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Sächsische Staatszeitung : 10.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192511106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19251110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19251110
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-10
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 10.11.1925
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Weite S M «». SLt Ter Annys »« PiwteyLS Slnier»»-syr»«rg». Paris, S. November. Der Konflikt zwischen der Finanz- tommission und der Regierung Painlevü saunt in unverminderter Schärfe fort. Auch die neue Aussprache, die an» Montag zwischen Pain- lev« und der Kommission flattfand, hat keine Aus sichten für einen Ausgleich der Gegensätze eröffnet. Die von der Kommission am Sonntag angenommene Resolution Auriol bedeutet nicht nur die Ab- lehnungderneuenInflation, wie sie im Pro jekt der Regierung vorgesehen ist, sondern auch die nicht minder kategorische Zurückweisung des von Painlevv vorgesehenen Steuer- Programms. Der Ministerpräsident selbst hat am Moniag morgen die bereits am Sonnabend abgegebene Erklärung wiederholt, daß er zu jeder Modifikation der Gesetzentwürfe bereit sei, die dessen Fundamente respektierten, daß er jedoch nicht sein ganzes Programm über den Haufen weisen lassen könne. Aus dieser Erklärung geht einstweilen nicht mit Klarheit hervor, ob die Regierung bereit ist, die von der Kommission am Sonntag geforderte völlige Um gestaltung der außerordentlichen Abgabe zu einer wirklichen Vermögens- und Kapitalsteuer zu akzeptieren. Auch in der Frage der Inflation sind am Montag morgen die Gegensätze wieder sehr heft'g aufeinandergestoßen. Painlcve gab die Erklärung ab, daß die Regierung die am 8. Dezember zum Verfall gelangenden 2,6 Milliarden Schatzcbligaticnen nicht anders ein- löscn könne als durch die Inanspruchnahme eines neuen Kredits bei der Bank von Frank reich. Von sozialistischer Seite wurde diese Lösung mit aller Energie abgelchnt. Leon Blum und Vincent Auriol forderten statt dessen die Zwangskonsolidiernng der kurzfristigen Schuld, waS Painlcvs mit dem Hinweis auf die schwere E schüttcrung, die der öffentliche Kredit durch eine derartige Maßnahme erfahren würde, als für die Regierung absolut unannehmbar bezeichnete. Pain- levö hat schließlich angelündigt, daß die Sanierung leinen Aufschub mehr dulde und er deshalb spä testens am Donnerstag in der Kammer die Vcr - träne ns frage stellen werde. Wenn in den parlamentarischen Kreisen diese Erklärung auch nicht als eine direkte Kampsansage angesehen wird, so lößt doch anderseits die völlige Unmöglichkeit, über die Vorlage in ihrer gegenwärtigen Form zu einer Einigung zu gelangen, eine neue po litische Krise fast unvermeidlich erscheinen, da die Regierung, sellbst wenn ein Teil des Kartells mit ihr gehen sollte, diesmal keinerlei Unter stützung von der Rechten Fu erwarten haben wird. * Eckwieriffkeiten des Kabinetts. Paris, 10. November. Gestern abend haben die sozialistischen Abgeordneten Blum und Delouce bei dem Kammerpräsidenten mit dem Budgetministcr und dem Minister des Innern über die innerhalb des Kamimrausschusscs der Finanzen entstandenen Tchwicrigkeitcn verhandelt. Diese sind besonders groß, seitdem der sozialistische Initiativ antrag Auriol zurückgcwiesen wurde. Damit ist der Grundsatz der direkten Be steuerung des Kapitals beseitigt worden. ES