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Sächsische Staatszeitung : 12.05.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192505125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19250512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19250512
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-05
- Tag 1925-05-12
-
Monat
1925-05
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 12.05.1925
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- S-U« 4 ». R-. »w - «»«ch« - . DrcnStag, 1» Mat IS»» den auch die Frage klären, ob die polnische Slaalsbahn für den Unfall haftpflichtig zu machen ist. Eine Schwenkung der Kom munisten. Berlin» 12. Mai. Tie „Role Fahne" veröffentlicht eine um- fangreiche Resolution, die der ZentralauS- schuß der kommunistischen Partei am 9. und 10. Mai in Berlin über die politische Lage, die Aufgaben und die Taktik der kommu nistischen Partei gefaßt hat. Die Resolution tritt für eine größere Manövrierfähig, keit ein, die allerdings, wie es weiter heißt, die bolschewistischen Grundsätze der Partei nicht verwischen, srndern im Gegenteil durch Tatsachen beweisen soll. Co müsse sie sich be- reit erklären, mit denSozialdemokratenund den republikanifchenParteienvonFall zu Fall zusammenzugehen. soweit sie die elementarsten Mindestfor derungen erfüllen. In einer Situation, so heißt e? wörtlich, wo unsere Partei das Züng lein an der Wage zwischen einer Rechts- und einer sogenannten Links regierung bildet, ist es durchaus zulässig und unter bestimmten Veihältniss.n geboten, eine solche Pmlamentktaklik zu befolgen, daß wir einer Lintskoalilion gegen eine Rechts- toalition die Existenz ermöglichen. Diese Taktik ist jedoch nur dann richtig und zulässig, wenn noch nicht die Möglich keit besteht, eine solche Regierung durch eine proletarische Massenbewegung zu stürzen. In dem Aufruf an die Partei wird darauf Bemg genommen, daß bet einem Teil der kommunistischen Parteigenossen Mißverständ nisse und eine gewisse Verwirrung durch die Takiik der Zentrale hervorgerufen worden seien. Zur Rechtfertigung dieser Takiik wild be tont, daß der Zentralausschuß das Vorgehen der Zentrale gegen wenige Stimmen ge- billigt hat. Zusammenstoß zischelt Kommunisten nnd Landjägern. Berlin, 12. Mai. Zn Glindow bei Potsdam versuchen am Sonntag Kommunisten, di? sich auS der Um- gegend in dem Orte eingefunden hatten, die Veranstaltungen eines Neiteroereins zu stören. Sie drangen mit Stöcken auf die letzten Reiter des Umzuges ein. Als mehrere berittene Landjäger enschritten, machten die Kommunisten auch gegen 'diese Fron», sodaß die Polizeibeamten blank ziehen und von der Hiebwaffe Gebrauch machen mußten. Drei Kommunisten erlitten ziemlich erheb- liche Verletzungen. Uber den Vorfall ist eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet worden. Kleine politische Nachrichten. Paris, 11. Mai. Ministerpräsident Painlevö hat heute vor- mittag den belgischen sozialistischen Abgeordneten Vandervelde empfangen. London, 11. Mai. Das Oberhaus bet in zweiter Lesung den Gesetzentwurf über den Goldstandard angenommen. ?iIN Miltwoch, denI 3. Mai, a»b?r Anrecht: „Ma dame Buliersly" mit Grete NUisch, Max Hirzel, Helene Jung Walocmar Staegemann, Hanns Lange, Robert Büssel, Hiudvl, Lchmalnaucr. Musikalische Leitung: »kurt Striegler. Spielleitung: Georg Toller. Anfang V-8 Uhr. Donnerstag, am ll Ma, (Anrechtsreibe L), „Abu Hassan- von Weber und da» Baileit „Copp elia" von Delibes in der bekannten Besetzung. Musikalische Leitung beider Werke: Fritz Busch. A n fang >,8 U h r. Schauspielhaus: Donnerstag, den 14. Mai (außer Anrecht) wird die «omvdie „Dyckerpotts Srbcn" von Robert Grötzsch nach mehr als vier jähriger Pause wieder in den Spielpla» ausgenommen. Folgende