Suche löschen...
Sächsische Staatszeitung : 02.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192509024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19250902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19250902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Seite 5/6 in der falschen Reihenfolge eingebunden.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-02
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 02.09.1925
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 2 Seplembcr 1S25 1925 2 468 000 M. sür Wahlzwecke aufgewandt worden. Die Mitglieder zahl ser von 940.078 am 1. April 1924 auf 844 495 am 31. März 1925 zurückgegangen, obwohl die Mitgliedsziffer der Fraucn sich im selben Zeit» raum von 148125 auf 153 693 eihöht habe. Die Frauenbewegung Hoke nach einem merklichen Stillstand und Rückgang in der Inflationszeit einen erfreulichen Aufschwung genommen. TaS Zahlende, hültnis der weiblichen Mitglieder zur Gesamtzahl betrage aber immer noch nur 18,24 Proz. Die Parteipresse habe sich nach der Inflationszeit sehr rasch wieder erholt. Zahlenmäßig ve>süge die Partei im Augenblick über 196 Tageszeitungen, von denen 103 ir eigenen Druckereien hergestellt, 34 in Partei- druckereien und 5 in Privatdruckerein gedruckt würden; dazu kümen noch 25 Kopsblätier. Das Jahrbuch dcs Allgemeine» Deutschen Gewerkschastsbulldes. Berlin» 1. Cepicurb». Tas in diesen Tagen erschienene Jahrbuch des Allgemeinen Deutschen Gewerk. schaftSbundes für 1924 stellt fest, daß dem Bund im Jahre 1924 41 Zentraloerbändr angeschlossen waren, von denen vier sich mit den anderen Verbänden verschmolzen haben, während einer sich dem Afabund anschloß. Die>e Arbeiterverbände zählten Ende 1924 rund 3975 000 Mitglieder, darunter 743405 weibliche und 126 297 jugendliche. Die Mit- glieder verteilten sich aus weit über 1000 Orte in Teutschland, wo gegenwärtig an 1011 Orten Ortsausschüsse des A. D. G. B. sich befinden. Die größte Organisation ist der Verband der Metallarbeiter mit 710 934 Mitgli-dern. Ihm folgen dis Textilarbeiter mit 3^6 342 Mit. gliedern, die Fabrikabeiter mit 325 700, der Bau. gewerksbund niit 319 376,der Verkehrsbund mit 258 775» die Hol arieiter mit 284 742, die Berg- orbeiter mit 190 224, die Landarbeiter mit 179 656, die Gemeinde- und Staatsarbei er mit 479 546 und die Eisenbahner mit 167 691 Mit- gliedern. Die Einnahmen der Gewerkschaften betrugen in der Zeit von 1891 bis Ende 1924 97 037 600 M., die Ausgaben 69071119 M. Im Jahre 1924 entfielen von den Ausgaben der Verbände auf Reiseunterstützung 226 025 M., auf Arbeitslosenunterstützung 3947 739 M., auf K.ankenunterstützung 3 201 262 M., Invaliden- Unterstützung 425 445 M., auf Sterbegeld 947152 Mork, sonstige Unterstützungen 1 198 059 M. InS- gesamt wurden 10344 611 M. an Unterstützungen ausgezahlt. Lohnkämpfe bei Arbeitseinstellungen und Maßregelungen e lorddrten samt den übrigen Kosten der Lohnbewegung den Betrag von 2 895 986 M. Zu de» Auschuldignagtn gegen das preußische Justizministerium. Berlin, 1. September. Zum offenen Briefe der Heuen Leo pold mrd Bacmeister an den Justiz- Minister erfährt der Am». Preuß. Pressedienst von zuständiger Stelle: Eingriffe des Justizministeriums zugunsten der einen oder anderen politischen Partei sind nicht erfolgt. Die