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Sächsische Staatszeitung : 16.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192511165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19251116
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19251116
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-16
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 16.11.1925
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tz«te 8 »u Nr. L6« Montag, 1V. Stovemder 1S2L Besitzstand an Im -nippe meiden das vicraktye Bolksschenspiel „Deborah »on Hermann «Noscnihal aussührcn. Der Reinertrag IcwmkwSl', einen Bauplatz zu kaufen und daraus eine Billa erbauen Aus Sachsen. Mißernte im Erzgebirge. oberen Erzgebirge sind Anfang No zu lassen. Mit dem jkause und d?r Vergebung de» Baue« wollte er selbst bevollmächtigt sein und erlangte daraufhin in den meisten Zöllen eine erhcblicheProvision, milderer verschwand. In Dres den angclangt wurde er bereits beim zweiten versuche gestellt und sestgjnommen. Obwohl er hartnäckig leugnete und ins» besondere über seine Person falsche Angaben machte, konnten ihm schließlich rund 39 Betrugsstille nachgewiescn werden. So fern in Dresden Beschädigte noch keine Anzeige erstattet haben sollten, wollen sie du'S ui verzügtsch nachholen Der Betrüger cdievte sich hier des Namens Lindström. Moment in dem Wahlergebnis bildet das Schicksal der zionistisch.jüdischen Wahlliste Die aus Karpato-Rußland bisher eingelaufenen Teilergeb- nisse machen es wahrscheinlich, daß bereits ein Kandidat in Karpato-Rußland betrachtet werden kann. Dies hätte zur Folge, daß die auf die jüdische Kandidatenliste in der Republik ab- gegebenen Stimmen nicht verloren sind. Soweit sich über ehen läßt, dürften wahrscheinlich vier bis fünf parteilose Kandidaten in das Abgeordnetenhaus kommen. Der Erfolg ist vor nehmlich dem Umstande zu verdanken, daß die orthodoxe Bevölkerung in Karpato-Rußland für die zionistisch-jüdische Liste gestimmt hat. lassen erkennen, daß sich die deutschen Sozial- demokraten gegenüber den Kommunisten weit besser behauptet haben, als die tschechischen Sozialdemokraten. Christlichsoziale und der Bund der Landwirte haben fast überall Gewinne zu verzeichnen, die teilweise ganz er- Heblich sind. Diese Gewinne sind ihnen auch dadurch zugefallen, daß die deutsche demokratische Freiheitspartei nicht in den Wahlkampf ge zogen ist. Die deutsche Rationalpartei scheint ihren bisherigen Besitzstand zu behaupten, ebenso dienational-sozialistischeArbeiter- Partei. Die beiden letzten Parteien gingen im Wahlkampf 192V gemeinsam vor. Wahlresultate liegen von großen Städten noch nicht vor, nur von Groß-Prag. — Aus Parteikreisen werden folgende Ziffern angegeben: Tschechojlvwak. Sozialdemo kraten (Beneschpartei) 93800, Nativnaldemokraten 78000, Kommunisten 58000, Sozialdemokratische Arbeiterpartei 35 000, Kathol. Vp. 25 POO, Ge werbepartei 25000, Reue Nationale Arbeitspartei 18000. Rach dem Bilde, das sich aus den bis 3 Uhr. 30 Min. morgens bekanntgegebenen Wahlresultaten ergibt, dürften in der Slowakei und in Karpato-Rußland die tschechischen und deutschen Sozialdemokraten ziemlich viel Stimmen an die Kommunisten verloren haben. Auch die Partei der katholischen Auto- nomisten oder die Hlinka-Partei dürste einen Zuwachs an Stimmen zu verzeichnen haben. Von