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Sächsische Staatszeitung : 16.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191507169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19150716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19150716
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-16
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 16.07.1915
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Landtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitnng. Nr. 13. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat DoengeS in Dresden. 1915. Landlagsverhandlungen seien habe, schließe er sich hinsichtlich der Kohlenfrage au. Faktoren nähmen das weg. Wenn und da» wolle gewiß etwa» heißen — (tzeiterkett) kein sei noch ratungen worden, verstoßen De. el» Er Be- n. Kammer. (Fortsetzung der Sitzung vom 14. Juli vorm.) und auszuschalten wenigstens taufspreise einsührte, so seien Abg. Schreiber (kons.): Obgleich seine Partei der Meinung gewesen sei, daß der Antrag Nitzschke eigentlich durch die Verordnung des Ministeriums des Innern, durch die Regiernngsdenlschrist wie euch durch die Bundesratsverordnung bereits in den Hauptsache» überholt worden sei, so sei ihr doch dieser Antrag durchaus nicht unerwünscht gewesen, weil sie auch dadurch Gelegenheit gehabt habe, einmal eine eingehende Kritik an den Maßnahme» zu üben, welche die Negierung während des Krieges getroffen habe, und dann di« schweren Angriffe zurückzuwelse», die von der Öffentlichkeit gerade in der gegenwärtige» Zeit vielfach gegen die heimische Landwirtschaft erhoben worden seien. Man dürfe hoffen, daß aus den Ergebnissen wie aus den Erfahrungen des letzten Kriegsjahres die nötige Folgerung gezogen werde und daß in bezug auf die Polksernährung wertvolle Verbesserungen eiutreteu würden. Tie Verbesserungen, welche die Bundesrats» Verordnung vom 28. Juni bring«, habe er mit großer Freude begrüßt. Er teile in der Hauptsache auch die Anschauungen, welche die Negieruug in ihrer Denkschrift ausgesprochen habe, und hoffe insbesondere, daß durch das erweiterte Selbstverwal- tungsrecht der Kommunalverbände Vielsache Übelstände beseitigt würden, die bis jetzt zutage getreten seien. Turch die ganze» Verhandlungen aber habe sich wie ein roter Faden die An schauung durchgezogen, daß unsere Landwirtschaft verantwortlich zu machen sei für die Teuerung, die jetzt aus dem LebenS- mittelmarkt zutage getreten sei. Man sei über die Landwirt schaft hergefallen, und tatsächlich sei in kurzer Zeit der Bauer, der Laudwirt, der meislgehaßte Mann im Volke geworden Er wolle nicht etwa in eine Polemik gegen die anderen Parteien de» Hauses eintreten, er respektiere gern den Burgfriede», aber er könne die Versicherung gebe», sie hätten das, was sie bei diesen Verhandlungen gehört hätten, gewissenhaft gebucht und würde» bei späteren Gelegenheit«» die Anschauungen der ver- schiedene» Parteien wieder in Anrechnung bringe». (Sehr gut! rechts. Hört, hört!) Von einem Riesengewinn der Landwirt schaft könne unter de» gegenwärtigen Verhältnissen durchaus keine Rede sein, denn die Produktionskosten der Landwirtschast seien in den letzten Jahren ins Ungeheure gestiegen. Redner wies dann insbesondere die Angriffe deS Abg. Lange gegen die Landwirte zurück. Allerdings habe Hr. Abg. Günther ein hohes Lied ans unsere Landwirtschaft gesungen, aber ihni sei dabei etwas un heimlich zu Mute geworden (Heiterkeit iu der Mitte.), denn dieses Lob der Landwirtschaft stehe in einem direkten Widerspruch zu de» Anschauungen, die seine Partei sonst vertreten habe. (Abg. Günther: Bitte, lesen Sie doch meine Rede nach! Abg. Or. Dietel: Beweis dafür!) Daß die Sozialdemokratie auf Grund ihrer politischen Weltanschauung den Landwirten im all gemeine» nicht freundlich gesinnt sei, da» könne man ihr nicht verübel», aber daß auch von der nationallibrralen