Behauptungen, daß die Zurücknahme der Anklageschrift gegen Sklarz unter dem Truck zweier hervorragender sozialdemokratischer Parteiführer erfolgt sei, sowie daß der Ministerialrat Kuhnt dem Generalstaa>S- anwalt beim Landgericht I zumutet zu verhindern, daßdasSchlußgutachienüberdenTodHösleS dem Untersuchungsausschüsse und der Öffentlichkeit unterbieitet weide, mit diesem Ansinnen aber zurück- gewiesen worden sei. sind unrichtig. Das Ver fahren wegen Auslieferung amtlichen Material» zu politischer Auswertung schwebt noch. Desgleichen sind Ermittelungen über die angeblichen Äußerungen KntiskerS noch nicht abgeschlossen. Zur Einleitung eines Diszipli narverfahrens gegen Beamte d:S Justizministeriums liegt nach dem Ergebnis der staitgehabten Prü. fung nackr wie vor lein Anlaß vor. Gegen den G-richtsassessor vr. Caspary ist dagegen in- zwischen vom Tiszipkinarsenat del Kammer- gerichtS da; förmliche Disziplinarverfahren eröffnet worden. Die Auseinandersetzung mit dem prellßischcu Königshause. Berlin, 1. September. In einem Teile der Berliner Morgemresse wird di« Nachricht verbreitet, daß zwischen dem preußischen Staate und dem vormaligen Königshause in den letztcn Togen durch das preußische Finanzministerium ein Vergleich übcr die BermögenSavSeinondrrsetzung abgeschlossen worden sei. Wie der Amtl. Preuß. Press dienst feststellt, ist diese Nachricht nicht zutreffend. Richtig ist nur, daß Verhandlungen wieder ausgenommen wurden, die noch schweben. Ein abschließendes Urteil über daS EigebwS der Verhandlungen ist, da ein solches noch nicht vor- liegt, zurzeit noch nicht möglich. Die Reichskonferenz der KP.D. Berlin, 1. September. Eine Konferenz der Bezirkssekretäre und politischen Redakteure der Kom- inunistischen Partei, die gestern im Preußi schen Landtage zusammengeireten war, beschäftigte sich mit der Lage in der Partei und nahm nach einem Referat Thälmanns mit 42 gegen 7 Stimmen, bei 2 Enthaltungen, eine Ent- schließ ung an, in der vorbehaltlos der Brief der Moskauer Exekutive an die deut- schen Parteimitglieder gebilligt wird. Hochverrat-Prozeß gegen einen russische» Schriftsteller. Leipzig, 1. September. Vor dem Norddeutschen Senat des Staats- gerichtshofeS zum Schutze der Republik begann heute ein Hochverratsprozeß gegen den russischen Schriftsteller Arkadij Wladimirowitsch MaSlow, den Führer des linken Flügels der K. P. D., rind drei Genossen. Ob und inwieweit die Anklage unter das Amnestie- gesetz fällt, wird nach der Vernehmung deS An geklagten vom Gericht entschieden werden. Ter Kongreß der freien Gewerk schaften Deutschlands. Breslau, 1. September. Zu Beginn des zweiten Derhandlungstages des Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands begrüßte Reichstogsabgeordneter Schumann Berlin, der den stellvertretend:« Vor- sitz führt, Ministerialrat vr. Flatow als Ver treter des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe. Tie Aussprache zum Bericht des Bundesvorstandes wurde dann fort gesetzt. Nach einem Schlußwort Leiparts-Berlin schritt mau zur Abstimmung über die Ent schließungen und Anträge, nachdem mau zuvor rem Voistande gegen eine Stimme Ent lastung erteilt hatte. Angenommen wurden kad-i folgende Anträge: Zur Arbeitszeit: ES wird von der ReichSregierung und dem Reichstage ein beschleunigtes