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18 auSstellung Dresden 1911 für ihre Beteiligung an dieser Aus- stellung. Besucht wurde die Sammlung von 14 238 Personen. Der Rückgang gegen die außergewöhnlich hohe Besucherzahl des AuSstellungSjahreS 1911 ist zum Teil begründet in den Wochen- lang anhalte,»den Bauarbeiten an den Heizungskanälen im Zwmgerhose, da diese Arbeiten den Zugang zur Sammlung er schwerten. Zeitbestimmungen wurden im Observatorium an 72 Abenden vorgenommen und dabei 195 Fixsterndurchgänge aus genommen und berechnet. Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers wurde die elektrisch gesteuerte Normaluhr unter dem Zwingertorturm der Öffentlichkeit übergeben. Diese Uhr hat sich im ersten Betriebsjahre durchaus bewährt. Der Direktor wohnte im Austrage des Kultusministeriums und der Generaldirektion der Königl. Sammlungen als Vertreter der sächsischen Negierung der im Oktober zu Paris tagenden internationalen Zeitkonferenz bei. Diese Pariser Verhandlungen dürften sich in Bälde zu inter nationalen Beschlüssen verdichten, von denen einer der wertvollsten die Vereinheitlichung und Regelung des internationalen Zeitdienstes auf radiotelegraphischem Wege sein wird. Es war daher für den Mathematischen Salon als maßgebende Stelle für den Zeitdienst der Königl. Sächsischen Staatsbahnen und für einen Teil der öffentlichen Uhren Dresdens anzustreben, sich dieses internatio- nalen Zeitdienstes zunächst insofern zu bedienen, als für das Observatorium die Möglichkeit geschaffen wurde, die Funken-Zeit zeichen der deutschen Gebestation Norddeich und der Eiffelturinstation aufzufangen, und zwar ohne Aufbau von Aufnahmemasten, welche die Zwingerarchitektur beeinträchtigen könnten. Diese zu Ende des Berichtsjahres mit einem Einfachdraht von 20 m Länge als Auf- fangevorrichtung, unter der freundlichen Mitwirkung des Physikers Warmbach, Loschwitz, vorgcnommenen Versuche verliefen zufrieden stellend. Die Erwerbungen im Jahre 1913 waren besonders er freuliche und beachtliche. Außer der Aufstellung eines neuen kleinen Pultschrankes zur Aufnahme der Rechenhilfsmittel sind in diesem Jahre nur kleinere Veränderungen und Umstellungsarbeiten vorgenommen worden; dagegen konnten die Konservierung^ arbeiten in größerem Umfange fortgesetzt werden. Besucht wurde die Sammlung von 15 779 Personen. Für den Zeitdienst wurden im Observatorium an 46 Abenden 122 Fixsterndurchgänge durch den Konservator ausgenommen und berechnet. Die Empfangs station für die Funkenzeitzeichen des internationalen Zeitdienstes wurde nach umfänglichen Versuchen am 28. April endgültig in Betrieb genommen. Von diesem Zeitpunkte bis zum Jahres schlüsse erfolgten an 189 Tagen 448 Vergleichungen der draht losen Zeitzeichen mit den Normaluhren des Observatoriums. Davon entfallen 378 Vergleichungen auf das Zeitzeichen des Eiffelturmes und 70 Vergleichungen auf dasjenige der deutschen Gebestation Norddeich. Da sich in jedem Falle eine Überein stimmung dieser Funkenzeitzeichen mit den im Observatorium ge wonnenen astronomischen Zeitbestimmungen bis auf geringe Bruch teile der Sekunde ergab, ist die Einrichtung dieser drahtlosen Empfangsstation zu einem sehr wertvollen Hilfsmittel des sich immer mehr erweiternden Zeitdienstes geworden. 11. Bibliothek. Die Königl. öffentliche Bibliothek wurde nach den Zugangs- Verzeichnissen im Jahre 1912 um 12316 (1911: 16807) Nummern mit 14 397 (20 681) bibliographischen Bänden vermehrt. Bon diesen sind 8424 (9135) durch Kauf, 374 (232) durch Tausch, 5599 (11314) geschenkwcise an die Bibliothek gelangt. Wenn die Zu gangsziffer erheblich hinter der des Jahres 1911 zurückbleibt, so erklärt sich dies aus dem zufälligen Umstande, daß die Bibliothek im Jahre 1911 außergewöhnlich reich mit Geschenken bedacht wurde; allein aus dem Hohlfeldschen Nachlasse und der Albert- Fuchs-Stiftung flossen ihr rund 3000 Nummern mit rund 4000 Bänden zu. Ein Vergleich mit dem Jahre 1910 (10 496 Werke mit 12 642 