und freisinnigen Partei die Meinung ausgesprochen worden sei, die Landwirtschast müßte iu Kriegszeiten auch einmal ihrem Berufe nachgehen, ohne daß sie auf Deckung ihrer Unkosten rechnen könnte (Abg Dr. Dietel: Ta» hat doch niemand behauptet und verlangt!), kaS stehe ganz entschieden im Gegensatz zu früheren Ausführungen dieser Herren. Man könne doch nicht verlangen, daß der Landwirt unter seinen Produktionskosten die Leben-mittel abgeben solle! (Abg. Günther: Das hat kein Mensch verlangt!) Wenn vielleicht ein einzelner Landwirt sich Überschreitungen hab« zu Schulden kommen lassen, so verurteile er wie seine Freund« diese unsaubere» Ele mente auf- allerentschiedenste. (Sehr richtig! rechts.) Aber sie müßten sich ganz entschieden dagegen verwahre«, daß man sür derartige Ausnahmen den ganzen Stand verantwortlich mache. Marr gestehe doch auch ihnen die Existenzberechtigung zu, die man sie die ersten, die alles Jahre. (Zuruf in der Mitte: Dit sind vielleicht nicht so vorsichtig, die Bayerischen!) Die breiten Volksschichten hätten sicher ein Recht darauf, daß die Höchstpreise herabgesetzt würden. (Sehr richtig! bei der fortschrittlichen Volkspartei.) ES müsse bei den Höchstpreisen eine Preispolitik ver folgt werden, die e» den weniger bemittelten Volks- klassen ermögliche, ihrer Kaufkraft entsorechend ausreichende Lebensmittel zu kaufen. (Sehr richtig! bei der fortschrittlichen Volk-Partei.) Eine solche Preispolitik bezeichne er als eine nationale Aufgabe der Regierung und der sächsischen Volks vertretung. (Sehr schön! bei der fortschrittlichen Volkspartei.) Tie Sicherung der Ernte und die daniit Hand in Hand gehende allgemeine Mobilisierung der Lebensmittel, ihre zweckmäßige Verteilung und Verbilligung würden ein weiteres Pfand bilden jür das Turchhalten und den endgültigen Sieg deS deutschen Volles. (Bravo!) Abg. Or. Niethammer (nl): Tein ganzen Gange der Verhandlungen über die ganze Materie könne man entnehmen, welches lebhafte Interesse man im Land» tage habe, diese Frage hier im Plenum zu besprechen. (Abg. Nitzschke-Leutzsch: Sehr richtig!) Man brauche in dieser Hinsicht glücklicherweise die Sorge nicht mehr zu haben, daß das Ausland aus diese» Ausführungen Kapital sür sich schlage. Er lasse es dahingestellt, ob England in seiner Selbstüberhebung wirklich die Verhandlungen des Landtages im einzelnen verfolge. Er möchte nur wünschen, daß es dies mit der nötigen Gründlichkeit täte, dann könnte eS nur die Bestätigung dessen finden, daß au ein Aushnngern in Teutschland und auch in Sachsen nicht zu denken sei. (Sehr richtig!) Auf Einzelheiten eingehe» möchte er im Hinblick aus die eingehenden Teputationsberatungen nicht. (Sehr richtig!) Nicht unwidersprochen aber möchte er die längeren Ausführungen des Abg. Schmidt lassen; der habe die Interessen dec Landwirtschast in einer Form vrrtreten, die wohl etwas über das Maß feiner Stellung als Abgeordneter hinausgehe. (Sehr richtig!) Dem Abg. Lange, der in humorvoller Weise die ver schiedenen Merkmale der Meinungsverschiedenhriten hervorgehoben über die Volksernährung-frage geltend gemacht das Bedenken, daß es gegen den Burgfrieden möchte, wenn man hier eine Frage anschnctd.', unterstützten, was in dieser Mit großer Freude hätten sie , , . BundeSratSverordnung die Versorgung der Bevölkerung mehr iu die so in die Parteiengegensätze, vor allen Tingen in di-Interessen gegensätze hineingreise, wie es die Brotsrage tue (Sehr wahr! in der Mitte.) Aber um so höher sei es anzuerkennen und nm so mehr dürfe man sich freuen, daß man sich durch dieses Bedenken nicht habe abhalten lassen, diese Angelegenheit hier öffentlich zur Sprache zu bringen. (Sehr richtig!) Er möchte sagen, daß ein: Betätigung des Burgfriedens, wie sie in der Teputatio» und auch in diesen Beratungen hier an de» Tag getreten sei, in weiterem Sinne dem sehnlichsten Wunsche Rechnung