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SächsischeSlaatsMung den Freistaat Sachsen Staatsaryeiger für Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datum de» Erscheinung»tage». Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummern 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen. Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf., dt« 66 nun breit« Grundzeile oder deren Raum tm amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein gesandt VO Pf. Ermäßigung aus Geschästsanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Dresden, Dienstag, 9. Juni Nr. 131 Aettweis« Nebenblätter: Landtags-Beilage, LerkaufSlift« »an Holzpflanzen auf den Staatsforstrevier«, verantwortlich für die Redaktion: I. 8.: vberregtemngßrat Han» Block in Dresden. tSW Jas smMsch-enMchk Mamma in Sn Kaue Scs AtzchitSsMs. Chamberlain überreicht Briand die englische Note. Genf, 8. Juni. Ter englische Außenminister Chamberlain überreichte heute uachmiNag Briand die aus London telegraphisch übermittelte Antwort der englischen Regierung aus die Nole, die die französische Regierung mit Bezug auf den Garantiepaktvorschlaz in der letzten Woche an die cugl-sch; Regierung gerichtet hatte. * HavaS dementiert. keine Zulassung Deutschland« zum Völkerbund vor Erfüllung der Entwaffnungsbestimmungen Paris, 8. Juni. Tie offizielle Havas-Agentur de mentiert die heute morgen von einem Pariser Platt gebrachte Meldung, wonach Frank reich und England die Zulassung Teutschlands nicht von der restlosen Erfüllung der Entwaffn ungsb«stim- mungen abhängig zu machen gedenke. Tas halbamtliche Kommuniqn» spricht von einer völlig irrige« Wiedergabe der französischen Ab sichten. In den englisch-französischen Verhand lungen sei auch nicht ein einziges «al von der Möglichkeit, Deutschland zum Völkerbund zu- ,»lassen, bevor es alle ihm nach dem Friedens- Vertrag obliegenden Verpflichtungen erfüllt habe, die Rede gewesen. * Die französische Antwort an Deutschland von England qut- geheißen. Genf, 8. Juni. Bliaud empfing heute nachmittag in Gegen- wart Chamberlains die Presse. Er machte auf die ihm gestellten Fragen im wesentliche» folgende Angaben: Frankreich und England sind sich über die Antwort, die Frankreich Deutschland aus sein Memorandum über den Sicherheits- Pakt übermitteln wird, vollkommen einig. Der Text der Antwort an Deutsch land ist bereits vorbereitet und von England gutgeheißen worden. Ebenso wie England sind auch die anderen inter essierten Regierungen, so besonders die belgische, mit der Antwort einver standen. Es wird alles geschehen, um der Reichsregierung die Auiwort bereits in deunächstenTagen zukommc« zu lassen. Die Darlegungen in der französischen Presse sind so lohal, weitgehend und freimütig, daß es Deutschland möglich sein wird, auf Grund der vorliegenden Einigung zu einer greifbaren Lösung zu kommen. An die Äußerungen Briands knüpfte Chamber lain die Erklärung, er schließe sich der Erklärung des französischen Ministers des Äußern nach Form und Inhalt an. Die erreichte Verständigung bicte die Grundlage zu einem außerordent- lich festgefügten Friedenswerk. * England garantiert die Rhein- grenze. Die potmscheu uns tschechoslowakischen Grenzen unter dem Schutze de« «ötterbunde«. Pari», 8. Juni. Der Vertreter der Ageuee Havas in Genf ist zu der Erklärung ermächtigt, daß di, letzten «etnungSverschiedenheiten, die zwtschen England und Frankreich in der Sicherheitsfrage noch bestanden hätte», j,tz« verschwunden sind. Das zwich,« den Regierungen von Großbritan nien, Fraukreich «nb velgirn erzielte Abkommen stellt den formellen Beschluß Groß britanniens fest, die R Hein grenze so, wie sie ter Vertrag von Versailles festgel^t habe, »n garantieren und jede Verletzung d„ territorialen und militärischen Klauseln, die die Rheingrrnze garantieren, als casns d^ii zu be- trachtt«. Was die Ostgrenzen Deutschlands betrisft, so erklärt Großbritannien ausdrücklich, daß es der Stipulierung des Vertrages von Versailles treu bleibt. Die durch Engla«> sür die Rheingreuzc gegebene Garantie erstreckt sich nicht auf die Grenzen von Polen und der Tschechoslowakei; diese Greifen stehen unter dem Schutze des Völkerbunds statuts. Endlich wird in dem sranzösisch.britischen Abkommen sormell erklärt, daß Frankreich in dem Falle, daß seine Alliierten das Opfer eines nicht provozierten