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Seite 4 zu Rr. 255 ELchGIche Montag. 2 «vvember 1225 Dolchst-ß-rozeß. Wiedereinjihr««g deS v»tztasteS ««d A»fhebu«g des Revol«tio»SfeiertageS in Braunschweig. Braunschweig, 30. Oktober. In der heutigen Sitzung deS Landtags wurde beschlossen, den Bußtag als gesetzlichen Feiertag wieder einzuführen. Das Gesetz über die Feier de- 9. November wurde aufgehoben. Konkurs der Landbundgenoffenschaften. Berlin, 30. Oktober. Der Konzern deutscher Landbund genossenschaften hat heute wegen Zahlungs unfähigkeit das Konkursverfahren beantragt. Der Konzern kann Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllen. Außerdem ist auch Überschuldung ein- getreten, weil ein Teil der Außenstände des Kon zerns infolge Konkurses einzelner Schuldner nicht eintreibbar sein wird. Drohender Beam teustreik in Oesterreich. Wien, 30. Oktober. Die Vollsitzung des 25er-Ausschusses der Bun desbeamtenschaft beschloß nach einer Aussprache mit dem Bundeskanzler Ramek, noch im Laufe des heutigen Tages der Regierung ein schriftliches Ultimatum, befristet bis Sonntag mittag, zu über reichen. Sollte bis dahin keine Änderung der Lage cintreien, so ist der Beginn des Ausstandes für Mittwoch geplant. Der Bundeskanzler und der Finanzminister teilten heute dem Exekutiv komitee des 25er-Ausschusses der Bundesbeamten schaft den Beschluß des Ministerrates mit, wonach die Regierung mit Rücksicht auf die internationalen Bindungen und die wirtschaftliche Situation nicht in der Lage sei, noch im Laufe dieses Jahres die von der Beamtenschaft gewünschte außerordent liche Zuwendung zur Auszahlung zu bringen, und sie also nicht etwa auf Rechnung des nächsten Jahres gewähren könne. Schon im Dezember werde aber den notleidenden Beamten durch Ge währung von Gehaltsvorschüssen in libe ralster Weise entgegengekommen werden. Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie. Wien, 1. November. Am Sonnabend und Sonntag tagte hier der Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie. Dem Kongreß lag ein ausführlicher Bericht des Parteivorstandes über die Tätigkeit in dem ver stossenen Geschäftsjahr vor. In dem Bericht heißt es: Zwar hat die Parteiorganisation in der Provinz Einbußen zu verzeichnen, d e auf die schwere wirtschaftliche Dauerkrise zurückzuführcn sind, aber in Wien, wo fast ein Drittel der ganzen Bevölkerung wohnt, ist die Zahl der Parteimitglieder von 266 415 auf 301477 ge stiegen. Tie Zahl der weiblichen Parteimit glieder ist in ganz Deutschösterreich ge- stiegen, und zwar von 154190 auf 165004, wovon 93 932 in Wien leben. Dagegen wird die Mitgliederzahl der Jugendorganisation mit 28 541 in 280 Gruppen als zu gering betrachtet. Die Parteipresse besteht aus den Tage blättern in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt, sowie einer Anzahl nicht täglich erscheinender Zeitungen. Die Wiener „Arbeiter-Zeitung" hat eine Werktagsauflage von 99000, am Sonntag bedeutend mehr. Das sehr umfangreiche Bilduugswesen wiid im nächsten Jahre gekrönt werden durch die Eröffnung der Arbeiter-Hochschule im eigenen Gebäude, wofür die Mittel aus dem Verkauf der großen Hammerbrotwerke genommen werden. Dem Stand der Parteiorganisation ent- spricht die Entwicklung der Gewerkschaften, der Genossenschaften, der Sport- und Kinderfreunde- organisationen und, nicht zu vergessen, des „Re- Publikanischen Schutzbundes", jener rein sozialdemokratischen Abwchrtruppe reaktionärer Übergriffe, die mit dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" in freundschaftlichem Kartellverhältnis steht. Zum Tode Arunses. Moskau, 1. November. Der verstorbene Volkskommissar für das Kriegs wesen Fr uns e wurde im Gewerkschaftshause auf gebahrt. Regierungsmitglieder und