trage, daß aus der Not unseres Vaterlandes, die das Volk zusammen- geschweißt habe gegen den äußeren Feind (Sehr richtig'), auch ein: Quelle inneren Friedens für die Zeit nach dem Kriege hervor- gche. (Bravo! in der Mitte. Hört, hört! bei den Sozialdemo kraten.) Und er könne als Vorsitzender der Deputation anerkennen, daß alle Parteien sich ernstlich bestrebt haben, dem wichtigsten, dem großen vaterländischen Gesichtspunkt, um den es sich Handl«, lebhaften Ausdruck zu geben und zum Ziele und zum Erfolge z» verhelfen. (Lebhafter Beifall bei den Nationalliberalen und bei der fortschrittlichen BolkSpartei.) Hinsicht geschehen könne, begrüßt, daß durch die Staatsminister Graf Vitzthum v. Eckstädt (nach den stenographischen Niederschriften): M. H.! Tie sehr eingehenden Beratungen der I. Deputation haben das erfreuliche Ergebnis gehabt, daß sämtliche Parteien zu einer gemeinsamen Formulierung ihrer Wünsche hinsichtlich der Richtlinien gelangt sind, die ihnen für die weitere Behandlung der Ernährungsfrage als wesentlich erscheinen. Ties muß um so höher bewertet werden, als zweifellos je nach dem Standpunkt, den der einzelne im wirtschaftlichen Leben einimmt, das Gewicht der in Betracht kommenden Umstände sehr verschieden beurteilt werden kann. Wenn es der Teputation gelungen ist, das Für und Wider bei so vielen Einzelfraaen doch auf einer mittleren Linie zum Ausgleich zu bringen, so darf dies als eine wertvolle Bestätigung angesehen werden, daß alle Parteien in Lem Willen einig sind, gegenüber den großen Aufgaben der Zeit ave Sonder- wiiusche zurücktreten zu lassen. Tie Negieruug, die für Ihre Be ratungen, soweit eS ihr irgend möglich war, Material zur Verfügung gestellt hat, nimmt mit Interesse von dem Gesamtergebnis Kennt nis. Daß die gestellte» Anträge zum großen Teil nur durch Entschließung der zuständigen NeichSstellen erledigt werden können, ist bekannt. Ter Gang der weiteren Verhandlungen in» Bundes rat über wirtschaftliche Maßnahmen muß selbstverständlich auch auf die Stellung der Staatsregiernng von Einfluß sein, die nicht im voraus und ohne Kenntnis der Unterlagen, die in diesen Ver handlungen beigebracht werden, sich auf Einzelheiten sesilege» kann. Sie steht jedoch nicht an, zu erklären, daß sie sich mit dem grundsätzliche» Wunsche der Kammer, jeder nicht durch die Ver hältnisse unbedingt gebotenen Verteuerung der Lebenshaltung namentlich der ärmeren Bevölkerung entgegenzuwirken, in vollem Einklang befindet. (Beifall recht» und in der Mitte.) Abg. Günther (sortschr. Vp.) dankte zunächst dem Verfasser des Berichtes Hrn. Abg. Göpfert sür seine unermüdliche Tätigkeit und Ausdauer. (Lebhafte Zu stimmung.), wofür ihm gewiß die Anerkennung des Hauses nicht versagt werde. (Bravo!) Gewiß handle es sich bei den von der Vertretung des sächsischen Volkes in Übereinstimmung mit der Staatsregierung gefaßten Beschlüssen nur um Wünsche, welche die Stautsregierung im Bundesrate vertreten solle, das schließe aber — und das habe auch der Hr. Minister des Innern deutlich genug zu erkennen gegeben — nicht aus, daß man im Bundesräte diesen reiflich erwogenen Beschlüssen volle Beachtung schenken werde. Bei der Beratung in der Deputation sei ihr Augenmerk daraus gerichtet gewesen, der Bevölkerung auch in Zukunst Lebensmittel in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen zu sichern. Es handle sich nicht um die Erhaltung eines einzelnen Standes, sondern eS müßten möglichst alle Berufsstände dem großen deut- schen Vaterland« erhalten bleiben. (Sehr richtig! recht- und in der Mitte.) Aber die Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirt schaft müsse um des Ganzen willen erhalten bleiben. Tiefe Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtshaft sei in der Teputatiou von verschiedenen Seiten voll anerkannt worden. Ti« heutigen Ausführungen deS Hrn. Abg. Schmidt-Freiberg könnten