Angriffs sind, berechtigt ist, ihnen zu Hilfe zu eilen. * Die englische Presse zu dem Abkommen. London, 8. Juni Die offiziöse französische Bersion der Havas.Agentur über das zwischen Chamberlain und Briand in Genf er- zielte Abkommen in der Frage des Sicher heilspaktes erregt in der Presse großes Aussehen und wird von verschiedenen Blättern bereits kritisiert. Der diplomatische Berichterstatter des „Daily Teleg'raph" schreibt: Ter Havasber'cht ruthaltc keine An deutung, daß der Pakt gegenseitig ist und Laß Großbritannien sich verpflichte, Deutschlands Westgrenze eine Garantie zu geben, die der entspreche, die es bereit sei, Frankreich und Velgirn zn geben. Gegen seitig sei aber die Grundlage der ur sprünglichen Vorschläge und auch der britischen Politik gewesen. Ferner sei be merkenswert daß nichts von einem Ein schluß Italiens in den Pakt erwähnt werde, das von Deutschland eiug,laben worden wäre, dem Pakt beizutrelen und daß durch Mussolini den nachdrücklichen Wunsch hierzu betonte. „Daily Graphit" sagt m einem Leit- artikel, es sei hohe Zeit, daß das bülische Boll über den Westpakt unterrichtet werde, da das französische auswärtige Amt in der letzten Woche phantastische Berichte veröffentlicht habe, sodaß die öffentliche Meinung bestürzt und besorgt sei. Diese Besorgnisse seien durch die Haoasveiöffentlichung gestärkt worden. „Daily Graphic" betont ebenso wie der diplomatische Korrespondent de« „Daily Telegraph", daß E>amberlain in drei sorgsältig ver faßte« öffentlichen Erklärungen über den Pakt den Grundsatz der Gegenseitigkeit hervorgehoben habe. Dieser Grundsatz sei der Kern des Paktes. Rach der Paris«» Meldung aber würde der Pakt ein einseitiges Bündnis von einer Art jein, für die England ebensowenig Neigung habe, wie Amerika. Die Eröffnung der Tagung dcS Bölkerbnndsrnts. Genf, 8. Juni. Rah einer kur en nichtöffentlichen Sitzung, in welcher der Bölke,bundsrat seine Eagesordnun, genehmigte, wurde heute vormittag '/z12 Uhr die 34. Ratstagung eröffnet. Tie Ratemächte und ourch die gleichen Persönlichkeiten vertreten, wir bei der letzten Sesiion. Das allgemeine Interesse iü ausschließlich a.f die Ausspiaie .wi schen Briand und Chamberlain gerichtet. Nach Cintnit in die Tagesordnung genehmigte der Rat verschiedene Berichte. Die Frage der grie chischen Minderheiten in Konstanti- nopel und ^d.»r türki s ch e u M ind erheiten in Ostthrazien wurde auf di« nächste Session verlegt, während der griechisch-türkisch, Der ericht der interalliierten Kontrollkommitlion. Die militärischen Klauseln des Ariedensvertrages nicht ersüllt. Paris, 8. Juni. Die französische Regierung über mittelte der Presse heute abend lediglich einen Auszug aus dean Bericht der inter alliierten Kontrollkommisson, den diese am 15. Februar dem Vorsitzenden des inter alliierten Mililärkomitees in Versailles, Marschall Foch, übergeben hatte mit d-m Bemerken, daß das Dokument einen zu technischen Charakter trage, um im Wortlaut der Osfsmli l keit verständ lich zu sei». Der Bericht beklagt sich zunächst über die andauernde Obstruktion der Militärbehörden bei der letzte» am 8. September 1924 begonnenen und am 25. Ja nuar 1925 beendeten Gencralinspektion. Einleitend betont der Beiichl, daß die Kontroll- kommission, während sie bei der Polizei, den Fabriken und den Zivilbehörden keinen Schwierig keiten begegnet sei, bei den Militärbehörden den lebhaftesten Widerstand gesunde» habe. Der Bericht bezeichnet es als bedeutsam, daß unter der Beschuldigung des Hochverrats gegen dieVersasjer gewisser Presse- artikel, in denen Verstöße gegen den Versailler Vertrag fest gestellt wur- den, Strafverfahren ein geleitet worden seien, und daß schwere Verurteilungen erfolgten, während die Bereinigungen, die eine Tätigkeit ausgeübt hätten, die gegen die Bestimmunge n des Vertrages ver- stoße, die Nachsicht der Behörden ge- fuuden hätten. Nach Anführung einer ganzen Reihe angebliä er Verstöße gegen die Enlwafs- nungSbestimmungen d-s Veisarllsr Vertrags geht der Bericht dazu über, die Ergebnisse der Generalinspektion in drei Rubriken zu be zeichnen und kommt schließlich zu folgenden Be schlüssen: Hinsichtlich der Bkwaffnung und sonstigen Kritgsmaterials scheine dir militärische Stärke Deutschlands seit 1»22 u«. gefähr di, gleiche «cbliebe» zu s«in. »ein, drr zu jrnrr Zeit f,ftgrft,llten Verfehlung,» sci vrjkitigt