ArbettSzeitgesetz und der Achtstundentag gefordert. Zum Kapitel BetriebSrätegesetz wünscht man mehr Mitbestimmungsrecht im zukünftigen Tarisver tragigesetz, die Auflösung der technischen Nothilfe und ähnliter Emrich- tungen. Zur Wohnungsfrage wird schärfster Widerspruch eihoben gegen die HauSzinsfieoer und ihre Verwendung für andere Zwecke al» zur Behebung der Wohnungsnot und gegen die Er höhung der Miele zugunsten v«S PuvathauS. besitzes uud zu rein fiskalischen Zwecken. Außer dem wird lebhaft gegen die Beseitigung des Mieterschutzes und der gelundenen Wirt- sckaft im Wohnungswesen protesieit. Zur Frage der Heimarbeiter werden alle früheren Beschlüsse erneut und alle Mit- glieder der Gewerkschaften ausgesvldert, in Zukunft mehr als bisher dahin zu wirken, daß ihre Frauen und weiblichen Familien- angehörigen, die Heimarbeit verrichten, sich der für ihren Berufezweig zuständigen Gewelkschaft anschlirßen und die von der Gererkschaft ab geschloffenen Lohnabkommon unbedingt einhallen In Sachen der Berufsschule fordert man die' gesetzliche Regelung des Berufsschul- wesens und unterstützt den Entwurf emeS ReichSberufsschulgesetzes, der von der sozialdemo- k,atisch?n ReichttagSfraktion bereits Im Februar 1925 eingebracht wurde. Zum Genossen schaftswesen werden alle Gewerkschaftsmil. glieder und deren Frauen aufgefordert, sich die Förderung und Entwicklung der Kon- sumgenossenschaftsbewegung angelegen se>n zu lasten. Zum Reichs handw rrker- gesetz wird die wirtschaftliche ZwangSorgani- fation abgelehnt, aber eine Regelung der Lehr» lingSauLbildung gefordert. Schließlich protestiert der Kongreß in einer Enlsäließung gegen die heutige Zoll, und Steuerpolitik und spricht sich für eine gerechtere Handhabung au». Generalversammlung der christ lichen Gewerkschaften. München, 1. September. Auf der Generalversammlung des ZentralverbandeSchristlicherFabrik-und Transportarbeiter und der anzeschlossenen ge- weikschaftlichen Verbände machte heute der frühere preußische Ministerpräsident Steger wald längere Ausführungen über die geistigen Grund- lagen der christlichen Gewerkschafts bewegung, über ihre bisherige Tätigkeit und über ihre zukünftigen Aufgaben. Ter Redner ver breitete sich hierauf über die Stellung der christ lichen Gewerkschaften zur Polin! und führte u. a. aus: Tie christliche Gewerkschaftsbewegung stehe auf dem Standpunkte, daß das allgemeine gleiche Wahlrecht und die Verfassung aufrechterhalten werden müßten. Diese dürfe nur auf gesetzlichem Wege ge ändert werden. Stsgerwald erklärte, die republikanische Staatsform sei zurzeit in Deutschland die ein ig mögliche, und zwar min- drstens für 20 bis 30 Jahre. Schließlich kam Siegerwalv auch auf die Wirtschaftspolitik und das Steigen der Preise zu sprechen. Gegen Übertreibungen, die von seiten der Arbeitgeber planmäßig zur Irreführung der Öffentlichkeit be liebt würden, müsse energisch Stillung genommen werden. Das Wichligsr« sri, di« ichafsrnden Ltänoe wieder kauslrästi,, zu machen. El sei wcht notvendig, daß die Banken 8 bis 10 Proz. über ReicktbankoiStont verlangten. Tie Uni«, nehmerschaft könne die Arbeit» nicht davon über- zeugen, daß nur durch medrrge Löhne die Wrl- schäft wieder aufgerichret mrrden könne. Ter Lohnkonslikt bei der Reichsbahn. Berlin, 1. September. Die von der