aber au der Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft gewiss« Zweifel auskomm«» lassen. Die Leistnugssähigkeit der deutschen Land- Wirtschaft lasse sich jedoch an der Hand der Ernteberichte über zeugend nachweisen. Selbst unter Berücksichtigung der Btvölkeruug-- z'inahme könne niemand den glänzenden Aufstieg der deutschen Landwirtschast in den letzten 30 Jahren bestreiten. Redner bewies die- durch statistische Zahlen über daS Brotgetreide. Nicht allein aber beim Brotg-treide zeig« sich eine gewaltige Zunahme, sondern auch bei den Futtermitteln. Daher werde nach Einbringung der Ernte wohl auch die Futtermittelnot behoben sein. In der Pro duktivität stehe die deutsche Landwirtschast unter den Kulturvölkern an allererster Stelle, und die großen Erträgnisse der deut schen Landwirtschast, unter der die sächsische Landwirtschaft die erste Spitze einnehme, beruhten nicht etwa aus dem Zollschutz, sondern auf anderen Ursachen (Sehr richtig!), besonders aber aus der Intelligenz und der Tüchtigkeit der deutschen Landwirte. Au- allen diese» Tatsachen ergebe fick, daß auch bei einer mittleren Ernte Lebensmittel in Dculschland genügend erzeugt würden Di« iniinrr st«ig««de Produktion d«r Leben-mittel im eigenen Londe werde sich weiter fortsetzen. Er wisse wohl, daß «ine intensivere Betriebsweise auch größere Aufwendungen erfordere, besonder» zu KriegSzeiten. AuS solchen Erwägungen heran» stimme er und seine Fraktion bei der Festsetzung der Höchstpreise dafür, daß diese für Getreide und sein« Rachprodukte und für Cp«is«kartosfeln nach land nicht nachmachen. Hier wäre so et» Punkt, deutsche Art, »eutscheS Wesen und deutsche Kultur zu beweisen. Nun sage man: a, wenn Höchstpreise festgestellt werden und die» geschehe nicht ach den gegenwärtigen Produktionskosten, daun gesährde man di« rrodnltion. Aus ditsru Standpunkt könne man sich nur dann testen, wenn man den Krieg al- «ine dauernde Einrichtung be- trachle- Redner streift dann kurz einige Wünsche, z. B. lasse man die sanitären Maßnahmen ganz und gar außer acht. Was heut« z. B. an Wurst fabriziert werde, das habe nur noch de» Namen niit der Wurst gemein. Und so sei es auch auf dem Gebiete der Marmeladen und auf dem Gebiete der Milch. ES wäre da zu wünschen, das, im Interesse der Gesundheit deS Volkes di« Regie- rung nicht allzuweit die Zügel schleifen ließe. Auch die sogenannte Liebesgabenindttstrie habe da recht große Sünden begangen. Was a an Qualität und Quantität geboten werde, grenze an Wucher. >aS Deutsche Reich habe seine Zölle an den Grenzen aufgehoben, damit das,^vas hereinkomme, nicht noch versteuert werde. Aber der Staat Sachse» habe seine Schlacht- und Übergangssteuer nicht aufgehoben. In Sachsen verbiete man Versammlungen, die sich mit der Lebensmitteltenerung beschäftigen wollten. In Bayer» verbiete man den Wucher und setze auf ihn Gefängnisstrafen. Er ntine, es ließe sich auch auf diesem Gebiete noch etwas mehr von eite» der Negierung, tun. Erfreulich sei die Vundesratsverordnung, die gestern durch das Wolsssche Tepeschenburcau bekannt geworden lei, über die Braunkohlenindustrie, die zwangsweise Zusammen schlüsse und Preisregulierunge» erstrebe. Gerade die sächsische Negierung hätte aus diesem Gebiete ein großes Feld der Tätigkeit. ES sei doch nicht unbekannt, daß ein Prager Konsortium säst die ganze sächsische Brauiikohlenindustrie in seine Hände gebracht habe (Sehr richtig!), sodaß nicht nur die sächsische Industrie, sondern auch die Bevölkerung auf die Tauer gefährdet werden könne. Tie BundeSratSverordnung biete die Handhabe zur Abhilfe. Redner ging daun näher auf die Ausführungen des Abg. Schmidt ei» und schloß niit der nochmaligen Feststellung, daß genügend Nahrungsmittel in Deutschland vorhanden seien, daß man sich aus dies m Grunds auch nicht scheuen solle, Hand anzulegen, daß sie sür jeden und zu einem annehmbare» Preise