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LV Kriege nur Mittel sind, um dieses Ziel zu erreichen, und als solche bewertet werden müssen. Deutschland ist in der Lage, den weitaus größten und ausschlaggebenden Teil seine- Bedarfs durch die Erzeugung im Inlands zu decken, wenn diese auf der bisherigen Höhe erhalten wird und der Verbrauch sich den ver änderten Verhältnissen anpaßt. Ich bin überzeugt, daß alle Kreise des Volkes sich der verantwortungsvollen Verpflichtungen dauernd bewußt blerben, die sich hieraus für sie ergeben. Uber diese Grundlage besteht wohl volle Übereinstimmung. In der Deputation ist nun eingehend über die Mittel verhandelt worden, die uns dem einen Ziel, das wir alle vor Augen haben, näher ¬ bringen. Sie entnehmen auS dem, was die Herren Bericht erstatter heute hier vorgetragen haben, und aus dem Anträge, der in 17 einzelnen Punkten das Ergebnis der Beratungen in der Deputation festlegt, daß alle praktische Arbeit in dieser Frage dazu führt, im einzelnen das begonnene Werk zu fördern, durch i vielfache einzelne Eingriffe die Schäden zu beseitigen, die sich im i Laufe der Entwicklung immer aufs neue und oft an unerwarteter Stelle zeigen. M. H.! Es ist wiederholt bemängelt worden, daß die Maßnahmen der Regierung in einer nachgerade sehr schwer überseh baren Menge einzelner Verordnungen verzettelt seien. Es ist eine weit verbreitete Annahme, aber freilich nichtsdestoweniger ein Irrtum, i daß die großen Umformungen, die für das Wirtschaftsleben not- « wendig geworden sind, grundsätzlich einfacher zu erzielen gewesen wären, daß es nur auf einen starken Willen hierzu ankomme und auf die starke Hand, die durchzugreifen vermag, um mit einigen wenigen Griffen die ganze Volksversorgung befriedigend zu ordnen. Eine solche Ansicht beruht auf mangelhafter Kenntnis der verschlungenen und höchst empfindlichen Lebensfäden unseres Wirtschaftslebens. Sie ist nur geeignet, falsche Vorstellungen von den Möglichkeiten zu erwecken, die wir haben. Selbstverständlich stehe ich nicht an zuzugeben, daß die behördlichen Maßnahmen nicht immer das Richtige getroffen haben. Die Regierung ist aber von dem Bewußtsein ihrer Pflicht durchdrungen — davon wird sich die Deputation überzeugt haben —, alle ihr zu Gebote stehenden Mittel anzuwenden, um den Bolksbedarf, insbesondere an Nahrungsmitteln, zu sichern, die Preissteigerungen zu hemmen und die Verteilung knapp werdender Vorräte ge recht zu regeln. Sie muß aber bei allen Kreisen des Volkes und namentlich bei denen, die zu einer der Regierung nur erwünschten Mitarbeit an der Lösung der Frage bereit sind, auf ein Verständnis dafür rechnen, daß es an der Natur dieser Aufgabe liegt, eine Lösung schrittweise und durch Inangriffnahme von den verschiedensten Punkten aus zu versuchen. Es ist mir eine Genugtuung, daß die Beratungen in der Deputation die praktische Arbeit wesentlich gefördert haben, denn cs kommt nicht auf eine schlagwortartige Formulierung unserer Ziele, sondern auf die sorgfältige und eingehende, arbeits reiche Prüfung jedes denkbaren Mittels an, das uns dem längst bekannten Ziele zuführt. (Abg. Günther: Sehr richtig!) Wenn die Regierung in der Lage war, in den Sitzungen durch ihre mündlichen Erklärungen manche Zweifel zu beseitigen und Ihnen tatsächlich Unterlagen für Ihre Entschließung zu verschaffen, so hat ihr wiederum die Aussprache in der Deputation wertvolle neue Aufschlüsse und Anregungen gegeben, für die sie nur dankbar sein kann. Sie hatte in der Deputation Gelegenheit, zu einem großen Teil der Fragen, zu welchen Ihre Anträge formuliert worden sind, Stellung