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SächfischeStaalszeilung den Freistaat Sachsen Staatsaryeiger für Ankündigungen: Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf , die 66 mm breite Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf-, unter Ein- gefandt 90 Pf. Ermäßigung auf GefchäftSanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Erscheint Werktag- nachmittags mit dem Datum deS Erscheinung-tageS. Bezugspreis: Monatlich 3 Mark Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Verkaussliste von Holzpflanzen auf den Staatsfochrevieren. Verantwortlich kür die Redaktion: I. B.: vr. Fritz Klauber in Dresden. Dresden, Mittwoch, 9. September Nr. 21V 1925 Schiedsspruch für die sächsische» Bergarbeiter. Zwickau, 8. September. Ter für deu sSchsischen Bergbau eingesrtzte echlichtungsausschuß hat folgenden Schiedsspruch gefällt: Für die Zeit vom 1. September 1925 bis Zl. Januar 1926 sind die in der Lohnordnung ab 1. Mai vorgesehenen Löhne sowohl der männlichen wie der weiblichen und jugendlichen Arbeiter nm 1« Proz. zu erhöhen. Tie Parteien haben sich bis zum 12. September 1925, abends K Uhr über Annahme oder Ablehnung dieses Schiedsspruches dem Schlichter gegenüber zu erklären. — Am Donnerstag werden die Arbeitnehmer, die eine Erhöhung von 20 Proz. gefordert hatte», znm Schieds spruch Stellung nehmen. bin belgisches Urteil über die Juristeu- konferenz. Paris, 9. September. Der Sondeiberichterstatter der Havas in Genf hatte eine Unterredung mit dem belgischen Sachverständigen Rollin, in der dieser u. a. erklärte: Die aus London oerbrcilctiN Nachrichten, denen zufolge bei den Sachoerständigenberatungen Belgien die deutsche These unterstützt hätte, sind völlig aus der Luft gegriffen. Tatsache ist, daß die Londoner Beratungen sich von An fang bis zu Ende in einer Atmosphäre der Herzlichkeit abgelpielt haben, die man vielleicht noch niemals, selbst nicht in Genf, angetroffen hat. Wenn ich mich nicht gegen englische oder franzö. fische Vorschläge habe zu wenden b auchen, so hat das darin seinen Grund, daß zwischen diesen und den deutschen Vorschlägen tue Differenzen bedeutend weniger ausgepägt waren, als man hätte glauben können. Wir haben in unserem deutschen Kollegen GauS einen Unter händler gefunden, der von dem konziliantesten ' Geiste beseelt war und das erklärt vielleicht, daß wir eine recht gute Aibeit verrichtet haben. Über die genauen Ergebnisse unserer Arbeit kann ich Ihnen nichts sagen, ich kann indessen versichern, daß wir glauben, den Boden für die demnächüigen Verhandlungen in nützlicher Weise vorbereitet zu haben. Gaus kannte seine Panner bei der Londoner Beratung bereits. Tenn er hat schon bei fiüheren Besprechungen an dem Sicherheit-- palt mitgearbeitet. Es ist vielleicht nickt über trieben zu behaupten, daß die früheren Zu- sammenkünfte zwischen Fiomageot und Gaus zu der Annäherung beigetragen haben, die bei den Londoner Besprechungen erreicht worden ist. Zweifellos bleiben noch große Schwierig keiten zu überwinden, unser Eindruck ist indessen günstig und wir sind glückl ch, nach Fühlungnahme mit den Außenministern feststeven zu können, daß sie unsere Gefühle teilen. * Gaus erstattet Bericht. Berlin, 9. September. Mehrer« Blätter melden, daß sich Ministerial direktor Gaus in Begleitung des Ministerialiekre- tärs von Schubert heute nach Norderney be geben wird, um dort dem Reichsaußen- Minister vr. Stresemann über das Ergeb nis der Londoner Besprechungen der juristischen Sachverständigen Bericht zu erstatten. Rach Meldungen der „Voss. Ztg" und des „Bor- wäriS" aus Genf soll der deutschen Regierung als Datum für den Zusammentritt