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Sächsische Staatszeitung : 03.12.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192512032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19251203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19251203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-12
- Tag 1925-12-03
-
Monat
1925-12
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 03.12.1925
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Donnerstag, 3. Dezember 1925 hört!) Es wird scharf uachgewiesen, daß fast alles Staatseigentum war, war der Kurfürst al- privates Eigentum für sicli reklamierte. Alles da« ist von der R e g t e r u n g Bismarcks geschrieben worden. Es ist dem Kurfürsten der scharfe Bor wurf gemacht worden, daß er nicht an kein Land, sondern ganz ausschließlich an sich denke. (Sehr richtig!) Diese Ausführungen scheinen Satz für Satz für die heutigen Verhältnisse geschrieben. Der demokratische Antrag lehnt sich an eine» sozialdemokratischen Antrag vom 4. Mai 1923 an. Der Antrag ist eine brauchbare Grundlage, bedarf aber noch einige« Zusätze, vor allem über die rück- wirkende Kraft. Darüber werden wir uns hoffent lich verständigen. Der kommunistische Antrag ist lediglich agitatorisch und parlamentarisch nicht brwchbar. Das Land ist den Fürsten nichts schuldig, die Fürsten dem Lande aber alles. Denken Sie daran, daß wir hier sitzen als Vertreter des deutschen Bol- kes, nicht aber als Fürstenknechte. (Lebhafter an- haltender Beisall bei den Soz) Abg. v. Lindeiner-Wildau (Dnat.): Im Gegen- satz zu den Vorrednern will ich alle politischen und persönlichen außerhalb des eigentlichen Problems liegenden Punkte beiseite lassen, denn die Frage ist lediglich eine Rechtsfrage. (Widerspruch links.) Es ist eine Frage des guten Geschmacks, wie der Reichstag die Angelegenheit behandeln will. Der demokratische Staatsrechtslehre! Schücking hat am 17. November 1920 in einem Gutachten er klärt, die Auseinandersetzung mit den Hohenzollern dürfe nicht unter politischen Gesichtspunkten, son dern müsse aus dem Rechtsbodcn erfolgen. Man müsse den Hohenzollern alles geben, was ihnen gc- bührt. (Hört, hört! rechts. Rufe bei den Dem.: „Was ihnen gebührt!") Die cinaebrachten Gesetz- entwürfe verstoßen gegen zwei BerfassungSbestim- mungen, gegen Artikel 109: „Atte Deutschen sind vor dem Gesetz gleich!" und gegen Art. 153: „Das Eigentum wird in der Verfassung gewährleistet!" Eine Annahme des drmokratischen oder des kommu- uistische» Antrags würde nicht nur verfassunasändernd sondern verfassungswidrig sein. Es würde sich dabei nm ein Ausuahmerecht gegen einen beschränkten Kreis von Staatsbürgern handeln. Es wäre eine republikanisch mifmontierte Kabinetts justiz. Die Berufung aus BismarcksStell ung- nahme nach 1866 ist verfehlt, denn es ist ein Unterschied, ob ein Fürst durch Re volution oder durch Krieg depossediert wird. Das erste ist ein innerpolitischer, das andere ein völkerrechtlicher Vorgang. Wir halten fest an dem Satz: Austin» kunckamentum wßnomml Ich über lasse es den berufenen Vertretern der Republik, ob die Republik glaubt, auf dieses Fundament ver zichten zu können. (Lebhafter Beifall rechts.) Abo. vr. Bell (Z.): Meine Freunde werden ohne Vorurteil und frei von Parteieinstellnng streng sachlich und gerecht als traditionelle Hüter von Ver- sassung und Recht auf eine Lösuiig hinzu wirken suchen, die mit der gebotenen