zu nehmen. Sie wissen daher, und ich wiederhole es an dieser Stelle, daß ich in wesentlichen Punkten die Ansicht der Deputation teile und dort, wo ich über die Durchführbarkeit einer Maßnahme abweichender Ansicht bin, oder vor endgültiger Ent schließung noch das Einvernehmen mit anderen zuständigen Stellen zu suchen habe, in der Grundanschauung über unsere Aufgaben mich mit Ihnen in Übereinstimmung befinde. Daß wiederum die Vertreter aller Parteien in der Deputation in allen wesentlichen Punkten zu einem einheitlichen Antrag sich vereinigen konnten, ist mir eine wertvolle Gewähr dafür, daß wir auf der beschrittenen Bahn weiterkommen und daß wir Mittel und Wege haben, um alle Hoffnungen der Feinde auf einen wirtschaftlichen Zusammen bruch Deutschlands als trügerisch und nichtig zu erweisen. (Leb- Haftes Bravo! und Sehr richtig!) Abg. Bär (fortschr. Bp.): Regierung und Volksvertretung seien sich darüber einig, daß rS Lebensmittel in voller Menge gebe, d. h. daß man vollständig damit auskvmmcn könne, daß aber die Verteilung und Preis bildung keine ersreulichc gewesen sei. Nach den Erklärungen der Regierung in der Deputation und nachdem man allgemein die Klarheit gewonnen habe, daß cs notwendig sei, zur Herab minderung und Abwehr der Mängel weitere Maßnahmen herbei zuführen, hoffe er, daß es in Kürze gelingen werde, eine den Zeitverhältnisscn entsprechende Lösung des Problems herbciführcn zu können. Bei der Vorberatung am 23. November sei von mehreren Seiten ziffernmäßig nachgewiesen worden, daß die Herstellungskosten für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse lange nicht so hoch und in dem Maße gestiegen seien, wie die Produkte der Landwirtschaft. Redner führt hierfür einige Beispiele ans seiner Praxis an und geht insbesondere auf die Frage der Schweincpreise näher ein, wobei er auf die Denkschrift des Reichs tags (Neichstagsdrucksache Nr. 147) hinweist. Auch auf die Fleisch kartenfrage kommt er zu, die ausführlich in der Deputation ver handelt worden sei. Sie sei gewiß schwierig, aber nicht unlösbar. Schließlich bleibe die Fleischkarte als einziges Mittel übrig, um dem Umstande entgegenzutreten, daß die Beschränkung des Fleisch genusses in der Hauptsache bei den minderbemittelten Klassen ein- getrcten sei. Die Einführung der Fleischkarten müsse ernstlich erwogen werden, und seine Fraktion werde einem etwa ein gehenden Anträge zustimmen. Was die Milchfrage anlange, so habe er den Buttermangel in den Monaten Oktober, No vember, Dezember ganz begreiflich gefunden. Er se» alle Jahre eingctreten, wenn das Grünfutter aufgehört habe, und dieses Jahr mache er sich natürlich um so mehr geltend, als die Zufuhr an Kraftfuttermitteln fehle. Aber er hoffe, daß in dieser Beziehung nun auch wieder eine Besserung eintrete. Die Buttcrfragc stehe jetzt im Vordergrund der Diskussion. Nur drei Gebiete gebe cs im Deutschen Reich, das Königreich Sachsen, dann Groß-Berlin und noch das rheinisch-westfälische Industriegebiet, wo Butter in solchen Mengen verzehrt werde. Es werde da eben notwendig sein, nicht nur bei den ärmeren Volksschichten, sondern auch bei den wohlhabenderen Volksschichten eine Reaktion ein treten zu lassen. (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen Volks partei.) Die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft erkenne auä er an. Er gebe zu, daß die Wirtschaftsverhältnisse nicht liberal so günstig seien, wie sie der Hr. Kollege Günther hier geschildert habe. Die Rentabilität der Landwirtschaft hänge von der ört lichen Lage, dem Umfang und der Betriebsart der Wirtschaft und