wird allgemein angenommen, daß das Kabi nett im Verlaufe der Kammcrsitzung versuchen wird, die Lage zu klären durch die Einbringung einer schleunigen Interpellation, durch die im Dalchswß-Prizeß. Entgiftung ergibt sich aus seiner hier im Gerichts politische Streit in datiert innere der an saal abgegebenen Erklärung, daß er die Mehr heitssozialdemokratie nicht habe treffen wollen. Der bisherige Verlauf des Prozesses hat gezeigt, daß die Erforschung der Gründe für chon vor dem Kriege als Aufmarschgebiet für die Alliierten fcstgelcgt war. fBclgien und die flandrische Küste als Kriegsziele schweißten die Entente, ja die ganze Welt gegen uns zusammen. Nichts hat Deutschland beurteilt haben wollen. Was wir brauchen, ist eine gemeinsame innere Front gegen die Ver gewaltigung von Versailles und gegen die Lüge von der Allcinschuld Deutschlands am Kriege. Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt. des Herausgebers zur innerpolitischen München, 9. November. Als letzter Sachverständiger kam am Montag c berst Achwirdtfezer an die Reihe. In seinem ausführlichen Gutachten vor deni parlamentarischen Untersuchungsausschuß hat Oberst Schwerdtfeger nach außerordentlich ge wissenhaften Forschungen bekanntlich eine Reihe Feststellungen über schwere Fehler der poli tischen und der militärischen Instanzen während des Krieges gemacht. Schwerdt feger erklärte heute, daß er nach jeder Richtung hin zu seinem Gutachten stehe. Zunächst erzählte Oberst Schwerdtfeger einige Beispiele für den seit Jr»ni 1918 immrr schlechter werdenden «annschastsersatz, besonders in Belgien, wo unsere Truppen von der Zivilbevölkerung verdorben und zu Diebstählen an Heeresgut aller Art ungehalten wurden. Es ist für ihn auch eine Tatsache, daß die innere Zer setzung der Armee durch Einflüsse aus der Heimat bewirkt wurde. Gleichzeitig erkannte er aber an, daß man mit der Tauglichkeitser klärung für den Heeresdienst im Weltkr eg viel zu weit gegangeu ist, viel weiter als z. B. Preußen im Jahre 1813. Die Mißstimmung auch der Flotte ist zum Teil darin zu suchen, daß die Leute Jahr uni Jahr untätig auf den Schissen kaserniert waren und die Flotte sozusagen als politisches Kompensationsobjekt in den Häsen be halten wurde. Auch die Mißstände in der Heimat sind angesichts der Not und Entbehrung glatte Selbstverständlichkeit. An der Zermürbung des Heimatgeistes hat zweifellos auch der Belagerungszustand mit der vollkommenen Ausschaltung der zivilen Verantwortlichkeit sein gerüttelt Maß von Schiüd. Für die. Auf rechterhaltung der Kampfstimmung spielten die Krikgsziele eine große entscheidende Rolle. Hier berührt sich das Problem des Kriegsverlustcs direkt mit der Schuldfrage. Das deutsche Volk wäre stets bereit gewesen und geblieben, das Letzte für die Ver teidigungsparole vom 4. August 1914 herzugeben. Es wird stets das größte Verdienst Bethmann- mehr geschadet als die plötzliche Änderung unserer Haltung gegenüber Belgien. Später war nur eine klare Äußerung unserer Regierung über Belgien in der Lage, Friedenverhandlungen in Gang zu bringen. Ohne diese Erklärung war cder Friedensversuch völlig aussichtslos. Die Forderung der Obersten Heeresleitung nach sofortiger Herausgabe des Friedens angebots an unsere Feinde, die von niemand weginterpretiert werden kann, war nicht notwendig, zumal sie bei den leitenden Regierungsstellen begreiflicherweise eine direkte Panik auslöste. Die damalige