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Sächsische Staatszeitung : 24.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192507243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19250724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19250724
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-24
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 24.07.1925
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- «Achftsche «tackt-hettMUO — Weit«-, 24. Atli 1»L» Im Auftrage der sozialdemokratischen Fraktion gibt Abg. La«d»d,rß folgende Erktür«»- ab: Die sozialdemokratische Fraktion hat siet» den Gedanken des Völkerfriedens gepflegt und vertreten. Se wird dieser ihrer Politik treu bleiben. Mit Genugiumrg stellt sie fest, daß Parteien, die ihr wegen ihres Strebens nach Versöhnung der Völker noch vor kurzem die gröb- lichsten ehrverletzendsten Vorwürfe gemacht haben, jetzt zur Erreichung des gleichen Zieles Vor schläge machen, die sich in hohem Matze der von ihr vertretenen Politik an-, nähern Die politische« Kundgebungen aus den Reihen der stärksten Regierunas- Partei in der Zeit nach der Absendung des Me- morandums, de von der Regierung nichtzurück - gewiesenen Vorbehalt ihres Redners in dieser Aussprache nötigen aber die sozial» vemolratische Fraktion zu wachsamem Miß» trauen. Ter von der sozialdemokratischen Fraktion drin» gend gefordertes in tritt Deutschlands in den Völkerbund erfährt zudem durch die Haltung der stärksten Regierungspartei eine den Interessen Deutschlands nicht dienliche Verzögerung. (Sehr wahr! bei den Soz) Deshalb sieht sich die sozialdemokratische Fraktion außerstande, dem von den Regieruugsvarteien eingebrachlen Vcr» trauensantraa ihre Zusti m mung zu geben. In ihrer ablchnenveu Haltung wird sie durch die allgemeine Politik der Negierung be» stärkt, die immer klarer das Ziel erkennen läßt, die Lasten aus demFriedensvertrage den breiten Massen des Volkes aufzuerlegen. (Lebh. Beifall bei den Soz.) Von den Regierungsparteien ist fol» oendcr Antrag eingegangen: „zudem der Äeichstaa über die Mß- traucusanträgt der völkischen uud Kowm«- uistcu zur ragesurdnung übergeht, billigt er die «utwortuate »rd dir darin zum Anddruck kommende politische Stellungnahme derReichs- regierung." Abg. Koch-Weser (Dem.) eiklärt, die Temo- lralcn hätten ein für drc Regierung eingebrachtes Vertrauensvotum ablehnen müssen, dem vorlie genden Lilligungsantrag aber würden sie zu st im men, da er sich nur auf d e von ibnen gebilligte Außenpolitik beziehe. Zuerst kommt der Billigungsanirag der Regierungsparteien zur nament, lichcu Abstimmung. Sic ergibt seine Annahme mit 238 gegen 158 Stimmen bei 1S Enthaltungen. Tic weiteren Anträge sind damit erledigt. — De yi Verbindung damit stehenden Ergan» zu u gshausha lt e werden nach kurzer Debatte in 2. Lesung bewilligt. Tas Haus vertagt sich aus Freitag: 2. Lesung rcr 2. Änderung der Person al abbau ver- ordnung, Amnestievorlage und Gesetz- eniwurf über das Recht zum Tragen einer M r I itäruni f orm, sowie kleine Vorlagen. Ter Steuerausschuß. Berlin, 83. Juli. Der Tt eneraubschu^ des Reichstags erledigte die Tabak, Wein-, Zündwaren-, Salz, uud Zuckersteuer, vr, der Behand lung der Tabaksteuer wurden die sozial» demokratischen Anträge auf Unter stützung