den Regierungsparteien bewahrt die re publikanische Agrarpartei bisher ihren vember die Feldfrüchte bis aus vereinzelte Kraut- und Rübenselder untergebracht. Die Arbeiten der Landwirte sind nur gering gelohnt worden. Der Fruchtansatz im Frühjahr war gut. Durch lange Regenperiodcn verlor zunächst das Heu an Qualität und später wurde das Getreide schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Getreideernte ist als völlige Mißernte zu bezeichnen. Die Kartoffel- ernte ist mittelmäßig, der Ertrag an Kraut und Rüben gut. Stimmen. Ein interessantes Die Wahlen zur tschechoslowakischen Nationalversammlung. ' Fkstgrnemmrner vrlriigcr. Dcr 39 jährige Architekt Georg Ritter aus Mannheim betätigte sich unter ver. sckiedenen Namen in Ulxirlotlenburg, Freiburg, Hildesheim, Leipzig, Mannheim, München nnd Naumburg als Waren- und Provisionsschwindler, teilweise auch alSHeirats betrüget. Besonder» halt: er cs auf Baumeister abgesehen Diesen führte er eine Frauenipersou zu, die angeblich willens Prag, 16. November. BiS 8 Uhr abends trafen nur einzelne Teilresultate der Wahlen zur Nationalversamm lung ein, aus denen sich nur flüchtig erste Ein drücke gewinnen lassen Bei den Ergebnissen der Wahlen in den Rordbvhmische» Bezirken Teplitz, Letschen und Aussig ist er wähnenswert, daß die deutsche Sozialdemo kratie sich gegen die Kommunisten sehr erfolgreich gehalten hat. So ist das Ver hältnis beider Parteien im TepUtzer Bezirk 1150 zu 670, im Letschener Bezirk 600 zu 750 und in Aussig 1430 zu 420. Außerdem erhielten von den deutschen Parteien im Bezirk Teplitz der Build der Landwirte 900, die deutsch-christlich- soziale Partei 1070, die deutschnationale Partei 380, die nationalsozialistische Arbeiterpartei 436, im Bezirk Letschen der Bund der Landwirte 3680, die deutschnationale Partei 1460, die Christlichsozialen 560, die nationalsozialistische Ar beiterpartei 1410 Stimmen, im Ausfiger Bezirk der Bund der Landwirte 2640, die deutschnatio nale Partei 250, die deutsche nationalistische Arbeiterpartei 500. Alle Ziffern gelten für das Abgeordnetenhaus. Aus Ost mähren, das seiner zeit Prof. Masaryk ins Abgeordnetenhaus wählte, kommen Resultate, denen zufolge die tschecho- slowfaiische Volkspartei an erster Stelle marschiert. Si^crhielt^in Wallsch.-Mesoritsch-Stadt 1210, in Rocznau 5M, in Freiberg 1010, in Resselsdorf 930. Interessant ist auch das Ver- hältnis der Stimmen, wie es sich in den fünf wallachischen Städten Mesoritjch, Rocznau, Walzskirche», Freiberg und Ncsselsdorf zwischen der nationaldemokratischen Partei (vr. Kramarsch) und der von ihr abgesplittcrten nationalen Arbeits partei (vr. Slransky) gestaltet hat. Es erhielten in diesen fünf Städten die Nativnaldemokraten 803 und die nationale Arbeitspartei 932 Stimmen. In Jglau-SIadt wurden abgegeben 6980 tschechische, 6849 deutsche und 1730 kommunistische sowie 475 jüdische Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 85 bis 90 Prozent. Die bis Mitternacht vorliegenden Teil resultate lösen betreffs der deutschen Parteien den Eindruck aus, daß die deutsche Sozialdemo kratie gegenüber ihrer Stimmenzahl von 1920 fast durchweg Verluste aufzuweisen hat. Die aus Westböhmen vorliegenden Resultate Alin darauf verzichten will, seine Karten au»zu- spielen, haben in hiesigen europäischen Kreisen ,roße Überraschung