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Charakterisierung einzelner musi kalischer Vorgänge eingesetzt und stellten im Klangspektrum der unter schiedlichsten Kombinationen eine eigenständige Farbe dar. In dem großartigen Tongemälde „Don Quixote" z. B. werden dem Solo- Violoncello und der Solo-Bratsche hohe solistische Aufgaben zugeteilt zur Darstellung des Titelhelden und seines getreuen Knappen Sancho Pansa. Aber damit verfolgte der Komponist nicht ein konzertieren des Prinzip. Das traditionelle Solo konzert erzählt und malt nicht, wie Strauss es wollte. Dort ist es reine Musik, die sich mit sich selbst be schäftigt, aus sich selbst heraus mo tivisch-thematisch entwickelt und fortführt. Strauss allerdings wollte lieber etwas erzählen, einen außermusikalischen Inhalt, eine programmgebundene Idee zur Grundlage haben. Musik war für Strauss das Leben selbst, eine Wi derspiegelung dessen, was Erle ben ist, nicht unbedingt nur im me taphysischen Sinne, sondern durch aus mit Realitätsbezug. Die enge Verbindung von Kunst und Leben, das Abbilden, das Widerspiegeln des Lebens in der Kunst hatten durchaus leitmotivische Bedeutung für das Schaffen des Komponisten. Dieses Werden und Vergehen, Schaffen, Formen, Wandeln und wieder Zerstören sind wie Tag und Nacht, Hell und Dunkel, Optimis mus und Endstimmung naturge gebene Lebensbedingungen, Ge gensätzlichkeiten, die in kunstvoller Darstellung ihren Platz finden und halten müssen. Dazu erschien ihm - durchaus verständlich - die Kon zertform wenig oder gar nicht ge eignet. Seine Solokonzerte sind deshalb meist durch äußere An lässe, durch Anstöße von interes sierten Solisten entstanden und werden somit gern als Nebenpro dukte in seinem CEuvre betrachtet. Dies wohl sehr zu Unrecht, denn sie alle haben nicht nur ihren Stel lenwert im Gesamtschaffen, son dern sind als wahre Kleinodien zu betrachten. Wie schon erwähnt, komponierte Strauss erst wieder im hohen Alter einige Konzerte, darunter sein Oboenkonzert. Es entstand kurz nach dem Kriegsende 1945 in Baden bei Zürich und wurde vom jungen amerikanischen Besetzungs soldaten in Garmisch, John de Lancie - im Hauptberuf Solo-Oboist im Philadelphia Orchestra -, ange regt. Strauss allerdings widmete das Werk seinem „Freunde Dr. Volkmar Andreae und dem Tonhal lenorchester in Zürich". Dort wurde es dann auch am 26. Februar 1946 mit dem Solisten Marcel Saillet unter Andreaes Leitung ur aufgeführt. Das Werk fand sehr rasch Eingang in die Konzertsäle der Welt und gehört heute zu den schönsten, reichsten Konzerten, die jemals der Oboe geschenkt wurden. Strauss hatte sich nach dem „dra matischen Testament" seiner Oper „Capriccio" (komponiert während des Krieges) innerlich von der Oper abgewendet. Er begann - Biographisches: •geb. 11.6.1864 in München, gest. 8.9.1949 in Garmisch • private Musik ausbildung (u.a. Fr. W. Meyer) • 1885 Kapellmeister in Meiningen, später auch in München und Weimar • 1888 „Don Juan" • 1889/90 „Tod und Verklärung" • 1895 „Till Eulen spiegel" •1898 Hofkapell meister an der Lindenoper Berlin • 1905 „Salome" • 1908 GMD in Berlin • 1910/11 „Der Rosenkavalier" •1919 Leitung der Wiener Staatsoper (gemeinsam mit Fr. Schalk) • 1933/35 Präsident der Reichsmusik kammer, danach freischaffend • 1935 „Die schweigsame Frau" • 1942 „Capriccio"