verschiedenen anderen Dingen ab. Deshalb werde man wohl die Verhältnisse nicht verallgemeinern dürfen. Aber das eine könne > er sagen, daß ihm aus Berwandtenkreisen, die lange in der Land- > Wirtschaft ständen, über das Erträgnis der Landwirtschaft ungefähr dasselbe gesagt worden fei, was der Hr. Abg. Wendorf über die Erträgnisse seiner Wirtschaft im „Berl. Tagebl." ausgeführt habe. Wenn man aber der Produktion zugestehe, daß sie die Preise > habe, daß sie existieren könne und auch etwas verdiene, damit sie zu weiterer Produktion angereizt werde, so werde man aus Billigkeitsgründen das auch dem Handel zugestehen müssen. Des- halb verstehe er den Antrag vr. Mangler und Gen. nicht. Der - Handel habe gerade genug Schwierigkeiten zu überwinden, wie er > an einigen Beispielen nachweist. In dieser Beziehung sei der Standpunkt der Regierung richtig. Die Regierung habe schon : früher einmal in einer Verordnung gesagt, daß bei der Preis- > bemessung auch die Marktverhältnisse mit zu berücksichtigen seien. I (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen Volk-Partei.) Es sei jeden- > falls auch bedenklich, wenn man ganze Berufsstände, wie das jetzt . gegenüber dem Handel geschehe, schlechthin al» Wucherer bezeichne i durch solche Borwürfe werde nur Mißtrauen und Unzufriedenheit n der Bevölkerung gesät. Die „Deutsche Tageszeitung" habe sich in dieser Beziehung auch manchmal etwas viel geleistet. Da möchte er doch einmal den Freunden der „Deutschen Tageszeitung" einiges aus der „Allgemeinen Deutschen Mühlenzeitung" zum Ge- »ächtnis bringen. Die bringe einen Bericht über die Ergebnisse »er Aktiengesellschaft „Stettiner Dampfmühle", einer Gründung »er Pommerschen Landwirtschaftlichen Hauptgenossenschaft, deren troßaktionäre jedenfalls heute noch die Großgrundbesitzer dort seien. Sott sei bei einem Aktienkapital von 600 000 M. ein Reingewinn von 577 000 M. erzielt worden (Hört, hört! bei der Fottschritt- ichen Bolkspartei.) also über 90 Proz. (Lebhaftes Hört, hört! bei der Fortschrittlichen Bolkspartei.) Tas sei eine großagrarische Gründung. Die Großagrarier verständen es also ganz vorzüglich, in Geschäft zu machen. (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen bolkspartei.) Die Deutsche Mühlenzeitung schließe ihre Be merkungen mit der Hoffnung, daß angesichts solcher Tatsachen die unberechtigten Bemerkungen über Sriegsgewinne in Großmühlen n der Deutschen Tageszeitung doch endlich einmal aufhören ollten. Einen angemessenen Gewinn dürfe man weder der Land- vittschaft noch dem Handel verweigern. (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen Bolkspartei.) Landwirtschaft, Handel und Ge werbe müßten nicht nur die Selbstkosten decken, sondern sie müßten auch einen angemessenen Gewinn haben für den eigenen Lebens unterhalt. Wenn aber Dividenden von 25 bis 30 Proz. in Vurstfabriken, Brot- und Zuckerfabriken und Mühlen verteilt würden gegenüber 5 und 10 Proz. im Frieden, so werde das Naß des Berechtigten weit überschritten. Eine solche Ausnutzung >er Notlage des Staates und des Volkes zu privaten Vorteilen, ei nicht berechtigt. (Sehr richtig! bei der Fortschrittlichen Volks- ^artei.) Anerkennen müsse er, daß die Regierung bemüht ge- vcsen sei, im Bundesrate nachdrücklich Besserung in den Schwierig eiten mit der Lebensmittelversorgung herbeizuführen, bedauerlich ei aber, daß sie die vielen Widerstände, die sich ihr hierbei ent- zegengestellt hatten, nicht alle habe überwinden können. Er chließe mit der Hoffnung, daß die angeregten Maßnahmen den lewünschten Erfolg haben möchten. (Bravo!) Abg. Nitzschke. Leutzsch (nl.): Seine politischen Freunde erkennten an, daß sich die Tepu- ation mit Ernst und Eifer der ihr gestellten Aufgabe unterzogen habe, und erklärte ihre Übereinstimmung mit den in der Depu- ation gefaßten Schlüssen. Tie Hauptentscheidung in allen diesen Zragen liege ja beim Reiche, und in dieser Beziehung müsse er agen, daß man vollständig unbefriedigt über die Maßnahmen der Reichsregierung sei. (Sehr richtig! Mitte.) Das Unglück sei, daß die Stellen, welche die Entscheidung in der Hand hatten, keine Fühlung mit den breiten Schichten des Volkes besäßen, sonst müßten manche Entschließungen anders ausgefallen sein. (Sehr richtig! Mitte.) Wenn man sic dazu bringen würde, die unpartei ischen Ratgeber zu hören, so würde nach seiner Ansicht auch noch manches erreicht werden. Wenn einmal festgestellt werden sollte, daß große nationale Werte verloren gegangen seien durch die Art und Weise,wie dieErnährungsfrage von den maßgebendenStellen behandelt worden sei, lehne seine Partei schon heute jede Verantwortung ab. Aus dem Bericht, besonders aus den Regierungserklärungen ersehe man, daß von Seiten der maßgebenden Stellen die ganze Sache nicht so aufgesaßt worden sei, wie sie hätte aufgefaßt werden sollen. Seine Partei habe an die Königliche Staatsregierung die Frage gestellt, wer denn überhaupt in bezug auf die Getreidepreise die Ratgeber der Regierung gewesen seien. Auf diese Frage werde eine Antwort nicht erteilt. Ebenso fehle im Berichte die Aufklärung, warum wieder nichts zu erreichen gewesen sei in bezug auf die Getreidepreise. Er wisse nicht, ob die Vertreter der Staatsregierung bei den Bundesratsverhandlungen auf alles das hingewiesen hätten, was sie bei der Begründung der ver schiedenen Anträge hier gehört hätten. Es müsse doch ein Leichtes sein, die Majorität, die einmal vorhanden gewesen sei, nun auch für den Zweck einer Verbilligung des Getreides zu gewinnen. (Sehr wahr!) Dieselbe Entschuldigung habe man dafür, daß die Staffelpreise bestehen bleiben sollten, die bemängelt worden seien und mit Recht in Wegfall kommen müßten. Die ganze Hand habung sei seiner Ansicht nach eine durchaus parteiische (Sehr richtig!), und hierüber müsse er seinem Befremden Ausdruck geben. Bei der Industrie und einem Teile des Gewerbes scheue man sich nicht, in der rigorosesten Weise vorzugcheu, während, soweit die Getreideprodultion in Frage komme, man immer nur mit Glacehandschuhen zufasse, wenn man sich über haupt einmal entschließe, zuzufassen. Er könnte eine Menge Beispiele aus Handel und Industrie bringen, die klar und deutlich bewiesen, daß mit zweierlei Maß gemessen werde. Seine Partei habe dann eine Landcsgetreidestclle gefordert. Auch diese habe die Sächsische Regierung bei der Reichsregierung nicht durchzusetzcn vermocht. Vielleicht entschließe sich die Re gierung einmal dazu, um solche Forderungen zu erreichen, die Mittel anzuwenden, die das Königreich Bayern anwende. Tas Königreich Bayern scheine in dieser Beziehung mehr Erfolg zu haben. Nun habe die Staatsregierung versprochen, daß sic, um etwas zu tun, doch einmal den Mahllöhnen nachgehen wolle, und sie hoffe, in dieser Beziehung auch etwas zu erreichen. Er sei sehr damit einverstanden und würde es mit Freuden begrüßen, wenn es der Regierung möglich wäre, etwas zu erreichen. Aber er bitte die Staatsregicrung, nicht nur bei der verarbeitenden Industrie, sondern auch einmal bei den Erzeugern nachzusehen, ob dort etwas zu erreichen sei, sonst könnte man doch leicht auf den Gedanken kommen, daß eine unterschiedliche Behandlung stattfinde. Daß das Ergebnis der Kartoffelbcstandsaufnahme, die