hervorgerufen. Dcr christliche General Feng, der mit Vapeifu mller einer Decke zu stecken scheint, ist vollständig Herr der Lage in Peking. Er hat jetzt den Vorsitzenden der chinesischen Delegation bei der Zollkonferenz Wan- tschentin verhaften lassen und ihn ge- pvungen, die Funktion deS Vorsitzenden der chine sischen Delegation der freien Regierung, d. h. -cncral Feng selbst, zu übergeben. Auch den übrigen Mitgliedern der chinesischen Delegation Haler Befehl erteilt, die Konferenz ab zubrechen. SoMen sie seinen Weisungen keine Folge leisten, dann würde er Gewalt anwenden, zis daraufhin der japan.sche Botschafter den Bor- schlag machte, die Konferenz in das diplomatische Hertel zu verlegen, erklärte Feng, daß auch dort bie Konferenz nicht tagen dürfe. Daraufh n »urde die Zollkonferenz abgebrochen. Tie Gcsamtlage in Peking aber ist sehr einst. Kti«e Erhöhung deö japanischen MariuebudgetS. Tokio, 16. November. Die maßgebenden Stellen in Tokio sind wegen der wirtschaftlichen Lage des Landes da hin übereingekommen, jede Beratung über die vom Marinedepartement ge forderte Summe von 23 Millionen Yen auf ein Jahr zurückzustelleu, sodaß das Marine budget für 1926 nur einen für ein geringeres Naucrogramm ausreichenden Betrag enthalten wird. dcn Iuacndwvhl-H-imsiällcn zugute. «in rcgcr Besuch dcr Bcianstaltung seitens der Mitglieder, sowie aller Freunde und Gönner des Verein, ist erwünscht. Die EintrtitSprctse betragen nur U,so RM. oder l NM etnschl. Steuer. ' Dir Ausstellung. Di» ««erbaugrbirir in »er »mgrdung Dresdens im Heimatkundliche» Schuimuscum des Dresdner LehrervereinS, Eedanstr. >8, wird Mittwoch, den 18 November (Bußlag), von n—l Uhr geöffnet sein. Tie Führung beginnt >/,i2 Uhr. Mittwoch, den 25. November, HS Uhr spricht Herr Schönfeld über.Entstehung und Herkunft unserer Ackerböden-, Mittwoch, den 2. Dezember >;s Uhr Herr Höhnel über „AuS Leben und Pflege der Honigbiene-. SAL- Gkjantz-abteiliig »es Tüchjijche, z vrrgsteigerbnnde« Freitag, den 20. November, abend» x Uhr im „Wilden Mann- «olksliederabend aus Anlaß der s. Gründungsfeier Mitwirkung: Lauten sängeriu Liesel Wolf. - vorlrag. Mittwoch, den 18. November, abends 7 Uhr in der Turnhalle — Permoser Straße n/,5 — Ltchtbilder- vortrag im Allgemeinen Turnverein Dresden des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins: „Nordwestafrika i m Wandel der Zeiten- der Reise- schriftstellerS Mar Nentwich. Dresden. * Aiintzbad. Am Bußtag bleiben sämtliche Ab- Icilungcn des Bades geschlossen. * Im Landesausschuß Lachsen der deutschen z»gkndverbändc findet am 28. und 29. November im hiesigen Landtagsgebäude die erste sächsische IMudsuhreraussprache statt. * Dem Honorarkonsul von Bolivien in Dresden, Nottlicb Paul Leonhardt, ist namens des Reichs das Exequatur erteilt worden. Das Konsulat umfaßt den Bezirk der Kreishaupt mannschaft Dresden. * Alhambra-Lichtspiele (Tivoli, Wetlinerstraße). Rißt Bayerleins Drama „Zapfenstreich", sondern Äcorg Ohnets gleichnamiger Roman hat die Vor lage zu dem dieser Woche in den Alhambra-Licht- spicien lausenden Film gebildet. Der Konflikt zwi- scheu militärischem Pflichtgefühl und dem Gefühl der Empörung über die Verletzung der Ehre seiner' Trchter, der sich in dem von Bernhardt Goetze prachtvoll dargestellten Manenwachtmeister abspielt, ist in dem Film gut Herausgearbeitel. Die Vor