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Sächsische Staatszeitung : 17.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192512171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19251217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19251217
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-17
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 17.12.1925
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Veile st zu Nr. st92 - «LchMche — Donnerstag, 17. De^mb« 1S2L Die rohnskeuerfenking. SitzvUW vr» ReichAaDl tzom 16. Tezemöer. müssen wir die dringendsten Wünsche erfüllen, aber rag abzulehnen. kleiner Landwirt, dem zwei erwachsene Ander in Reichssinanzcn beweist, daß die Lohnsteuer weit mehr einbringt, als die Regierung im August Abg. Dorsch-Hessen (Dnat.) meint, daß die Link- Parteien bei der Schutzzollpolitik die Bede tung der Landwirtschaft nicht so gewürdigt hätten, wie es ihnen zukäme. Die Landwirte dürfen jetzt nur das Notwendigste an Maschinen und-Düngemitteln kaufen, wenn sie nicht in Schwierigkeit n geraten wollten. Für die deutschen Landwirte seien die Ratschläge, die ihnen die Sozialdemokralen gäben, nicht zu. ge brauchen. Das Haus vertagt sich auf Donnerstag mit der Tagesordnung: Kleinere Borlagen und Fortsetzung fort. Abg. Wcidenhöfer (Völk.) hat von der Regie rung jetzt vor Weihnachten einige Erleichterungen Massen begünstigt habe. Abg. vr. Gerecke (Dnat.) begründet einen An- trag, nach dem die Abzüge für das fünfte und sechste Kind erhöht werden sollen. Ein anderer Antrag verlangt, daß „für Kinder über achtzehn Jahre, Sie eine fremde Arbeitskraft ersetzen, und nicht be sonders zur Einkommensteuer veranlagt werden, auf jeden Fall ein steuerfreier Betrag von je 600 Reichsmark in Abzug gebracht werde." Dieser Antrag soll besonders den kleinen land wirtschaftlichen Betrieben eine Erleichte rung bringen. Abg. Frau vr. Matz (D. Vp.) wünscht größere Arbeit. Da sei eine Abwanderung der Kinder der Landwirte nach den Städten nickt zu verwundern. Dort bekämen sie schließlich bei Nichtarbeit Erwerbs losenunterstützung. ! In der?! stimmung werden die kommunistischen Anträge abgelehnt, ebenso der deutschnationale An- trag. Darauf wird die Vorlage in der Fassung des Ausschusses in zweiter und dritter Beratung an genommen. Das Haus setzt dann die dritte Beratung des Haushalts des Rcichsinintstrriums fik Ernährung lmd Landwirtschaft Nach den Beschlüssen des Au schusses, über die Abg. Hertz (Soz.) berichtet, wird u. a. die Einkommensteuer nicht festgesetzt, wenn die Einnahmen des Steuerpflichtigen berechnet hatte. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ist der Mehrbetrag aus der Lohnsteuer auf mindestens 200 Mill. M. zu schätzen. Diese bedeutungsvolle Tat sache wird noch dadurch erhöht, daß zu gleicher Zeit die Erträge aus den übrigen Steuerarten zurück- „ gegangen sind. Man muß befürchten, daß die1 der dritten Beratung des Haushalts des Landwirt Finanzen des Reiches durch die Nicht eingangs schaftsministeriums. Abg. Kling (Wirtsch. Vgg.): Die Annahme des Antrages Horlacher würde nur einen einzigen Tropfen auf einen heißen Stein bedeuten. Ein , SrbschaftS- und Ein kommensteuern bei der Verteilung der Be lastung eine Entwicklung schaffen, die mit dem Volks empfinden im stärksten Widerspruch steht. Auf diese Lage haben wir in unfereu Anträgen bereits Rück sicht genommen. In diesem