Rcichstagssitzung mit- der ersten Rede des neuen Kanzlers Prinzen Max von Baden, das zu Unrecht so viel ver lästerten tiefernsten und echt deutschen Fürsten, machte auf viele den Eindruck einer wahren Toten feier. Im Zeichen niedriggehender militärischer Konjunktur hätte selbst ein Staatsmann von der Größe Bismarcks auf dem Wege der Diplomatie das nicht wett' machen können, w as mil itär isch gefehlt worden war. Schwerdtfeger faßte sein Gutachten zum Schluß in folgende Feststellungen zusammen: Den Vor wurf der bewußten Geschichtsfälschung kann ich im Widerspruch mit den Äußerungen verschie dener sachverständiger Kollegen in keinem Falle als berechtigt anerkennen. Ich habe wohl eine ganze Reihe literarischer Bedenken gegen die Dolchstoßhetze, im besonderen gegen die ungenaue Fassung des Titels, gegen das sehr häßliche Um schlagblatt und gegen die nicht hinreichend klare Unterscheidung zwischen Mehrheitssozialdemokratie und USP. Aber ich kann nicht anerkennen, daß die Hefte eine politische Brunnenvergiftung schlimmsterArt darstellen, denn ihr Sinn ist, zur Lösung eines der wichtigsten Probleme durch eine Teilverösfentlichung beizutragen, Unterlagen vorzulcgen, aus denen dann allerdings in der Zusammenfassung des zweiten Dolchstoßheftes die weitgehenden, einer gründlichen Prüfung nicht überall standhaltendcn Schlüsse gezogen werden. Ter sein schwerster und verhängnisvollster Fehler wurde, daß er dem steigenden Drängen auf Freigabe der Erörterung der Kriegs- ziele stattgegeben hat. Von diesem Zeitpunkt Leitung nichts anderes sein als Rcssortwünsche. schäft gelegen ist, sollte d iescs Wort ohne ernst- Tas Primat der außenpolitischen gegenüber den haften Grund nicht gebranchen, nnd weim er militärischen Forderungen hätte stets anerkannt und es gebraucht, genau bezeichnen, welche Vorgänge durchgesetzt werden müssen. Die Publikation aus und welchen Zeitpunkt er meint. Fehler den belgischen Archiven war deshalb auch gründe sind im Weltkriege von allen Seiten gemacht falsch, da aus ihnen doch nicht klar und ein-worden und es ist ein unerträgliches Pharisäertum, dcutig bewiesen werden konnte, daß Belgien wenn einzelne Parteien von vornherein alles richtig Hollwegs bleiben, die Geschlossenheit am 4. August Wille hcrbeigeführt zu haben, wie es aber auch dann ' an datiert der innere politische Streit in unser U n zerliegen im Weltkriege uninög- Deutschland und die Zerrissenheit der Nation, lich auf ein solches Schlagwort wie der Dolchstoß Die militärischen Wünsche der Obersten Heeres- gebracht werden kann. Wem an der Schaffung leituug in dieser Richtung durften für die politische einer innerpolitischen Volks- und Schicksalsgemein. Plenum der Kammer, bevor der Finanzausschuß seinen Bericht erstattet hat, eine allgemeine Aus- spräche über die Finanzierungspläne der Regierung stattsinden kann. Te Jonveuel Kommissar für Syrien. Paris, 9. November. Der französische Ministerrat hat am Sonnabend die Ernennung des Senators Henry de Jouvenel, des politischen Direktors deS„Matm", zum Kommissar für Syrien gutgeheiße«. Gleichzeitig hat Briand dem Kabinett ein Programm zur Umgestaltung des fran zösischen Mandats über Syrien unter breitet, das, wie offiziell mitgeteilt wird, in weit gehendstem Einvernehmen mit den Wüilschen der eingeborenen Bevölkerung verwaltet werden soll. Demnach scheint die französisch« Regierung nicht daran zu denken, auf die Erneuerung des im Sep tember nächsten