kriegszeit mit ihren Fehlern und Vorzügen unseres Loldatenweseus wird mit dem Film für dcn Beschauer wieder lebendig. Vielen Erscheinungen dieser Zeit steht man jetzt schon völlig fremd gegenüber. Man versteht nicht, daß es überhaupt einmal so sein konnte. Der Film ist voller Spannung und fesselt inhaltlich so wie durch die Art dcr Darstellung. Eine nette Ko mödie dcrIrrungen, „Die heimlicheNacht", sorgt sür die Belustigung des Publikums. Mehr noch in diesem Sinne wirkt der auf der Bühne auftretende urkomische Kanonenkönig Re Vin mit seiner vor trefflich dressierten Bulldogge Pimpel. Die Al- dambra - Lichtspiele sind jetzt die einzige Filmbühne in Dresden, die in ihr Programm Barietönummern ausuimmt. Tas sehenswerte Programm wird mit dcr Vorführung der Dculig-Woche eröffnet. - stinen dromaiijchk» MttcrhaUunglabcttü veranstaltet dcr «rrein Jugendwohl e B, Dresden, morgen Dienstag, adcnds '/.S Uhr im Thcotcisoal des GescIlenI«»seS, Känffer- süaße » ,Straßenbahnlinie io und 22). Mitglieder ver Bühnen- BerW-ge»sste»»erv»rauG»«tzln«g fiir IVLä. Amllich wird darauf hingewicsen, daß heut« Montag, den 16. November, eine Borauszah. lungtrate für die Vermögenssteuer 1925 in Höhe eines Viertels der für 1924 festgesetzte« Jahressteuerschuld fällig wird; die Schonfrist läuft bis Montag, den Ä. November einschließlich. Unabhängig von der Vorauszahlung sind die Ver- mögen-erklärungen für 1925 in der Zeit vom 20. November bis zum 1b. Dezember 1925 abzugeben. Steuerpflichtige, denen bis zum 20. No vember ein Vordruck für die BermögenSerkläruna nicht zugesandt worden ist, können den Vordruck bei dem zuständigen Finanzamt erhalten. Offene Alumnatstette« an sächsische« höheren Lehranstalten. 1. Mit Ende des laufenden Schuljahres tvird durch den Abgang der Oberprimaner an den Fürsten- und Landesschulen zu Grimma und zu Meißen, die zur Reife eines Gymnasiums führen, wieder eine größere Zahl von staatlichen Frei- und Koststellen frei. Die Stellen sind stiftungsgemäß für Knaben evangelischer Konfession und sächsi scher Staatsangehörigkeit bestimmt, die entschieden« Fähigkeiten und Neigung zu den höheren Wissen- schäften zeigen. Für den Eintritt in die unterste Klaffe (Untertertia) ist in der Regel die Erfüllung des 13. Lebensjahres Voraussetzung- Als Vor bildung sind an sich die Kenntnisse erforderlich, wie sie ein humanistisches Gymnasium in den Klassen Sexta bis Quarta vermittelt. Doch sollen zu Osten« 1926 in Abweichung vor« den Aufnahmebedingungen wie bereits in den beiden vorhergehenden Jahren auch Knaben ausgenommen werden, die solche höhere Schulen besucht haben, in denen nicht Lateinisch, sondern Französisch oder Englisch als erste Fremdsprache getrieben wor den ist. Ferner können auch wieder ganz beson ders gut begabte Bolksschttler nach mindestens 7 jährigem Schulbesuche eintreten; für diese sind Vvrkcnntnisse in fremden Sprachen überhaupt nicht erforderlich, da sie an jeder der beiden Schulen in besonderen Förderkursen unterrichtet werden. Ge suche um Aufnahme in eine der beiden Schulen und um Verleihung einer Alumnatsstelle (Frei- oder Koststelle), die im Wege der Wettprüfung ver geben werden, sind diesmal früher als bisher, und zwar bereits bis spätestens zum 15. De zein be r 1925 beim Ministerium für Volksbildung zu Dresden N. 6, Carolaplatz 2, einzureichen. Den Gesuchen