zugänglich (Beifall link- ) dem Durchschnitt« der letzten zehn Jahr« zuzüglich rin«S durch dr» Krieg-zustand bewegten durchschnittlichen Mehraufwandes fest, zusthe» seien. Tabei lasse er keinen Zweifel aufkommen, daß di« jetz gen Höchstpreis« zweifellos zu hoch und auch durch die höheren Aufwendungen in der Landwirtschaft während der Kri«gSzrtt keineswegs gerechtfertigt seie«. Mo« erwart« im allgrm«ine« Mitb«richtersta»ter Abg. Schmidt-Freiberg (kons.): Wenn auch der Bericht niit Recht davon spreche, daß die lcblüsse einheitlich gefaßt worden seien, so möchte er doch paar Erläuterungen zu verschiedenen Beschlüssen geben.deshalb, weil vielleicht sonst ihr« Haltung draußen nn Lande nicht voll- stündig verstanden werde. Menn davon gesprochen worden sei, daß starke Meinungsverschiedenheiten über die Malene zntage ge- tre en seien, o sei das bei allen derartigen Angelegenh Nen ja nur natürlich, weil die verschiedenen Parteien t» ihren Grund- anfchauungen verschiedene Ausfassungen vo» einer Sach« haben müßten. Wenn eS aber trotzdem zu einer Einigung gekommen s-j so beweis« da», daß auf allen Seiten ein starker Emigm-g»- Wille und ein einigende« Moment vorhanden gewesen sei, nämlich die Verfolgung des Zwecke-, der Bevölkerung LebcnSmit el zu annehmbaren Preisen zu versorgen. Also über da- Endziel seien sich alle einig gewesen, nnr nicht völlig einig über den einznschlagenden Weg. Tie Konservative» seie» von vornherein der Ansicht ge wesen, daß dir Sicherstellung der Ernährung deS Kolkes nur mog- lich sei durch die Sicherheit de« Produktion. " l«> ganz natürlich, daß, wenn die Sicherstellung der Pro- dnktio» unbedingt nötig sei, naturgemäg dann auch v,e Höchstpreise der Produktion gemäß bewilligt werden muffen. Wenn sich in Zukunft wieder einmal eine Anordnung w>« die Bereitstellung von Dauerwaren notwendig machen sollte, so bitte er die Regierung, doch auf dem Wege des Gehrimerlasses der artiges anzuordneu, damit daS Publikum nicht erst in Angst und Sorge versetzt werde. Gegen die Beschlagnahme der Kartoffeln hätten sie gewisse Bedenken gehabt, sie hätten sich aber mit dem Worte „Sicherstellung" einverstanden erklärt. Wie diese erfolgen solle, wisse er heute aber noch nicht. ES sei gar nicht anders möglich, als daß man die Sicherstellung dadurch herbeisühre, daß die Versorgung der G-samtbevölkerung durch die Kommnnalvcrbande ersolge. Tem Anträge, daß den Kommunalverbänden die Selbst- wirtschast gestattet würde, hätten sie sich angeschlossen,- er möchte bei dieser Gelegenheit aber den Wunsch aussprechen, daß man auch den Landwirte» die Selbstversorgung möglichst erleichtern möchte. Große Bedenke» hätten sie dagegen geäußert, den Durch- sclmittspreis der letzten zehn Jahre als Höchstpreise zngrunde zu legen. Sie hätten aber dann für diesen Leitsatz gestimmt, weil in demselben gesagt werde, daß Zuschläge, welche die erhöhten Herstellungckosten während deS Kriege- gewissermaßen auSglichen, gewährt werden sollten. Auch gegen die Bestimmung, daß die Fleischpreise, sowohl die Stallpreise, als auch die Verkaufspreise, sestgelegt werden sollten, Hütten sie große Bedenken gehabt, beson ders wegen der Durchführbarkeit; und nicht nur sie, sondern auch die Regierung selbst und auch die Dresdner Handelskammer. Trotzdem hätten sie dafür gestimmt aus der Erwägung heraus, daß das Ziel ei» so erstrebenswertes sei, daß man versuchen müsse, die ganze» Schwierigkeiten z» überwinden. Wenn man dazu komme, Verkaufspreise sür Fleisch in den Fleischereien ein zuführen, so müßten diese Verkaufspreise sich natürlich den Stall preisen möglichst nähern. Wenn mau etwa daraus de» Schluß ziehen wollte, daß die Ladenfleischer da- Publikum überteuern, so würde das ganz gewiß sehr falsch sein. Tie Ladenfleischer hätten von dem Gewinn, der sich herausrechne zwischen Stallpreis und Verkaufspreis, das Allerwenigste, die dazwischen