Jahres ablaufcnden Mandats ver zichten zu wollen, wie es neuerdings selbst von einem. Teile der rechtsstehenden Presse gefordert wurde. — Havas meldet aus Beirut: Es wird berichtet, daß der abberufene französische Ober kommissar in Syrien, General Sarrail, heute an Bord des Dampfers „Sphinx" die Rückreise nach Frankreich angetreteu habe Proklamation Mulay Kassaus z»m Kalifen. Madrid, 9. November. Aus Marokko wird amtlich mitgetcilt, daß die Verkündung feierlichst verlesen worden sei, durch die Mulay Hassan zum neuen Kalifen in der spanischen Marokkozone proklamiert wurde. Zwischen Mulay Hassan einerseits und denr spanischen König nnd der spanischen Regie rung anderseits hat aus diesem Anlaß ein Tele grammwechsel stattgefunden. Weitere Maßregelung der Opposition in Italien. Auflösung von Arbeitertammern. Rom, 9. November, Der italienische Ministerpräsident hat der italienischen Presse untersagt, über die Untersuchung des gegen ihn gerichteten Attentats- Planes andere Mitteilungen zu bringen als die offiziellen Nachrichten der Regierung, die durch das Bureau Stefani verossentlicht werden. Die Maßregelungen der Opposition dauern inzwischen fort. Durch Dekret des Präfekten von Mailand sind die Arbeitertammern von Mailand und Monza aufgelöst worden mit der Be gründung, daß fie fast ausschließlich politischen Zwecken dienten nnd sich der aufwieglerischen Dätigteit der aufgelösten nnitarisch-sozialistischen Partei angefchlossen hätte. Unter den Personen, die im Zusammenhang mit dem angeblichen Attentat verhaftet worden sind, befindet sich auch der frühere sozialistische Abgeordnete Corsi aus Sardinien. Es scheint aucb, daß der Verzicht des Senators Frassati in Turin, des früheren italienischen Boischafters in Berlin, der die Leitung der seit einigen Tagen wieder erschienenen oppositionellen Zeitung „Stampa" niedergelegt hat, in unmittelbarem Zusammenhang mit den drakonischen Maßnahmen Mussolinis gegen die Presse steht. Er begründet diesen Verzicht vorerst mit „persönlichen Gründen". * Ter Zug nach rechts. Nom, 9. November. Tie Agenzia Stefani meldet: In allen Kirchen Italiens wurden gestern aus Anlaß der Errettung Mussolinis Dankgottesdienste abgehalten. Verschiedene liberale Abgeordnete haben ihre Einschreibung bei der faschistischen Partei nachgesucht, unter ihnen der frühere Minister Marchese de Capitani-Mailand, dessen An trag heute genehmigt wurde. Einige Führer Abend ein fechzehnstimmigcs Kyrie des Romers Lrazio Bcnevoli, und dessen ersten Teil schloß cin doppelchöriges achtstimmigcs Venitc populi des jugendlichen Mozart <1776), das durchgängig jmi- tatorisch gehalten, in seinen, ganzen Charakter an die mehrchürigen Instrumentalwcrke der Zeit er- innert, im übrigen aber von frischem Leben er füllt ist. Den zweiten Teil des Programms bildeten Meisterwerke kirchlichen a cappella-Gesanges deutscher Tonsetzer, des Prager Meisters Jakobus Gallus lHandl) und des Hamburger Meisters Hieronymus (nicht Michael, des berühmtesten Ramcnsträgcrs) Praetorius. Es versteht sich nun von selbst, daß man von einem Sängerchor, wie der Bokalkapelle, die sich aus lauter solistisch ge schulten Mitgliedern zufammenstcllt, alle diese Werke in nach jeder Richtung hin vorzüglicher, ja mustergültiger Meise interpretiert zu hören be- kam. llnd so gestaltete sich der Abend für die Bokalkapelle und ihren Dirigenten zu einem glänzenden und hoff e utli ch für ihren Bestand entscheidenden