Vertreter der Truppenteile und der Arbeiterorganisationen halten die Ehrenwache. Der auf den 3. November fest- gesetzte Bcgräbnistag wurde zum Trauertag für die gesamte Sowjetunion ernannt. Karachan bleibt Sowjetbotschafter i« China. Moskau, 1. November. Wie bereits gemeldet, ist Karachan zum dritten Stellvertreter des Volkskommissars für Auswärtiges ernannt worden. Er verbleibt jedoch, wie die Telegraphen-Agentur der Sowjetunion mitteilt, auf seinem Posten als Sowjetbot schafter in China. Der Marokkokrieg. Paris, 1. November. HavaS meldet auS Rabat: Im westlichen Frontabschnitt besetzten die Franzosen »ach einem Gefecht Essaura und Taunza, 4 Kilometer nördlich von Audur, und schlugen den Feind, der schwere Berluste erlitt, in die Flucht. Der Feind zieht sich nach Norden zurück. Im mittleren München, 30. Oktober. ! AIS erster Zeuge wurde in der heutigen Sitzung ReichStagSabgeordneter Philipp Scheide«»»» veriwmmen. Aus seiner Aussage, die sich in wesentlichen Stücken mit denen vr. Landsbergs, Noskes, Kuttners und AuerS deckt, sind folgende Stellen besonders bemerkenswert: Je schwieriger die Lage in Deutschland wurde, um so heftiger wurden die EroberungSsorderungen in Deutschland selbst, so daß die Soldaten schließlich sagten: Ja, sw wir denn ins Feld geschickt worden, um das Vaterland zu verteidigen oder um Nordfrankreich und das Erzbccken von Lothringen zu erobern? Bethmann Hollweg als Kanzler hat uns unter vier Augen zugcstanden, daß er diese Forderun gen für wahnsinnig halte, aber er fand leider nicht den Mut, die alldeutschen Leute in offener Reichstagssitzung abzuschütteln. Er sagte ost, er sei in verzweifelter Lage, denn er müsse nicht nur die Arbeiter bei der Stange halten, sondern auch die anderen. Das Schlimmste war, daß dynasti- sche Forderungen auf Gebiete deS Feindes damit verknüpft wurden. Der Zeuge fährt dann fort: Als der Zeuge Scheidemann erklärte, daß die Dolchstoßhefte in einem wissenschaft lich aufgeputzten Mäntelchen erschienen, widersprach der Rechtsanwalt Graf Pestalozza dieser Zeugenaussage auf das entschiedenste. Der Zeuge habe unter seinem Eide lediglich Tat sachen zu bekunden. Daß er Angriffe gegen eine Partei mit seiner Zeugenaussage verbinde, sei unnötig. Rechtsanwalt Hirschberg erwiderte, er habe die gegnerischen Zeugen auch nicht unterbrochen und erwarte von der Loyalität der Gegenseite dasselbe. Der Vorsitzende ersuchte den Zeugen, ob jektive Tatsachen vorzubringen. Ten rücksichtslosen Unterseebootkrieg lehnten wir ab und zwar deshalb, weil mit absoluter Gewißheit feststand, daß Amerika dann in den Krieg hineingezwungen würde, und Amerika noch auf der Seite der Entente be deutete für uns kinig 6ermanirie. Wir lehnten also ab, und ich weiß, auch Bethmann Hollweg war entschiedener Gegner dieses rücksichtslosen Unterseebootkrieges. Als ich ihn dann fragte: Ja, warum haben Sie denn den Kram da nicht hin- geworfen?, da erklärte er mir: Wenn ich demissio niert hätte, wäre es der Sozialdemokratie unmög lich geworden, bei der Stange zu bleiben, und um sie bei der Stange zu halte», habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und dem Kaiser die Verantwortung zu geschoben. Nicht nur der Kanzler, auch verschiedene Staatssekretäre waren entschiedene Gegner dieses Planes. Alle die Friedenshosjnungen, die schon weite Kreise unseres Volkes im Winter 1916/17 erfaßt hatten, wurden im Laufe des Jahres 1917 gründlich zerstört. In diesem Jahre begannen wir Sozialdemokraten frühzeitig die Vorbereitungen für die Friedens konferenz in Stockholm. Ebert und ich waren die haupttreibenden Kräfte, und wir han delten vollständig im Einverständnis mit der damaligen Reichsregierung. Jede Erleichterung, nach Stockholm zu kommen, ver schaffte uns der