Richard Strauss als Achtzigjähriger Immer wieder ist zu beobachten, daß Komponisten bestimmte Gat tungen bevorzugen oder stiefmüt terlich behandeln bzw. gar nicht erst in ihrem Lebenswerk bedient haben. Johannes Brahms z. B. schrieb keine Opern, war sonst aber auf allen anderen Gebieten fleißig. Richard Wagner hingegen verstand sich vorrangig als Opern komponist, und Gustav Mahler komponierte Orchesterwerke und Lieder. Richard Strauss war aller dings sehr vielseitig, hat groß artige Tondichtungen und höchst aufwendige Opern geschaffen. Er komponierte auch zahlreiche Lie der, übte sich aber dafür wieder in starker Zurückhaltung bei der Kammermusik und war auch kein ausgesprochener Komponist für Instrumentalkonzerte. In seinen Jugendjahren entstanden zwar ei nige wenige Werke (ein Violin-, ein Hornkonzert und eine Burleske für Klavier und Orchester), in der Lebensmitte zwei konzertartige Klavierwerke für die linke Hand und dann erst im hohen Alter nochmals drei Werke (2. Hornkon zert, Oboenkonzert und Duett-Con certino für Oboe, Fagott und Orchester), insgesamt also doch wohl eine geringe Ausbeute. Das erscheint etwas verwunderlich, als Strauss viele herausragende Soli für alle möglichen Instrumente in seinen sonstigen Tonschöpfungen eingebracht hatte und seine dies bezügliche Meisterschaft auf sol chem Gebiet immer wieder bewei sen konnte. Er besaß in hohem Maße das Gefühl für das Einzel instrument und dessen spiel- und klangtechnische Eigenheiten. Man hätte also ohne weiteres erwarten können, ein spezielles Interesse auch für Solistenkonzerte in seinem Schaffen zu entdecken. Doch ge rade dies war dem Komponisten kein vordergründiges Herzens bedürfnis. Seine Soli in den Wer ken hatten eine ganz andere Funk tion. Sie sollten im Kontrast zum Gesamtinstrumentarium spezielle Effekte hervorbringen und sollten ebenso motivgebundene Aufgaben übernehmen. Sie wurden zur