von Tabakarbeitern usw., soweit sie durch das Gesetz arbeitslos werden, an genommen, weiter ein Antrag des Zen trums» der die Verbindung von Bande role nsteuer und Material steuer bei der Zigarette voisirht. Das Gesetz soll früheste,- am 1. Oktober 1925 in Kraft gesetzt werden. Bei der Behandlung der Weinsteuer kam es zu mehreren vergeblichen Abstim- Ein offener Brief A französische LyaathehS Anuejiousabsichten ' Nrsache des Rifkrieges. Kairo, 23. Juli. Die ägyptische Zeitung „Alpesen" veiöffentlich! einen offenen Brief Abd el Krim« an das fran zösische Parlament, in dem es heißt: Der Krieg mit Frankreich habe erst begonnen, ali» Lhnnthetz in bas Gebiet der ventArrust etngedrnn-en set, um dieses z« annektieren. Die Niflenk hätte« bä- Feuer erst erwidert, nach« - de« die Franzosen es mit Artillerie und Flug» zeugbomben eröffnet hatten. Wir denken nicht an Erobernngen nnd kämpfen nur für Pie Unabhängigkeit de- «if, gebietes. Weiter bestreitet Abd el Km», daß Europäer und Bolschewisten am Kampfe gegen die Fran zosen beteiligt seien. Er schließt mit dem Ausdruck der Achtung und Sympathie für das französische Parlament und dem Wunsche nach Frieden. Abd el Knurs Arikdensbedingungen. Paris, 23 Juli. Laut einer Information des „Quoiidien" soll Abd el Krim bereit sein, in Fnedensverhand- luugen mit Spanien und Frankreich einzutreten, wenn diese beiden Länder die von ihm gestellten Bedingungen als Verhandlungsgrundlage an- nehmen sollten. DaS Blatt, das die Quelle seiner Information nicht nennt, glaubt, diese Bedingungen wie folgt zusammenfassen zu können: 1. Die staatliche Souveränität des Rifs soll durch den Völkerbund garantiert werden. Es soll ein ähnlites Statut erhalten wie Afghanistan, wogegen Abd el Kr m bereit wäre, die Souveränität des Sultans den Marokko an >ue>kennen. 2. Das von dem Stamme der Djeballa bewohnte Gebiet soll dem Rif angegliedert werden, dessen Grenze gegen die französische Proteltoratszone der Fluß Uergha bilden soll. 3. Spanien soll der Besitz vou Ceuta uns Melilla mit den an Eisenerzen reichen Hinterländern garan tiert werden. Dagegen soll es die Städte Laras ch, Tetuan und Arzilla an Has Rif abtreten. 4. Abd el Krim verpflichtet sich, Spanien und Frankreich besondere wirtschaftliche Vorrechte ein zuräumen. sowie d e Konzession zum Bau zweier Eisenbahnlinien von Fez nach Tanger und von Melilla nach Taza zu erteilen. 5. Das Rif soll die Erlaubnis zur Unterhaltung einer zahlenmäßig beschränkten regulären Armee erhalt n. Es behält sich weiterhin vor, sich an den Völkerbund um Unterstützung sür die Entwicklung der wirtschaftlichen Kräfte des Land s und zu diesem Zwecke insbesondere zur Auslage einer internationalen Anleihe zu wenden. In uniernchteten Kreisen sieht man in dieser Meldung, die einen englischen Offizier, der längere mungen über die Höhe des Steuertarife S. Da kein Ergebnis erzielt werden konnte, soll die Vorlage ohne «inen bestimmten Steuer satz an das Plenum überweisen werden. bd el Keims an das Parlament. Zeit im Hauptquartier Abd el KrimS gewesen sei, zum Autor habe, einen Ve>suchtballou. Es ver lautet, daß die spanische Regierung bereit sei, diese Bedingungen Abd el Krivls als Verhandln« g»- grundlage anzui ehmen, dagegen scheint man in Frankreich diesem SondierungSversuch: mit