der Ministerkonferenz über den Sicher- heitkpakt der 29. September vorgeschla- gen worden sein. Im Berliner Auswärtigen Amt ist jedoch eine offizielle Einladung noch nicht eingelroffen. Tie Amerikareise vr. Wirths. Bremen, 8. September. Ter frühere Reichskanzler vr. Wirth ist an Boid deS LloYddampfeiS „Stuttgart" nach New Dort abiereist, um an der am 1. Oktober in Washington beginnenden 23. Konferenz der interparlamentarischen Union, deren Verhandlungen im Kapitol staitfinden wer den, teil,unehmen. Eine Anzahl anderer deutster Pailamentaiier wird ihm im Lauf dieses Monat- folaen. Die Tagung de Die Vizepräsidenten. Genf, 8. September. In der heutigen Vormittagssitzung der Völker- bundsversammlung sind folgende Vizepräsidenten g wählt worden: Ishii (Japan), Briand (Fiankieich), Zumeta (Venezuela), Chamber lain (England), Prinz Arfa ed Daul eh (Persien) und Duca (Rumänien). Tie Versamm lung vertagte sich darauf auf morgen vormittag 11 Uhr. In dieser Sitzung wird mit der General debatte über den Tätigkeitsbericht des Völker- bundsrales in den letzten zwölf Monaten begonnen werden. * Die Ausschüsse der Versammlung. In nichtöffentlicher Verhandlung sind zu Vor- sitzenden der Au-ichüsss g-wählt worden: Für die erste Kommission, die sich mit juristischen Fiagen beschäftigt, Scialoia (Italien); für die zwecke Kommission (technische Organisation des Völkerbundes) Eysinga (Holland); für die dritte Kommission (Abrüstungsftagen) Nintschitsch (Südflawien); für die vie te Kommission (Baoget i nd Finanzen des Völkeibundes) Costa (Por tugal); für die fünfte Kommission (Opiumschmugg.l, Kampf gegen Mädchenhandel usw.) Mohwinckel (Norwegen) und für die sechste Kommission (poli- tische Fragen usw., wie Gesuche um Aufnahme in den Völkerbund) Guerro (San Salvator). Tie Kommiss,onspräsidenten sind zugleich Vize- Piäsidenten der Völkeibundeversammlung. * Beratung der Kommissionen. Genf, 8. September. Die sechs Kommissionen der Völkerbunds versammlung hielten heut; nachmittag kurze Sitzungen ab, um ihre Konstituierung und Tagesordnung zu beschließen. Tie erste Kommission beschloß de Öffentlichkeit ihrer Ver handlungen und wählte zum Vizepräsidenten Feriandsz (Brasilien). Die zweite Kommission beschloß cbensalls, grundsätzlich öffentlich zu tagen, und wählie zum Vizepräsidenten den tschechischen Delegierten Vevera. * Ministerreden auf einem Preffe- bankett. Genf. 8. September. Auf ein.'m P essebankett zu Ehren Pain- levös und Chamberlains erklärte der eng lische Außenminister Chau berlain in Erwiderung auf die Ansprachen von Painlevö und Jouvenel, daß in der letzten Zeit die Vorarbeiten in London, Paris, Brüssel, Rom uns Beilin zur Aufrich tung eines großen Friedenswerkes größere Fortschiitte gemacht Härten, als er noch vor kurzem zu hoff n gewagt habe. Er sprach den Wunsch aus, daß die Verhandlungen, die jetzt in G»n> über den Sicheiheiispakt geführt werden, bald in einem Nachbarorte Genfs im Beisein von Vertretern Deutschlands fortgesetzt werden können, und gab schließlich der Hoffnung Ausdruck, daß einige Siaaien, die noch nicht dem Völkerbünde angehören, noch vor der nächsten Völkerbunds. Versammlung dem Völkerbünde beitieten. Die Er. klärungen des englischrn Außenministers, der ein. dringlich an die Presse zur Einsetzung ihres ganzen Einflusses zur Veiwirklichung diese- großen Friedenswerkes appellierte, wurden mit größter Aufmerksamkeit und mit lebhaftem Beifall aus genommen. Der belgische Außenminister Van- dervelde nahm in seiner Ansprache Bezug auf Rußland, an das er die Aufforderung richtete, den Ideen des Völkerbundes mehr Verständnis entgegenzubringen und sich zu