bibliographischen Bänden) gibt ein zutreffenderes Bild von der regelmäßigen Weiterentwicklung der Bibliothek. Neu aufgestellt wurden 13 345 (10062) Buchbinderbände. Die Höhe dieser Zahl findet ihre Erklärung darin, daß auS Mangel an Arbeitskräften ein Teil der Geschenke von 1911 erst im Jahre 1912 bibliothekarisch bearbeitet werden konnte. Nebeneinander gestellt, würde der Zuwachs von 1912 einen Raum von 236 (226) laufenden Metern beanspruchen, die für den Ankauf verausgabte Summe betrug 47 820,35 M. Nach Wissenschaften ver teilt, fallen von den neuerworbenen 14 397 bibliographischen Bänden auf das Gebiet der Geschichte und geschichtlichen Hilfs wissenschaften 3402 (5324) Bde., das Gebiet der Sprachen und Literaturen 1555 (2058) Bde., das Gebiet der Kunst einschl. Musik 2294 (4091) Bde., alle übrigen Gebiete 5169 (4373) Bde. Nicht in diese Berechnung einbezogen sind 1697 (3433) Schul- und Uni- verfitätsschriften und 280 (1402) Handschriften. Die Handschriften- sammlung der Bibliothek wurde um 280 Nummern vermehrt. Aller vierzehn Tage fanden Ausstellungen der Neuerwerbungen im Lesesaale statt, die fleißig besucht wurden. Die Bibliothek war an 297 Tagen von 9—2, an 221 Tagen außerdem noch von 4—6 Nhr geöffnet. Die Zahl der abgegebenen Bestellzettel be trug 52 183 (48 230). Durch Verabfolgung der gewünschten Bücher konnten 38 014 (35 277), also 72,85 (73,14) Proz. Bestellungen erledigt werden. Unerledigt blieben 4842 (4170), also 9,28 (8,65) Proz., weil die Bücher verliehen, 564 (560) -- 1,08 (1,16) Proz., weil sie zurzeit uicht verleihbar waren. In 8763 (8223) Fällen, also bei 16,79 (17,05) Proz. aller Entleihungsgesuche, versagte leider die Bibliothek, weil die Bücher nicht vorhanden waren — ein im Verhältnis zu anderen größeren Bibliotheken recht erheb licher Prozentsatz, der beweist, daß die Erhöhung der für die Ver mehrung der Bibliothek bestimmten Summen mit dem schnellen Wachsen der literarischen Erzeugung nicht Schritt gehalten hat. Nicht inbegriffen in die oben gegebene Zahl der Bestellungen sind die Anfragen des Auskunftsbureaus der deutschen Bibliotheken in Berlin. Es liefen im Laufe des Jahres 4845 (4166) ein; in 339 (265) Fällen besaß die Bibliothek das ge suchte Buch — ein recht günstiges Zeugnis für den Reichtum unserer Bibliothek an älteren Beständen, da es sich hierbei nur um Seltenheiten handelt, die der Königl. Bibliothek in Berlin und meist auch den preußischen Universitätsbibliotheken fehlen. Der Lesesaal wurde von 17 614 (15 741), also im Durchschnit täglich vou 59,31 (53,00) Personen besucht. Bon ihnen wurden, abgesehen von der jedem ohne weiteres zugänglichen Hand bibliothek, 21 396 (20 064) Druckschriften und 620 (945) Hand schriften benutzt. Verliehen wurden in Dresden 29 613 (26988), nach auswärts 4877 (4956) Buchbinderbände sowie 249 (236) Hand schriften. Im Jahre 1913 betrug die Vermehrung der Königl. öffentlichen Bibliothek nach den Zugangsverzeichnissen 12 764 (1912: 12 316) Nummern mit 14 722 (14 397) bibliographischen Bänden. Durch Kauf wurden 7406 (8424), durch Tausch 342 (374), als Geschenke 6974 (5599) Bände erworben. Neu eingestellt wurden 15 818 (13 345) Buchbinderbände. In dieser Zahl befinden sich rund 4500 Programme aus den Jahren 1908 bis 1913, die wegen Mangels an Arbeitskräften erst jetzt bearbeitet werden konnten. Die Einkäufe mußten mit Rücksicht auf die verfügbaren Mittel stark eingeschränkt werden; es wurden für den Bücherkauf im ganzen 41941,50 M. (gegen 47 820,35 M. im Vorjahre) ver ausgabt, und auch das war nur dadurch möglich, daß die General direktion der Königl. Sammlungen der Bibliothek aus Sonder mitteln Beiträge gewährte für den Ankauf einiger musikgeschicht lich wichtiger Drucke und Handschriften auf der Auktion Boerner, für die Erwerbung der Faksimileausgabe der 42 zeitigen Guten berg-Bibel und für andere Zwecke. Dabei entfällt auf die Zeit- fchnften mehr als ein Drittel und mit den ebenso unentbehrlichen Fortsetzungen zusammen