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SächsischeStaMzckung den Zreistaat Sachsen Staatsan^eiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung»tage». Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzeln« Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Etadtgirokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf., die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein gesandt 90 Pf. Ermäßigung aus Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, VerkaufSliste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Berantwortlich für die Redaktion: I. V.: Oberregierungsrat HanS Block in Dresden. Nr. 244 Dresden, Montag, 19. Oktober 1925 Ter Kamps gegen die Teuerung. Berlin, 18. Oktober. Ter Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Die erheblichen Preissteigerungen, die in den letzten Monaten für zahlreiche Gegenstände des täglichen Bedarfs eingetreten sind, veranlassen den Justizministcr, in einer Allgemeinen Verfügung fl 4593) auf die Notwendigkeit hinzuweisen, daß die Strafverfolgungsbehörden der Durch führung der noch in Kraft befindlichen notwirt schaftliche» Gesetze und Verordnungen, insbe- sondere der noch in vollem Umfange geltenden Preistreibcreiverordnung, erhöhte Auf- merksamkeit zuwcnden und so mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die auf eine Preis- senlung gerichteten Regierungsmaßnahmen unter- stützen. Die Strafverfolgungsbehörden haben daher gegen jede Art der Preistreiberei, namentlich gegen Preis- und Leistungswucher und preis- Ircibende Machenschaften, schnell und tat kräftig einzuschreiten. LI eine Aussperrung im Walvenburger Revier. Breslau, 18. Oktober. Ein auf Veranlassung des Reichsarbeits ministers unternommener Versuch zur Bei- legung des Konfliktes im Waldenburger und Ncuroder Bergreviere wurde nach ununter brochener zwölsstündiger Verhandlung zu einem erfolgreichen Abschluß geführt. Tie Jnfanterieschule der Reichswehr. München, 17. Oktober. Die Jnfanterieschule, die durch ihre Beteiligung am Hitler-Putsch seinerzeit trotz des Widerstandes der bayerischen Regierung von München weg in das Lager Ohrdruf verlegt wurde, ist am Sonnabend in der Stärke von 20 Offizieren, 440 Mann, 221 Pferden und dem dazugehörigen Fahrzeugpark nach München zurückgekehrt. Sie hat ihr altes Quartier, in dem bekanntlich der Hitler-Prozeß abgehalten wurde, bezogen und wird den Winter über dort verbleiben. Im Frühjahr erfolgt ihre endgültige Über siedlung nach Dresden. Bayerische Proteste. München, 1.7. Oktober. In der Angelegenheit des Befehls des Reichswehrministeriums, daß künftig bei militärischen Feiern Vorbeimärsche von Truppenteilen der Reickswehr nur vor Reichswehr. Vorgesetzten stattfinden dürfen, haben die drei bayerischen Offiziersbünde fDcutscher Ofsiziersbund, Nationalvcrband deutscher Offiziere und Verband der bayerischen Offizier- rcgimcntsvereine) zusammen mit dem Baye rischen Kriegerbund ein Schreiben an den Neichswehrminister gerichtet und sich auch an den Reichspräsidenten gewandt, in dem sie Einspruch gegen diesen Befehl er- heben. Der Einspruch wird damit begründet, daß die Reichswehrdivision 7, die in Bayern stationiert ist, die Tradition des alten bayerischen Heeres zu wahren habe. Der Reichspräsident wird deshalb ersucht, den Befehl des Reichswehr- Ministers rückgängig zu machen. Während die Presse der Bayerischen Volks- Partei den Erlaß des Reichswehrministers im all gemeinen billigt, sind die ultrabajuvarischen Elemente ganz aus dem Häuschen geraten. So liest man ani Sonnabend im „Bayerischen Vater land" unter der Überschrift „Bayern heraus!" einen