Volltext Seite (XML)
sehen Denkweise konstitutives Ele ment seiner Musik. Die seinem Moskauer Malerfreund Boris Birger gewidmete Komposition findet in der Folgezeit Ergänzungen, die schon durch ihre Titel Denisows Af finität zu Farbe, zur Malerei verra ten („Drei Bilder" nach Paul Klee, „Aquarell für 24 Streicher", „Schwarze Wolken", „Licht und Schatten", „Blaues Heft", „Silhouet ten", „La vie en rouge", „Zeichen auf Weiß"). Die doktrinäre Kulturpolitik der 60er und 70er Jahre bot der jun gen sowjetischen Avantgarde im eigenen Lande kaum die Chance zur Aufführung ihrer Werke. So kam es, daß sich Denisow, Schnitt- ke, Gubaidulina und andere in den 70er Jahren in Polen (War schauer Herbst), Jugoslawien, Frankreich und Deutschland bereits einen Namen gemacht hatten, als sie in Moskau oder Leningrad nur Insider kannten. Dank der Initiati ven einzelner Musikenthusiasten er hielt Denisow auch aus der damali gen DDR verschiedene Komposi tionsaufträge. So enstanden 1966 die „Keunergeschichten" nach Brecht-Texten für die Staatsoper Berlin, 1972 das „Konzert für Violoncello und Orchester" für Wolfgang Weber, 1973 der Lie derzyklus „La vie en rouge" nach Gedichten von Boris Vian für Ros witha Trexler, 1974 das „Konzert für Klavier und Orchester" für Gün ter Philipp, 1977 die „Sonate für Flöte und Gitarre" für Eckart Haupt und Monika Rost, 1981 das „Trio für Oboe, Violoncello und Cemba lo" für das Leipziger Aulos-Trio. Auch die Dresdner Philharmonie gehörte zu den Institutionen, die frühzeitig die Qualitäten der Musik von Edison Denisow erkannten. Sie erteilte ihm 1 975 den Auftrag zur Komposition eines Flötenkonzertes, das am 22./23. Mai 1976 im Kul turpalast Dresden unter der Leitung von Hans-Peter Frank (nicht Günther Herbig, wie oft zu lesen ist) und mit Aurele Nicolet als Soli sten uraufgeführt wurde. Dieser denkwürdigen Uraufführung gin gen auf Grund sowjetischer Inter ventionen in Berlin kulturpolitische Querelen voraus, die schließlich dazu führten, daß der Auftrag an Denisow offiziell zurückgezogen werden mußte. Aber Denisow meinte damals, „wenn Nicolet und die Dresdner Philharmonie meine Musik aufführen wollen, dann kom poniere ich auch umsonst" (was er tat, denn die Philharmonie konnte ihm infolge dieser Kulturpolitik kein Honorar zahlen). Und der weltbe kannte Schweizer Flötist Nicolet, für den plötzlich keine Valuta mehr vorhanden waren, sagte, „wenn ich einen Denisow uraufführen darf, blase ich auch für Ostmark". So wurde die Uraufführung gerettet. In den zurückliegenden 25 Jahren schuf der Komponist eine Fülle her vorragender Werke: Vokal- und Kammermusik in unterschiedlich sten Besetzungen, Instrumentalkon zerte, Sinfonien, Opern, Ballette. Besondere Bedeutung hatte für ihn seine Oper „L'ecume des jours"