vatorien zu sein und sich in ori ginärer Weise autodidaktisch ent wickelt zu haben. So war er offen sichtlich für manche „Modeerschei nung" weniger anfällig und hat in den meisten seiner Werke zu einer eigenen kompositorischen Sprache gefunden. Selbst seine freund schaftlichen Bindungen zur dama ligen musikalischen Prominenz, Persönlichkeiten wie Saint-Saens, Massenet, d'lndy und Franck gehören dazu, haben es nicht ver mocht, ihn stilistisch wirklich ab hängig zu machen. „Chabriers Stil ist immer reiner Chabrier", schrieb einst Vincent d'lndy. „Seine reiche Bildersprache, sein oft unerwartet aufbrechender Witz und vor allem der unwiderstehliche und überströ mende melodische Atem sind das Wesen seines Genies." Chabriers inneren Neigungen entsprachen mehr die leisen Töne und eine lyri sche Stimmung, mehr Empfindsam keit als Dramatik. Dennoch trat er mehrfach mit Bühnenwerken her vor, die sich aber alle nicht zu ganz großen Erfolgen auswachsen wollten. Im Sommer 1 882 reiste der Kom ponist mit seiner Frau Marie für ei nige Wochen nach Spanien und lernte die dortigen Volksweisen wie die „Jota aragones" oder die „Malaguena" kennen. Begeistert von der Besonderheit dieser Musik mit ihren melodischen und rhythmi schen Elementen, komponierte er nach seiner Rückkehr nach Paris die Rhapsodie „Espana", zunächst für Klavier. Er orchestrierte sie dann auf Anraten seines Freundes Lamoureux. Die Uraufführung der Orchesterversion (unter Lamoureux) am 4. November 1 883 verlief so erfolgreich, daß das Werk nicht nur unmittelbar wiederholt werden mußte, sondern am darauffolgen den Sonntag erneut vorgestellt wur de. Es wurde zu Chabriers bekann testem Werk. Die Themen der Rhapsodie sind keineswegs getreu lich kopierte Originalmelodien, sondern in deren Stil glücklich nachempfunden, die Rhythmen sind spanischen Tänzen entlehnt. Durch Harfenklänge, Pizzicati in den Streichern, Holzbläserklänge und durch Tamburinschläge wird der Zuhörer in der Einleitung auf das spanische Milieu, eine bunte, turbulente Klangwelt, eingestimmt. Im weiteren Verlauf bestimmen fünf charakteristische thematische Moti ve die Struktur. Sie dienen dazu, den Eindruck einer farbigen, fröhli chen und südländischen Welt zu vermitteln. Chabrier iniziierte stil bildend eine größere Anzahl von „espanoladas" in der französischen Musik, unter denen Saint-Saens „Havanaise", Debussys „Iberia" und Ravels „Rhapsodie espagnole" herausragen. Die Chabriersche Rhapsodie erscheint geradezu eine Vorwegnahme des Ravelschen „Boleros" zu sein. Der Spanier Ma nuel de Falla meinte: „Ich behaup te sogar, daß es Chabrier besser gelungen ist als allen Spaniern, uns so authentisch und genial die Jota der aragonesischen Landsleu te vorzuführen". Biographisches: •geb. 18.1.1841 in Ambert (Puy de Dome), gest. 13.9.1894 in Paris • zunächst Jura studium und Beamter im Innenministerium (1861-1879), nebenher private musikalische Ausbildung • 1881 bei Ch. Lamoureux Chorleiter und Begleiter für dessen Konzerte • 1884/85 Chordirigent am Theater „Chateau d'Eau" (Einstudierung von Wagners „Tristan") Aufführungsdauer: ca. 7 Minuten