Rücksicht auf das Staats wohl die Vertretung wirklich schütz- bedürftiger Privatintercssen verbindet. Unliebsame Erörterungen in unserer ohnehin nervös über hasteten Zeit wären uns erspart geblieben, wenn die ehemaligen Fürstenhäuser bei Geltendmachung ihrer Ansprüche und namentlich auch bei den Abfindungsverhandlungen auf die durch die entsetzlichen Kricgsverluste verursachte Verelendung und Verarmung von Land und Volk, auf die zahllosen bitterste Not leidenden Kriegsbeschädigten, Kriegswaisen und Kriegshinter bliebenen, auf die katastrophalen Nöte breitester Volksschichten durch Entwertung von Kriegsanleihen und sonstige Vermögensschichten diejenige Rück- sicht genommen hätten, die sich aus ihrer hohen Würde und Stellung als vornehmstes Gebot ergab. (Lebhafter Beifall links und im Zentrum.) Wer sich auf die beiden crsten Absätze des Ver- sassungsartikcls 153 beruft, der muß sich auch den letzten Absatz eiuprägen: „Eigentum ver- pflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich Dienst sein am gemeinen Wohl!" (Bei- Zur Vermögeusanseinaudersetzung mit den Hohenzollern. Berlin, 2. Dezember. Der Amtliche Preußische Presse dienst teilt mit: Zur Frage der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staat und dem vor maligen Königshause werden in der Öffentlichkeit noch inimer Ziffern verbreitet, die der Wirklichkeit nicht entspreche». Im Preußischen Finanzmini sterium werden die in Betracht kommenden Werte unter allem Vorbehalt — Schätzungen sind immer mißlich — auf Grund der Denkschrift aus dem Jahre 1924, sonstiger Akkennnterlagen sowie der Schätzung staatlicher Sachverständiger wie folgt geschätzt: Nach den Vereinbarungen mit dem vormaligen Königshause sollen zufallen dem Staate: Land- und Forstbesitz im Werte von etwa 18 Mill. RM., Nutzungsgrundstücke etwa 35 Mill. Reichsmark, Schlösser und Gärten etwa 474 Mill. Reichsmark, Kapitalien etwa 300 000 RM., Mobi liar der historischen Schlösser etwa 75 Mill. RM., Kunstwerke in den Berliner Museen etwa 35 Mill. RM., Schackgalerie in München etwa 2,5 Mill. RM., Dheaterbaulichkelten etwa 30 Mill. RM., Theaterfnndus etwa 16 Mill. fall.) Wir beantragen Überweisung des demo kratischen Gesetzentwurfs — der kommunistische scheidet für uns aus — an den Rechtsausschuß. Wir wollen dort auch die Frage gründlich prüfen, ob der Rechtsweg wirklich ausgeschaltet werden kann. Neben dem vom Vorredner angeführten Grundsatz gilt auch der: K»lu8 publica Suprema lex, — das Wohl des Staatsganzen soll das höchste Gesetz sein! Das muß auch gelten für die ehemaligen Inhaber von Fürstenthronen. (Bei- fall links und im Zentrum.) Die Weiterberatung wird auf Donnerstag vertagt. Keine Ntueinstellunqen bei der NeichSizctreidestelle. Berlin, 2. Dezember. Unter Bezugnahme auf die Pressemitteilungen über einen Gesetzentwurf zur Sicherung der Gc- treidebewegung im Wirtschaftsjahr 1925/26 sind sowohl beim Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft als auch bei der Reichsgetreidestelle zahlreiche Bewerbungen um Anstellung bei der Reichsgetreidestelle eingelaufen. Im Interesse aller Kreise, die sich um eine solche Anstellung beworben haben oder noch zu bewerben gedachten, muh darauf hingcwiesen werden, daß nicht beabsichtigt ist, für die Durchführung der Aufgaben, welche nach dem vorgelegten Gesetzentwurf der Reichs getreidestelle übertragen werden sollen, umfang reiche Neueinstellungen vorzunehmen. Zurzeit können im