Ausruf, der folgenden Passus enthält: „Bayern heraus! Rührt auch Ihr Eure Trom mel», Gebirgsschützen, rasselt auf den Kalbfellen, die schon zur Sendlinger Bauernschlacht geschlagen worden sind. Lieber bayerisch sterben, als preußisch verderben! Aber daS braucht's noch nicht einmal, und Ihr braucht keinen zu massakrieren, hoffent lich! Dem Borwurf, wir reizten auf zum Bürger- krieg, wird mit Gemütsruhe entgegengesehen, und der erste Stabstrompeter, der un» geschickt wird, erhält zum Fenster hinab» die Antwort de» Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand!" Nash der Tkonferenz. Ankunft der deutschen Delegation in Berlin. Berlin, 18. Oktober. Die deutsche Delegation ist heute nachmittag 1 Uhr 20 Min. wieder in Berln eingetroffen. Zum Empfang waren erschienen Reichsminister Or. Brauns, die Botschafter Großbritanniens, Frank- reichs und Italiens, der belgische Gesandte, der tschechoslowakische Geschäftsträger, der Uditore der Nuntiatur und andere Mitglieder des diplomati- schen Korps, ferner Vertreter der Reichskanzlei! und des auswärtigen Amtes, Staatssekretär vr. Weismann sowie Frau Stresemann mit ihren Söhnen. Der englische Botschafter Lord d'A bernon hielt eine Ansprache: „Ich bin ausdrücklich von Herrn Chamberlain beauftragt, Sie zum Er folg der Konferenz in Locarno zu beglückwün schen und zum Ausdruck zu bringen, daß Herr Chamberlain immer mit Freude an das erst- malige Zusammentreffen in Locarno und an den Geist der Aufrichtigkeit und Offenheit zurückdenken wird, den die deutschen Delegierten den Erörte rungen ausgeprägt haben. Der deutschen Regie rung wird immer die Ehre bleiben, die Initia tive ergriffen zu haben, die zum Vertrage von Locarno geführt hat." Lord d'Abernon fügte hinzu, daß Herr Cham berlain überzeugt sei, daß die in Locarno para phierten Abmachungen den Wendepunkt der europäischen Geschichte bilden werden. Er gab der Zuversicht Ausdruck, daß die persönlichen freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen der britischen und der deutschen Delegation entstanden sind, sichere Zeichen neuer Beziehungen zwischen den beiden Nationen seien. Ter Reichskanzler und der Außen minister sprachen dem Botschafter ihren Dank für die freundlichen Worte der Begrüßung aus und baten ihn, diesen Dank auch Herrn Chamber lain zu übermitteln. Reichskanzler vr. Luther erstattete heute nach mittag 5 Uhr dem Herrn Reichspräsidenten einen ersten Bericht über den Gang der Ver handlungen in Locarno und über das Ergebnis der Konferenz. * Berlin, 18. Oktober. Der amerikanische Botschafter erschien heute am späten Nachmittag beim Reichsminister des Auswärtigen vr. Stresemann, um ihm persönlich seinen Glückwunsch zum Ergebnis der Konferenz von Locarno auszusprechen. * Berlin, 19. Oktober. Heute wird vr. Luther dem Reichspräsi- denken einen eingehenden Vortrag halten. Am Nachmittag beabsichtigt dem „Montag" zufolge der Reichskanzler, vor den Vertretern der Presse über Locarno zu sprechen. Zu dem heutigen Kabinettsrat meldet der „Montag", daß es in dieser Sitzung zu irgendwelchen Be schlüssen nicht kommen werde, da die vor gesehenen ausführlichen Referate des Reichskanzlers und des Außenministers das Kabinett hinreichend beschäftigen würden. Reichstagspräsident Löbe hat nach Be- kanntwerden des Abschlusses der Konferenz von Locarno mitgeteilt, daß er in den letzten Tagen des Oktober Amerika verlassen und in den ersten Novembertagen in Berlin eintreffen werde. Dann dürfte auch die Frage der etwaigen früheren Einberufung des Reichstage», der nach den jetzigen Bestimmungen am 15. No vember wieder zusammentreten soll, akut werden. * DieUutcrznchnnnfl