aus gesprochener Zurückhaltung gegenüberzuflchen. Tie Abendblätter kommentieren d'e Nachricht als eiu Zeichen dafür, daß Abd el Krim die Partie als verloren ansehe und sich der siche en Niederlage, die ihm durch die bevorstehende französische Offen» sive drohe, zu entziehen suche. Weitere an der Krönt. Paris, 23. Juli. Havas meidet aus Fez: Teile der marokkani sche» Division konzentrierten sich in der Gegend von Taza. Die aus verschiedenen Frontabschnitten heute vormittags eingetroffenen Nachrichten be stätigen, daß in der allgemeinen Lage «ine Entspannung eingetrelen ist. Marschall PStam habe, wie eine weitere Melvung aus Fez besagt, Rabat verlaffen, um sich nach dem Front abschnitt von Uezzan zu begeben, wo er mit dem aus Fez emtrcffenden Oberkommandieienden der Maiokkotruppen, General Naulin zusLMmentreffen werde. — Wie Havas weiter aus Fez berichtet, unternahmen die Rifkabylen eineu lebhaften Vorstoß auf Ain Aischa und Ain Mastuf. Als sie unter starkes Feuer von französischer Ar tillerie aller Kaliber genommen wurden, gingen sie hastig nach Norden zurück. Die all- gemeine Lage bessert sich weiter auf der ganzen Front. * Die kommnnisiische Propaganda. Paris, 23. Juli. Heute vormittag sand im Kriegsministerium unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten ene Konferenz statt, die der Fortsetzung der Prüfung der in Frankreich und Algier durch die kommunistische Propaganda geschaffenen Lage gewidmet war. Der radikale Abge ordnete des Sar the-Depar t e m ents Monti gny hat, wle berichtet wird, eine Interpellation wegen der kommunisti schen Umtriebe gegen den Maiokkokrieg, insbesondere wegen der Aufforderung der Marokko- kämpfer zur Dese tion, eingebracht. Paris, 24. Juli. Eine vom „Journal" wiedergebene Meldung aus Rabat besagt: An der Zollgrenze von Tunis—Marokko sind neuerdings vier Kom- munisten, zwei Marokkaner und zwei Europäer, verhaftet »vordem Im Besitze eines der Fest- genommenen, der als ein Redakteur der„HumanitS" festgestrllt wurde, wurden Dokumente gefunden, di: beweisen, daß die Verhafteten zum Zweck kommunistischer Piapaganda nach Marokko reisten. Tie Verhafteten suhlten auch für Ab) el Krim gesammelte Gelder bei sich. Der Ausschuß hat vor einigen Tage» be schlossen, daß Zuwendungen an politische Parteien in unbeschränkter Höhe steuerfrei sein sollen. Auf Antrag der Regierungsparteien ist diese Bestimmung mit rückwirkende« Kraft ausgastattet worden, sodaß auch diejenigen Beträge, die politischen Parteien iin Jahre 1924 zu Wahlzwecken zu-«flossen sind, steuerfrei sind. Es besteht kein Zweifel darüber, daß dieser Beschluß des SteuerauSschusseS die Zustimmung des Reichstags finden wird und also in nächste, Zeit Gesetzeskraft erlangt. Veranlassung zu diesem Beschluß hat die Tat. fache gegeben, daß viele Finanzämter an die politischen Organisationen der verschiedensten Par- teien da- Ersuchen gerichtet haben, ihnen eine Nachweisung über die vereinnahmten Beträge, teilweise sogar die Mitglieds- beiträge einzureichen. Es liegen sogar Fälle vor, in denen die Finanzämter um die Einreichung von Mitglied erverzeichn Isen und um vollständige Aufstellungen sämtlicher Einnahmen ersucht haben. Ein solches Veifahren sicht im Widerspruch zu den Bestimmungen dS gellenden Gesetzes. Nachd.'m der Steueraulschuß