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Sächsisch eStMsMmg den Zreistaat Sachfen Staatsan^eiger für Dresden, Donnerstag, 17. September 1925 Nr. 217 Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung»tage». Bezug»pret»: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574 Postscheckkonto Dre-den Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen: Die 32 rum breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf , die 66 mm breite Brundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf, unter Ein gesandt 90 Pf. Ermäßigung aus GeschäftSanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen- gesucht. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Vertausslrste von Holzpflanzen auf den Staatsforstrevieren. Verantwortlich kür die Redaktion: I. V.: vr. Fritz Klauber in Dresden. Die Einladung Deutschlands zur Außen- ministerkouserenz. Ueberzeichnung der deutschen Anleihe. New Mork, 17. September. Tie Überzeichnung der Anleihe de deutschen Rentenbankkreditanstalt i s- groß, daß die Bankiers bekauntgaben, da viele Orders scharf repartiert werden müssen Lie Zeichnung wurde binnen weniger Minuten geschlossen. Die verlangtcn Be träge beliefe» sich auf ungefähr eine halbe Milliarde Dollars. Die Zuteilung dürste 5 bis 1« Proz. des gezeichneten Betrages ausmachen. In den «reisen der amerikanischen Bondhändler betrachtet man die gewaltige Überzeichnung aiS ras bedeutsamste Ereignis in de letzten Wochen. Man nimmt weiter an, da die günstige Ausnahme dieser Anleihe der Unter bringung ähnlicher Wertpapiere unter besseren B:dingungen die Wege ebnen werde. Verschie dene Händler vertreten darüber hinaus den Standpunkt, daß die vorliegende Überzeichnung ganz allgemein gesehen einen Wendepunkt in der Haltung der amerikanischen Öf fentlichkeit gegenüber deutschen Werten bedeutet. Die Reparationsrate. Berlin, 16. September. Der Generalagent für Reparations zahlungen teilt mit: Die ReichSregierung hat den am 15. d. M. fälligen Betra von dreißig Millionen Goldmark als erste Rate der im zweiten Jahre des Cachver ständigenplaneS zu leistenden Annuität heute bezahlt. Die Zahlung er folgte durch Überweisung deS Gegenwertes in Reichsmark auf das Konto des Generalagenten für Reparationszahlungen bei der ReichSbank. Die deutsch-französischen Wirtschastsverhandlungen. Wiederaufnahme Mitte Otto der. Paris, 16. September. Amilich wird mitgeteilt: Die deutsche Dele gation, bestehend aus dem Staatssekretär vr. Trendelenburg als Vorsitzendem und den Herren Mathe?, Döhl und Borrmann, ist heute nach, mttag wieder im Handelsministerium erschienen, wo sie vom HandelSminister Chaumet und den Herren SenuyS, de Sorbier, de Po ignadoresse, Arnal und Bärenger erwartet wurde. Die beiden Delegationen haben ihre feste Absicht aus- gedrückt, die deutsch-französischen Wirt- schaftSverhandlungen sobald wie mög lich zu Ende zu führen. Cie haben überein- stimmend anerkannt, daß es zweckmäßig wäre, die Wiederaufnahme der Verhandlungen auf neuer Grundlage unter Berücksichtigung der vorher gegangenen Arbeiten der Unterkommissionen und der Sachverständigen in» Auge zu fasten Es be steht Einverständnis darüber, daß die deutsche Delegation in einer Note die deutschenForde- rungen und Angebote auf Grund der von ihr vorgeschlagenen Grundlagen bekanntgeben wird. Die französische Delegation wird ihrerseits schriftliche Gegenvorschläge ausarbeiten, woran sich dann die mündlichen Verhandlungen anschlieken werden. Unter diesen Umständen kehren Staal»- selretär vr. Trendelenburg und seine Mitarbeiter nach Berlin zurück, um mit ihrer Regierung