Franz Joseph Max Fürst von Lobkowitz (1 772 -1816), großzügiger Gönner Beethovens, setzte ihm viele Jahre lang eine Jahresrente aus. Seite, begleiteten Beethoven je doch zeitlebens und formten ihn zu jenem eigenwilligen Menschen, als der er immer wieder beschrieben wird. Seine beginnende Taubheit ließ ihn fast verzweifeln, dann aber doch wieder mutig „dem Schicksal in den Rachen greifen". Außer ordentlich reich und mannigfaltig ist der Ertrag dieser ersten drei Jahre des neuen Jahrhunderts. Nicht weniger als acht Klavierso naten, das c-Moll-Klavierkonzert op. 37 (Nr. 3), die sechs Streich quartette op. 18, das Septett op. 20, fünf Violinsonaten und an deres mehr entstammen dieser kur zen Zeit. Dieser Fülle setzte das Jahr 1803 die Konzentration auf zwei Hauptwerke, die „Eroica" (op. 55) und die „Kreutzer"-Sonate für Violine und Klavier (op. 47) ent ¬ gegen. Es sind die Werke, in de nen sich ganz offensichtlich ein ge wisser Wandel in Beethovens Kom positionsweise erkennen läßt, ein „neuer Weg" zu finden ist. „Hero isches" Pathos klingt auf, französi sche Revolutionsmusik klingt durch, Dramatik steht in konflikthafter Spannung mit nachdenklichem Lyrismus. „Fidelio", Beethovens ein zige Oper, war im Entstehen. In dieser Zeit aber arbeitete Beetho ven auch an seinem leichter ver ständlichen Konzert C-Dur für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester op. 56, dem sogenann ten Tripelkonzert. War das für ihn nun eine Erholungspause oder wollte er sich selbst bändigen? Vielleicht ist es auch nur ein Gele genheitswerk mit Zugeständnissen an den adligen Widmungsträger und edlen Gönner Fürst Lobkowitz, dem er allerdings schon seine sechs Streichquartette op. 1 8 und sogar die „Eroica" zugemutet hat te. Sicher aber ist, daß Beethoven Form- und Gattungsprobleme be wältigen wollte in Vorbereitung sei nes nächsten Klavierkonzertes op. 58 (Nr. 4). Der „neue Ton" ist je denfalls kaum zu spüren, eher der etwas leichtere Unterhaltungston weitaus früherer Arbeiten. Man denke an das wunderschöne Sep tett op. 20 (1800), diese Krone des galanten Divertissements in ar tig-anregendem Plauderton. Oder auch an den singspielartigen Be ginn des „Fidelio", den Teil, bevor das Schicksal hart zuschlägt. Alles ist eher mozartisch anmutig, als Bild Seite 8: Ludwig van Beethoven (1770-1827), Stich von Johann Neidl (1800) Aufführungsdauer: ca. 35 Minuten