Erfolg. O. S Eduard PoldiniS „Hochzeit im Fasching" ist auf dem Weg, sich bei uns durchzusetzen, und man ersieht daraus, wie unser Publikum sich in dieser Zeit einmal nach solchen heiteren Abenden fchnt. Und dazu kommt, daß die hübsche Oper durch die Striche an Wirkung gewann. Jedenfalls also am Sonnabend gab cs ein volles Haus und Beifall in Masse, nnd selbstverständlich bekam „unsere Osten" wieder ein gerütteltes Maß davon. Aber auch den Neubesetzungen einiger Rollen darf man, sofern es sich ja nicht um solche schlechthin, sondern nur um Doppclbesetzungcn handelt, sein Plazet »teilen. Paul Schöffler gab als Peter eine entschiedene Probe seines Spieltalcnts, sprach auch gut aus und sang ganz ansprechend und Rudolf Schm al nauer zeigte wieder seine nie versagende Verwendbarkeit, spielte die Rolle des Gardeobersten sogar etwas „schärfer", wie sein trefflicher Vorgänger. . Nun gab es aber an dem Abend auch noch einen Gast. Man begrüßte in der Rolle der Gräfin Marie v. Basilides von der Budapester Oper, die als Gcsangssvlistin in einem Kapcllkonzert sich hier vor- züglich cinführte, und diesmal auch als Bühnen sängerin sehr gut bestand. Sie besitzt vor allem den Charme der Persönlichkeit und die Berufung für die Bühne, infolgedessen sie die Rolle über das Niveau des Konventionellen schon im Spiel erhobt. Aber sie besitzt auch eine schöne timbre- warme Stimme, die man nun freilich gern einmal in einee ander«, größeren Partie hören möchte. Eine künstlerisch hoch zu bewertende Tat leistete an dem Abend wieder einmal Kurt Striegler, der für den erkrankten Kollegen Kutzschbach ein sprang und mit einer Sicherheit und Verve dirigierte, der man höchste Anerkennung zollen muß. . O. S Verdis Violetta mit Liesel v. Lchuch in der Staatsoper bedeutet diesmal eine Wieder sehensfeier. Schon denn Erscheinen der Künstlerin bewegten sich im Zuschauerraum die Hände, und dann wurde sie nach jedem Aktschluß und an, Ende lebhaft gefeiert. Und die Kritik? — Sie kounte vieler warmen Aufdahme nur ihre Zustimmung geben. Liesel v. Schuchs Vio letta ist eine Gestalt von Distinktion und hat, mir scheint, an Verinnerlichung noch gewonnen. Und die Stimme? — Nun, Lies e l v. S ch u ch ge hört noch zu dem heute wahrlich nicht mehr zahl reichen Sängerinnen, die wirklich singen können, die nicht nur Stimme besitzen, sondern diese auch beherrschen! — Zu dem fesselnden Verlauf der von Kurt Striegler geleiteten Vorstellung trug natürlich aber auch nicht wenig bei, daß Liesel v. Schuch in Tino Patt iera und R o- bert Burg zwei auserlesene Partner hatte. Beide waren sichtlich und fühlbar in Geberlaune, sangen und spielten glänzend. O. S. Werner Reichelts Arien- und Lieder-Abend war in seinen» Verlauf ganz dazu angetan, zu zeigen, daß es dem Konzertgeber ernst um seine Kunst ist, vor allem auch speziell um seine Ge- sangskunst als solche. Man durfte feststeven, daß er an ihr fleißig gearbeitet nnd sich gesangtechnisch sehr vervollkommnet hat. An den Stichproben aus dem Bereiche der altitalienischen Gesangliteratur, Arien von Gagliano, Carissimi, Cavalli und Pergolcse, von letzterem sang er eine Baßbusio- Arie, erkannte man namentlich die verbesserte Atemführung, die vorgeschrittene Registeraus gleichung, wie überhaupt die leichtere Behandlung des Stimmorgans und man konnte nur dem Beifall beipsiichten, den die im kleinen Kauf mannssaale versammelte Gemeinde dem Konzert geber spendete. Dem