den Text der deutschen Note festzusetzen, die zusammen mit der Note der französischen Delegation als Diskussionsgrundlage in den Verhandlungen dienen soll, die wahrscheinlich Mitte Oktober aus genommen werden. Die Sitzung hat bis 6 Uhr gedauert. Teutsch-polnische Vorbesprechungen zu Handelsvertragsverhandlnnge». Berkin, 15. September. Gemäß d?r im Juli diese» Jahres getroffenen Vereinbarung wurden die Verhandlungen über den Abschluß eines deuisch.polnischen Handel», vertrag» heute in einer gemeinsamen Sitzung der beiderseitigen Delegationen im Au», wärtigen Amt wieder ausgenommen. Beide Etaaten wünschen, möglichst balo zu einer ver- Pänvtaung zu gelangen, wobei der deutsche v». Zusammentritt -es Auswärtigen Ausschusses. Berlin, 16. September. Am Mittwoch, den 23. September, vormittags 10 Uhr wird der Auswärtige Ausschuß des Reichstages zu einer Tagung zusammentreten mit der Tagesordnung außenpolitische Aus sprache. Ter Auswärlige Ausschuß wird sich, w e diZ Nachrichtenbureau des Vereins Deutscher Zcitmn'vcrleger mitteilt, in seiner Sitzung am 23. d. M. insbesondere mit dem Sicherheits palt beschäftigen. Es steht zu erwarten, daß die Reichsregierung den Ausschuß über das Er- gebnis der für nächsten Montag einberufenen Kabinettssitzung unterrichten wird. Eine Ansrasie des bayerischen Gesandten. Berlin, 16. September. Wie verlautet, ist der bayerische Gesandte, vr. von Preg er, im Auftrage der bayerischen Regierung beim Reichsaußenminister vr. Stresemann dahin vorstellig geworden, daß auch die Ministerpräsidenten der Länder gehört werden müssen, bevor die Reichs- regierung entscheidende Beschlüsse über ihre Hal tung in der SrcherheitSfrage und die Beteiligung an der Konferenz mit den Alliierten faßt. Die bayerische Regierung verweist in diesem Zusammen- Hang auf die frühere Stellungnahme der Reich»- regierung, nach der sie erst dann in die Paklver- Handlungen eintreten werde, wenn die Kölner Zone geräumt ist. In politischen Kreisen nimmt man an, daß die Reichsregierung eine Minist erpräsidenten- konferenz der Länder nicht einberufen wird, sondern die Regierungen der Länder durch die in Berlin beglaubigten Gesandten über den weiteren Gang der Dinge unterrichten wird. * Der Wortlaut des französischen Memorandums. Berlin, 15. September. Tas am 15. September vom französischen Botschafter de M ärgerte dem Reichsminister des Auswärtigen vr. Stresemann übergebene Memorandum hat nachstehenden Wortlaut: Bei Übergabe der Rote vom 24. August d. I. an Herrn Stresemann war der französische Bot- chafter beauftragt worden, dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten mitzuteilen, daß die vollmächligte vr. Lewald betonte, daß auf deutscher Seite der Abschluß eines deutsch-polnischen Handelsvertrags an gestrebt werde, wählend der polnische Be vollmächligte Pradzynsky den Abschluß eine» Provisoriums als Vorstufe zum definitiven Handelsvertrag vorschlug. Schließlich wurde ver- einbart, vor Beginn der oifi,iellen Kommissions itzungen im Wege unverbindlicher Be- prechungen zwischen je zwei von den beider- eitigten Bevollmächtigten ernannten Vertretern >a» aus den früheren Verhandlungen vorliegende Material zu prüfen und eine Klärung der be- tehrnden Differenzpunkte vorzubereiten. Die Wirtschaftsbeziehungen z« Belgien und Luxemburg. Berlin, 16. September. Der Austausch der Ratifikation» urkunden zum vorläufigen Handels abkommen zwischen Deutschland und der belgisch-luxemburgischen Wirt- chaftSunion hat heute im Auswärtigen Amte wischen Staatssekretär v. Schubert und dem nesigen belgischen Gesandten R. Lvert» statt- gefunden. Tas