RetchSbahngesellschast vorgenommene Lohnerhöhung für ein zelne Arbeiterkategorien — er sind etwa 40 Proz. der ArbeUeijchaft die Löhne ansgebessert — wird von den Gewerkschaften als unzu reichend abgelehut. Die Gewerkschaften halten an der Forderung fest, daß sämtliche« E senbahnarbeitern ihre Bezüg: aufgebest-rt wer- den müßten. Von dieser Seite wird auch daraus hingewieseu, daß sich die ReichSbahngesellschast bei der von ihr angewandten Regelung über das BetriebSrätegesetz hinweggesetzt habe, nachdem sie verpflichtet gewesen sei, sich vorher mit dem HauptbrtriebSrat in» Einvernehmen zu setzen. Tat Reichsarbeitsministerium Hut zur Stund- noch keine neuen Einigungsverhandlung» eingeleitet. ES besteht jedoch die Möglichkeit, daj sich die Tarifgewerkjchasten schon am morgigen Tage mit einem neuen Anträge auf Einsetzung eines Schiedsgerichts an den Reichsarbeitsminister wen- den werden. Die Lohnverhandlungen zwischen der Orgauisatiou der Reichsarbeiter und dem ReichSsinanzministerium sind inzwischen ohne Resultat verlaufen, da vo« ReichSsinanzministerium eine allgemeine Loh» erhöhung mit Rücksicht auf die Finanzlage uad dir Preissenkunüsaktwn der Regierung abgelehnt wurde. Die Fortsührung der Verhandlungen über die Lohnforderungen der Arbeit nehmer der Reichspost wird voiaussichilich am 4. September stattfiuden. Für die Preissenkn»g aus Sm Lebensmittelmarkt. Berlt», 1. September. Im Reichsministerium für Ernäh rung und Landwirtschaft fand gestern eine Besprechung mit Vertretern der großen Verbände von Industrie und Handel über die Frage der Preissenkung auf dem LebenSmittelmarkt stark, Mini- sterialdirektor vr. Beyerlein beionte, die ReichSregierung lege den größten Wert darauf, daß die Verbände sich bei ihren Mitgliedern mit allem Nachdruck für eine Herabsetzung der Preist auf ein normales und erträgliches Maß einsehle«. Von den Verbänden wurde zwar aus die schwie rige Lage einzelner Wirtschastsgruppen hi» gewiesen, im übrigen jedoch die Bereitwillig keit ausgesprochen, die ReichSregierung bei ihrer PreiSsenkunzsaktiorr tat kräftig zu unterstützen. * Tie Festsetzung der Kleischpreisk. Berlin, 1. September. Tie heutigen Verhandlungen der mittleren PreiSprüfungSstelle in Berlin-Schöne- berg, an denen Vertreter deZ Ministeriums dcs Innern, des Oberpräsidiums der Provinz Branden- buig, deS Berliner Polizeipräsidiums, des großen Kunst und Wissenschaft. Geschichten von Dürer. Tiefer Ernst und faustisches Grübeln sind der Grundzug im Charakter Albrecht Dürers gewesen, aber wir dürfen uns den Schöpfer der „Melan cholie" deshalb nicht als griesgrämigen Stuben- Hocker vorstellen, sondern das froh« Lebensiempo der Renaissance pulste auch in seinen Adern, und er hat die Lust und Heiterkeit südlichen Lichtes «^gekostet, von dem er beim Abschied aus Ve nedig schrieb: „Wie wird mich nach der Sonne frieren!" Diese hellere Seite im Wesen des tieisinnigen Meisters, die so anmutig in den Randzeichnungen zum „Gebet deS Kaiser Maxi- milian sich entfaltet, betont Ehler W. Grashoff in der Lebencgeschichte TürerS, die er im Erich Re>ß- Verlag zu Berlin veröffentlicht, und erzählt hier manch wenig bekannte Geschickte von ihm. In Venedig wurde der deutsche Maler hochgeehrt. Selbst der Doge und der Patriarch bewunderten das Bild, das er für die deutsche Kapelle