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stellen? So entstanden eben auch Meisterwerke. Und die Linzer Sin fonie ist ein solches, ein festliches obendrein. Mozart verwendete so gar Trompeten und Pauken im langsamen Satz, wo andere Kom ponisten sich zumeist mit einer inti meren Klangfarbe begnügten. Aber er verzichtete auf Flöten und Klarinetten. Vielleicht gab es gera de keine solchen Musiker im Or chester. Hermann Abert, ein be kannter Mozartforscher, hielt diese Sinfonie für „das äußerlich glän zendste Instrumentalwerk dieser Zeit". Nirgends ist erkennbar, daß diese Sinfonie eilig komponiert wurde. „Nirgendwo zieht sich Mo zart, was doch verständlich wäre, auf erprobte Techniken oder gesi cherte Routine zurück. Vielmehr nimmt er aktuellste Anregungen sin fonischen Komponierens auf sehr persönlich gefärbte Weise auf" (Mathias Walz). Solche Anregun gen hatte Mozart von Joseph Haydn erhalten, seinem älteren, ihm freundschaftlich verbundenen Komponistenkollegen. Beide profi tierten nachweislich mehrfach von einander. Die langsame Einleitung beispielsweise kann durchaus als ein solches Haydn-Element angese hen werden, ebenso die großarti ge thematische Vereinheitlichung. Aber ganz Mozart, aus ihm selbst geboren, sind die schnellen Wech sel des Klangbildes und der Stim mungen: mal als Laut-Ieise-Kon- trast, mal als Änderung der harmo nischen Beleuchtung, mal in Form einer uminstrumentierten Passage oder in chromatischer Erweiterung einer melodischen Wendung. Und der ganze Reichtum an dramati schen Wirkungen ist so mozartty- pisch, daß dies wohl nicht hätte eigens erwähnt werden müssen. Ubersprudelnde Heiterkeit trübt sich ein, um noch lebendiger auf zustrahlen oder festlicher Glanz er fährt Brechungen, um sich daraus noch glänzender zu lösen. Aus alledem entsteht eine innere Span nung, die ihresgleichen vorher der gestalt noch nicht hatte, eine Tiefe, eine lebhafte, schillernde Größe. Und das war es denn auch, was Haydn meinte: „Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und dem Nahmen nach kenne". 3. Satz (MENUETTO, C-Dur, 3/4): Schon längst nicht mehr höfisch-zierlich klingt es aus diesem Tanzsatz. Fröhlich, selbstbewußte Töne werden angeschlagen. Im ländlerartigen Trio halten Oboe und Fagott eine reizvolle Zwiesprache. 4. Satz (Presto, 2/4-Takt, C-Dur): Das Finale entfaltet lebendigen, glutvollen Glanz, stürmt los, völlig ausgelassen und dann doch wieder beherrscht. Kammermusikalische Klarheit setzt gegen strahlenden Klangzauber aller Instrumente. Laut-leise-Kontraste, gelegentliche chromatische Wendungen und kurze Moll-Einschübe, das veränderliche Spiel mit Motivsplittern und neuartig erscheinenden Gedanken vermögen alle nur den einen Sinn zu haben, die Fröhlichkeit des Herzens, das gewinnend-schalkhafte Lächeln des jungverheirateten Komponisten so recht aufzuzeigen.