übrigen Bewerbungen schon aus dem Grunde nicht berücksichtigt werden, weil das Gesetz noch nicht angenommen ist. Zivilprozetz Loeb Fegen Thüringen. Jena, 2. Dezember. Der Zivilsenat des Oberlandesgerichts verkündete am Mittwoch in dem Zivilprozeß des früheren Staatsbankpräsidenten Loeb gegen das Land Thüringen folgendes Urteil: Unter Zurückver weis» ngder Anschluß berufung des Beklagten wird auf die Be- rufung des Klägers hin das Urteil der Ersten RM., Kroninsignien etwa 400 000 RM., zusammen etwa 686,2 Mill. RM. Dazu kommt der Fort- fall der Konfideilommißrente, die nach der Ver ordnung vom 17. Januar 1820 2^ Mill. Thaler jährlich beträgt. Demgegenüber verbleibt nach dem in Aussicht genommenen Vertrage dem vormaligen Königshause i Hauptlinie): Land- und Forstbesitz im Werte von etwa 42 Mill. RM. (darunter die durch Urteil des Obertribunals den: vormaligen KönigShause rechts kräftig zugesprochene Herrschaft Schwedt im Werte von etwa 12 Mill. RM ), NutzungSgruudstücke etwa 13 Mill. RM., Schlösser und Gärten etwa 81 Mill. RM. (darunter das Palais Kaiser Wilhelms I. im Werte von etwa 17 Mill. RM., Schloß und Park Bellevue im Werte von etwa 36,4 Mill. RM., Schloß und Park Babelsberg im Werte von etwa 17 Mill. RM.), Kapitalien etwa 900000 RM., Hausgerät und sonstige Mobilien etwa 10 Mill. RM., Kunstwerke mit Vorkaufsrecht des StaateS etwa 5 Mill. RM., Familienschmuck etwa 3 Mill. RM.; dazu tritt noch die Gegenleistung für den an den Staat abzutretenden Grundbesitz (Güter, Forsten und Nutzungsgrundstücke) mit 30 Mill. RM. Zivilkammer des thüringischen Landgerichts in Weimar vom 31. März 1925 aufgehoben, soweit es die Klage abgewiesen, dem Wiederklageantrag stattgegeben und dem Kläger drei Viertel der Kosten auferlegt hatte. Die Wiederklage wird auch insoweit, als das Landgericht ihr entsprochen hat, aufgehoben und die Sache zu erneuter Verhandlung und Entscheidung über die Klage an das Landgericht zurückverwiesen. Die Entschei dung über die Kosten des Berufungsrechtsganges bleibt dem Landgericht Vorbehalten, das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Die in diesem Urteil vom Oberlandesgericht aus gesprochene Zurückverweisung der Klage Lvcbs an das Landgericht, insbesondere aber die Abweisung der Widerklage das Landes Thüringen bedeutet einen Erfolg des Klägers Loeb. Kommnnistenprozetz. Leipzig, 2. Dezember Vor dem süddeutschen Senat des Staats gerichthofes hatte sich am Mittwoch der Re dakteur Otto Lämmle aus Stuttgart zu ver antworten. In der Nummer der kommunistischen „Südd. Arbeiterzeitung" vom 23. Oktober war ein Artikel erschienen: „Die Lehren des Ham burger Kampfes". In ihm wurde zum be waffneten Kampf aufgefordert. Dieser Ar tikel war sämtlichen kommunistischen Zeitungen von denr Reichstagsabgeordneten und Part ivorsitzenden Thälmann zugegangen. Der Neichsanwalt be- antragte gegen Lämmle 1 Jahr 3 Monate Ge fängnis, das Urteil laute auf neun Monate. Verminderunft der Besntzunqstrnppeu. Paris, 8. Dezember. Wie „Journal" berichtet, wurde gestern abend verkündet, daß die Besatz» ngstrnppen nun- mehrauf folgende Effektivbest linde zn- rückgeführt würden: Belgien 10 «00, Eng land 800« und Frankreich S00«0 Mann. Anmerkung deS W. T V.: Hinsichtlich Belgien« ist bereit« in der französischen Presse die niedrigere Ziffer von 7000, hinsichtlich Großbritannien» je- doch eine höhere, nämlich 8000 genannt worden. Die AnjhebuAif der Begriffs bestimmungen