ge- malt hatte, und unter den Künstlern der Stadt, die ihm freilich mit Eifersucht und Neid viel zu schaffen machten, waren ihm die Besten gewogen. Der größte Meister der Malerei, der damals in der Lagunenstadt lebte, Giovanni Bellini, machte ihm peisönlich seine Aufwartung und bat um ein Weik von seiner Hand. Als Dürer den Besuch erwiderte, fand er Bellini nickt zu Hause, ab» die Tür zum Atelier offen. Da trieb ihn der Schalk, und er nahm die bereitliegknden Pinsel und die Palette zur Hand, malte ein angesangeneS Bild Bellinis, da» auf der Staffele» stand, weiter und ging ungesehen fort. Als Billmi heimkam, entdeckte « sogleich die fremd« Hand, die an seinem Bilde gearbeitet hatte. Ta er aber wußte, daß Kin veueztanischer Maler der- artig feine Haare p» male» wußte, wie da« aaf de« Bild« geschehe» ko riet e» de» deutschen Meister, von dessen unendlicher Feinheit der Pinselfühlung er gehört hatte. Er sichte nun Tür» auf und bat ihn um einen dieser Wimderpmsel, mit dem mau so zart und dünn malen könnte. Dürer reichte ihm darauf einen ganz gewöhnlichen Pinsel; der Venetian» glaubte, er habe ihn nicht verstanden, und drang nochmals in ihn, er möge ihm doch einen der seinen Pinsel schenken, mit denen er die winzigen Haare so naturgeireu wiedergiben könne. Dürer aber sagte, er habe keine anderen Pinsel als die ge- wöhnlichen, und um dies dem ungläubigen Bellini u beweisen, malte er mit einem gewöhnlichen Pinsel eine lange Haarlocke von unerhörter Fein- heit, wodmch er bewies, daß er auch sür dir feinste Malerei k-ine Pinsel besonderer Art benutzte. Bei Ka ser Maximilian stand der Meister in hoher Ganfl. Seine Liebe zu dem „letzten Ritter" hat » in die wundersamen Arabesken und lustigen Szenen seiner Randzeichnuuacn zam Gebetbuch der Kaisers hineingemalt, uad der Herrscher, d-r, s.-lbst ewig geldbedü ftig, ihm spärlichen klingenden Lohn spendete, mwideite kiese Neigung. Dafür spricht eine Geschichte, die sich zu Augsburg zu- getragen hoben soll, als Türer den Kaiser malte. Der Meist» hatte hoch an der Wand etwas zu entwerfen, und Max befahl einem Edelmann, dem Künstler die Leiter zu halten, Ter eingebildet« Ritter weigert« sich, diesen Dienst einem gewöhn- lichem Bürgersmann zu »werfen. Ter Kaiser jedoch wies ihn mit den Worten zurecht, daß eia Mann wie Türer durch seine Kunst höher stehe als ein jeder Rüter; er, der Kaiser, könne aus jedem Bauern leicht einen Edelmann machen, aber niemals aus einem Edelmann einen Künstler. Zu TürerS besten Freunden gehörte der lustige und trinksroh« Lazarn» Spengler, d«r Rattschreiber der Stadt Nürnberg, der in de» ernsten Magistratssitzu»gen für d«n Humor sorgte. Auf ei» lustige» Aben teuer Spengler» spielt Dürer in seinem Buch von der „Unterweisung de, Messung" an. Als di» Bauern deS Ftorenii«, Walde» einmal de« Magistrat das ihnen als Tribut aufeilegte Buh und Getreide nicht lieferten, wurde d«r RatS- schreiber dazu auserkoren bei ihnen die fällige Lebensmittellieferung einzutreiben. Er fühlte diese» Auftrag mit bestem Gelingen aus und ver anstaltete einen lustigen „Triumphzug", indem er die Ochsen, Schafe und Schweine von den Bauern nach Nürnberg hereintieiben ließ. Tann kam ein großer Wagen, beladen mit Speck, Käse und Würsten, und schließlich der Stadischreiber selbst in einer kleinen Kutsche, an dir die wider spenstigen Bauern mit Stricken gebunden waren. Mit einem Weizenkranz um die Schläfe stand der lustige Ctadtschreiber selbst auf dem Wagen und warf Kupfermünzen unter die jubelnde Menge. Auf diesen „Triumphzug" spielt wohl Dürer an, wenn er in seinem Buch einen Entwurf eine- SiegeszeichenS für einen, der aufrührerisch« Bauern überwunden habe, folgendermaßen an gibt: „Erstlich setz einen gevierten Stein, zehn Schuh lang und vier Schuh hoch, darauf setz vier Körb.