sind beiznfügcn: Geburts- und Tausschein. ärztliches Gesundheitszeugnis, Wiederimpsschein, die letzten Schulzeugnisse — bei Bolksschülern das Zensurbuch — nebst einer besonderen Beurteilung der Schule über die Anlagen, Fähigkeiten, Sitten und Gemütsart des Knaben, ferner wenn der Ein tritt in eine Freistelle begehrt wird, ein Ver- mögenszcugnis nach dem im Verordnungsblatt des Ministeriums für Volksbildung vom Jahre 1925 Seite 30/31 abgedruckten Muster. Wenn aus den Schriftstücken die sächssiche Staatsangehörigkeit nicht ohne weiteres zu erkennen ist, so muß zugleich ein Nachweis darüber mit eingereicht werden. Dasern cs die Erziehungspflichtigen ermöglichen können, wird ihnen anheimgegeben, den Schüler schon jetzt den« Overstudiendirektor der Anstalt vorzustellen, in die der Eintritt gewünscht wird. 2. Weiter werden auch in den Schülerheimen der Landes schule zu Dresden (Reform- realgymnasium mit Oberrealschule und Förderklassen) und der ebensalls zur Hochschulreife führenden Deutschen Ober- und Aufbauschulei« des Laildes Stelle«« für Knaben frei. Auch in der Landesschule zu Dresden besteht ebenfalls eine Anzahl staatlicher Freistellen, während ai« den Ober- und Aufbauschulen staatliche Mittel zur Er mäßigung oder zun« Erlaß des Kostgeldes in be grenzten« Umfange bereitgestellt sind. 3. Für Mädchen besteht an der Fürstlich- Schönburgischen Deutschen Oberschule zu Lichten st ei n-Callnberg ein Schülerinnenheim, in dem ebenfalls zu Ostern 1926 Stellen frei werden. Hinsichtlich des Kostgeldes gilt das unter 2 Gesagte. was wäre ohne ihn beispielsweise Wilhelm Raabe? Daneben aber ist er groß durch die Gesinnung. Sein Gemüt, das leicht zu erschüttern war, war aus Mitleid und Mitgefühl mit dei« Armen und Enterbten des Schicksals eingestellt. Wie weit wich das von dcr klassischen Kunst ab? Tas war etwas Neues, so daß man den Dichter kaum als den letzten Ausläufer der Zopfzeit ansfassen kann. Das mag formal berechtigt sein, in der überladenen Häufung von Witz und Geist in der Sprache, seelisch aber ge hört er ihr nicht an. Erst heute — genau 106 Jahre nach seinem Tode, finden wir wieder den Weg zi« ihm, nnd Erich Ponto schuf uns diesen neuen lebendigen Jear« Paul, als er gestern ,vr. Katzenbergers Badereise" vorlrug. Die Reise des schrulligen Arztes nach Maulbronn, mn dein dortigen Brunnenarzt die Meinung zu sagen, ist voller Zwischenfalle, aber nur auf das Wie allein kommt es an. Ponto verstand es, das zeitlich Gebundene von dem Werk abzulösen und es in seiner» überzeitlichen Charakter zu gestalten. Er sprach mit einer schlichten Selbstverständlichkeit, daß gerade dadurch die Eigenart des Dichters um sc stärker heraussprang. Mit seinen beiden Jean-Paul-Abenden hat er ei» scharf umrissenes Bild gegeben, daß man ihm dafür immer dankbar sein muß Nur durch volle Hingabe des Künstlers war und ist es möglich, diese unvergleichliche Be gabung uns wieder nahezubringen. Brt Ernst Toller laS am Sonnlag im Kmzerthaus aus seinen Werken. Ter Dichter ist kein effekt voller, kein die Technik vollkommen meisternder Vortiagender. Aber er ist bei alledem ein guter Interpret seine» Wer'e». Die kleinen Uneben- heilen de» Vortrags und einzelne matte Stellen, « denen die dramatische Wucht deS Hinkemanns licht voll zur Geltung kam, werden vergessen ob der innigen Verbundenheit mit dem