Volltext Seite (XML)
ZUR EINFÜHRUNG Von der Persönlichkeit Robert Schu manns ist allgemein weitaus weni ger bekannt, als man annehmen möchte, obwohl seine Sinfonien, vier an der Zahl, beispielsweise durchaus in die gängigen Konzert programme gehören und sehr be liebt sind. Vor allem aber genießen seine Klaviersachen - wer kennt nicht den „Lustigen Landmann" aus der Klavierstunde - und seine zahl reichen Lieder ein hohes Ansehen. Doch zahlreiche Lebensumstände Schumanns, seine Vielseitigkeit als Musikschriftsteller, als Gründer und Redakteur der „Neuen Leipziger Zeitschrift für Musik" (1834), sein hoher geistiger und künstlerischer Anspruch bleiben oftmals in ein romantisches Dunkel gehüllt, das gelegentlich nur - leider auch man che verfälschte - Einblicke in den Menschen selbst gewährt, in sein Denken und Handeln. All dies ist aber so sehr und so eng mit seinem Schaffen verbunden, wie bei manch anderem Komponisten auch. Robert Schumann (1810-1856) Portrait von J.-J.-B. Laurens (1853) Biographisches: •geb. 8.6.1810 in Zwickau • gest. 29.7.1856 in Endenich bei Bonn • 1828 Beginn des Jurastudiums in Leipzig, danach Heidelberg • erlebte 1830 ein Paganini-Konzert in Frankfurt; vollständige Hinwendung zur Musik; Rückkehr nach Leipzig; Klavierunterricht bei Wieck •1834 Gründung „Neue Zeitschrift für Musik" • 1840 Heirat mit Clara Wieck • 1844 nach Rußlandreise Wohnung in Dresden • 1850 Musikdirektor in Düsseldorf • 1854 Nervenheil anstalt Endenich Schöpferisches Künstlertum ist Aus druck eigenen Lebens und Reflexion des Erlebten. Ein Klaviervirtuose wollte er werden nach einem be eindruckenden Auftritt Paganinis, mühte sich mit Eifer, schaffte es nicht. Er setzte sich mit den Wer ken Beethovens auseinander, lernte aus Schuberts Kompositionen, des sen Tod 1828 ihn tief bewegt hatte, Literatur (Schlegel, E.T.A. Hoffmann, Tieck, Jean Paul) war ihm wichtig, fand in Berlioz' „Symphonie fan- tastique" und in deren Verschmel zung der Künste einen eigenen Widerhall für seine Idee einer „poetischen" Musik. Schumann nahm die Anregung von einigen, sich in dieser Zeit besonders her ausgebildeten Phänomenen - Lyri sches Klavierstück, Tanz, Virtuosität und Literarisierung - willig auf und schuf daraus einen individualisier ten Ton seiner Klavierstücke, wollte aber einen „musikalischen Roman" entwickeln. Große Pläne hatte der Künstler. Die poetische Klaviermu sik sollte zum Ausgangspunkt einer Poetisierung der gesamten Musik führen. Diese wiederum sollte seine Zeit, das Leben selbst beeinflußen. Kunst und Leben sind nicht abge sonderte Bereiche, sondern künstle rische Aktivität findet ihre Legitima tion in der Wirkung, die sie auf den Menschen nimmt. Die Bedeutung eigenen Wollens und Handelns prägte Person und Schaffensdrang Schumanns. Mit seinen „Davids- bündlern", gleichgesinnten kriti schen Freunden, die ebenfalls das wohlgesittete, aber geistig reglose