Rollen sind neu besetzt: NaroUne Kynast: Stella David, Else: Gisela Zidet, »Schiern: Luise Fiele, Reisen der: Walter Liedtke, Mctzgerbursche Martin Hellberg. Wie früher spielen: Richard Grunert: Willi »leinoschegg. Emil Gericke: Alfred Meyer, Ottiliic: Ida Bardou-Müller, Franz Wuttke: Erich Pdnw, Bliemeister: Alexander Wierth Notar: Tom Farecht, Or. Rißmüller: Paul Paulsen, Der Mann mii der blauen Schürze: Wilhelm Hühner. Spielleitung: Alexander Wierth. Anfang S 8 U hr. Opernjchul, Petre«,. Mittwoch jindet im Bolkswohl- Theater Ostra Allee (Trabantengasse) die letzte Aussührung der komischen Oper „Der Barbier von Sevilla" von G. Rossini durch die Opernschu'c Pctren, statt. Anfang z,8 Uhr. - Ja« Dahmen wird im Sonderlon,ert mit dem Mozartverein» Orchester am 14. Mai, 8 Uhr im BereinShause erstmalig Mo,arts neues v-ckur «onzert t» B. L7t a) spielen und darin seine eigenen Kadenzen zur Uraufführung bringen. Boran geht Bachs 4. Branden- bnrgisches Konzert mit Soloviolinen, zum Schluß folgt wunschgemäß Beethoven» Biolinkonzert. In »er Sächsischen Landesdihliathek (Japanischer Palais) wird am Mittwoch von t—S Uhr das Zimmer der Kostbar teiten und die Jakob »rause-Aurstellung auf Wunsch gezeigt. Die Besucher wollen sich in der Ausleihe melden. (Eintritt Uv Pfennig) In »er Staatlichen Kunst,ewertedidliathrk, EliaSstr. 34,1, hat der Dresdner Lichtbildner Franz Fiedler die Ergeb nisse einer Jtaltenreis« ausgestellt. Er sind hervorragende Aufnahmen von Landschaft und Architektur Ober- und Mittel- Italiens einschließlich Neapel Ferner sind an gefügt neuere Arbeiten Fiedlers über deutsche Landschast, Porträt und Akt — Gleichzeitig hat die Jos-Pe Farbe »Photo-G m. b. H. in Hamburg ihre neuesten Erdebnissc der Photographie in natürlichen Farben nach au-gewählten Dührkoopschen Originalaufnahmen au»gestellt — Die Besichtigung kann un entgeltlich erfolgen Montag» bis Freitag« von 8—a und Sonn abends von 8—S Ubr. * Reichsversicherungsordnung' vom 19. Juki 1911 in der Fassung der Bek. v. 15. Dez. 1924. Zur Textausgabe der 7. Auflage, die Re- gierungsrat vr. Franz Eicheisbacher in München besorgt hat, erscheinen Deckblätter und Nachträge in der C. H. Beckfchen Verlagsbuchhandlung in München mit allen Änderungen, und zwar liefe- rung-weise. Damit ist allen an der ReichSversiche- ^ng Interessierten sie Möglichkeit gegeben, den Text der wichtigsten Gesetze lückenlos zu erhalten. Wirtschastsetat und Sozialpolitik im Reichstag. Sitzung vom 11. Mai. Das Hau- überweist zunächst einen Gesetz, entwurf über den Beitritt Deutsch, land» zum Spitzbergenvertrage dem Aus wärtigen Ausschuß und gibt dann dem internationalen Übereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr seine Zustim- mung. Dann wird die Beratung des Haushalts des SteichSwirtfchaslS- Ministeriums fortgesetzt. Abg. Limbcrtz (Soz.) In der gleichen Zeit, in der sich der deutsche Kohlenbergbau m einer schwie- rigen Lage befindet, verlangt der schwerindu- strielle Wirtschaftsdienst die Wieder herstellung der Vorkriegsarbeit. Ich mache das Reichswirtschastsmiliisterium auf das Gefährliche dieser Bestrebungen aufmerksam. Es ist festgestellt, daß die Förderleistung die Friedenshöhe erreicht, zum Teil über- schritten hat. Die Forderung der Schwer- industriellen muß den Widerstand der ge- samten Arbeiterschaft Hervorrufen. Die Verhältnisse in der deutschen Kaliprodultion sind ein Beweis dafür, daß die Produktions- kräfte der kapitalistischen Wirtschaft über den Kopf wachsen. An einzelnen Zahlen weist der Redner nach, wie stark d'e Förderung von Kali g estiegen und in 'welcher unratio- nellen Weise die Vermehrung der Produktion vorgenommen wurde. Im Gebiet von Hannover arbeiten von 70 Schach len nur 34 in Celle von 57 