Abkommen tritt am 1. Oktober 925 in Kraft. Gleichzeitig wurde dem belgischen Gesandten ne Role übergeben. In dieser wird zum Au»- ruek gebracht, daß die deursche Regierung für den Fall, daß die belgische Regierung frisier zur Ein- französische Regierung in Übereinstimmung mit ihren Alliierten es für zweckmäßig halte, tm Falle einer günstigen Aufnahme der be zeichneten Rote durch die deutsche Regierung den Abschluß der eingeleiteten Verhandlungen durch eine Zusammenkunft juristischer Sach- verständiger und weiterhin durch eine Be gegnung der Anßenmtuister der betet- ligtiN Staaten zu beschleunige« Rach den nun mehr abgeschlossenen Besprechungen der Juristen in London glaubt die französische Regierung und ihre Alliierten, daß die in Frage kommenden Staaten ein gemeinsames Interesse daran haben, die Verhandlungen nicht in die Länge zu ziehen und daß der Augenblick gekommen ist, nm einen Zeitpunkt für die geplante Zusammenkunft festzusetzen. Für diesen Zweck dürfte das Ende desMonatsSeptem- beroder spätestens die erstenTagedes Monats Oktober eine geeignete Zeit sein. Die Sonfereuz soll auf neutralem Gebiete, zweckmäßigerweise in der Schweiz, stattfinden, und zwar an einem Orte, über dcn sich die Regierungen noch zu einigen hätten. Die fran zösische Regierung und ihre Alliierten hoffen zuversichtlich, daß diese Vorschläge den Wünschen der deutschen Regierung rntspreche« und diese i« der Lage ist, ihnen alsbald ihre Zustimmung mitzuteilen. * Die englische Note. Berlin, 15. September. Die vom englischen GeschäflSträger, Botschaftsrat Addison, am 15. September über gebene Note stimmt dem Wortlaute nach mit dem heute veröffentlichten Texte des französischen Memorandums vollkommen überein. * Keine Garantierung des Ostpaktes durch Italien. Rom, 16. September. In einem sichtlich inspirierten Leiiartikel stellt der „Messagero" zu der bevorstehenden Außen- ministerkonferen; über die Sicherheitsfrage fest, daß die italienische Regierung lediglick dem Westpaktbeitreten werde. Jtal en werde keinesfalls als Garant deS abzuschließen, den Ostpakles austreten und Weiler eine Ver- q ickung der Frage der Brennergrenze mit derber polnischen oder tschechoslowakischen Grenze nicht zulassen. Da? Brennerproblem könnte später zwischen den einzelnen Regierungen geregelt werd:«. führung der 26prozenttgen Repara' tionsabgabe schreiten sollte, von einer solchen Maßnahme eine Dickriminierung der deutschen Waren auf dem belgischen Markte gegenüber den Waren au» dritten Ländern sehen müsse, und daß eine solche Diskriminierung mit dem Grund satz der Meistbegünstigung in Wider- spruch stehe, auf dem das vorläufige Handels- abkommen zwischen der belgisch luxemburgischen Wirtschaftsunion und Deutschland vom 4. April 1925 aufgebaut sei. BelgischersettS wurde hierzu erklärt, daß die belgische Regierung für den Fall, daß sie sich zur Einführung der Reparationsabgabe genötigt sehen sollte, sich vorher mit der deutschen Regierung in» Benehmen setzen werde, um eine AnwendungSmögtichkeit der Abgabe zu finden, die oen Handelsverkehr zwischen den beiden Ländern, dessen Entwickung die belgische Regierung wünsche, nicht schädigen würde. Dentsch-norwegischeS Abkomme». Berlin, 15. September. Da» am 11. April 1925 in Berlin unter zeichnete Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und der König!. Norwegischen Regierung wegen der Einführung eine» Vertrag»zolliatze» für gewisse norwegische Fischkonserven in Ol (Reich»gesetzbla!t 1925 Teil H R. 813) ist ratifiziert woroen. Die Übergabe der SaiifikationSurkunden hat am 5. d. M. in Berlin