sehen Gebilden. Die Wirkung aber kommt von innen, dem musikali schen Fühlen des Schöpfers und dessen Erspüren beim Zuhörer. Die Kunstfertigkeit des Schöpfers allein ist es aber, die solche Wirkungen zu erzeugen vermag, so daß nicht die Konstruktion allein Zweck und Ziel des Kunstwerks bleibt. Bereits die alten Meister haben z. B. ihre Fugen „konstruiert", denn nicht je de Tonfolge eignet sich als Fugen thema, doch wie diese Themen - nach strengen Regeln - verarbeitet werden und wirken können, hängt allein von der Schöpfungspotenz des Komponisten ab. Und nicht an ders ist es mit eben ganz neuen Konstruktionstechniken neuer Mei ster. Einer baut vielleicht neuartige Tonreihen auf (Schönberg z. B. legte zwölf unterschiedliche Töne in ih rer Folge fest), die - ebenfalls nach strengen Regeln als Ganzes ge kippt, gekanntet, gespiegelt, ge krebst, rhythmisch verändert - im mer wiederkehren, andere suchen weitere Lösungen und übertragen beispielsweise solche Verände rungsmöglichkeiten auf Parameter, wie Tondauer, Tonqualität, Klang farbe, Lautstärke u. a. m. (Messiaen z. B. versuchte dies, distanzierte sich allerdings später aber von der artigen Konstruktionen, weil ihm die einseitige Art der Musikauffas sung und die eigentliche Sprach- haftigkeit der Musik verlorenzuge hen drohte). Dutilleux begann an dere Wege zu gehen. Er nutzte die Möglichkeiten der „permanenten Variation". Aus einem motivischen Keim (z. B. ebenfalls einer Folge von Intervallschritten oder zusam mengesetzten Akkorden) gewinnt er ein Material, das er in verschie denen Richtungen auslotet, vor wärts und rückwärts, hoch und run ter und erzeugt einen zeitweise gleichbleibenden musikalischen „Zustand", den er bald aber schon in einen anderen Zustand (z. B. ei nen bestimmten eingefärbten Klang) überführt, um das Ohr we der durch Monotonie zu ermüden noch durch Uberkomplexität zu er schlagen. So entstehen aus Zustän den weitere „Stationen", deren Übergänge allerdings absolut flie ßend sind. Die sich jeweils an schließende Variation benutzt stets einen Teil des vorangegangenen Materials und stellt einen anderen Parameter in den Vordergrund. In der Beschreibung dieser Technik benutzt Claus Kühnl (Neue Zeit schrift für Musik 1/89, S. 8) das Bild eines wassergefüllten Ge fäßes. Beim Überlaufen wird das Wasser von einer weiteren Schale aufgefangen und so fort. Ist nach mehreren Variationen die ursprüng liche Gestalt des Zustandes zer setzt, beginnt ein neuer Teil. Soweit zur Technik. Doch - wie gesagt - dies ist die Äußerlichkeit (für den Fachmann bestimmt), also die Ur sache jeder Musik. Die Aussage selbst erst bestimmt die Wirkung. Dutilleux erweist sich als Dichter der Nacht und ihrer Geheimnisse. Der Traum gehört dazu und die Magie einer fernen, unerreichba ren Welt. Die Stille ist Teil der