worden. Di, Punkt,, in d,nen Vie militärisch, Macht Deutschlands feit jenem Zeitpunkte eine aus gesprochen, Vrrstärkung erkennen lasse, lägen anf den Gebieten der SjjrktivbrstSnd,, der R,lr»«irr»»g, ver militärischen AnSbildnng, sowie tet gewiss,» «us- rü»nn,,n und «kfkstigungkn F„ner sri Deutschland in der Lage, Kriegs material rasch zu fabriziere«. Der Bericht schließt mii einer Erklärung, in der es heißt: daß di, Kom nisjion aus eigener Initiative und nach der von ihr gewonnenen Ansicht nicht erklären könne, daß die mili tärischen Klausrln des Friedcnsvertrags von Teutjchtans erfüllt worden feien, iondern daß die Veseiiigung von Verfehlun gen, deren Notwendigkeit die Generalinspcktion erwiesen habe, noch ziemlich große Fortschritte machen müsse. ch Hadresarmee — Zeitfreiwillige — Effektivbestand der Polizei — Veränderungen der Küsten befestigungen. Paris, 8. Juni. I» oem Bericht der Interalliierten Kontroll kommission heißt es weiter: Die Organisation der Reichswehr sei in völligem Widerspruch mit den Grund sätzen des Versailler Vertrag,; durchg,führt worden. Sie fei kein Heer von Frei willigen, sondern eine Kadrcs - armee. Überall habe die Reichswehr enge Beziehungen zum ehemaligen Heere nnterhaltrn, mildem sie sich durch Schaffung von Traditionseinheiten verbunren hab,« sowie ferner durch die alte Lanb- wchrorganifation und dadurch, daß die Verwaltungsorgane drr Friedens- zeit bet behalten würden. Entgegen dem Friedensvertrag bestehe immer noch ei», Heeresleitung und ein Gcneralstab. Bei jeder Was je frlen di, vorgefchrieb,",» V,rb»te deS Fried,«svertrages um gangen worden. Für die Infanterie bet.esse das die En fant erieka nonen, sür die Kavallerie die schweren Maschinengewehre, die in jede», Regiment vorhanden seien, für die Äiiillerie den Gebraus schwerer Feldgeschütze und die Feue- leitung durch Flugzeuge, für den Train die Aus bildung ces Personals duich Übungen bei der Artillerie, wel^ e die Schlagkraft der Waffen er- nijation derEisenbahn dieselbe geblieben wie vor dem Kriege, was nur für ei» Bolks- heer in Frage komme, aber nicht für ein kleines Berufsheer von 100000 Mann. Die Efsektivbeständc überschritten die genehmigte Zahl nicht. Aber die Kommission habe das Vorhandrnfein vonRe- jervekadres sür Offiziere und Un teroffiziere sowie Vorbereitungen dazu srstgkstellt. Die ungesetzlich eingtglie- derten Mannschaften seien nicht als Esfektivbestände aufgeführt worden, sondern sie seien nur sür kurze Zeit verpflichtet worden. Das seien die jogenanntrn Zeitfreiwil ligen. Diese würden gewöhnlich zuerst für Wei Monate in die Reichswehr ringeglicdcrt. Ihre Ausbildung werde dann durch g,- wiffc vaterländische Vereine fortgesetzt. Dieses System sei l»28 geschaffen worden Obgleich es die deutsche Regierung abtengne, habe die Kontrollkommis io» zahlreiche Vewrise dafür erhalten. Die Magazine seien für eine viel stärkere Armee als die Reichswehr aus- gerüstet. Seit 1922 sei das Personal nicht wesentlich herabgesetzt woiden. Was die Vorräte anbetreffe, so habe die Kommission ^war keine ftbeischüssr in den Magazinen gefunden, aber coh bei >.wissen Einheiten. Ter Effektiv- be stand oe- Polizei betrage augenblicklich 180000 Mann statt 150000 Mann, welche die Boulogner Konferenz genehmigt hab'. Wenn man auch die Hilfspolizei aufgelöst habe, so sei der Grundsatz ihres Fort bestandes in einzelnen Ländern bei- behalten worden. Bisweilen waren, wie in Thüringen sogar budgetäre Maßnahmen für die eventuelle Einberufung einer Hilfspolizei getroffen worden. Seit 1922 hätten die Küstenbefesti gungen gewisse Beränderungen erfahren. Neue Betonkonstruktionen, neue unterirdi- che elektrische Kabel sowie militärische -ervituten seien errichtet worden. Im -eplember 1923, als dir Kontrolle unterbiochen w >rde, seien die Verfehlungen Deutschlands in 5 Rubriken eingeleilt worden. Als die Kontrolle wieder ausgenommen wurde, sei die Kontroll- kom.rujgon wieder damit beauftragt woiden, fest zustellen, welche Fortschritte die Ausführung dieser Pnnkte gemacht habe. Nach dem Bericht soll das Ergebnis sein, daß nur wenig oder gar keine Forijchri'te gemach« höhten, ferner den Gebrauch von auf Auto worden seren. Der Bericht kommt s lilieblich zu mobtlen montierten Ma schinengewe h-§ i-wr» v-. »«»>>»» ren Schließlich kei die militärische Orga-iden bereit« milgeteillen Cchlußsol-erungen.