erinnern, daß Rußland Europa mehr brauche, als Europa Rußland. Zu dem Sicherheit-Pakte, über dessen Verhandlungen auch Vandervelde sich zu versichtlich aussprach, sagte der belgische Außen minister, daß der Sicherheitspakt aus dem gleichen Geiste he,Vorgehen weide, aus dem da- Genfer Protokoll h rvorgegangen sei, und so der Vor läufer eines neuen allgemeinen Protokolls werden müsse. Painlevö i nd Jouvenel nchieten in ihren Ansprachen sehr heizliche Worte an Chamberlain, zu besten Loyalität end Cyaralter sie volles Ver trauen hätten. - . K Völkerbundes. Wünsche der Saarbevölkcrung. Genf, 8. September. Eine parlamentarische Abordnung aus dem Saargcbiet hat in den letzten Tagen mit mehreren Mitgliedern des Vöikerbundsrates Unterredungen gehab', um eine Reihe von Wünschen dec Saar- bevölkerung vorzubringen. Tie Saardelegierten, die bei den Raismitgliedern entgegenkommende Aufnahme gefunden haben sollen, stellten fol- gende Bedingungen: Die Wählbarkeit zum Landesrat, die bis jetzt nur den im Caargebiet geborenen Einwohnern zugestanden ist, soll auf alle Einwohner des Saargebiets aus- gedehnt werden. Die Laarbeoölkerung soll ein Initiativrecht an den Landes- rat erhalten. Den Mitgliedern des Landes rats soll volle parlamnuaihche Immuni tät zugestand.'n werden. Tie franzö. fische Polizei soll völlig aus dem Saargebiet zurückgezogen werden, da die saarländische Orlsgendarmerie zum Schutze von Ruhe und Oidnung rollkommen ausrricht. Außer- dem verlangt die Saardelegation die definitive Einrichtung eines Jahresturnus im Präsidium der Regterungskommission des Eaargebiets und eine Reihe von wirtschaftlichen Zugeständnissen, so die Erhöhung der Löhne und Gehälter der Staatsarbeiter und Staatsbeamten. * Tie österreichische Finanzkontrolle. Genf, 8. September. Die Frage des Abbaues der Finanzkontrolle in Österreich stand heute vor dem Finanzkomilee des Völkerbundes zur Beratung. Tie AuLsprache ergab, daß auch das Finanzkomilee des Völker- bundes grundsätzlich für die Einleitung des Ab baues der Kontrolle ist. Das Komitee spricht sich jedoch dafür aus, daß mit Beginn des Abbaues ein Delegierter des Völkerbundes nach Wien ent sandt und der österreichischen Nationalbank als Beobachter beigegeben werden soll. Da von eng lischer Seite wiederum, wie vor einigen Tagen, mit Rücksicht aus die Interessen des ar-ländischen Kapitals Bedenken gegen einen Abbau der Finanzkontrolle geltend gemacht wuiden, be- absichtigt das Finanzkomilee, dem Völkeibunde vorzuschlagsn, bah sich die österreichische Regierung im voraus verpflichten soll, mit der Mieder- einführung der Kontrolle einverstand:n zu sein, falls eine solche sich nach Meinung des Völker bundes nölig erweisen sollte. O Konferenz der Außenminister der Kleine» Entente. Genf» 8. September. Bei der Besprechung der Außenminister der Kleinen Entente Benesch, Nintschitsch und Duca wurde, wie die Schweizerische Depeschen- Agentur meldet, vor allein die Frage des Ost- Paktes erörtert. Tie Minister stellten fest, daß in dieser Angelegenheit zwischen ihren Ländern volle Einigkeit herrscht. Nach der Konferenz be gaben sich Nintschitsch und der Führer der kioaii- schen Bauernpartei Radiisch nach Evian in Ober» saooyen, um Pasitsch auszusuchen, der dort seit einiger Zeit weilt. * Die Frage der internationalen Bekämpfung der Sklaverei. Genf, 9. September. Der von Lord Cecil im politischen Ausschuß der Völkerbundsoersammlung eingebrachte Entwurf zu einem internationalen Protokoll zur Be kämpfung der Sklaverei erstrebt deren völlige Beseitigung, die nach englischer Ausfassung nur mit einer neuen verschärften Kon- vention erreicht werden kann. Die Elsahiung