Reichskanzler. Denn niemand hatte mehr Sehnsucht nach dem Frieden als er selbst. Unsere Verhandlungen in Stockholm brachten leider nicht das erwartete Resultat, aber wir hinter ließen dort ein einstimmig beschlossenes, von uns ausgearbeitetes Memorandum, das später von der dentschen Reichsregierung, vor allem von Staatssekretär Kühlmann als Arbeit 1 a bezeichnet wurde. Auch der Kaiser konnte sich gelegentlich einer Begegnung, die wir in Gemeinschaft mit Mitgliedern anderer Fraktionen im Hause des Herrn Helfferich mit ihm hatten, nicht enthalten zu sagen: „ la bonkeur, in Stockholm haben Sie siö brillant gepaukt!" — Stockholm war gescheitert. Die FricdenSresolutiog deS Reichstags wurde zerschlagen durch Michaelis mit seinem Beisatz „so wie ich sie ausfasse". Die dritte Gelegenheit des Jahres 1917, um zum F.jeden zu kommen, ging vom Papste aus. Der Kai, er war mit dem Nuntius Pacelli zusammengekommen und hatte diesem in einer Anwandlung von großer Sehnsucht nach dem Frieden gesagt, die katholische Kirche sei vermöge ihrer weitgespannten Organisation die berufene Instanz, den Friedens gedanken zu propagieren. Weiter sagte damals Frontabschnitt und in dem deS 19. Korps fanden Fliegerbombardements statt. Amerika »ad die Schaldaerstaate«. London, 2. November. Der Washingtoner Korrespondent deS „Morning- post" meldet anläßlich deS Eintreffens der italieni schen Schuldenkommission: Nachrichten auS sehr guter Quelle besagten, daß Coolidge den ameri kanischen Kredit immer stärker dazu benutze, um die Schraube gegenüber Frankreich und an- deren Schuldnerstaaten Amerikas anzu ziehen. Er habe die Bankiers verständigt, daß er Darlehen nicht nur an die Regierungen, sondern auch an Gemeinden und privaten Unternehmungen in Ländern, die ihren Verpflichtungen gegenüber Amerika nicht genügten, mißbillige. der Kaiser, die Sozialdemokratie habe die Bedeutung einer solchen Propaganda richtig er- kannt und habe als erste den Mut gehabt, sich in den Dienst deS Friedens zu stellen. DaS bleibe dauerndes Verdienst der Sozialdemokratie, und wenn man nicht wolle, daß die Sozial demokratie daS alleinige Verdienst für die Vor bereitung des Friedens für sich in Anspruch nehmen könne, so müsse auch die katholische Kirche etzt dazu mithelfen. Der Nuntius willigte ein — aber wir wissen heute, daß Michaelis,- die Alldeutschen und mit ihnen die Oberste Heeresleitung auch dies« Aktion vollkommen hinter trieben haben. Schon damals stand uns das Wasser bis an den Hals. Die Truppen waren in größtem Un willen. Im Inlands hatten wir nichts zu essen, aber — wir hatten den Frieden nicht notwendig, wie man sagte. In all diesen Fragen ist nicht nur das Volk, sondern sind auch die Mit glieder des Reichstages von den Vertretern der Regierung direkt belogen worden. Aber auch über den ganzen Verlauf des Krieges wurden wir fortgesetzt getäuscht, getäuscht bis zum Zusammenbruch des Ludendorffschen Reginies. Niemals sagte man uns etwas über eine angeblich schlechte Stimmung derTruppen. Einige Wochen nach seiner Waffenstillstandsbitte hat Ludendorff dem Kricgskabinett die Lage plötzlich wieder anders dargestellt, und zwar in der Art, als könnten wir weiterhin aus halten. Es wurde später behauptet, daß das Kabinett damals kein Verständnis für Ludendorff gezeigt hatte. Ich berufe mich hier darauf, was der damalige Kriegsminister Scheuch bestätigt hat, daß nämlich Ludendorff damals rein gar nichts hat anführen können, was überzeugend gewirkt hätte. Selbstverständlich hat das Kriegskabinett sich da mals nicht durch diese neuen Ludendorffschen Er klärungen beeinflussen lassen können. Dann, vom 9. November ab, lag das Schicksal Deutschlands in den Händen von drei Männern, von Ebert, Landsberg und mir. Wären wir auSgerüüt, dann