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ZUR EINFÜHRUNG 1878/90 setzte N. von Meck dem Komponisten eine Jahresrente aus. Als sie nicht mehr zahlen konnte, endete eine seltsame Freundschaft. Beide waren sich niemals persönlich begegnet. allgemeingültigen Anspruch sucht, ihn auch vertritt. So ist er in die Ge schichte eingegangen als einer, der der russischen Musik zu Welt ruhm verhalf und zum Vorbild der nachfolgenden Komponistengene ration wurde. Tschaikowski war im Vergleich zu vielen anderen namhaften Kompo nisten erst recht spät zur Musik ge kommen, obwohl er bereits als Kind intensiven musikalischen Un terricht genoß. Eine entsprechende Begabung war im Hause durchaus gefördert worden, doch seine El tern hatten ihn für eine Beamten Musik 1. Satz: Allegro moderato - Moderato assai - Allegro giusto, 4/4-Takt, D-Dur Gelassen und ruhig atmend beginnt die Orchester einleitung, das eigentliche Hauptthema nur durch ein Motiv andeutend. Doch bald schon entsteht der Eindruck ungeduldiger Erwartung, das tänzerische Thema bricht durch, blüht auf, dehnt sich. Faszinierende Wirkungen entstehen durch den strahlenden Orchesterklang, durch virtuose Umspielungen der Violine, durch Leidenschaft lichkeit und Energie, durch schwärmerische Zärtlichkeit. Nach einer bravourösen Kadenz des Soloinstruments erklingt von neuem ruhig und feierlich das Hauptthema, als sei ein neues Gleichgewicht zu finden. Dann aber steigert sich alles zum völlig entfesselten Schluß. laufbahn vorgesehen. Als 22jähri- ger begann er dann aber doch ein Studium an dem von Anton Rubin stein gegründeten Konservatorium in St. Petersburg und wurde schon nach drei Jahren, selbst noch ohne eigentlichen Abschluß, Theorielehrer am neuen Moskauer Konservatori um. Als Komponist machte er es sich selbst recht schwer, dies so wohl aus charakterlichen Gründen als auch aus akademisch erlernter Selbstdisziplin. Schüchtern, men schenscheu, unter seiner homose xuellen Veranlagung leidend, wurde der sensible junge Mann von gele gentlichen, aber schweren Depres sionen heimgesucht. Und doch arbeitete er bis zur völligen Er schöpfung, in seinem eigenen künstlerischen Selbstverständnis den Ausgleich suchend. Er dirigierte - anfangs ohne rechte Erfolge -, wenn er Gelegenheit dazu bekam, schrieb Kritiken, wo immer es ging, lehrte und komponierte mit Fleiß. Als ihm eine hohe Gönnerin, die reiche Witwe Nadjeschda von Meck, 1 878 eine gute Jahresrente aussetzte, gab er sein Lehramt auf, um als Komponist und Dirigent sei nen eigenen Weg zu beginnen. Großartige Werke entstanden seit her, z.B. einige Opern, darunter „Eugen Onegin", die vierte und fünfte Sinfonie, das Violinkonzert, Kammermusik, das Dornröschen- Ballett u.a.m. Tschaikowski war im Ausland berühmt geworden, wurde mehrfach zu Konzerten eingeladen, dirigierte auf zwei großen Tour neen (1888/89 durch Deutsch land, England und die Schweiz) eigene Werke. 1891 wurde er in den USA gefeiert, war auch 1 893 wieder im Ausland unterwegs und erhielt in Cambridge zusammen mit Saint-Saens und Grieg die Ehren doktorwürde. In seinem Wesen je-