Augenblick war es nicht möglich, eine M hrheit für unsere Anträge zu finden. Die Forderung nach Erhöhung des Existenz minimums habe» wir stets erhoben. Dieser Antrag mutz bei den weiteren Beratungen des Steueraus Auß der TaMsordnung steht die Mwittt Be-svon Termtzgens-, ratung des Gesctzentwurfes über die Senkung der Lohnsteuer. sprechens. Weitergehenden Anträgen Deutschland gegeben, das könne die Regierung jedoch nicht zustimmen, ftasse. Er bitte, den Amr Abg. Hölttin (Komm.) begründet Anträge ^g. Kling tWirtsch. seiner Fraktion, die den steuerfreien Betrag der Lohusumme über den Ausschußamrag hinaus er höhen wollen. Der Redner richtet dann hef- . , - , » . - tige Angriffe gegen die Regierung und die Landwirtschaft helfen, wäre sofort steuerfrei, R-,chstagsmehrheit, deren Steuerpolitik den Besitz wenn er einen fremden Arbeiter e,»stellte, So aber emse tig aus Kosten der hungernden arbeitenden verdienten seine — - - -- - - ' Jahre nur 300 bis -100 M. Diese ungeheure Un- ! gerechtigkeit müsse beseitigt werden. Diese Steuer wirke direkt wie eine Strafe für 12- bis Hstündige weniger als 1300 M. im I hre betragen. Dieser steuerfreie Betrag erhöht sich für die Ehefrau und das erste Kind nm je 200M., für das zweite Kind um 180, das dritte schusses zur Verhandlung kommen. Im Augenblick um 360, das vierte um 540, für das müssen wir die dringendsten Wünsche erfüllen, aber fünfte und jedes folgende Kind um je 720 R. wir werden bald wieder Gelegenheit nehmen, uns im Jahre. — Bei der eigentlichen Lohn- wieder über das Problem der Lohnsteuer zu unter steuer bleiben nach der Regierungsvorlage vom halten. (Lebhaft r Beifall bei d n Soz.) Arbeitslohn steuerfrei jährlich 1200 M- i Abg. vr. Horlachrr (Bayer. Volkp.) befürwortet Diesen steuerfreien Betrag hat der Ausschuß durch gleichfalls den Antrag auf Abzug eines steuerfre en die Bestimmung erhöh», daß für die Ehefrau und Betrages von je 600M. für Kinder über 18Jabre, jedes minderjährige Kmd außerdem je 10 Pro- die eine fremde Arb itskrast ersetzen. Eine Familie, zent des Arbeitslohnes frei bleiben, der die einen landwirtschaftlichen oder Gewerbebetrieb 1200 M. jährlich übersteigt. I nrtt allen Kräften aufrechterl)alte, dürfe nicht noch Staatssekretär Popiy vom Reichsfinanzminifie- steuerlich bestraft werden Der R dner befragt das rium erNärt, die Regierung sei mit den Anträgen Reichsfinanzministerium, ob es bereit sei, alsbald des Ausschusses einverstanden. Ter Reichsrat müsse neue Vollzugsvorschriften zu erlaßen zwecks An- aber noch dazu Stellung nehmen. Das Auf- gleichuna der Steuer auf die veranlagten Einkommen kommen aus der Lohnsteuer habe den an die Veränderten der Lohn-und Gehaltsstcuer. Betrag überschritten, der bei Annahme der^ Staatssekretär Popitz will nicht gelten lassen, Steuerreform als Höch st ertrag bc stimmt war. daß es sich bei dem Antrag vr. Horlacher nicht um Darum bedeute der vorliegende Gesetzentwurf die eine Durchbrechung des Steuersystems handelt; auf Einlösung des den LvhnsteuerpflichUgen bei dec dem vorgeichlagenen Wege lasse sich das nicht durch- Beratung der Steuerreform gegebenen Ver- führen. Es habe kein Einkommensteuergesetz in — ' " " — eine solche Ausnahme zu ¬ steuerliche Erleichterungen für die kinder reichen Familien. Die Steuerpolitik müße im , „ , , Einklang stehen mit eurer gesunden Bevölkerungs- für die Landwirtsckaft erwartet. Politik. Die Strafverfolgung