tattgefuuden. Verletzung der deutschen Lufthoheit. Berlin, 15. September. Tie „Voss. Zig." meldet aus Hamburg, daß gestern nachmittag eine viermotorige Farmanverkehrsmaschine, die mit däni schen Hoheitsabzeichen veisehen war, in großer Höhe den Hamburger Flughafen überflog. Es handelt sich um eine Maschine der neuen dänischen Linie Kopenhagen—Amster dam, die über deutsches Gebiet führt, ohne daß dazu die deutsche Genehmigung eingeholt word:n ist. DaS in Fiankreich erwartete Flugzeug besitzt 4 Motoren von je 200 L8 und widerspricht daher den für Deutschland auf Grund des Friedens- Vertrages geltenden Rechtsbeslimmungen für die Lujtfahrt. Die Hamburger Luftverkehlsaufsicht hat sich gegen die Verletzung der deutschen Ho- heitsrechte an das Reichsministenum des Innern gewandt. Keine Auslösung des preußischen Landtags. Berlin, 17. September. Der „Berliner Lokalanzeiger" will wissen, daß der Beschluß des Gemeindeausschusses oeS preußischen Landtages den Termin für die Provinzial- und Kreistcgswahlen von dem der Gemeindewahlen, die am 25. Oktober vorge nommen werden sollen, zu trennen und jene Wahlen erst im November stattfinden zu lassen, von Plenum der Landtags nicht gebilligt wird, da das Zentrum sich entschieden habe, einer Hinausschiebung nicht zuzustimmen und auch die Sozialdemokraten nicht mehr unbedingt dafür eintreten wollen. Mit dieser veiänderten Haltung d:» Zentrum« und der Sozialdemokraten glaubt man dem Blatte zufolge in Landlags- kreisen ein Fallenlassen des so ialdemokratischen Verlangens nach Auflösung des Landtags er blicken zu können. Der Sozialdemokratische Partei tag in Heidelberg. Heidelberg, 16. September. Die heutige Sitzung des Parteitages galt der Berichterstattung über die Tätigkeit der Reichstagsfraktion, für die Keil- Stuttgart bestimmt war. Unter allgemeiner Auf merksamkeit gelang es ihm, über die Politik der Frakiion ein Bild zu entwerfen, in dem die Koalitionspolitik bzw. die Steuer- und Zolliragen einen b sonderen Raum einnahmen. Als Keil den Satz prägte: „Wer eine Regierung stürzt, kann in die Zwangslage kommen, die neue Regierung bilden zu müssen", fand er die allgemeine Zu stimmung des Parteitages. Man hatte den Ein druck, daß dieser Beifall nur die Ausvrucksform eines starken Maßes an Verantwortungs gefühl der übergroßen Mehrheit de» Parteitages war. Sie will keine Oppo sition der Opposition willen und keine sinnwidrige, geräuschvolle Obstruktion. Ihr Wille ist, für die Arbeitnehmerschaft durch sachliche» im Rahmen des Möglichen gehaltene Arbeit die politische Macht zu erobern. Sie will die kleinste Gelegenheit zur Sicherung eine» Fortschritt» benutzt sehen, sei e» nun auf dem Boden der Opposition, oder durch Beteiligung an einem KoaliiionSkabinett. Im Mittelpunkt der folgenden Debatte stand neben dem Reichtschulgesetz auch wieder die Frage der KoalitionSpolttik. Einzelne Redner versuchten, beide Debatten miteinander zu verknüpfen und au» dem reakt>onären Entwurf deS ReichSschulgesetze» da» Ende einer Koalition-- Politik mit dem Zentrum al- Selbstoerständlichkeit M schlußfolgern. ES ist klar, daß die sozialvemo- hatische Fraktion den schärfsten Kampf gegen da- Gesetz zu führen beabsichtigt, wie übrigen- auch Hermann Müller in seiner Rede zusicherte. Sie wird sich dabei der demokratischen Kräfte tm bürgerlichen Lager gern bedienen, statt sie durch eine voreilige Handlungsweise vor den Kopf zu loßen. Der wesentlichste Teil der Kritik an der Fraktion und ihrer Politik gegenüber den bürgerlichen Parteien wurde von Leoi, Mathilde Wurm und Seydewitz- Zwickau bestritten. Ein neuer Gedanke, der