- auf die vier Ecken mit Käse, Butter, Eier, Zwiebeln und Kräutern. Darnach leg noch mitten auf diesen Stein einen ander:« Stein, darauf seh eine» Haferkasten vier Schuh hoch. Darauf stürz «'nen Kessel, und mitten auf de» Kessels Boten setz einen Käsenapf, den decke mit cinem dicken Teller zu. Mitten aus den Teller setze ein Butterfaß, darauf einen Milchkrug, und daran hänge der Bauern Werkzeug, Haue», Schaufeln, Hacken, Mistgabeln, Dreschflegel und dergl. Darnach setze zu oberst ein Hühuerkörble und stürz darauf einen Schmalzhaftu und seh einen trauenrden Bau»« darauf, d«r mit einem Schwert durchstochen sei." Die Festspiele i« Salzburg. n. Ter Wetter« »«rlauf de, Salchur-e, Auf- sührungen bewegt sich iu stet«, Steigerung. Nach de» beiden, mit -läuzeud«, Prachtentfaltung tzua»üg«bl0chte« Mysterien „DaS Deluheat»' von Hosmannsthal und „Das Mirakel" von Dcll- moeller, kam jetzt das „Apostclspiel" von Mas Mell zur Darstellung. Ein Werk, kas mehr dnich Jnnerlichkctt der Sprache, durch echt de> tsche Ge mütstiefe packt, als durch äußere Wlkunzcn. Man brachte der Tichlung reges Interest: ent gegen, zumal der Verfass» di« Regie selbst mit schönem Gelingen übernommen hatte. Helle Begeisterung erweckten aber die Gast- sciele der Wicner Staatroper Mozarts „Figaros Hochzeit" und „Don Juan" wurden jetzt von einer geradezu glänzenden Taistellung „Ton Pa:q»ale' von Donizetii abgelöst. Bruno Walter als Leiter de« Ganzen war ganz hervorragend. Die Ha:pl- parti: n wurden vo» Frau Mana ^vogün, Kammersänger Mayr und den Herren Wirde- mann und Erb ausgezeichnet vertreten und wüd:r- holt aus offener Szene bejubelt. Nach Lchlug der Vorstellung beieitete man B.uno Waller und seinen Betreuen wahre Ovationen. — Als Ab schluß der Operngastspiele sühite man eine Ballett- Pantomime „Tie grüne Flöte" nach Mczartscher Musik eingerichtet von Einar Nilson und in szeniert von Max Reinhardt auf, dir ebenfalls vollen Erfolg hatte. Reinhardt stellte sür desis Werk eine „Internationale Pantomimen Ge sellschaft" zusammen, die insgesamt hervor ragende Tänzer und Tänzerinnen ausmeist. Ti: Gesellschaft ist bereits füc Gastspiel; in München, Zürich und Wien verpflichtet worden. Tie mvsi- kalische Leitung führte Okkar Fried mit viel Temperament nnd Umsicht durch. — Ein der „Grünen Flöte" vorangehendes Marionetten spiel „DaS L«b:n hängt an einem Faden" er götzt« durch s«ine grotrSte Korm! ungemein. Diei große Symphoniekonzerte, die unter vr. Muck, Bruno Walter und Fran; Schalck von der hervorragenden Wiener Philharmonie aus« geführt wurden, erbrachten wohl unstreitig den Höhepunkt der garqen Festspiele, von Hayda aue gehend, ging man über MozwtS 6-mols- Symphonie und dem La Dur-Klavierkonzert — glä»z«nd gespielt vo» Rudolf Serkin — M
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)