spür für klangkoloristische Feinhei ten. Der vitalen Folklore, besonders Spaniens war er sehr verbunden („Bolero"), empfing aber auch An regungen aus der Musik altfranzö sischer Meister, z. B. bei Couperin („Le tombeau de Couperin") oder Rameau. Man kann Ravels Musik nicht anmerken, wie schwierig es ist, das Unbeschwert-Charmante, Zauberhaft-Leichte, Graziös-Spiele rische musikalisch auszudrücken. „Wir sollten uns immer daran erin nern, daß Sensibilität und Gefühl den wirklichen Inhalt eines Kunst werkes ausmachen" - meinte Ra vel. Seine Sensibilität war die eines Perfektionisten und sein Gefühl nicht gerade emotionaler Über schwang, sondern vornehme und gebändigte Zurückhaltung. Doch seine Musik solle bezaubern - sag te er ihrem Wesen nach aus schließlich Musik bleiben, die keiner philosophischen oder meta physischen Hintergründe bedürfe. Und so entstand auch die Konzert rhapsodie „Tzigane" - ein Auftrag der Geigerin Jelly d'Aranyi - ein zig aus musikalischen Erwägungen heraus. Zwei ihn immer wieder in teressierende musikalische Elemen te führte er zusammen, einerseits die lebensvolle folkloristisch ge prägte Melodik und Rhythmik - in diesem Falle die der Zigeuner andererseits die virtuosen Möglich keiten der Violine. Ursprünglich war das Werk nur für Violine und Klavier gedacht (Uraufführung im April 1924), doch bald schon in strumentierte Ravel dieses kammer ¬ musikalische Bravourstück und brachte es mit der Auftraggeberin am 30. November 1924 in Paris (Orchestre Colonne unter Gabriel Pierne) zur Aufführung. Angelehnt an die brillante Bravour der Werke Niccolö Paganinis und Franz Liszts, muß sich der Solist den ho hen technischen Anforderungen des Werks stellen. Aber das virtuo se Eiementwurdevon Ravel in enge Fesseln gelegt, mit musikalischen Mitteln „konstruiert" und so auf Wirkung ausgelegt, daß der Schein entstehen konnte, die spielerisch improvisatorische Lässigkeit eines Zigeunerprimas zu erleben. Das „Zigeunerische" liegt aber auch in gewissen melodisch-rhythmischen Stilmerkmalen und in der Art, wie die Komposition sich improvisato risch aus einer anfänglichen, großangelegten Solokadenz ent wickelt. Der Solist brilliert hier mit Läufen, Pizzicati und Trillern, mit schwierigsten Doppelgriffen und Flageoletts bis Harfenklänge das Orchester einführen und - getreu dem Lisztschen Modell - zum Czardas überleiten. Das geigeri sche Brillantfeuerwerk steigert sich weiterhin zu rasant-tänzerischem Wirbel. Ravel, insbesondere groß in der Fähigkeit, durch koloristi sche und dynamische Raffinesse enorme Steigerungen aufzubauen, gelingt es auch hier, aus einem ver hältnismäßig sparsamen Orche sterapparat großartige Wirkungen hervorzuzaubern und dem Solo part den ihm gebührenden Rah men zu geben. Biographisches: •geb. 7.3.1875 in Ciboure (Basses- Pyrenees), gest. 28.12.1937 in Paris • ab 1889 Studium am Pariser Conservatoire Klavier, Kontrapunkt und bei G. Faure Komposition •1914 Soldat • lebte ab 1920 in einer kleinen Villa in Montfort-I'Amaury bei Paris • seither Dirigate eigener Werke in europäischen und amerikanischen Städten • 1928 Ehrendoktor würde in Oxford • seit 1933 Lähmungs erscheinungen • 1937 Kopf operation, an der er starb Aufführungsdauer: ca. 10 Minuten