nur 17, in Halle von 31 nur 9, in Südhan nover von 37 Schächten 16, im Werratal von 28 Schächten 13. Die im Kalibergbau bestehenden Mißstände haben die sozialdemokratische Fraktion veranlaßt, in einem Antrag eine andere Fassung der Bestimmung des Kali- ge setzes zu fordern. Insbesondere muß die Entschädigung an die Arbeiter besser geregelt werden. Es ist festgestellt, daß als Grund für die Entlassung von Arbeitern nicht Übertragung der Beteiligungsziffer angegeben, sondern andere Gründe angeführt wurden. Aus formellen Gründen sind dann die Arbeiter vom Schiedsgericht abgewiesen worden. Wir fordern, daß die Entschädigung bis auf 52 Wochen ausgedehnt wird. Bei den Ge- Winnen, die bei der Übertragung der Be- teiligung erzielt werden, ist das wohl möglich. Wir fordern eine Mehrentschädigung auch für die Arbeiter, die zu weit von ihrem Wohnort entfernt arbeiten müssen und eine Verlängerung der Rückwirkung der Entschädigung auf 2 Jahre. Über die Entschädigungsansprüche muß das Schiedsgericht endgültig entscheiden, der Rechtsweg soll dabei ausgeschlossen sein. Die Erfüllung unserer Forderungen ist um so not- wendiger, da doch die Kaliindustrie besonders geschützt ist durch das Abteufverbot neuer Schächte. Es wäre zu wünschen, daß die Anwendung des Kali in der Landwirtschaft in höherem Maße gefordert wird. In den Ver- einigten Staaten gibt das Wirtschaftsministerium 500 Millionen Mark zur Förderung der Landwirt- schäft durch Vorträge, Wanderkurse usw. aus. Ich wünschte, daß auch bei uns in d eser Hinsicht mehr geschieht. Wir müssen feststellen, daß das deutsche Reichs Wirtschaftsministerium die Tendenzen der Unternehmer fördert, die die Be- strebungen der Arbeiter nach Erhöhung der Löhne und Verkürzung der Arbeitszeit a b l e h n e n. Es muß endlich mit deni Herr-im Hanse-Standpunkt ein Ende gemacht werden. Entsprechend seiner Be- deutung im Produktionsprozeß muß der arbeitende Mensch gewürdigt werden. (Lebhafter Beifall bei den Soz.) Abg. Brüning (Z.) glaubt, daß der Kohlen, bergbau im Vordergründe des wirtschaftlichen Inter esses stehen müsse. Die Gefahr der Stillegung von Bergwerken, die durch den Syndikatsvertrag gegeben sei, bedeute nicht nur eine schwere Schä- digung der Arbeiterschaft, sondern auch des Anlage, kapitals. Die Entschädigung der stillgelegten Zechen aus der Syndikalskasse könne die Stillegungen nur fördern. Abg Koenen (Komm.) bezeichnet das Eintreten eines Zentrumsvertreters für den Waldenburger Bezirk als Demagogie, weil die traur gen Zu stände in den dortigen Bezirken durch das Vor- gehen der Regierung Braun, in der das Zentrum maßgebenden Einfluß hat, nicht gebessert, sondern eher verschlechtert worden seien. Bei den Ausgaben für das Statistische Reichsamt bemängelt Abg. Simon Franken (Soz.) das Fehlen einer umfassenden und zuverlässigen Produktions st ati st ik. Notwendig sei auch eine bessere Statistik über Vermögen, Einkommen und Steuerleistungen. Der vom Statistischen Reichsamt errechnete Lebens- haltungstndexentsprechenichtderWirk- lichkeit. Er berechne die Borkriegspreise zu hoch und setze für die Berechnung der jetzigen Preise die minderwertigsten Waren ein. Auch nach der letzten Reform seien die Fehlerquellen nicht ganz beseitigt. Im Interesse der Wirt schäft liege eine Stärkung der inneren Kaufkraft durch eine allgemeine Er- Höhung der jetzt ganz unzureichenden Löhne. Abg. Frau vr. Behm (Dnat.) wünscht möglichst sorgfältige Erhebungen über die Zahl und die Lage der Heimarbeiterinnen. Abg. Simon-Franken (Soz.) glaubt, daß auch die diesjährige Heimarbeitsausstellung noch schlimme Elendsbilder zeige. Für die Heimarbeit in der Papierindustrie gebe es noch Stundenlohne von 2»/r Pfennig. Präsident Löbe keilt mit, daß die Reichstags- Mitglieder