habe gezeigt, daß die bestehe, d: internationale Kon vention von St. Germain, die übrijM- pur von fünf Staaten ratifiziert worden aus ¬ reichend sei Berens die erste Erörterung des englischen Vorschlages, b i der besonder- v'Andirade (Portugal) und Lo d Ceci hervortraten, zeigt, baß der englische Vorschlag zu Aueinand-rsetzungen führe« werde. Tie Wiederaufnahme der deulsch- französifchcn Wirlschastsverhand- lnngen. Berlin, 8. September. Der Leiter der deutschen Delegation für Ur deutsch. französischen Wirischaftsoerhanvlungen, Staatssekretär vr. Trendelenburg, begibt sich, entsprechend den mit dem französischen Handels- Minister CH au niet getroffenen Vereinbarungen am 15. September nach Paris. Er wiid be- gleitet von den Herren Mathies vom Reichs virt- schastsministcrium und Geh. Rat Woermann vom Auswärtigen Amt. Die beiden Delegaftonssührer werden vereinbarungsgemäß die Lage »wecks weiterer Verhandlungen prüfen. Zr welchem Zeitpunkte die beiderseitigen Delegationen die Verhandlungen über ein deutsch-sranösis des HandelLveltlagspronisorilMl wieder aufmhmen, wird von dem Ergebnis dieser Vorbesprechung abhängen. Teulscheuversolguuge» iu Lst- Tberschlcsie». Berlin, 8. Seplemder. Tas B. T. meldet aus Breslau, daß Vie Drangsalierungen, denen die Deutschen in Ost Oberschlesien neuerdings wieder ausgesetzt sind, auf ein systematisches Vorgehen der Polen gegen alles, was deutsch ist, zu- rückzusühren sind. Täglich lausen Melsungen über Bandenüberfälle auf deutsche An siedlungen, Mißhandlungen deutsch- sprechender Einwohner und Demon strationen gegen die in Ost Oberschlesien ver- bl'edenen Deutschen ein. Auch die Behörden be teiligen sich an diesen Drangsalierungen. So forderte der Bürgermeister von Kömgshütle Dombeck zum Boykott aller deutschen Waren und Fabrikate auf. Die Ent lastungen deutscher Arbeiter und Beamten nehmen unaufhaltsam ihren Fortgang. Am 6. Sep tember, an welchem Tage in ganz Ost-Ober schlesien Demonstrationen gegen die Lostrennung Ost Obersck lesi ns von Polen veranstaltet wurden, wurde die deutschgesinnle Bevölkerung gezwungen, an den Umzügen teil unehmen. Die Umzüge wurden Photographie»» und die Aufnahmen an ausländische Zei ungen gesandt. Zum deutsch-schweizerische» Protokoll über die Einsuhrbeschräukuugen. Bern, 8. September. Im Bern haben in diesen Tagen Be sprechungen zwischen Vertretern der deutschen und der schweizerischen Re gierung über die Durchführung des deutsch-schweizerischen Protokolls über die Einfuhrbeschränkungen vom 17. No vember 1924 stattgefunden. Es wurde cin Einverständnis darüber erzielt, daß die große Mehrheit der heute noch be- stehenden Einfuhrbeschränkungrn vom 1. Okiober d. I. ab weg fallen sollen. Nur für eine ganz geringe Anzahl von Warengruppen wild das Bcwilligungsverfahren bis auf weitere- noch beibehalten werden. Diese Vereinbarungen unterstehen der Genehmigung der beiderseitigen Regierungen. Sobald diese erteilt ist, wird die Veröffemlichung erfolgen. Der Neichspräside»t wieder in Berlin. Berlin, 8. September. Der Reichspräsident ist von Distramszell kommend abrnos 8,48 Uhr wieder in Berlin eingetrosfen. Zum Empfang am Bahnhof waren erschienen der Vertreter des Reichskanzlers Reichswehrminister vr. Geßler und die Heuen deS BuieauS des Reich-Präsidenten. Bevorstehende Ermäßigung der Bank» zinsen? Berlin, 8. September. len Btättein zufolge fanden gestern i« Reichswrrtschaft-ministerium Verhandlun gen mit maßgebenden Vertretern der Bank welt über eme allgemeine Herabsetzung der Bankzinsen statt. Die Beratungen, dir eine Folge d.r Verbilligung der öffentlichen Gelder sind, sollen benie fortgesetzt werden. Wie das