der Abtreibung müsse! aufrechterhalten werden. Abg. Vr. Hertz (Soz): Die Entwicklung der lich b«ßchH»«t b« N»SBiWrr nicht bas Recht hchch, Me Mch chd» üb«» de» »rspm», «Nb bi« «umUWEchchlt Mr »n «es km KriedechcheMnge WM MGdrMz» bBug«^ et«»o- weuig »ie bn Bchtegch die BcrpMcht^ habe, dieser «usscht zuWchiImmen, Mim fie MM Ms- druck Mdr«cht werde. Dieser Vries, so schreibt M«rgmritte, ist nicht abgesandt worden. Jetzt abcr, wo der Augenblick naht, datz Deutschland in den Völkerbund eintritt, muß d« Liga für Menschenrechte einen offiziell« Schritt »im Ministerpräsidenten unternehmen, damit Frnnkreich in einer Sefir von Großmut und «errchttgkrtt erkläre, datz es künstt« da» Deutschlaub «dgezwungcue Zugeständnis in Lache« der KrirgSverantworUichkett als nicht mehr bestehend ansehe. Jetzt ist der Augenblick gekommen, um von Worten zu Daten zu schreiten. Tie Aufgabe dlS Vorstandes der Liga für Menschenrechte ist dadurch erleichtert, datz am Onai d'Orsay jetzt der große Mitarbeiter am Loearnowerk Briand herrscht. Er kann im Lande der Menschenrechte, daS wieder VaS Land deS Rechtes der Völker sein will, mit Erfolg sprechen. Der NeichSlommiffar für die besetzten Gebiete bei Briand. Paris, 16. Dezember. Briand hat den dentschen Botschafter v. Hoesch und den Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Langwerth v. Simmern, zu einer längeren Unterredung empfangen. Ter deutsche Botschafter warf wäh rend dieser Unterredung die Frage der Effektiv stärke der Bc satzungstruppen in der zweiten und dritten Rheinlandzone auf. Die deutsche Regierung müsse darauf bestehen, daß die Zahl der Besatzungtruppen auf 30- bis 40000 Mann vermindert würde. Briand machte dem- gegenüber gellend, daß eine so starke Herabsetzung der Besatzungstruppe» die Verbände auseinander- reißen würde, Frankreich müße an der Mindest, zahl von vier Divisionen im besetzten Gebiet fest- halten, zumal es Deutsitland hauptsächlich auf eine Erlei chterung der Einquartierungs lasten ankomme. In diesem Punkte seien energische und durchgreifende Maßnahmen vor- gesehen. Die französischen Militärbehörden würden d e Zahl der verheirateten Offiziere und Unter, ofsiziere auf einen Bruchteil beschränken. Bs Anfang Februar würden mehrere hundert Familien nach Frankreich zurückbesördert werden, obwohl auch dort, infolge der großen Wohnungsnot, Schwierigkeiten unvermeidlich seien. KabinettSsitzAAß über die LKftsahrt- frage. Berlin, 16. Dezember. Wie die Blätter erfahren, hat sich die heutige Kabinettssitzung mit den Richtlinien be- schästigt, die den deutschen Vertretern in der am 18. d. M. in Paris beginnenden Konferenz über dieLustfragen mitgegeben werden sollen. Tas irische Abkommen hat Gesetzeskraft. London, 16. Dezember. Ter südirische Senat ha» gestern das Londoner Abkommen angenommen, das damit Gesetzeskraft erlangt. Präsident Eos- grave gab dies abends in einer Botschaft an das Volk bekannt. <5ngUsch-ta»aLijches Einwanötniirgs- abkommen. London, 16. Dezember. Zwischen den Regierungen von Eng- land und Kanada, sowie zwischen den eng- lischen und den kanadischen Schiffahrtsgesellschaften ist ein Abkomme» geschlossen worden, nach dem die Tarife für Auswanderer nach Kanada bedeutend ermäßigt werden. DI» e^M-russisch« GeWstHhast»- Lowdow, 17. Dezember. Wie v«rlautct, hat der »eneralrat d«S Gewerkschaftskongresses entschieden, nicht sofort di» Initiative zur Einbernfung einer Borkonferenz