säßen Lieb knecht und seine Freunde in Berlin. Danu wäre Deutschland eine russische Provinz geworden. Wir haben keine Re volution gewollt und vorbereitet. Wir mußten ein bankrottes System liquidieren; wir waren Gerichtsvollzieher. Daher auch die Äuße rung Eberts über die Monarchie. Wir hatten d e Aufgabe, aus dem Schutt heraus zufinden, was noch rettenswert war und die Mög lichkeit zu schaffen, auf demokratischer Grundlage etwas Neues aufzubauen. Das ganze tapfere Bürgertum war in die Mauselöcher verkrochen! Von den Rechtsherrschaften war der letzte der Deutschnationale Graf Westarp, den wir sahen, als er einen Schutzschein für seine Per son sich erbeten hat. Später kamen dann die Herrschaften wieder heraus und faßten wieder Mut, als sie sahen, daß es Ernst wurde mit der Nationalversammlung. über daS Bündnis, daS Ebert mit Groener geschlossen haben soll, zur Niederschlagung der bolschewistischen Resolution scheinen dem General doch mißverständliche Äußerungen unterlaufen zu sein. Ebert hat nie daran gedacht, ein Bündnis abzuschließen. Es galt nur die Abwehr der indiszipli nierten Massen, de sich als Sozialisten und Kommunisten aufspielten, aber vor Jahr und Tag noch gelb waren. Das waren für uns keine klassenbewußten Arbeiter. Wir wehrten uns gegen diese oft von Russen geführten Rotten, suchten uns Waffen zu beschaffen und so wurde die Truppe aufgestellt, n i ch t, um die Revolution niederzuschlagen, sondern um Deutsch land vor den Banden zu retten, die selbst nicht wußten, was sie wollten. Unab hängige und Mehrheitssozialisten waren hier vollständig einig. Eines Tages, als wieder das Anrücken einer Bande von 15 000 bis 20 000 Leuten gegen das Reichskanzlerpalais ge meldet wurde, kam Haase zu mir und sagte, das können wir uns doch nicht ewig gefallen lassen. Ich habe 2000 bewaffnete Seeleute zur Der- fügung, die werde ich kommen lassen. Deutschland ist zusammengebrochen, weil seine Führer weder politisch noch militärisch so gut waren, wie sie hätten sein müssen, weil das Volk schwächer und schwächer wurde an der Front, während der Gegner immer stärker Englands Flottenerforderniffe. London, 1. November. Marineminister Bridgeman führte in einer Rede auS: Unsere Kreuzer werden allmählich alt und müssen ersetzt werden. Seit dem Weltkriege haben wir großen Seemächte, nämlich Amerika, Frankreich, Italien und Japan, 318 Kriegs schiffe vom Kreuzer abwärts auf Stapel gelegt. England hat, das diesjährige Bauprogramm nicht eingerechnet, elf Schiffe auf Stapel gelegt. Soll England beschuldigt werden, daß eS mit einem neuen Wettrüsten den Anfang macht? Solange England eine Jnselmacht mit einem ausgedehnten Reiche ist, können wir eS nicht zulasten, daß wir ohne Schutz sind. Im übrigen wäre unseren tapferen Seeleuten gegenüber nichts grausamer, als sie in veralteten Schiffen gegen neu zeitliche Schiffe kämpfen zu lasten. und stärker wmde. Wir hatten nicht« mehr zu essen. Der letzte kupferne Kochkessel war au« der Küche gewandert, die letzte Kirchen- glocke eingeschmolzen, Escherich, vr. Heim, der bayerische Kronprinz haben schon 1917 verzweifelte Briefe geschrieben. Die all- gemeine Stimmung war — Schluß, wir können nicht anders! Wir Sozialdemokraten haben uns dem entgegengesetzt und das eine Spießerei genannt. Man müsse um die letzte Chance eines erträglichen Friedens kämpfen. Jetzt wird dieses Volk, das Unerhörtes geleistet hat, in großen Teilen verleumdet und beschimpft, erstens um unbegabte Führer zu decken, zweitens um die Eroberungspolitiker zu recht- fertigen, die am Schreibtisch bereit waren, den letzten Blutstropfen der Anderen zu verspritzen, und drittens um die Wähler zu täuschen und durch sie die politische Macht zu erobern. Auf eine Frage des Rechtsanwalts