demnächst die Heimarbeitsau s- stellung gemeinsam besuchen werden. Abg. Krätzig (Soz.): Bevor noch unser Antrag auf Schaffung eines Kartellgerichts und Kartellregistcrs gedruckt war, hat der Reichs wirtschaftsminister erklärt, daß die Regierung ihm lnicht zu stimme, denn wenn man eine solche Einrichtung schaffe, so würde man das Kartell, amt für alleMißbräuche verantwortlich machen. Mit der gleichen Begründung könnte man sagen, weil es der Polizei nicht gelrngt, all« Mörder zu ermitteln, müsse man sie für alle Morde verantwortlich machen. Es kann nicht bestritten werden, daß Kartelle eine» unerhörten Mißbrauch mit ihrer Macht treiben. Es wird aber gesagt, daß ihre Über wachung ähnlich hohe Kosten verursachen würde wie in Amerika, wo 300 Beamte mit einem Kostenaufwand von 4,2 Millionen Mark tätig seien. Wenn man sich die Tätigkeit der Kartelle näher an- sieht, so wird man sehen, daß dieser Betrag nur ein Pappen st iel gegenüber denRiesen - sum men ausmacht, mit denen die Kartelle den Mißbrauch ihrer Macht bewirken. Durch den Ein blick in eine Korrespondenz habe ich gerade eist in ver letzten Zeit von neuem erfahren, welchen Terror die Kartelle gegenüber den Organisationen des Hand- Werks nnd der Verbrauche: ausübe n. Dem Mittelstand wird immer wieder gesagt, grüntet Einkaufsgenossenschaften, nur der Kon. kurlenz der Großen zu begegnen. Taz ist sicher empfehlenswert auch vom Standpunkt der Fabri, kanten aus gesehen, denn die Genossenschaften bietenihm eine größere Sicherheit als die Einzelkunden. Aber die Industriellen versuchen immer mehr auf Veranlassung des kartellierten Großhandels die Genossenschaften vom direkten Bezug auöznschalten. Bezeichnend ist das Versagen der Ge nossenschaftlichen E in igu ngsstell e beim Reichsverband der deutschen Jndustr e. Wenn nun von den Genossenschaften noch höhere Preise ver- langt werden, so handelt es sich ohne Zweifel um Wucher und es wäre Pflicht des Reichs- wiltschaftSministeriums, hier energisch durch, zugreifen. Ter G roßeinkaufsg esel l sch ast deutscher Konsumvereine werden die wich- tigstenWaren gesperrt, oder es werden ihr höhere Preise abverlangt. Die G. E. G. setzt seit 20 Jahren Nähmaschinen im großen üm- fange ab, aber jetzt wurde der Bezug gesperrt, weil sie nicht als Fachmann anzusehen sei Aber gerade durch Vermittelung der Kon. sumvereine sind an die armen Heimarbei terinnen die Nähmaschinen um 2 5 Pro- zent billiger als durch den Handel geliefert worden. Ähnlich sind die Verhältnisse im B a u- g e w e r b e, wo die Kartelle auf das unerhörteste die Preise hochtreiben und eine Sperrung der sozialen Baubetriebe herbeizuführen suchen. Es niüsse festgestellt werden, daß diese Bestrebungen auch von den Behörden unterstützt werden. In der Eröffnungssitzung der Marktstelleninhaber in der Neuen Welt in Berlin hat der Vorsitzende mitgeteilt, daß der Reichswirtschastsminister ihm gesagt habe, er habe keine Zeit, sich mit den Kartellen und Syndikaten zu beschäftigen. Es bleibt also nichts anderes übrig, als eine andere Stelle zu schaffen, die die nötige Zeit dafür hat. Das ist um so notwendiger, weil der Reichs, verband der deutschen Industrie jetzt auf Umwegen durch eine verfeinerte Sperre die Kartellverordnung links l egen lassen will. An der Kostenfrage kann die von der sozialdemokratischen Fraltion beantragte Einsetzung eines Kartellamls nicht scheitern. Wenn die Kartelle viele Millionen dafür übrig haben, um ihre Verwaltungen auf Kosten der Verbraucher auszubauen, so werden sie auch die Kosten für das Kartellamt aufbringen können. W>r werden einen Maßstab zu finden haben, um im Wege des Umlageverfahrens auf die Kartelle die Kostenfrage zu lösen. Die Regierung muß endlich die notwendigen Schritte tun, um