für die deutsche Luftfahrt, Berlin, 2. Dezember. Die Londoner Meldung über den Be- ginn einer Luftfahrkonferenz am l. De- zember in Paris wird uns an amtlicher Stelle bestätigt. Von deutscher Seite wird eine Delegation entsandt werden, die unter der Leitung des Geheimrat- Prof. vr. Nord vom Auswärtigen Amt steht. Geheimrat Nord leitete bereits die letzten Verhandlungen über den Ab- schluß der Kontrolle. Er wird von Saclwerstin- digen der Luftfahrabteilung des Reichsverkehrz- Ministeriums begleitet werden. Im Verkehrs- ministerium rechnet man damit, daß durch die Pariser Besprechungen die Frage der Be- griffsbestimmungen endgültig geklärt wird. Ferner soll die Rheinlandordonnanz Nr. 80 aufgehoben werden, die den deutschen Flugzeugen das Überfliegen des besetzten Gebietes untersagte. Es sollen in Zukunft auch in der neutralen Zone Flughäfen angelegt werden dürfen. Damit fallen Bestimmungen fort, die so gar zu dem Friedensvertrag von Versailles im Widerspruch standen. Besonders braucht auch Eng- land für seinen Kolonialverkehr internationale Per- einbarungen, die das überfliegen deutschen Gebietes gestatten. Da dieses nur durch Gleichberechtigung auch für Deutschland erreicht werden kann, wird nnn wohl endlich die Jnternationalität der Luft hergestellt werden. Ter Abbau der Militärkontrokk. Berlin^ 2. Dezember. Mit der Aufhebung des Mandats der interalliierten Kontrollkommission durch die Botschafterkonferenz ist auch der Ab- bau der Militärkontrolle begonnen worden. Wie wir von zuständiger Stelle er fahren, sind die Distriktskommi ssioncn in Breslau, Frankfurt a. M. und Hamburg aufgelöst worden. Mit der Abberufung der Distriktskommission in Halle ist in den nächsten Tagen zu rechnen. Die übrigen Kommissionen dürsten in der nächsten Woche abberufen werden. Die Botschafterkonferenz hat an das Auswärtige Amt Nachricht gelangen lassen, daß die Inter alliierte Kontrollkommission bei vollendeter Räu mung Kölns völlig aufgelöst sein werde. Als Endtermin für die Räumung Kölns ist bekanntlich der 31. Januar festgesetzt worden. Wie die „Münchner Neuesten Nachrichten" zu melden wissen, soll die bisher in München be stehende interalliierte Militärkontrollkommission am 31. d. M. als selbständige Stelle aufgelöst werden. Nach diesem Zeitpunkte verbleiben noch ein französischer und ein italienischer Offizier, die der Kontrollkommission in Berlin unterstellt werden, in München. Der deutsch-mexikanische Hanükls- vertraF durch Mexiko Feknudifft. Berlin, 2. Dezember. Die mexikanische Regierung hat den zwischen dem Deutschen Reich und Mexiko am 5. Dezember 1882 abgeschlossenen Freund schafts-. Handels- und Schiffahrts vertrag gekündigt. Die mexikanische Re gierung hat sich gleichzeitig bereit erklärt, in Per- Kunst und Wissenschaft. „Die El xiere des TeustlS". Uraufführung in der Staatsoper. Es war alles in allem ein großer Abend für unser Ballett, das nach der „Josephslegende" sich zum erstenmal wieder vor eine größere Aufgabe gestellt sah. Das Ballett, man kann eS ja wohl sagen, wurde in Dresden immer mehr als Akzidenz der Oper behandelt und dementsprechend auch angesehen. Die Tendenz der Neuzeit geht dahin, auch dem Tanz die ihm gebührende Rangstellung eingeräumt zu sehen und die Berufung der neuen Ballettmeisterin Ellen Cleve-Petz entsprach ihr. Nun jedenfalls die Uraufführung ihrer Pantomime nach E. T. A. Hoffmann bedeutete in dieser Hinsicht eine künstlerische