zwischen den der russischen und der Amsterdamer Inter- nationale »»gehörenden Gewerkschaften zu ergreifen. Obwohl er den Wunsch hat, zwischen den russischen Gewerkschaften und der Jnternatio- nal« z» vermitteln, glaubt der Generalrat, datz es keinen Zweck hätte, eine Konferenz einzuberufen, bevor man sich über die Ansicht der Gewerkschaften des Kontinents vergewissert habe. Unterdessen wird das vereinigte britisch. russische Komitee sein Werk der Beratung und Zusammenarbeit fortsetzen. Exglijcher Bericht über die russische Tätigkeit in Indien. London, 16. Dezember. Die Regierung hat einen Bericht über die Lage in Indien in dem Jahre 1924/25 ver« öffentlich», der den Blättern zufolge beunruhi. gende Angaben über die^ Politik der Sowjetregierung gegenüber Indien enthält. Es heißt darin u. a.: Die kommunistische Propaganda sei aufgegeben worden zugunsten der Ermutigung nationalistischer Bestrebun- gen unter den einzelnen indischen Raffen. Dies zeige, daß die traditionellen Absichten Rußlands in einer neuen und gefährlichen Gestalt wieder ausgenommen würden. Höhere russische Beamte hätten öffentlich angekündigl, datz es das Ziel Rußlands sei, eine Revolution im Osten herbeizusühren, um die britische Macht zu zerstören. Tie Luftmächte England U',dFrankreich. London, 16. Dezember. Ter englische Luftfahrtminister wies darauf hin, daß die britischen Luftstreitkräfle denen der nächstge legenen Festlands- macht im Verhältnis von einer Ein- heit gegen drei unterlegen seien. Di» Regierung habe sich daher entschlossen, das Aus- bauprogramm für die Luftstreitkräfte nicht anzu lasten. Die Streitkräfte zur Verteidigung des Mutterlandes sollten allmählich vollzählig gemacht weroen, doch sei England infolge des Locarno vertrages geneigt, das Ausbauprogramm für einige Zett zurückzustellen. Eisafj-Lalhriityen iu der sranzöfische« -Kammer. Paris, 16. Dezember. In der Kammer erklärte der Unterstaat s- sekretär Laval bei Beratung derJnter- pellation Freys über den Unterricht in deutscher und französischer Sprache in Elsaß-Lothringen: Die Regierung deute nicht daran, Elsässer daran zu hindern, ihren Kindern in der Muttersprache Unterricht geben zn lassen, je doch müßten gewiss« Garantien für de« Unter richt in französischer Sprache geschaffen werden. Toumer FiuanMinifter. Paris, 1«. Dezember. Senator Do nm er hat das ihm vom Ministerpräsidenten Briand angebotene Finanzministerium angenommen. Mi- Kung und Wissenschaft. Pal Caffel. Tie Kunsthandlung von Emil Richter (Inhaber vr. R. H. Meier) hat ihre Obrrlicht- säle und di« Bücherstube ciner Kollektivausstellung von neuen Arbeiten Pol (Paul) Cassel» zur Verfügung gestellt. Cassel ist der junge Maler, auf den die Kunstfreunde zuerst im Jahre 1919 durch eine Ausstellung von Werken seiner Hand, die ebenfalls von der Richterschen Kunsthandlung veranstaltet Worten war, aufmerksam wurden. Der Künstler wurde im Jahre 1892 geboren, ist heute also 33 Jahre alt; cr erhielt seine erste künstlerische Vorbildung in den Jahren 1908/1909 an der Kunfigewerbe-Akademie Erfurt und kam im Jahre 1909 nach Dresden, um hier bis zum Jahre 1912 an der Staatlichen Akademie für Kunstgewerbe, vornehmlich unter Woldemar Müller und Richard Guhr, seine Studien zu vollend»«. Zwischen seiner ersten künstlerischen Selbständigkeit und seinem Hervorträten alS Maler liegen die vier Jahre des Wclikrieges, die ihn draußen im Felde