Maurice Ravel (1875-1937); Zeichnung von Ouvre (1911) Obwohl der Name von Maurice Ravel auf ewig mit dem „Bolero" verbunden bleiben wird, hat der Komponist sehr viel mehr Werke von hohem Rang geschrieben. Nicht umsonst ist die Zyklus-Reihe der Dresdner Philharmonie seinem 60. Todestag gewidmet, gehört Ravel doch zu den international herausragenden Komponisten, und sein CEuvre ist zum Kulturgut der ganzen Welt geworden. Heute gehören Ravels Klavier- und Orche sterwerke zu den meistgespielten Kompositionen des 20. Jahrhun derts. Der Name Ravel ist mit Klang, mit Klangrausch verbunden, mit war mer Sinnlichkeit und emotionalem Wohlgefühl. Unverwechselbar ist seine Klang- und Formensprache. Und immer wieder fasziniert er uns durch seine tänzerisch geprägten melodischen und rhythmischen Ein fälle, durch seine Gestaltungskunst und sein kolloristisches Raffinement. Obwohl Ravel oftmals in einem Atem mit dem 13 Jahre älteren Claude Debussy und demzufolge auch mit dem Impressionismus ge nannt wird, war er kein „Impressio nist" im engeren Sinne. Sicherlich hatte er viele Anregungen aufge griffen, hatte sich dem Phänomen der Klangfarbe hingegeben, ja hat Debussys „Prelude ä l'apres-midi d'un faune/Vorspiel zum Nachmit tag eines Faun" (1894) bewun dert, doch seine Sensibilität war völlig anders. Die verschiedenar tigsten modischen Trends und Ein flüsse, darunter auch solche ande rer Künste, also außermusikalischer Art, inspirierten ihn, immer wieder nach solchen Ausdrucksmitteln zu suchen, die Klangbewegungen, ei nen Klangrausch erzeugen und bis hin zu orgiastischer Extase führen konnten. Seine Melodik ist ge schmeidig, dabei scharf umrissen. Seine Harmonik ist durchaus als kühn zu bezeichnen, wenn auch in tonalen Bahnen verlaufend. Virtuo sität galt ihm als Ausdrucksmittel, nicht als vordergründige Manier oder gar Selbstzweck, auch, wenn er sie gern und immer wieder bewunderte und selbst einsetzte. Der Rhythmus war für ihn Trieb kraft, und der Tanz („La Valse") war für ihn Verschmelzung aus Sinnlichkeit, Bewegung und Musik. Sein besondersausgeprägtes Form bewußtsein entwickelte er bestän dig weiter und errang gerade da rin höchste Meisterschaft ebenso durch sein außerordentliches Ge-