in Sachsen durchgeführt worden sei, bis heute noch nicht bekannt sei, sei sehr bedauerlich. Es werde wirklich langsam Zeit, daß die Staatsregierung erfahre, wieviel Kartoffeln in Sachsen eigentlich zur Verfügung ständen. So umständlich und schwer könne das doch wirklich nicht sein, und er möchte im Namen seiner politischen Freunde darum bitten, daß hier eine andere Gangart eingeschlagen werde, damit man zum Ziele komme. Wenn die Staatsregicrung das Ergebnis der Kartoffelbestandsaufnahme aber noch nicht kenne, so dürfe sie auch nicht für die Kartoffclversorgung selbst ihre Schlüsse ziehen, wie sie im Berichte festgelegt worden seien. Dort sei weiter gesagt, daß die Staatsregierung auf dem Stand punkte stche, eine allgemeine Herabsetzung der Preise könne nicht in Aussicht genommen werden; schon jetzt würden die Kartoffel preise vielfach als zu niedrig angesehen. Doch jedenfalls wieder uur von den Kreisen, die an den hohen Preisen ein Interesse hätten. Es gebe bekanntlich immer Leute, die nie genug be kämen. (Sehr richtig!) Er bitte doch die Staatsregierung, sich nicht immer die Interessenten als Sachverständige ausznsuchen, sondern auch einmal zu hören, ob allgemein diese Preise als zu niedrig angesehen würden. Nun habe die Staatsregierung in der Deputationsberatung zugegeben, daß daß Reich in bezug auf die Erledigung der Kartoffelfrage zu spät eingegriffen habe. (Sehr richtig!) Er gebe ohne weiteres zu, daß in bezug auf die Schaffung der Futtermittel Schwierigkeiten vorhanden seien, gebe aber nicht zu, daß diese Schwierigkeiten, oder vielmehr die Preis steigerung und die Einwirkung der Preissteigerung aus die Fleisch erzeugung, auf die Milcherzeugung so groß sei, wie sie dargestellt i werde. Man dürfe nicht die höheren Futtermittelpreise als i Cchutzschild für jede, auch für jede unberechtigte Preissteigerung anführeu. Auch in bezug, auf die Beschaffung von Futter- : mitteln werde mit zu großer Umständlichkeit gearbeitet. : Bei allen Angelegenheiten schöben sich gewisse Stellen zwischen : Regierung und Volk, Produzenten und Verbraucher, welche die i Angelegenheit regeln wollten, aber meistenteils nur eine gewisse - Verwirrung hineinbrächten und sich für die Sache Gebühren bezahlen . ließen und so zu einer Verteuerung und Verschlechterung der An- > gelegenheit beitrügen. (Sehr richtig!) Verwunderlich sei, daß die t Gerste nur zur Hälfte beschlagnahmt worden sei. Aus welchem Grunde sei das geschehen? Sei das geschehen, daß der Groß- gnindbsitzcr einen Artikel Habei» solle, an dem er sich unnötig be ¬ hübe sich aber dock) gezwungen gesehen, nach einigen Richtungen hin die StaatSreglerung noch zu bitten — da» stehe unter II des Berichtes — beim Bundesrate und Reichskanzler noch weiter hin tätig zu werden, und unter v, soweit eS zur Kompetenz der Staatsregierung innerhalb Sachsen» gehöre, auch nach verschiedenen Richtungen hin noch einzugreifen, um den geschilderten Mißständen zu steuern. Unter III habe die Deputation Stellung nehmen müssen zu den während der Deputationsberatungen eingebrachten Anträgen. Sie habe es in der ersichtlichen Weise getan. Rach der Richtigsprechung zweier geringfügiger Druckfehler im Berichte empfiehlt der Redner die Annahme der Anträge. (Bravo! rechts.) Berichterstatter Abg. Lauge-Leipzig (soz.) unter Hervorhebung, daß die auS S. 22 des Berichtes ersichtlichen j Anträge einstimmig gefaßt worden seien, und nach einigen all- > gemeinen Bemerkungen zu den Verhandlungen in der Deputation: Er möchte zu Antrag 1 einiges ausführen. Die Deputation , wünsche, daß die Mahllöhne und überhaupt die Unkosten, die