nun aber auch di« Steuerpflicht überhaupt aufgegSen hat, fehlt jeder Rechtsgrund zu einem derartigen Er- suchen. Lchieds-enchtsvertrimc. Berlin, S3. Juli. Der Auswärtige Ausschuß des Reichs tags befaßte sich unter Vorsitz des Abg. Müller- Franken (Soz.) mit dem deutsch-schwedi schen und deutsch-finnischen Schieds- gerichtS- und Vergleichsvertrag. Bon der Sozialdemokratie nahm zu dieser Angelegen heit der Abg. vr. Breitscheid das Wort. Im Verlauf der Debatte trat insbesondere der Wunsch hervor, daß dem Auswärtigen Ausschuß d.'s Reichstags möglichst Kalo Gelegenheit gegeben wird, zu der» Grundproblemen des Systems der Schiedsgerichtsverträge Stellung zu nehmen. Die Regierung erklärte sich mit dieier Anregung ein- verstanden. Der Vorsitzende stellte dann fest, daß die beiden Verträge mit Schweb.'« und Finnland die Zustimmung des Auswärtigen Aus schusses gefunden haben. Es folgte die Beratung über den Gesetz entwurf betr. den Warenaustausch zw ischen Deutschland und dem Saarbeckengebiet in Verbindung mit einer Tttkuffion über die deutsch-französischen Handelsbeziehungen. Der Eni- wu,f wmde nach einer längeren D«batte, an der sich für die Sozialdemokratie Abg. Breit scheid beteiligte, dem handelspolitischen Aus schuß über wiesen. Die Lohnbewegung bei den Reichsbohnen. Berlin, 24. Juli. Gestern abend beschlossen sämtliche Eijeu- bahnerorganisationen, die zu einer Be sprechung über die Lohnfrage zusammengetreten waren, eine Eingabe an die deutsche Reichsbahn- gesellschajt zu richten, iu d«r eine weitere Hinaus- zögerung einer Besoldungserhöhung als untragbar bezeichnet wird. Unter Bezuguahm- auf die Besprechung der Beamten-Spi^enmgan> sationen und beim Reichskanzler, in der die Reichs regierung eine Besoldungserhöhung adlehnte mit der Begründung, daß eine Besoldungserhöhung zu einer Tarif Weigerung führen müsse, wird erklärt, die Oigantsalionen seien bereit, ihre gegenteilige Auffassung in einer dringend notwendigen Besprechung darzulegeu. Sw eisuchteu daher die deutsche ReichSbahngesellschast, den kürzesten Kunst und Wissenschaft. Dit Rindkuzeuge von Polynesien, Erlebt- «nv Inntt-nsrikn. Es ist eine nicht zu vermeideude, aber immer hin bedauerliche Begleiterscheinung des jetzt auch die cutfe-ntesteu Völker in seinen Bereich bringen den Weltverkehrs, daß uralte, oft von großer Ge schicklichkeit und von Schönheitssinn zeugende Ge werbe verschwinden, weil ihre Erzeugnisse der Konkurrenz billiger europäischer Fabrikate nicht ge- wachsen sind. Solch eine drm Untergang ver fallene gewerbliche Tätigkeit ist die Herstellung von Kleidungsstücken aus Baumrinde. Drei Gebiete waren ei, in denen diese Ver- Wendung eittrs scheinbar sehr ungeeigneten Mate rials ihre größte Beroollkommung erreicht halte: mehrere Inselgruppen des Stillen Ozeans, die Insel EelebeS und Jnnerafrika nördlich ver großen Seen. In allen dreien fand man Bäume aus der Familie der Urtikazeen, also aus der Ver wandtschaft der Nesseln, am geeignetsten für diesen Zweck, und in weit geringerem Maf-e wurdkn nur noch einige Leguminosen benützt. Auf den pazifischen Inseln wurde kiue ge ringere Qualität von Niud:nstoff vom Brotfrucht baum (^rtovarpus ineik«) gewonnen; die feinere weiße aus der Rinde des PapiermaulbeerbaumS lLronssonetiL pap^ritei»). Der Deutsche Forster, d:r Loo! aus dessen Weltreise bcgleit«te, konnte ini August 1773 die Herstellung de» Stoffes be- »backten. Er erzählt, daß er während eines Spaüergangs auf der Insel Toh li lautes Klopfen hört', dem er mit seinen Kameraden rackgiug. Sie -el rügt:» schlußlich zu eiuer Art Schupren, in dem fünf oder sechs Frauen zu beiden Seiten «iueS grogrn Klotzes saßen und mit Vie«cki-en hölzern.