ca" (1903) und später noch (1915) „Eine Alpensinfonie". Als junger Mann hatte Strauss nach ei ner aufregenden Bergtour „mit stei len Anstiegen, Verirrungen, Regen, Sturm und Nachtlager in einem Bauernhaus" (Brief von 1878 an seinen Lehrer Ludwig Thuille) „die ganze Partie auf dem Klavier dar gestellt. Natürlich riesige Tonmale rei und Schmarren (nach Wag ner)". 1902 versuchte er sich an der Arbeit eines viersätzigen Na turpoems, das er schon jetzt „Der Antichrist, eine Alpensinfonie" nen nen wollte. 1911 griff er den Plan wieder auf und begann, das Werk einsätzig auszuführen. Ob nun tatsächlich das Jugenderlebnis der Bergwanderung Anregung für das neue Werk war, ist nicht mehr fest zustellen. Doch einen symbolhaften Bezug zwischen Natur, Leben und Vergehen, zwischen Auf- und Ab stieg im Lebensrhythmus hatte es für den Komponisten unzweifelhaft gegeben. Natur galt seit alters her als göttliche Komponente der menschlichen Existenz. Das Gefühl für die göttliche Größe der Natur, Ausdruck der Gottnähe des Men schen, war spätestens seit Beetho vens 6. Sinfonie, der „Pastorale", in die Musik getragen worden. Doch Richard Strauss als Nietz sche-Jünger wollte, ja mußte an ders denken. Sein emanzipiertes Weltbild gründete auf einem pro- metheischen, entgötterten Naturbe griff. „Also sprach Zarathustra" entstand als Tondichtung frei nach Friedrich Nietzsche. In seiner frühen Oper „Guntram" (1894) hatte Strauss den Titelhelden die bekenntnishaften Worte sagen las sen: „Mein Leben bestimmt meines Geistes Gesetz; mein Gott spricht durch mich selbst zu mir!" Nur so wollte Strauss das Weltgefüge se hen, selbstbewußt und als Religionsverächter die Natur ver standen wissen. Strauss nutzte eine „Zwangspau se" zur eigentlichen Arbeit an sei nem Tongemälde, weil Hugo von Hoffmansthal den Text zum Opern projekt „Frau ohne Schatten" noch nicht liefern konnte. „Ich quäle mich inzwischen mit einer Sympho nie herum, was mich aber eigent lich noch weniger freut wie (!) Maikäfer schütteln", schrieb der Komponist dem Dichter 1911. Am 18. Mai 1911 starb Gustav Friedrich Nietzsche Friedrich Nietzsche hatte 1888 seine Schrift „Der Antichrist" geschrieben und 1894, dem Jahr der „ Guntram "-Urauf führung, erstmals ge druckt. Dort forderte er „die Ehrfurcht vor sich; die Liebe zu sich; die unbedingte Freiheit gegen sich" und „man muß geübt sein, auf Bergen zu le ben" und "ein neues Gewissen für bisher stumm gebliebene Wahrheiten" haben. Aufführungsdauer von „Eine Alpensinfonie": ca. 50 Minuten