sahen; sie reisten ihn innerlich, als Menschen; aber sie unterbrachen vollkommen seine künstlerische Entwicklung. Die Arbeiten, die Cassel jetzt zeigt, sind zur Hauptsache solche aus jüngster Zeit, aus diesem Jahre, und — neben ein paar landschaftlichen Schilderungen, einigen Blumenstöcken und ein paar Tierbildern — vornehmlich Bildnisse. Tas Bildnis ist all. m Anscheine nach derjenige bildnerische Vor wurf, der den Künstler am meisten fesselt. Er hat alS Poiträtist, wie üb igens auch al» Land- schafter und wie überhaupt als Maler und im besonderer, als Kolorist, starke Wandlungen in sich erlebt; von einer Stilform, di« aufs stärkste nach der Seite des extensiven Expressionismus hin gerichtet war, also ihr Gewicht aus das amere, Nicht auf das äußere Erlebnis legte, ist er nach und nach zu seiner heutigen Malweise gekommen, die am schlüssigsten durch den Begriff „Sachlichkeit" aus gedrückt wird. So gew ß es ist, daß diese neue Ausdrucksform Cassels von stärkerer malerischer Kultur ist als seine frühere, so sicher ist es ander seits, daß diese letztere künstlerisch viel mehr Packte, weil sie von viel stärkerer Leidenschaftlichkeit und innerer Erregung war als jene. Ich habe schon bei der Besprechung der Ausstellung im Sächsi schen Kunstverein zu Dresden, die den Titel „Tie neue Sachlichkeit" führte, der Auffassung Ausdruck verliehen, daß es mir schr fraglich erscheine, ob die neue „sachliche", richtiger ausgedrückt „nüch terne" Art, die Umwelt zu schildern, jener schlichten Wirklichkeit entspreche, an die der Kunstfreund denken mag, wenn er von Sachlichkeit reden hört. Die neue Malweise Cassels bestärkt mich in dieser Auffassung. Er, der bisher sich nicht genug tun konnte an subjektivischer Auffassung, der oft seinen Vorwurf, auch im Bildnisse, ins Groteske über steigerte, ist nun ganz objektiv als Betrachter ge, worden, so objektiv, daß er geradezu ein Schema für seine Bildnismalerei schafft; e» sind immer dieselben großen Augen, die er malt, es ist immer der nämliche nichiSsag^nde Ausdruck, den er einem Antlitz gibt. Ich mutz sagen, daß nur der frühere Cassel als Lharaklerchiker lieber war als der gegen- wärtige, und daß ich ihm wünsche, daß öt insoweit zu seiner früheren Malweise zurückkehren möchte, als er sein Objekt wieder mit künstlerisch erregter Seele betrachtet. ys Gssthe iit Berkin nnv Potsdam. Goethe ist nur ein einziges Mal in seinem Leben in Berlin gewesen. DaS war im Früh lmg des Jahres 1778, a'S Begleiter deS Herzogs Karl August, seine» Souverän», den die potttifche Lage veranlaßt hatte, sich nach Berlin zu be- geben. Ter Aufenthalt dauerte vom 1b. Mai, vorinittaoS um 10 Uhr bis zum SS. Mai früh. Wir wissen das au» Goethes Tagebuch, das in ganz knappen Stichworten über da», was er in Berlin und in Potsdam sah, hörte und erlebte, berichtet. Im übrigen äußert er sich in ein paar Briefen aus dieser oder der Zeit unmittel bar danach über seine Berliner und Potsdamer Eindrücke, und endlich besitzen wir em paar Äuße rungen von Zeitgenossen, mit denen er in jenen Tagen zusammentraf oder die ihn beobachteten. Das ist, wie man sieht, ein sehr bescheidenes Material; erstaunst cherweise haben von den zahl reichen Persönlichkeiten, denen Goethe bei Ge legenheit seines Berliner und Potsdamer Besuchs begegnete, nur zwei und dies« nicht einmal be- deutungSvolle Mitteilungen gemacht. Dennoch haben die Goethefteunde es ost schon