Pestalozza äußerte sich Scheidemann noch einmal über die Regierung der Volks- beauftragten und das von General Groencr erwähnte Bündnis: Daß daS Bündnis etwa geschlossen wordr, sei, um die N. L. P. auS der Regierung zu drängen, glaube ich niemals. Ich halte das für eine mißverständliche Auf- fassung Groeners, denn nie hätte Ebert etwas getan, ohne seinen Freun- den etwas davon zu sagen. Die Frage, ob wir uns in der Regierung von der U.S.P. trennen, war akut, als wir über den Termin der Einberufung der Nationalversammlung sprachen. Wir wollten die möglichst rasche Einberufung, die U.S.P. wollte den Termin hinausschiebe», weil zuerst das Volk über die Wahlen aufgeklärt werden sollte. Wir lehnten das ab und sagten, dann gehen wir auS der Regierung heraus und überlassen Euch die Verant wort unu. Ausgeschieden sind dann die Leute der U.S.P. nach dem Kampf bestimmter Truppen gegen das Schloß und den Marstall, wo Wels gefangen war. Als letzter Zeuge wurde dann vr. Thimme vernommen, der auf Grund se ner literarischen Zusammenarbeit mit Legien während des Krieges sich eine genaue Kenntnis der Einstellung der Sozialdemokratie zum Kriege zuschreibt. Er er klärte, daß die Sozialdemokraten und die gewerk schaftlichen Führer während des ganzen Krieges sich zu freudiger Erfüllung der Pflicht zur Landesverteidigung bekannt haben und alle Hemmungen selbstlos zurückgestellt haben. Das gleiche Zeugnis könne er nicht den Un- abhängigen ausstellen. Aus Gesprächen mit mehrheitssozialistischen Führern hatte er aber den Eindruck, daß die Mitglieder der U.S.P. zwar nrcht die Pflicht der Landesverteidi- gung verneint hätten, aber keinen deut sch e n S i eg wollten, weil sie daraus die deutsche Hegemonie und eine furchtbare Reaktion be fürchteten. Der Zeuge übte als Anhänger von Bethmann Hollweg überaus scharfe Kritik an Tirpitz. Auf die Frage des Rechtsanwalts Graf Pcsta- lozza, ob der Zeuge in seiner Schrift, die über den Fall Fechenbach aufgestellten Behauptungen, daß es Coßmann weniger darum zu tun war, die Kriegsschuldlügen zu entlarven, als auf die mora lische Entwurzelung der Sozialdemokratie hinzu arbeiten, aufrechterhalre, erklärte der Zeuge, er halte im allgemeinen auch heute das Urteil noch aufrecht. Graf Pestalozza übergab hierauf um die Glaub würdigkeit dieses Zeugen als zweifelhaft hinzu stellen, dem Gericht den Briefwechsel zwischen dem Zeugen Thimme und Coßmann, der unmittelbar nach dem Kriegsschuld- Prozeß erfolgte. Im weiteren Verlause erklärte der Zeuge- er könne zur Wahrheitsliebe Coßmanns kein absolutes Vertrauen haben, nachdem dieser seinerzeit die von Fechenbach und seinem Anwalt angenommene Haltung zur Schuldsrage lediglich als Trick und Kriegslist erklärt habe. Rechtsanwalt Hirschberg stellt sodann den Antrag, daß das ganze Aktenmaterial des Fechenbachprozesses beigebracht werde. Darauf wurde die Sitzung auf Montag ver tagt, an dem die Vernehmung der Sachver ständigen beginnt. Tie Lage in Syrien. Zur ve^chietzung von Damaskus. London, SO. Oktober. Rach einer Meld»«« der „Daily Mail" ans Kairo berichten die Flüchtlinge auS Syrien er schütternde Einzelheiten übe, die Leide« de, Bevölkern»« do» DamaSt«S wäh- r««d und »ach der Beschieß»»« d»rch die Fran zose». Die Stadt wird al» et«e Stätte der Lote» beschriebe». ES ist ««möglich, bte A»- zahl der Lote» ««zugeben, da Hunderte von Leiche» »»ter de» Trümmer» begrabe» liege». Ei»« A»zahl fra»zösischer Offiziere u»d »aun- schafie» brach in eiar» ber erste» J»«eli«rgeschtste vo» Damaskus ei» »»d schasste di« dort befinb- ltch«» Gegenständ« fort. ES verlaatkt, daß (Fortsetzung Seite 8.) NerauSgegeben von der GeschältSstelle der Sächsischen StaatSzeitung, Gr. Zwingerstr. 16. — Druck von v. G. Teubner. — Hierzu eine Beilage.