des Vertrages. Paris, 18. Oktober. Wie Havas aus London berichtet, ist das englische Außonministerium von Locarno aus davon benachrichtigt worden, daß die offizielle Unter zeichnung des Sicherheitspaktes in London zu Beginn des Monats Dezember stattsinden werde. Die offiziellen englischen Kreise sind der Ansicht, daß wegen der Feierlichkeit dieser Hand lung die alliierten und der deut'che Außen - IMinister sich selbst nach London zur Unter zeichnung begeben würden. Diese Formalität, die im Foreign Office vor sich gehe, werde eine ein fache offizielle Zeremonie darstellen und in einer einz gen Sitzung erledigt werden. Gewisse Kreise behaupteten zwar, daß das für den Dawesplan befolgte Verfahren wiederholt werden könne, das heißt, daß das Dokument von den Botschaftern der in Frage kommenden Mächte unterzeichnet werden könnte, jedoch bleibe die erste Vermutung ine wahrscheinlichere. * Die Räumung der Kölner Zone. Paris, 19. Oktober. Havas veröffentlicht eine offiziöse Note aus London, die besagt, daß die über die Räu mung der ersten Besatzungszvne veröffentlichten Nachrichten ve,'rfrüh t sind. Die Kommission Walsh und die Kommission Pawels müßten erst über die Ausführung der Note vom 4. Juni sich geeinigt haben unter Berück- sichtigung gewisser Notwendigkeiten mili- tä rischer Art hinsichtlich der Umgruppierung der alliierten Besatzungstruppen. Der englische Generalstab hätte es vorgezogen, drei oder vier Monate, bevor die Räumung erfolgte, sie an zukündigen; aber es sei klar, daß man sich in einer kürzeren Frist einigen könne. Wo würden die englischen Truppen stationiert, wenn sie Köln verlassen? Das prüften äugen- blicktich der englische und der französische Kricgs- minister. Es sei aber auf alle Fälle sicher, daß die Engländer weiter an der Besetzung teilnehmen würden. Ihre Installierung in Koblenz sei wenig wahrscheinlich. Viel eher könne man annehmen, daß sie in der dritten Besatzungszone, in Wiesbaden, untergcbracht würden. Pain le vo und Chamberlain würden sich heute in Paris über die Frage unterhalten. Mau müsse anerkennen, daß die Politik der Zusammenarbeit mit Deutschland sich in Milderungen im zivilen und miliärischen Besatzungs regime der 2. und 3. Besatzungszone geltend machen könnten. Allerdings müßten sie im Nahmen des Friedensvertrages von Versailles er folgen. * Bor Verhandlungen in Paris. Paris, 17. Oktober. Der deutsche Botschafter in Paris v. Hoesch ist am Sonnabeud morgen nach Basel abgereist, nm dort die von Locarno zurückkehrende deutsche Delegation zu erwarten und sie auf der Reise nach Berliu zu begleiten. Gegenstand der von Stresemann gewünschten Besprechung wird wohl in erster Linie die Frage der poli tischen Konsequenzen des Paktabschlusses sein, wobei es sich insbesondere um die in Lo carno von deutscher Seite vergeblich angestrebte präzise Festlegung der von den Alliierten nur in prinzipieller Form zugesicherten Kompensa tionen handeln dürfte. Jedenfalls wird man kaum fehlgehen in der Annahme, daß, wen» auch die alliierten Delegativnschefs in Locarno mit Rücksicht au^ die Gebundenheit ihres Mandats eine offizielle Diskussion über die deutschen Forderungen ab lehnen mußten, v. Hoesch jetzt, nachdem die deutsche Unterschrift unter die Verträge „be dingungslos" erfolgt ist, vielleicht schon in den nächsten Tagen Gelegenheit haben wird, sich darüber mit Briand zu unterhalten. Besonders bedeutsam ist in diesem Zusammen hänge die nunmehr auch von der französischen zuständigen Stelle zugegebene Tatsache, daß die Unterredung, die der englische Außenminister Chamberlain am Montag mit Painlevö haben wird, der Frage der