ZUR EINFÜHRUNG 3. Satz: Das Finale beginnt mit einem Staccato-Thema der Fagotte (Streicher pizzicato) und wird vom ungestümen Einsatz des Klaviers (Hauptthema) unterbrochen. Ganz neue Momente entstehen im lyrisch-sanglichen Mittelteil (Holzbläser). Motorische Partien wechseln mit lyrischen ab, humoristisch-ironische Gedanken kommen hinzu. Voller Kraft und Schwung beschließt eine brillante Coda das Werk. Aufführungsdauer von Romeo und Julia: ca. 46 Minuten selbst immer wieder neu gestellte inhaltliche Aufgabe strebte. Prokofjews Stil ist hier klar ent wickelt: Passagen von maschinel lem Rhythmus wechseln mit tiefer, ja russisch-leidenschaftlicher Lyrik, die sich in Melodien von unge wöhnlicher Länge ausdrückt. Tän zerische Elemente wechseln mit Stimmungen und Empfindungen, virtuoser Glanz mit zurückhalten der Poesie, lyrische Episoden mit kraftvollen Sprüngen. Wer kennt nicht die uralte Ge schichte von zwei Liebenden, die schließlich doch nicht zueinander kommen können? Shakespeare hatte daraus seine Romeo und Julia- Tragödie geformt, ein unvergleich liches Sinnbild für die Liebe ganz allgemein, im besonderen aber für das Schicksal von Liebenden, die zwischen die Mühlsteine zweier feindlicher Parteien geraten, ob diese nun Montague und Capulet heißen oder Weiße und Puertorika- ner - wie in der Bernstein-Adapta tion „West Side Story" - oder gar im politischen Sinne Rechts und Links. Zahllose Künstler - Komponi sten, Dichter, Maler - haben diese Mär immer wieder aufgegriffen und daraus neue, eigene Werke geschaffen, umgeformt, neu erzählt, illustriert, illuminiert oder interpre tiert. Prokofjew gehörte dazu. Da er immer wieder auf der Suche nach neuen Stoffen für größere Bühnenwerke war, mußte er wohl zwangsläufig auch irgendwann einmal auf diesen Shakespeare- Stoff stoßen. Er verbiß sich sogleich darin und schuf sein unvergleichli ches Ballett Romeo und Julia. Das war bereits 1935, also noch vor seiner endgültigen Rückkehr in die Heimat. Ein Vertrag mit dem Bol schoi-Theater in Moskau zerschlug sich, weil Prokofjews Musik dort als so völlig ungewohnt aufgenom men und schließlich gar als untän zerisch abgelehnt wurde, obwohl sich der Komponist immerhin bereit gefunden hatte, einige Korrekturen und Veränderungen vorzunehmen, um seine Musik „tänzerischer" zu machen. Das Leningrader Kirow- Theater - ursprünglich war das Bal lett sogar für diese Bühne vorgese hen - übernahm schließlich das Werk und führte es am 11. Januar 1940 szenisch auf. Allerdings war eine wenig beachtete Welturauf führung bereits 1938 in Brno erfolgt, nachdem 1936 bereits Ausschnitte daraus (1. Suite) im Konzertsaal er klungen waren und dieser Musik offenbar einen Weg geebnet hatten.