vom Prob»,zenten bis zum Verbraucher entstünden, nachgeprüft werden. ! Derselbe Gedanke trete unter v 1 zutage. Er meme, es sei doch > etwas Sonderbares, wenn in den 27 Bezirkskommunalverbänden die Schwankungen des Brotpreises eine so starke sei, daß in , einem Verbände das Brot nur 14 Pf. das Pfund koste und i in anderen 19 Pf. Irgend etwas müsse dem doch zugrunde liegen, und aus diesem Grunde werde eineNachprüfuug crwünschtsein. Es mache einen komischen Eindruck, wenn wirtschaftliche Einheiten , im Siedelungsgebiete der Stadt verschiedene Quanten Brot ver teilten, verschiedene Rationen und Preise hätten usw. Auf diesem i Gebiete würde noch manches zu verbessern sein. Ob die Mahl- löhne zu hoch seien, werde die Nachprüfung ergeben. Sonderbar sei, daß im vorigen Jahre 60 Großmühlen zu hohe Dividende ausgeschüttet hätten. Entweder hätten sie spekuliert mit Getreide, oder die Mahllöhne seien so gering, daß sie diese Dividende hätten verteilen können. Zur Kartoffelfrage habe der Minister des Innern beim Landeskulturrat erklärt, ein Mangel an Kartoffeln könne bei i einer Ernte von 52 Mill. Tonnen nicht eintreten. Theoretisch sei das richtig, praktisch aber erlebe man hier gerade das Gegenteil, ganz besonders bei den Städten im Westen des Reiches. (Zuruf: Ganz besonders in Dresden!) Im Handel, in Genossenschaften usw. seien ungeheure Summen Geldes verloren gegangen, well sie sich rechtzeitig mit Speisekattoffeln eingedeckt und nicht erwartet hätten, daß die Regierung nachträglich mit Höchstpreisen kommen würde; nun müßten sie ihre Kartoffeln zu diesen Höchstpreisen abgeben. Dieses verspätete Eingreifen habe manches derartige im Gefolge gehabt. Bei den Kartoffeln möchte er vor allem auf die Be standsaufnahme Wert legen. Er müsse das heute in der Öffent lichkeit wiederholen, weil die Regierung seines Erachtens der Bestandsaufnahme gar keine so große Bedeutung beimesse. Er sei auch mit der Regierung überzeugt, daß genug Kartoffeln vorhanden seien; aber warum könne man das nicht schwarz aus weiß nachweisen? Es müsse doch den falschen An gaben beizukommen sein. Dann möchte er besonders den Antrag 11, 4 hervorheben, den Wunsch nach Stallpreisen. In der Verordnung des Bundesrates vom 4. November seien Höchst preise für Schlachtschwcine nach dem Lebendgewicht festgesetzt. Dementsprechend seien auch die Preise für frisches Schweinefleisch fest gesetzt worden. Wer trage aber gegenwärtig den Unterschied zwischen Stall und Schlachthaus? Den wolle niemand tragen. Es würde eine wesentliche Wirkung haben, wenn Stallpreise festgesetzt würden, so daß dann die Zufuhr zu den größeren Schlachthöfcn besser sein könne, als es gegenwärtig der Fall sei. Hier in Dresden werde bezahlt nach dem Schlachtgewicht 1,63 M., 1,75 M. und 1,79 M. das Pfund des geschlachteten Schweines. Wie solle da der Fleischer in der Lage sein, das Fleisch mit 1,45 M. wieder zu verkaufen? Man solle nicht Unmögliches verlangen, denn die Fleischer müßten sich dann auf andere Weise dafür schadlos halten und nähmen bei Fett, Wurst und so weiter um so viel mehr. Wenn 5000 t Schrot zum Abschluß vor» Mästungsverträgen ver teilt »vorder» seien, die Hälfte an die Kommunalverbände, die Halste an die Schlachthöse, so sei diese Menge allerdings zu klein, um einen wesentlichen Einfluß zu haben; aber er möchte es be grüßen, daß man auf diesem Wege dem Fleischmangel praktisch beizukommen suche. Uber den Futterzucker sei in den Anträge»» nichts enthalten. Die Negierung habe, wie man aus dem Bericht ersehe, in entgegenkommendster Weise erklärt, daß sie sich gegen die Erhöhung der