Albert Roussel (1869-1937) Obwohl das CEuvre von Albert Charles Paul Marie Roussel bei uns recht wenig bekannt ist, wird dem Komponisten mit seiner Ausstrah lung - u. a. als Lehrer zahlreicher namhafter Komponisten - weit ins 20. Jahrhundert hinein eine hohe Bedeutung beigemessen, die einen Vergleich mit der Maurice Ravels durchaus standzuhalten vermag. Selbst hatte er erst als 25jähriger wirklich zur Musik gefunden, von früheren Versuchen, sich musika lisch zu bilden, abgesehen. Ihm blieb es - wohl deshalb - gera dezu erspart, sich an dem grassie renden „wagnerisme"-Fieber zu vergiften, dem einige seiner Zeitge nossen - und sei es vorübergehend - verfallen waren, u. a. auch sein Lehrer Vincent d'lndy an der „Schola Cantorum" (Privat-Konser- vatorium für katholische Kirchen musik zur Wiederbelebung der al ten Musik, deren pädagogische Qualität schon bald das Conserva- toire in vielen Punkten übertraf). Bestenfalls einige „Tristan"-Anklän- ge sind in Roussels frühen Orche sterwerken zu finden. Vielmehr hat te sich der Komponist bald schon mit fernöstlichen Einflüssen ausein andergesetzt (ein Ergebnis seiner Reisen als Marineoffizier), trat da nach ziemlich vehement für die Klang- und Farbenpracht des Im pressionismus (Debussy) ein und fand - nach brüsker Abkehr von diesem Stil - schließlich zu einem sehr eigenständigen Klassizismus, der sich zwar Debussys harmoni sche Freiheiten zunutze machte, auch gewisse klangliche Härten nicht verschmähte, doch immer im tonalen Bereich beheimatet blieb (Schönbergs atonale Eskapaden lehnte er als ungesund ab). „Seine reife Kunst verbindet flämische Vitalität - sein Geburtsort grenzt unmittelbar an das belgische Flan dern - mit französischer Formdis ziplin. Bis an die Grenze der Brutalität gehen ostinate Motorik, Freude an Tanzrhythmen, Innigkeit stehen neben französischer Klar heit und Sensibilität. Im Unter schied zur Musik seines großen Zeitgenossen, des Südfranzosen Maurice Ravel, der minuziös durchkonstruierte Linearität mit klanglicher Raffinesse verbindet und auf expressive Distanz be dacht ist, läßt Roussel seinem Tem perament freien Lauf, bevorzugt