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Das Tal (Ludwig Uhland) Cäcilie (Heinrich Hart) Wie willst du dich mir offenbaren, wie ungewohnt, geliebtes Tal? Nur in den frühsten Jugendjahren erschienst du so mir manches Mal. Die Sonne schon hinabgegangen, doch aus den Bächen klarer Schein; kein Lüftchen spielt mir um die Wangen, doch sanftes Rauschen in dem Hain. Es duftet wieder alte Liebe, es grünet wieder alte Lust; Ja, selbst die alten Liedertriebe beleben diese kalte Brust. Natur, wohl braucht es solcher Stunden, so innig (und) so liebevoll, wenn dieses arme Herz gesunden, das welkende genesen soll. Bedrängt mich einst die Welt noch bänger, so such' ich wieder dich, mein Tal. Empfange dann den kranken Sänger mit solcher Milde noch einmal! Und sink' ich dann ermattet nieder, so öffne leise deinen Grund, und nimm mich auf und schließ' ihn wieder, und grüne fröhlich und gesund. Wenn du es wüßtest, was träumen heißt von brennenden Küssen, von Wandern und Ruhen mit der Geliebten, Aug' im Auge und kosend und plaudernd, wenn du es wüßtest, du neigtest dein Herz! Wenn du es wüßtest, was bangen heißt in einsamen Nächten umschauert von Sturm, da niemand tröstet milden Mundes die kampfmüde Seele. Wenn du wüßtest, du kämest zu mir. Wenn du wüßtest, was leben heißt, umhaucht von der Gottheit weltschaffendem Atem zu schweben empor, licht getragen, zu seligen Höh'n, wenn du es wüßtest, wenn du es wüßtest, du lebstest mit mir!