endlich dem Mißbrauch der Kartellgewalt zu begegnen. (Lebhafter Beifall bei den Soüaldcmokraten.) Ein Antrag Krätzig auf Erhöhung der Mittel zur Durchführung der Kartell.Enquete wrd an- genommen. Der Etat des Reichswirtschaftsministe- riums und der des Vorläufigen Reichs. Wirtschaftsrats werden dann in zweiter Lesung verabschiedet. In zweiter und dritter Beratung wird dann der Gesetzentwurf über den Ver. waltungsrat des Internationalen Arbeitsamtes ngctto IN men in Verbindung mit den En t- würfen zum Washingtoner Übereinkommen über die Ar» bettslosigkrit, zum Genueser Übereinkommen über die Stellenvermittlung für Seeleute und zum Genfer Übereinkommen über dasKoali- tionsrecht der landwirtschaftlichen Arbeiter und die Entschädigung der Landarbeiter bei Arbeitsunfällen. Abg. Aufhäuser (Soz): Der deutsche Reichstag Hal heute in einem Augenblick, wo draußen die nationalistische Welle hochzugehen scheint, seinen Willen zur internationalen Ver st än di- gung kundzutun. Die Wirtschaftskrise, in der die Welt sich befindet, kann und wird nur eine Ent- spannung erfahren können, wenn es gelingt, einen Arbeiterschutz auf internationalem Gebiete herbeiznführen. Lieser Augenblick der internationalen Verständigung auf diesem Gebiete ist jetzt gekommen, und er ist jetzt auch be sonders wichtig, weil das international orga nisierte Unternehmertum alle Kräfte an spannt, um gleichfalls eine internationale Verständigung herbeiznführen, aber im Sinne eines internationalen Abbaues der Sozialpolitik. Die Kartelle sind bestrebt, eine Verständigung über die Beibehal tung o eS Zehnstundentages herbeizuführen. Wir möchten keinen Zweifel darüber lassen, daß wir vom Standpunkte der Arbeiter und Ange stellten ablehnen müssen, daß auch heute der inter nationale Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Arbeiter, und Angestelltenschaft durch Lohnabbau uud Verlängerung brr Arbeitszeit ausgefochten wird. Die Vorlage, die den Willen zur internatio nalen Verständigung zeigt, ist im Ausschuß nicht so glatt durchgegangen, und hier waren es die Regierungsparteien, die die von ihren eigenen Ministern eingebrachten Vor- lagen ablehnten. Es scheint hier eine ge- wisse Arbeitsteiluna eingetreten zu sein, die Teutschnationale und die Deutsche Volkspartei hat chre Minister beauftragt, die Vorlagen zu machen und die Ausschuß Mitglieder beauftragt, dieselben Vorlagen abzu- lehnen. (Hört, hört! b. d. Soz) Wenn aber oie deutsche Unterschrift unter einem inler nationalen Abkommen für diskontfähig gelten soll, dann ist es nötig, daß erst die Regierungsparteien die Unterschriften ihrer Minister respektieren. Es ist von den Regierungsparteien nn Ausschuß verlangt worden, daß erst die 56 anderen Länder die deutschen Bedingungen anerkennen, ehe diese 56 anderen Länder auf eine Ratifizierung durch Deutschland rechnen können. Wir haben aber die Hoffnung, daß die schwarz-weiß-rote Opposition gegen die eige nen Regie rungsvorlagenallmählich ab gelehnt wird. Die Vorlage der Regierung hat den Zweck, da? Washingtoner Abkommen über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu ratifizieren. Es muß aber festgestellt werben, ob die deutschen Gesetze zur Ausführung dieses Beschlusses ausreichen. Tas Ar beitsministerium darf es nicht bei der Ratifizierung belassen, sondern muß das Arbeitsnachweis gesetz den Erfordernissen anpassen. Et soll auch eine Arbeitslosenversicherung eingeführt werden. Nach der Verordnung der Re- gierung sollen die Versicherten nur Pflichten, aber keine Rechte erhalten. Sie dürfen Bei träge bezahlen, aber die Inanspruchnahme der Leistungen ist an verschiedene Voraussetzungen ge- knüpft. Von den Unternehmern ist besonders darauf eingewirkt worden, daß der Entwurf bisher nicht