Vortrag der alten Arien ließ Werner Reichelt Lieder erster Wahl von Schubert, Brahms und Hugo Wolfs folgen. Karl Pembvur assitierte ihm vortrefflich am Flügel. O. S Lchillerfcier. Wieder jährt sich der Tag, an dem Schiller geboren wurde, und die Feier, die gestern aus diesem Anlaß im Vereinshause statt fand, sollte zugleich noch einem guten Zwecke dienen, für die Dresdner Zweig-Schiller- Stiftung zu werben, deren Mittel durch die argen Zeitverhältnisse nahezu versiegt sind. Von Dresden war einst der Gedanke einer nationalen Schillerstiftung ausgegangen und hatte für die damalige Zeit den bedeutenden Ertrag von fast einer Million gebracht. Manche Not ist durch diese Stiftung gelindert worden, in Dresden selbst ist unter anderen Otto Ludwig von ihr bedacht worden. In Wort und Ton warb man gestern für Schiller, unsere besten einheimischen Kräfte hatten sich dafür zur Verfügung gestellt, vr. Karl Wollf pries den Dichter als unvergleich- lichcs Vorbild heroischen Duns. vr. Felix Zimmermann schilderte Glück und Leid der Dresdner Stiftung in beweglichen Worten. Ter Lyriker Schiller kam, da Grethe Volckmar noch in letzter Stunde abgesagt hatte, zu kurz. Bruno Decarli wie Paul Wiecke sprachen mit schönem Einfühlungsvermögen Gedichte Goethes, C. F. MeyerS und G. Hauptmanns. Elsa Bartsch, die eigens auS Berlin herüber gekommen war, und Elisa Stünzner sangen Schillers Gedichte in Schubertscher Vertonung und holten sich mit ihrem beseelten Gesang einen großen Erfolg, an dein auch Karl Pcmbaur als vorzüglicher Begleiter seinen Anteil hatte. Schließlich sprach Otto Bcrnstei n mit meister hafter Plastik die Schilleriche Kriminalnovelle „Der Verbrecher aus verlorener Ehre" und zeigte, daß auch in diesem Nebenwcrk der göttliche Funke noch lebt. Es war ein interessanter Abend, vor allem dadurch, daß den» gesamten Programm eil» einheitlicher Gedanke zugrunde gelegt war. Möchte die Stiftung recht viele Gönner gewinnen, denn der Zweck, dem sie gewidmet bleibt, ist zu begrüßen! Wer der Stiftung Helsen will, kann der Gesellschaft der Freunde der Serre- schen Schiller st iftung zu Dresden mit einem Jahresbeitrag von mindestens 5 M. bei- treten. Brt fugend". Zu Ehren Max Halbes, dessen sechzigste«» Geburtstag in diesen Tagen die lite rarische Welt Deutschlands feierte, gab das Schau spielhaus, in Anwesenheit des Dichters, eine Vorstellung der „Jugend", die qualitativ die vorangegangenen Aufführungen des Dramas wo möglich noch überbot und, darüber hinaus, dar stellerisch eine Gipfelleistung dieser Bühne be deutet. Was Alfred Meyer als Pfarrer Hoppe den» Stück an darstellerischen und man «nächte fast sagen an menschlichen Werten gibt, wie Lotte Gruner als Ännchen, Herbert Witt als Hans, Walter Liedtke als Kaplan und Martin Hellberg alsAmanduSun)erLothar Mehnerts Regie mehr und mehr in ihre Aufgaben hinein wuchsen, wurde hier schon gewürdigt. Man dankte aber diesmal nicht nur ihnen, sondern auch den» Dichter, der schon nach dem zweiten Akt aus der DirektionÄoge geholt und immer wieder vor den Vorhang gerufen wurde. Der Schlußbeifall vollends gestattete sich zu einer stürmischen Ovation für Max Halbe, den die vollendete Interpretation «uid die enthusiastische Aufnahme seines Jugend- dramaS sichtlich rührte und erfreute. Nach der Vorstellung versammelte sich im Ratskeller um daS Geburtstagskind ein intimer Kreis von Freunde«
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