Werke, die in den Worten des Redner» hörbar wird. Er hringt seine Verse zum Leben, zum Tönen, er gibt ihnen Seele, er laßt uns erkennen, was dcr Dichter im Tiefsten sagen will. An« innigsten vermählte sich Vorlrag und Inhalt zn künstlerischer Wirkung in der Rezitation der freien Rhythmen des Schwalbrnbuches, dieser köstlichen Mischung tiefen kindhaften Naturgefühls mit ethischem Pathos. Vorher las Toller aus seinen Gedichten und den Dramen „Wandlung", „Masse Mensch" und „Hinke- mann". Dem letzteren schickte er eine in ihrer ruhigen Sachlichkeit sehr wirksame Verwahrung gegen die beschämenden Vorgänge bei der einzigen Aufführung des Stückes in Dresden voraus, die noch in aller Erinnerung sind, sowie gcgei« das Gerichtsurteil wider die „patriotischen Ruhe störer", weniger gegen den Freispruch als gegen die in der Begründung des Urteils enthaltene Verdächtigung der Motive des Dichters, den man darüber nicht gehört hat. — Zwei klirrende Zeitgedichte „An die Toten der Revolution" und „An die Lebenden", darin der Dichter das.Fazit seiner politischen Gedanken zieht, bildeten den Schluß. Der bis auf einige vordere Reihen dicht be- setzle Saal spendete des öfteren stürmischen, an haltenden Beifall. Auch beim ersten Erscheinen schon wurde der Vortragende herzlich und stark gefeiert. Ein Teil dieses Beifalls galt gewiß dem politischen Kämpfer und dem Inhalt seines Vortrags. Aber auch wer nur des Künstlers wegen gekommen war, wird den Abend al» Ge winn buchen. Wie groß dcr Anteil des Dichter» an dem Werk Töllers ist, wie weit er Bleibende» geschaffen hat, das wird die Nachwelt entscheiden. Aber daß er nicht bloß wirkt um seines glühen- den ethischen Pathos willen, daß er ein Dichter ist, da» hat der Abend gezeigt. H. B Schiller» Grbnrtstag feierte das Schau spielhaus durch eine „Teil"-Aufführung von erwärmender JugendlebendigkeE und Farbenfrische. Es ist erfreulich zu sehen, wie die Darstellung, unter Paul Wiecke» Leitung, in einen Stil hineingewachsen ist, der, ohne al» veristisch gelten zu wollen, die bodenbedingte Wesenheit von Menschen und Dingen zu geben, Deklamation und < abstraktes Pathos durch Änschauungswahrheit zu überwachsen trachtet. So strömt der Dichtung vom Darsteller her immer neues Lebcnsblut zu. Ein Arnold von Melchthal, wie der Willi Klein- oscheggs, ist schlechthin ein Schweizer Bauer, und auch LotharMehnertS Werner Stauffacher ist, abgesehen von der ersten Szene, wo manchmal ein thealralischcr Zug irritiert, erstaunlich echt. Gut stehen beispielsweise auch Walter Liedtke (als Konrad Hun und Söldner Leuthold) und Adolf Müllers Allinghausen im Bilde. Da gegen empfindet man, unter diesen« Gesichtspunkt, Kotte nkamps Walther Fürst als etwas un- farbig und Tom Farechts Rösselmann als nicht ganz stilgemäß. Decarlis volkhaft- heroischer, im allgemeinsten Sinne menschlicher Tell und Meyers fabelhaft origineller Geßler der geradezu als Studie zur Psychologie sadisti- schen Machtwahns gelten könnte) wirken einfach kraft ihrer darsteller schen Individualitäten. r Pension Schöller. Carl Laufs' vielgespielter Schwank, der am Sonnabend unter großen« Hallo zum erstenmal in« Zentraltheater gegeben wurde, beruht auf einen« einzigen Situationswitz: auf der Verwechslung einer Pension mit einer Privatirrenklinik. Also auf einem blanken Unsinn. Aber der Verfasser weiß aus