liegenden Faktoren nähmen das weg. Wenn es möglich wäre, den Wucher, der hier ganz entschieden getrieben worden sei, richtig zu treffen ' dadurch, daß man Ver- ei» anderes schweres Bedenken bei den die Hände der Kommunalverbände gelegt werde als bisher. Sie erhofften davon, daß man die Sache mitunter etwas sachverstän diger behandle als bisher. Zu Punkt 4b des Berichts möchte er noch auf eins Hinweisen. I» der Zukunft werde es ja mit den Futtermitteln etwas besser werden. Daß durch die Bundesrats- Verordnung aber die Kleie, die nicht ans deutschem Getreide stamme, sreies Handelsobjekt bleibe, und daß man nicht daran gedacht habe, auch hier Hö > stpreise einzuführen, das sei seines ErachlenS ein Mangel. Über die Zusammensetzung des Aufsicht-- rats und der Geschäftsabteilung der Neichsgetreidestelle, die in 8 1l bis 12 der Bundesratsverordnung geregelt sei, könne er nur seine Fc ende ausdrücken. Er bedaure nur, daß man bei der Zu sammensetzung die Handwerker vollständig vergessen habe, die sich mit der Herstellung von Lebensmitteln befaßten. Im großen und ganzen möchte er die Meinung vertreten, daß in der Teputatiou außerordentlich und außerordentlich fleißig gearbeitet worden sei und daß etwas zustande gebracht worden sei, was der Regierung mit auf den Weg gegeben werde, das der Meinung des sächsischen Volkes im allgemeinen Ausdruck gebe. Hoffentlich werde diesen Wünschen entsprochen. (Lebhaftes Bravo! recht».) Mitberichterstatter Abg. Lange-Leipzig (soz.): Man könne nicht erwarten, daß der vorliegende Bericht die Ernährungsfrage löse oder sie auch nur einigermaßen kläre, man könne auch nicht erwarten, daß der Bericht der Deputation überall Befriedigung auSlösen solle. DaS liege aber weniger an den Beratungen als an dem Gegenstände der Beratungen. Es habe sich nur darum gehandelt, die Wünsche zu formulieren, die man der Negierung habe mitgeben wollen und die sie bei dem be- schränkten Einflüsse, den sie im BnndeSrate hab«, nach ihrem besten Wissen und Gewissen zu vertreten suchen solle. Liese Wünsche seien zum Teil auch überholt. Nicht uninteressant sei es für ihn gewesen, daß es in den Beratungen bei dem guten Wille» von allen Seiten nicht gelungen sei, den Verteuerer der Lebensmittel ausfindig zu machen. Selbstverständlich sei di Landwirtschast vollständig unschuldig daran. Die Landwirtscha habe gar keinen Vorteil davon gehabt, sondern sie ringe um ihr Existenz. Die Landwirtschast sei weit gegangen, sie habe ihre guten teuren Saatlartoffel» verkauft und sich damit begnüg», gewöhnlich« Speisekartoffeln zu pflanzen, gewiß ein großes Opfer, wa» seitens der Landwirtschaft gebracht worden sei. (Lachen links. Die Mühlen und natürlich auch die Zuckerfabriken hätten so fürchterliche Not. Ihre Tividende verdoppele sich, verdreifache sich zwar, aber daS tue nicht- zur Sache, jedcnsalls klagten sie nach allen Regeln der Kunst. (Lehr gut! links.) Und die Bäcker natürlich, denen gehe eS erst recht schlecht. Verdienst gebe e» nicht. Sie wollte» nur an der Verteilung eingeschaltet sein, dann sie Bewegung hätten. Verdienen wollten sie keinen Augenblic Und darum müsse man die Konsumenten durch die Höchstpreis vor sich selbst schützen Ta» sei der Zweck d«r Höchst preise. Ta» sei ungefähr da- Resultat von dem, wa» von verschiedenen Seiten zur Begründung vorgebracht worden sei. „,n«sweg» g-r«rz,ii»..g. .»> Und zu diesem Zwecke werd« auf Frankreich, auf England ver- «ine ante Ernt», so besonder» in Bayern. Seit mehr al« - dort seien viel höher, al» in Tentschland. 20 Jahren hätten dort die Bauern nach ihre« «igenen Angaben 7^"" m?" den Standpunkt stelle, daß di« Engländer ein — und da» wolle gewiß etwa« heißen — (tzeitrrkett) kein ginz perfides Kramervolk seien, dann dürfe man da« in Teutsch- so schöne« n«d vollwertige» Getreide gehabt wie in diesem
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