an den Reichstag gelangt ist. Es genüg also nicht, den guten Willen in der Anertennung inlernationaler Grundsätze zu zeigen, wir müssen in Deutschland selbst die Arbeitslosenversicherung bekommen. Die Arbeitslosen dürfen aber nicht nur Unter st ützung erhalten, es muß auch ge- prüft werden, was in der Verbesserung der Pro- duktionsmethoden zu tun ist, um A rbeitsuivg- lichkeiten zu schaffen. Ich hätte deshalb gewünscht, daß gleichzeitig die Ratisizie- rung des Washingtoner Abkommens über den Achtstundentag vorgelegt werde. Wir müssen wieder zum Achtstundentag kommen, zum Siebenstundentag im Bergbau. Es genügt nicht, wenn man die Wirtschaftskrise beenden will, die Produktionskraft zu heben. Tie Frage der Hebung des Bedarfs ist nicht weniger wichtig. Was aber geschieht, um den Be- darf zu steigern, die Kauflraft wieder herzustelleu, um auf diese Weise eine Stärkung der Produktions- kraft zu erreichen? Auch von dieser Auffassung der Tinge kommen wir zu dem Ergebnis, daß das Washingtoner Abkommen über den Acht- stundentag endlich vorgelegt werden muß. Wenn man glaubt, die Ratifizierung noch weiter hinausschieben zu können, so wird die Arbeiterschaft den Weg des organisierten Kampfes gehen, um festzustellen, ob das Volk sie will oder nicht. Es ist der Wunsch ausgesprochen worden, den deutschen Einfluß im Internatio nalen Arbeitsamt zu steigern. Wir haben dafür gestimmt, aber nach unserer Meinung steigert man den deutschen Ein- fluß in den internationalen Körperschaften nicht durch Obstruktion gegen internationale Ver einbarungen, wie die Deutschnationaleu es m den Ausschüssen versuchen. Wir müssen dazu beitragen, die Atmosphäre in der Welt zu schaffen, damit das Vertrauen zu Deutschland wieder hergestellt wird. Im Internationalen Arbeits amt sind nicht so viel deutsche Beamte wie Engländer und Franzosen. Man muß aber doch die Entwicklung berücksichtigen, die der Krieg verursacht hat und die jetzt von Deutsch- land erst . achgeholt werden muß. Es war des- halb auch falsch, die Beitragsleistung so lässig zu handhaben. Wenn w:r Anerkennung beanspruchen, dann müssen wir aber auch mit gutem Beispiel vorangehen und bei der Ratifizierung internationaler Vereinbarungen nicht immer hinter anderen Ländern zurückstehen. Unser Einfluß ist auch nicht gerade daduich gestiegen, daß im rorigen Jahre in Genf die Arbeitszeit in Deutschland im Mittelpunkt der Diskussion gestanden und dec Vertreter der deutschen Regierung als einziger sich gegen das Washingtoner Abkommen über den Achtstundentag ge- wandt hat. Der Redner wandte sich zum Schluß gegen die Ziffer II der vorgelegten Entschließung, die eine bessere Vertretung der Minder- heitsgruppen der deutschen Organisa tionen im Internationalen Arbeitsamt verlangt. Bisher ist diese Frage zwischen den freien Gewerkschaften und anderen Gewerk- schaftsgruppen loyal geregelt worden. Es wurde immer eine Verständigung erzielt. Es habe sich bisher auch keine Reibung ergeben. Der ADGB. hat den Vertreter gestellt, die anderen Richtungen stellten technische Berater. Tieier Teil der Entschließung verflößt auch gegen den Friedensvertrag. Wegen privatbünelerifchcr Interessen dürfe an dem einmal abgeschlossenen Friedensvertrage nicht gerüttelt werden. Oder wollen Sie (nach rechts) den Einzug Hindenburgs dazu benutzen, um eine Änderung des Friedens Vertrages zu beantragen? Ich glaube, das wäre ein Beginnen, das sogar über die Kräfte der Regierung Luther - Stresemann hinausgeht. (Leb- Hafter Beifall bei den Soz). Die We'terberatung wird auf Mitlwoch vertagt. . - Lrra«gegeben van der Geschäftsstelle der Sächsischen Staatszeitung, Gr Zwingerstr. IS. — Druck von B. G. Teubner. — Hierzu eine Beilage«
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