« K.ul«n die auf ihm liegende Rmde deS Papur- miwtbee baumeS bearbeiteten. Diese Keule« hatte« Längs- uttd Onerfurchen, dir auf den verschiedene« Eenen veischitden weitin Abstand von einander hallen. Die Frauen zeigten in einer Kokosnuß- schale ein klebriges Waffer, das sie benützten, um die Rlndcnstreisen zusammevzukleben, die in Stücken vou 2 bis 3 w Breite und fast üv ur Länge an- geftrtig! wurden. Die Klcbmaffe lieferte eiu in den Tropen als Nahrung dienendes Malvenzewächs, Hibiseu» esculentus. In Pflan.ungen duser Bäume waren keine stäiker als das Handgelenk eines Mannes. Mau kann nur die Rinde junger Bäume benützen, und diese kultivierte man so hoch uud astfrei als möglich. Forster erwähnt aa anderer Stelle, daß ihre Sciuffe eimnal ganz vrn Booten umgeben waren, in denen die Eingeborenen ungeheuere Mengen des Stoffes brachten, um Nägel dagegen eiizutauschen. Der berühmte Missionar Ellis, der vor hundert Jahren sehr erfolgreich auf Tahiti gearbeitet unv dabei die Gebräuche der Insulaner beobachtet halte, schildert ihre originelle Art, die Stoff: zu drucken. Die Blätter em?r SpezirS von voräia wurden mit dem Milchsaft einer gewissen Art Feigen ge- misch', wodurch eine rote Farbe erzielt wurde, mit der man die Wedel von Farnkräutern und die Kronblätter von Blumen bestrich. Diese Muster wurden dann sorgsam auf die weißen Stoffe gedrückt. Wer die wundervollen vlattsormeu tropischer Faine kernt, kann sich die herrlichen, mittels dieses Nalurdrucks erzietten Resultate vorstelleu. In etwa? andrer Weis: bedruckte man die t»x>» auf den Hawaii sche« Inseln, wo sie li»pn hieß. Aus zusammen« genäht?» Stücken gioßcr KokoSpalmenwedel formte man Tafeln, die auf einer Seite glatt «nd eben gemacht wmden. Auf diese Seit« nähte man Muster aus Kokosfaser, bestrich diese mit Farbe und drückte sie dann auf den weifen Stoff. Mochten auch die enropäijchen gedruckten Baumwollstoffe an Zierlichkeit der Muster mit denen der sogenannten Wilden gar nicht zu ver gleichen seü^ so waren sie doch vrel b lliger, daß die Fabrikation der vax» nur noch sehr selten be trieben wird. Ganz besondeie Aufme kMikeit wivmete Gru- bauer während seiner erst vor wenigen Jahren beendeten Reise in Celebes dem dort kuj» genannten Riudenstoff. In Südost-Celedes ist die Kunst der Herstellung dieses Stoffes bereits in Veigessnih.it geraten, aber „in der Landschaft Leboni (im zenlralen Celebes) scheint die Zeit stehen geblieben zu sein", schreibt Grubauer. „Das Reich der Fuja hatte sich mir erschlossen; wohin ich auch blickte, überall j-h ich Mensche» in Rindengewandung. Die Gestalten der Frauen umhüllten wettb»msch!ge und schleppende Kriuolln- rücke mit hin en ausgcbundenni umfangreiche« Dustbünveln aus aromatischen Gräsern und Wurzeln." Tas takimäßige Klopfen der mit der Bcarb.'itung d°r Basts belästigten Frauen, das Forster in Tahiti an di« Arbeitsstelle lockte, ist auch sür