gefragter Mann und stand wirk lich um 1785, als knapp 30jähri ger, auf dem Zenit seines Ruhms. Doch bereits sein „Figaro" wurde 1786 in Wien nicht mehr so herz lich aufgenommen, seine Prager Sinfonie und der „Don Giovanni" fanden in Wien weniger Resonanz als noch vorher in Prag. Das Publi kum wollte den entschiedenen „Hang für das Schwere und Unge wöhnliche" - wie merkwürdig uns das heute auch klingen mag - nicht mehr teilen und blieb aus, obwohl Mozart gerade jetzt versuchte, so zu komponieren, daß sowohl Ken ner als auch weniger anspruchsvol le Hörer „Satisfaktion erhalten" könnten. Allerdings wollte er sich aber am reinen Vergnügen und dem Unterhaltungsbedürfnis der Hörer nicht mehr ausschließlich orientieren, sondern ganz persön lichen Vorstellungen und Empfin dungen Raum geben, er selbst sein oder es werden. Bereits 1786 gab Mozart seine letzte eigene Akade mie in Wien, und der einstige Publikumsliebling von 1783/84 mußte im Sommer 1789 erleben, daß sich in die Abonnentenliste für ein geplantes Konzert nur noch ein einziger Musikfreund einschrieb: der Baron van Swieten, Mozarts Freund und Gönner, der ihm einst die Bekanntschaft mit der Musik Bachs und Händels vermittelt hatte. Die letzten, seine wirklich großen drei Sinfonien entstanden 1788 ohne eigentlichen Auftrag, ebenso die späte Kammermusik, darunter das wunderschöne Klarinetten quintett (1789). Mozart mußte sich verschulden, trotz immer noch