Räumung von Köln gilt. * Das Saarproblem. Saarbrücken, 19. Oktober. Ter Jnterparteiliche Ausschuß teilt mit: In hiesigen politischen Kreisen herrscht die Über zeugung, daß ein wirklicher Frieden zwischen Deutschland und Frankreich auf die Dauer un möglich ist, solange dem Saargebiet sein ange stammtes Recht nicht zuteil geworden ist. Man rechnete daher mit der Möglichkeit, daß bei den Verhandlungen in Locarno die Saarfrage in irgend einer Form angeschnitten würde. Um keine Ge legenheit zur Wahrung der Interessen der Saar bevölkerung zu versäumen, sind drei Landesrats- mitglicder Ende voriger Woche nach Locarno ge reist und jetzt nach mehrtägigem Aufenthalt in Locarno zurückgekehrt. Die Herren konnten in Locarno seststcllen, daß die Angelegen heit der Saarbevölkerung sich bei der deutschen Regierung in guten Händen befindet. Es kann natürlich heute noch nicht vorausgesagt werden, wie sich die Dinge gestalten werde». Auf jeden Fall glaubt man von dem Ergebnis in Locarno auch günstige Rückwirkungen für das Saargebiet. * Die Abrüstungskonferenz. Paris, 18. Oktober. Zu der gestern vom „New ?)ork Hcrald" ver breiteten Nachricht, daß Präsident Coolidge auf Grund des Abschlusses des Sicherhcitspaktes in Locarno jetzt an die Einberufung einer neuen Abrüstungskonferenz denke, wird heute von demselben Blatte mitgeteilt, daß er diese mög lichst bald anzuberaumen gedenke. Die „Chi cago Tribune" fügt hinzu, daß ein vertrau licher Meinungsaustausch zwischen den Vereinigten Staaten und den Alliier ten vorher stattfinden werde, damit Amerika auch sicher gehe, daß der Vorschlag angenommen werde und man in den allgemeinen Linien seinem Pro gramm zustimme. Tie Konferenz dürste inner halb der nächsten sechs Monate stattsinden. :>r Faschistischer Ueberfall. Locarno, 17. Oktober. Am Sonnabend nachmittag ereignete sich auf einem belebten Platz in Locarno ein schwerer Zwischenfall. Ein italienischer Faschist, der sich in Begleitung von einem halben Dutzend eleganter Schwarzhemden befand, griff den Re- dakleur des Pariser linksradikalen Blattes „Oeuvre", Henry Barde, tätlich an. Der italienische Konsul hat sich bei der französischen Dele gation entschuldigt, indem er behauptete, der Täter gehöre weder zu den offiziellen noch zu den offiziösen faschistischen Kreisen der Konferenz. Es ist möglich, daß der Zwischenfall noch weitere Folgen hat. Prozeß Czcrmak-Wehrung. München, 17. Oktober. Vor dem Landgericht Traunstein al» Be rufungsinstanz wurde der BeleidigungSprozeß dcs Präsidenten des Bayerischen Automobilklubs Czermak gegen den Kunstmaler Mehrung von Seebruck am Chiemsee verhandelt. Czermak, der zugleich Führer de» nationalistischen weißblauen Bunde» „Bayern ist, wurde seinerzeit in erster Instanz zu 3000 Mark Geldstrafe verurteilt. Auch seine frühere Verurteilung zu drei Monaten Gefängnis wegen Vergehen gegen das Sprengstoff- gesetz steht hiermit im gewißen Zusammenhang Mehrung war monatelang die Zielscheibe einer abscheulichen BolkSaufhetzung gewesen, wobei er als Franzosenspion, Kommunist, KriegSschieber usw. verdächtigt wurde, bi» schließlich gegen seine Villa Sprengstoffattentate verübt wurden, von denen das letzte eine verheerende Wirkung sowohl für Haus wie für zwei seiner Einwohner hatte. Czermak wurde vorgeworfen, daß die Verhetzung der Bevölkerung i» rster Linie auf ihn zurückzuführen ge- wesen sei. Dieser Vorwurf erwie» sich auch bei der Revision-Verhandlung al» durchaus berechtigt, Der Bezirk-amtmann erklärte, daß Männer unter vaterländischer Maske am Chiemsee Zustände geschaffen hätten, wie man sie schlimmer nicht und Reich " im Chiemgau i verschiedene