die Landschaft Leboni charakteristisch. Der Bost wird durch, Aurkochen, Waschen und Klopfen solange bearbeitet, bis die Fasern zu einem dicht verfilzten Ganzen verbunden sind. Wie in Tahiti benützt man in Celebes anfangs Schlägel aus hartem Holze; später kommen aus Serpentin ge fertigte würfelförmig geriefte Hämmer zur Ver wendung, die durch elastische Rotanggliffe den richtigen Schwung erhalten. Man fertigt grobe Stoffe und anderseits millimeterfeine, wie japa- msches Transparentpapier, läßt sie entweder in ihrem natürlichen Weißgrau, oder färbt sir schwarz ober dunkelbraun, und mustert sie gestreift, gesternt und gespritzt. Grubauer sagt, den uunu genannten in langen, dünnen Streifen abgeschälten Bast liefern viele Bäume, erwähnt aber nicht deren Gattungszugehörigkeit. Zweifellos handelt e» sich auch hier um krvussvnett» und Arten von Liev», (Feige), die ja im malaiischen Gebiet stark ver- treten sind. Von welch erstaunlicher Feinheit solch? Rinden- stosse gefertigt zu werden veimögen, geht auS Giubaucrs Angabe hervor, daß er eiu? Frauen- jacke auS Fuja, zusammengerollt, tu der hohle» Haod halten konnte. Wen« bisher europäische, ostinvische oder chinesische Baumwollstoffe lm Innern von Celebes keinen Absatz fanden, so lag das iu erster Linie an der Arinut der Bevölkerung, die keine für den Export geeigneten Artikel in ihren Gebiete fand. Neuerdings entdeckte man aber fossile Lagerstätte» von Kopal, von den aus den malaiischen Insel» beheimateten und der Familie der Coniseren zugehörigen Agathis-Arteii her- rührend. Das Suchen nach diesem Produkt lieseU den Eingeborenen bares Geld, mit dem sie Baum wollzeuge kaufen können. Damit ist auch hier der Untergang der Rmdenstofserzeugvnz besiegelt. Die größte Ausdehnung hatte diese eigen artige Kunstsertigkrit im Innern Afrikas. Schwein- furth begegnete ihr bei den Riam niam und br- richtet, daß die „Rolko" genannte Art von Feigen bäumen (VrostigmL Xotscliyanü) unmittelbar neben den Hütten angepflanzt wird, und daß die daraus hergestelllen Stoffe höher al» die besten Felle geschätzt werden, welch letz ere meist die Kleidung lieferten. Er fand das gleiche Matnial weiter südlich bei den Monbuttu in Gebrauch, die gewebte Stoffe überhaupt noch gar nicht gesehen hatten rind konnte bei seinem längere» Aufent halt unter diesem merkwürdigen Volke die Her- stelluug deS Rindenzeugs genau beobachten. Auch hier wmdeu die Feigenbäume der Rinde wegen krüiiviert. Hatten sie die Stärke eines Mannes- leides e.langt, so macht« man vier bis fünf Fuß voneinander entfernt zwei Rmgschnitte in di: Rinde und schälte das Stück ab. Dabei blieben wahrscheinlich immer noch Teilchen der Bastschicht am Baume haften, da auf andere Weise die innerhab dreier Jahre erfolgte Neubildung der Rinde nicht zu e.klä en ist, die deren wiederholte ^Gewinnung ermöglicht. Durch fortgesetztes Klopsen erhielt die Rinde eme srlzartige Textur, und glich einem geschmeidigen Gewebe. Wollt« man sie särbrn, so vergtlib mau sw eine gewisse Zeit in Schlamm, oder benützte eine aus Hchz gewonnene rote Tünche. Nach einer Mttteklung de» Reisen den Casati brzeichnrte sowohl bei Riam niam wie bei Mwnbutt« da- Material, Rokko, bez. Enogi, auch da» darau» -«machte KleidungMck.
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