Tat, und schon die Wahl deS Steffes bezeugte einen nicht zu bestreitenden starken künstlerischen Willen und eine richtige Einstellung ^zu unserer Zeit mit ihrer Vorliebe für Mirakel. Freilich einen schwer zu bändigenden Stoff hatte sich Ellen Eleve-Petz auserkoren, al« sie zu dem Roman E. T. A. Hoff- mann« griff, von dem mau nicht mit Unrecht gesagt hat, daß sich in ihn, die ganze Krampf- Hastigkeit der Romantik diese- Dichter« in grellstem Lichte zeige. AlS wenn er selber auS der Phiole getrunken, die einst der heilige Augustin«» vom Satan zu sorgsamster Auf bewahrung erhielt, so trunken wurde seine Phan tasie, al« er diese« tolle Geschehen ersann und diese grote«ken Figuren vor seinen Augen erschienen. Und diese« verwirrend? Moment in den, Erleben einer erhitzten Phantasie des frommen Bruders Medardus, der sich in den tollen Strudel einer Jagd »ach dem i» Gestalt der Geliebten (Aurelie) sich verkörpernden Liebesglück geschleudert sieht, zu binnen, dar. uf wäre es angekommcn, um «in wirksamer Bühnenstück zu schaffen. Denn «in solche« muß im Grunde genommen natürlich auch «ine „Pantomime", rin Tanzpoem sein. Hier ver sagte Ellen Cleve-Petz einigermaßen. Vor allem übersah sie die ersten Erfordernisse einer Wirkung auf das Publikum, die Schaffung von schärfer kontrastierenden Bildern. Der Wechsel von Ruhe und Bewegung ist das oberste Gesetz in allem, selbst inr kosmischen Geschehen! Die Bilder spielen sich dabei, dem Stoffe gemäß, an sich auf einem einförmig düsteren Hintergrund ab. Man wird sich nicht darüber verbreiten können, wie hier Wandel zu schaffen war, aber er hätte geschaffen werden müsse». Auch der Musik wäre gedient ge- wesen, wenn die GesühlSresonanz inneren Aufschwung gewonnen hätte, ohne die z. B. auch die Strauß- sche „Josefslegende" nicht ihren Erfolg erzielte. Hierin ist ja wohl Jaap Kool, der Kom ponist, im Irrtum in seinen dem Programm buch beigcgebenen fesselnden Auslassungen, daß er etwas zu einseitig, ihrer „Tanzbarkeit" das Wort rede». Sie degradiert sich damit selbst zu sehr zur „dienenden Kunst", d. h. zu einer Rolle, zu der sie ja z. B. auch im musikalischen Drama niemals verurteilt werden konnte und wurde. Im übrigen verspürt man in Kools Musik aber wohl den Könner, aber man vermißt etwas den Erfinder. Allzu lange Strecken bewegt sie sich namentlich in den vorwiegend pantomimi schen Bildern auf einer recht dürftigen Unter malung. Dürftig gerade auch um deswillen, weil der Komponist im Orchester recht wenig Farben auf seiner Palette hat. Glücklicher spricht sich seine Muse in den geschlossenen Tanzbildern au«. ES fehlt nicht an schmissigen Rhythmen und Melodien, wenngleich die letzteren oft hart an- Banale streifen. Daß da und dort Reminiszenzen anllingen an Strauß, Korngold u. a. mag er klärlich erscheinen. Doch nun zur Ausführung, die eine Großtat unserer Bühne war. Sich selbst übertrafen E. v. Eleve-Petz und Georg kiesau al« Spiel leiter. Erstere dabei noch al« ausübende Künst lerin in der weiblichen Hauptrolle tätig. Kurt Striegler leitete vorzüglich den musikalisch«« Teil. Man nehme dazu die Pracht und den Glanz, sowie die Phantastik der Bühnenbilder. Adolf Mahnke, Max Hasait, Leonhard Fanto bedeckten sich mit Ruhm. Unter den Solisten ragten Erich Ponto und Felix Steinböck hervor. Ohne Mimen keine Panto mime — das war ganz recht! Die beiden tragenden Rollen deS Teufels und des Medardus konnten nur von Schauspielern gespielt