Zuckerpreise wenden würde. Er möchte die Regierung ersuchen, sich mit aller Kraft im Bundes räte dagegen zu wehren, daß man infolge der Eingabe der deutschen Zuckerindustriellen an den Reichskanzler, die den Preis des Rohzuckers von 12 M. auf 14 M. erhöht wissen wollten, mit einer Steigerung des Zuckerpreiscs in diesem Jahre zu rechnen habe und rechnen müsse. Er würde das im Interesse der Volks- ernährung bedauern. Die Butter- und Fettvetteilung sei gewiß ein schwieriges Problem. Gegenwärtig sei es so, daß man den Ärmste»» entgegenkommen wolle, und so würden für Personen mit einein Einkommen unter 1600 M. Butterkarte und «marke ausgegeben. Aber die Hälfte davon würde keine Butter kaufen, wen»» sie die Butterkarte nicht bekäme, sie würde sich mit Fett ihren Verhältnissen nach begnüge»». Wolle man zu einer gleichmäßigen Verteilung kommen, so werde man doch zu dem Mittel greifen müssen, das eine Einschränkung im allgemeinen im Verbrauch zur Folge haben würde. Wo es aber unmöglich fei, durchzukommen, werde das einzige übrigbleiben: Beschlagnahme, Preisfeststellung und Verteilung. Seine Partei wünsche, daß nicht für jedes Nahrungsmittel, aber für die wichtigsten, doch schließlich, wenn anders nicht bcizukommen sei, dies doch das einzige bleibe. Er glaube, wenn auf diesem Gebiete noch mehr getan werde, als bisher geschehen sei, und in dem Sinne, wie hier in diesen An trägen niedergelegt worden sei, so würde ein gut Stück weiter gekommen werden. (Bravo! links.) Ltaattzmimster Graf Vitzthum v. Eckstädt (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Die Verhandlungen in der Deputation haben der Regierung eine sehr erwünschte Gelegenheit gegeben, die überaus wichtige Frage der Volksernährung mit Ihnen erneut rückhaltslos zu besprechen und eingehend zu beraten. Der im Eingang der schriftlichen Regierungserklärung gekennzeichnete Standpunkt ist auch von der Deputation als die gegebene Grundlage des weiteren Ausbaues anerkannt worden, und ich freue mich, daß der Hr. Mitberichterstatter Abg. Lange die Anerkennung dieser Grundsätze soeben »nit solcher Bestimmtheit ausgesprochen hat. Wem» der Hr. Mitberichterstatter hierbei es als unverständlich bezeichnet hat, daß die Regierung eine Aussprache mit dem Parlament oder mit den Abgeordneten scheue, so möchte ich dazu erklären, daß sich die Re gierung niemals vor einer Verhandlung mit dem Parlament und einer sachlichen Aussprache gefürchtet hat. Das, was sie als unerwünscht bezeichnen mußte, war, daß die Frage in der öffentlichen Sitzung in derselben Leidenschaftlichkeit be handelt wurde, mit der dies vor Einberufung des Landtages vielfach in der Presse geschah. Die Öffentlichkeit hat gewiß ein Recht auf Aufklärung. Aber diese Aufklärung wird um so sachgemäßer sein, wenn die Regierung und das Parlament die Frage vorher in nichtöffentlicher Deputationsberatung sachlich eingehend durchberaten haben. Dafür ist ja der Erfolg der Deputationsberatung der beste Beweis; denn, m. H., die Depu tation konnte sich, wie ich hoffe, von dem Ernst des Willens der Regierung überzeugen, der ungewöhnlichen Schwierigkeiten Herr zu werden, welche die Anpassung des gesamten Wirtschaftslebens an die durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse bietet. Diese Anpassung kann sich nur unter dem Zeichen des Schutzes der Verbraucher und der Erhaltung der Leistungsfähigkeit der inländi schen Gütererzeugung vollziehen. Ich bin mir bewußt, daß die auskömmliche und preiswerte Versorgung des ganzen Volkes daS alleinige Ziel ist, daß alle Maßnahmen, ein schließlich der Förderung der Landwirtschaft, in diesem