dem Unsinn so tolle Humorfunken zu schlagen, daß alle Wirklichkeits logik zum Teufel geht. Es kommt led glich darauf an, für den dämlichen Provinzonkel, der auf den verzweifelten Trick eines verliebten Neffen hinein- fällt, den richtigen Darsteller zu finden und auch die Rollen der Pseudoirrcnhäuslcr entsprechend besetzen zu können. Diese Voraussetzungen waren erfüllt. Willi v. Hendrichs als gelämmerter Onkel Klapproth ist zum Schreien komisch, und ihm sekundieren Franz Kullmann, Walter Reuschle, Karl Koch,Irma Zeißig, Lise lotte Weinhold, Otto Ottberg undElisa- beth Frank mit übermütiger Laune. Den größten Erfolg hatte aber der auSgcstopfte Leopard aus der Seestraße, den der wüste Weltreisend« gelegentlich als Präsent für Onkel Klapproth auf die Bühne bringt. X Pnsagosilches Institut dcr Technisch«» Hochschirl« j» Trrsdr». Privaidozeni vr. Baeumler ist als neucs Mit- glied in dcn Leh, körper des JnstiiutS cingetreten Im laufendcn Wuttcrjcmcster hoben sich 26 Studierende für Pädagogik immatrikulieren lassen. Sdchftjche S aoislhraler. Opernhaus. Mittwoch) am 18. November, außer Anrecht „Die Zauberflöre- mtt Adolph Schoeps.in, Jaro Dworsky von der StaatSoper in Berlin (Tamino als Gast), Josef Lorreck, Margarethe Heyne. Franke, Elis» Stünzner, Waldemar Stacgemann, Heinrich Tcßmer, Erna Berger szum erstenmal Papagena) Musika- lalische Lciiung: Hermann »utzschbach. Spielleitung: Wal demar Stacgemann. Ansang: 7 Uhr In „Rigoletto- morgen Dienstag singen TinoPaltiera den Herzog, Liesel v Schuch die Gilda und Waldemar Stacge- manr. den Rigoletto. Musikalische Leitung: Hermann Lutzsch- bach. ««sang: HS Uhr. Schauspielhaus. Dienstag, den 17. No vember («nrechtsreihe V) Wiederholung der Lomödte „Der mutige Seesahrer- von Georg Kaiser in dcr Besetzung der Uraussührung. Spielleitung: Josef Gielen. Anfang H8 Uhr Mittwoch, den 18. November sAnrechtSreihe L) da» Liebekdrama .Jugend- von Max Halbe mit Herta Schroeter al» Annchen und der übrigen bekannten Besetzung. Spielleitung: Lothar Mehnert. An sang H8 Uhr. Di« Schauspiel-Anrechtskartenautgabe für hen »weiten Teil dcr Spielzeit wrs/ts hat heute begonnen und dauert bi« mit Sonnabend, den 2>- November, nachmittag- t Uhr ^Bußtag von H11—L Uhr). Zeatraltheatrr. Montag, den IS. November und Dien-, tag, den i7. November, Wiederholung de« Schwank» „Pension Schöller- von Lauf« mlt der «esetzung der Erstaufjkhrung. Ltirrarischrr Verein. DtenNag <l7 Rov >, HS Uhr, Ja- pantsche« Palai«: Kührung durch die LandelbibltMhek. Lndwi, Fleh»«» bringt am Totensonntag, den «,. November, abend« H8Uhrim»»nftlerhans« seine» neuesten Vortrag, und »war spricht er Goethe» „Hermann nnd Dorothea'fr, i au« dem Gedächtnis Der Vortrag dauert etwa »wei Stunden, und hat der vor. iraa«m,ist-r mit der bnchsreien Wiedergabe de« gerade für unsere jetzige Zeit so passendcn Meisterwerke« nach vor liegen- ecn Zetinnglftimmen in Wien, München, Gra», Prag «sw. dbgkistert« Erfolge erzielt, »arten bet Rie». » «tttiiln»^» d«r Konzert »irrt«! mr F. «te». Donner«, tag H» Uhr im kl. Saal der Lausmann schalt ,»r«i». Irrlana- <« T A Hoffmann, N Schumann): Lol!« Lürmann mrd Truhe «a,er. - H« Nhr im «r. wrrbehai" »oa»ert de« Dretdne, Män » «,g«sana» verein«. Leitung: Ott» «inte,. Solistin: Ursnl» »an Diemen. sLarttn dei Rie«)
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