werden. Und dabei Ponto tänzerisch zu seh-n, das offen barte die ganze Größe der von innen gestaltenden Kraft, die in diesem Künstler lebt. Ellen iCleve-Petz hatte begreiflicherweise im Tanz- künstlerischen ihre Stärke, und Gino Neppach fand dazu kaum Gelegenheit. Hilde Brumof und Hilde Schlieben durften sich in dieser Hinsicht dankbarer Aufgaben rühmen. Susanne Dombois verbildlichte die Heilige (Madonna), Charlotte Schrader sang sehr schön eine un sichtbare Stimme. Der Pantomime vorangegangcn war der Ein akter „Susannens Geheimnis" von Wolf- Ferrari, den man immer gern einmal wieder- sicht, wenn er so ausgezeichnet gegeben wird, wie diesmal. Busch selber dirigierte, Staegemann führte die Regie; aber wie! Da war echter Lustspielgeist! Er könnte uns ein Auf frischer der Spieloper werden, zumal er selber ein Spielbariton ist, wie es heute kaum noch gibt. Dazu Grete Nikisch als entzückende junge Frau, voll Temperament und Laune. Und nicht zu ver gessen LudwigErmold! Er gibt den Diener, eine „stumme Rolle". Und wie „beredt" gibt et sie! Da« HauS jubelte Busch und seinen Künst lern zuk O. S „I« rL»ldm仫lei«S Reich". Al« erste Dresdner Bühne trat da« Residenz - theater mit einem Kindermärchen auf den Plan. Schon vor fünf Jahren tat da- Stück von Direktor Carl Witt (Musik von Irledtich Korolan yi) seine Schuldigkeit. Nunmehr hat der verfasse« d?n Archivstaub von „Waldmännlein« Reich" ab geblasen und alles frisch und neu herausgeputzt. „DaS Gute wird belohnt, das Böse bestraft". Lon diesen pädagogischen Grundsätzen ist Wms Märchen erfüllt. Für Humor sorgen unter anderem die drei beweglichen Waldmännlein, auch ist reichlich Gelegenheit zu szenischen Aufzügen und Tanz bildern. Was gibt es da alles zu sehen! Das Edelsteinballett in der mächtigen Waldhöhle ist eine prächtige Augenweide. Von Saphiren, Smaragden, Topasen, Rubinen, Perlen und Dia manten glitzert es in vielfältiger Pracht. Und erst die große Parade der Puppen-Armee! Helle-Entzücken ward da wach, besonders beiden kleinen und kleinsten Besuchern. Auf der Szene schrieben die beiden braven Kinder Hans und Lieschen ihre Wunschzettel, deren Inhalt sodann aus einem Transparent erschien. Welch eine Ortho graphie ! Ihre Übertragung in unser geliebtes Deutsch machte riesigen Spaß. Da las man: „Krose Teddibeeren", „Naggfresche" mit „Batewahnen", „Schaugeln". Auch der Film mußte herhalteu. „Scharli Schaplin" und „Schaki Gugen" traten leibhaftig auf. Das war der Höhepunkt der Auf führung. Die herzige Charlotte Schädlich (Liesel) und der drollige Sukfüll (HanS) bean spruchten das Hauptinteresse. Frau Kattner gab die böse Stiefmutter. DaS mag der Guten reich lich schwer geworden sein. Mit Selbstverleugnung nahm sich auch Else Fritsche der ungeratenen Tochter an. Den Märchenprinzen gab Harlanns mit Geschmack, sehr belustigend wirkte Willy Kati al« Hofmarschall in ulkiger Maske. Al- Waldmännlein taten sich die Kleinen Janus, Oehmig und Heinze hervor. Sie hatten gleich beim ersten Saltomortale aus ihrer Be- Hausung (und wieder zurück) gewonnenes Spiel. Noch sind Eva Dittrich al« singende Fee und Janda al- geiziger Nachbar zu Nennen. Die glanzvolle Ausstattung (Schott), die flotte Spiel- leitung (Karl), die musikalische Leitung (Do nath) und die umfangreiche Arbeit de» Ballett meister« Gassert ergaben eine an«gezeichn«te Aufführung, zu der auf viele Wochen hinau»
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