schmerzlich gefühlt, daß über diese Reise des großen Dichters eiue ansführliche, wirklich befrie digende Darstellung nicht existiert, und- sie we den dem Berliner Literarhistoriker Ott» Pniower Dank dafür wissen, daß er trotz dcs spärlichen Quellenmaterials ein getreue- Bild von Goethes Aufenthalt in den beiden Residenzstädten Preußens zeichnet, daS manchen Irrtum hierüber berichtigt, Legenden zerstreut und seine oft Merten Urteile über Berlin und die Eindrücke, die er dort empfing, erkürt und ihrer Bedeutung nach wür- digt. Pmower gibt seiner Arbeit 5b, zum Teil ganzseitige Abbildungen nach zeitgenössischen Kupferstichen, Lithographien usw. bei, die die Zeit aufs charaktervollste spiegeln. Die Bilder, zum Teil Ansichten der beiden Städte und hervor- ragender Gebäude in ihnen, die Goethe be sichtigte, darstellend, zum Teil Porträtwiever- gaben von Persönlichkeiten, mit denen der Dichter in Berührung kam, stammen ausnahms los aus der Zett, die in diesem Buche geschildert wird. Bsrlcgt Word»» ist das Werk bei E. S. Mittler L Cohn in Berlin (Preis gebunden 8M.); auf feiustrs, getöntes Kunstdruckpapier gedruckt, wirkt es auch in seinem Äußeren s«hr vornehm und eignet sich vortrefflich zu G«schenkzweck«n. D ^Oomtess« Guckert". Für einen unt«rhalt- sama» Bonvivant wie Franz. Schünemann ist da» vielstrapazierte Lustspiel von Franz v. Schön- than und» Koppcl-Ellfeld der richtige Anlaß zur Entwicklung von Schwerenöterhumoren. Sein nuancenreiches und doch nie ttbertie bendes Spiel als heiratsn ütiger Pech- und Glücksvogsl Horst von Neuhoff belebt immer wieder das Interesse an der Handlung des schon stark vergilbten Drei- akters, den das Volks wählt Heater an seinem gestrige» 930. Abend seinem Publikum servierte. Auch di« gleichzeitig Mstierende Lily Horst, die die spröde, schalkhaft-übermütige Gräfin Hermance gab, weiß aus ihrer Rolle die hier möglichen lustspielhafte» Wirkungen geschickt herauszuholen. Nebe» diesen Beiden trat das zweite Liebespaar Tlli und Leopold von Mittersteig (Elfriede Lutz und Harald Mannl) naturgemäß etwas zurück. Wacker hielt sich Alfred Tittel als k. k. Hoftat aus dem Vormärz, und Anna Schendler als seine Gattin Clementine zeigte sich, wie immer, aiS gewiegt« Darstellerin im Mütterfach. Das volle Haus schien lebhaft be friedigt. Gleichwohl wäre es mit Genugtuung zu begrüßen, wenn das Schau spiel Programm der Volkwohlabende mit d«r Zeit von seiner Devise absoluter Harmlosigkeit etwas akrückt«, sich vor allem, mehr als b Sh«r, des BolkSstückS annähme. L Hedwig Maechtrr»RMHvfff, di« sich mit einem eigenen Lieder-Abend im Künftterhaus vor stellte, darf wohl darauf Anspruch erheben, als ein« beruf«»« Liedcrsäng«rin b«zeichnet zu werden. Vor allem bringt sie für den Liedgesang die limbrewarme Stimme mit, einen Mezzosopran von beträchtüchem Umfang mid von einer mehr als für den Konzertsaal ausreichende» Ergiebigkeit. Aach der Umstand fällt natürlich ins Gewicht, daß ihr Vortrag künstlerisches Temperament bezeugt und ein uanwntkich im leichteren Gcnre beacht liches Gestaltungsvermögen. Man sah das an der zündende» Wiedergabe, vor allem Mozarts Wiegen- lied u«d Warnung. Aber auch daS Mausfaüen- Eprüchttin ww „Ich hab' in Penna eine» Lieb sten wohii«n" vou Hugo Wolf wirkt«« als Schlager Allerdings auch dank der geradezu bravouröse» Assistenz, welche Pie Sängerin bei Michael
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