sogar weit über die Hälfte der Ausgaben, wobei nicht zu übersehen ist, daß mit Rücksicht auf die anderen in Dresden bestehenden Bibliotheken weite Gebiete wie Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik, Technologie in unserer Bibliothek fast gar nicht, andere wie Rechtswissenschaften, Philosophie, PLda gogik, auch Kunstwissenschaften nur schwach nut periodischer Litera tur vertreten sind. Die bevorstehende Einrichtung eines Zeitschriften lesezimmers wird zweifellos die Neuanschaffung von mancher bisher nicht oder antiquarisch bezogenen Zeitschrift notwendig machen. So wird die Kaufkraft unserer Bibliothek durch die fortwährende Ver mehrung der wissenschaftlichen Zeitschriften und die stete Zunahme ihres Einflusses auf die Fortentwicklung der Wissenschaften stark in Anspruch genommen — ein Los, das sie mit allen andern Biblio theken teilt. Für Einbände wurden 10 778,40 M. (11391,40 M.) ausgegeben. Von den neuerworbenen Werken entfallen auf das Gebiet der Geschichte und geschichtlichen Hilfswissenschaften 3969 (3402), der Sprachen und Literaturen 1495 (1555), der Kunst ein- chließlich Musik 1582 (2294), der übrigen Wissenschaften 5738 5169), bibliographische Bände, außerdem: Schul- und Univer itätsschriften 1829 (1697), Handschriften 109 (280). Auch die Hand - chriftensammlung wurde vermehrt. Die Ausstellungen von Neuerwerbungen, die auch dieses Jahr aller vierzehn Tage im Lesesaale stattfanden, werden immer fleißiger besucht. Die Bibliothek war an 296 (297) Tagen von 9 bis 2 Uhr, an 218 (221) Tagen außerdem von 4 bis 6 Nhr geöffnet. Von den 55 421 (52183) eingegangenen Bestellungen konnten 40 691 (38 014), also 73,42 (72,85) Proz., durch Verabfolgung der ge wünschten Bücher erledigt werden, während 5335 (4842), also 9,64 (9,28) Proz., erfolglos blieben, weil die gewünschten Schriften verliehen, 439 (564), also 0,79 (1,08) Proz., well sie aus dienst lichen Gründen nicht verleihbar waren. Die Zahl der Be stellungen, die nicht erledigt wurden, weil die Bücher nicht vor handen waren, beträgt 8956 (8763), also 16,15 (16,79) Proz. aller Fälle. Dem AuskunstSbureau der deutschen Bibliotheken in Berlin konnte auf 4919 (4845) Anfragen in 271 (339) Fällen das Vor handensein der gesuchten, durchweg seltenen Schriften mitgeteilt werden. Der Lesesaal wurde von 18004 (17 614), also durch schnittlich täglich von 60,82 (59,31) Personen besucht, denen 22 535 (21396) Druckschriften und 841 (620) Handschriften zur Benutzung vorgelegt wurden. Nicht berücksichtigt ist dabei die jedem ohne weiteres freistehende Benutzung der Hand bibliothek des Lesesaals. Verliehen wurden am Orte 30 028 (29 613), nach auswärts 5508 (4877) Buchbinderbände an Druckschriften, ferner 419 (249) Handschriften. Eine Erleichterung der Benutzung der Bibliothek bedeutet die An schaffung eines photographischen Apparates (Famulus III). Ist er auch zunächst für Wiedergabe im Interesse der Bibliothek be stimmt, so wird doch auch den Benutzern dadurch Gelegenheit ge boten, für einen billigen Preis gute Wiedergaben von Hand schriften und dergleichen (Schwarzweiß-Aufnahmen auf Brom silberpapier bez. BromsilberfilmS oder Plattenaufnahmen) zu be kommen. Seit Ende Mai 1912 wurden etwa 150 Aufnahmen gemacht. Erwähnenswert ist noch, daß das geräumige Unter geschoß des Japanischen Palais, das lange Zeit den Sammlungen des Vereins für Sächsische Volkskunde als Unterkunft gedient hat, jetzt aber durch die Errichtung des Landesmuseums für Volkskunst frei geworden ist, für Bibliothekszwecke eingerichtet worden ist. Hier sind neun geräumige Büchersäle geschaffen und mit eisernen Bücherregalen (System Lipmann) aus der Fabrik von Netter L Jacobi in Straßburg ausgestattet worden, die sich im Jahre 1914 um vier weitere Säle vermehrten und nun für mindestens 100000 Bände Raum bieten. Zugleich wurden die Heizanlagen erheblich erweitert und ein elektrischer Aufzug für Personen- und Bücherbeförderung eingebaut. Druck vo« B. G. Teubner kn Dresden.