Volltext Seite (XML)
Llen-tag, 12. Mai 1925 cationen t» großer Zahl auch Vertreter gewerblicher Ortanifatinncn bcfnndcn hüttc». Anch die Veteiligaag zahlreicher Ver- treter aus allen »reisen der deutschen Stu« dentenscha ft Hude ihm eine besondere Freud« bereitet. O Die BefllMUUg. Berlin, 11. Mai. Dam inerte Presse-Verlag schreibt in einer längeren Schilderung: Schon am Nachmittag begann der Auf. maisch der Organisationen, die sich am Empfang v. Hindenburgs beteiligten. ES zogen an uns vorüber: Frontbann, Jungdeutscher Orden, Werwolf, Wikinger, Stahl- Helm, Baltikumer, Offiziersverbände, Studenten und eine Reihe anderer nationaler Verbände. Windjacken, llnifoimen, Orden und Ehrenzeichen, Studenten in Wichs, Jäger in Grün und andere mehr gaben ein farbenprächtiges und buntes Bild ab, wie wir es zum letztenmal vor dem Weltkrieg gesehen. Tie Straßen, durch die der neue Präsident suhr, zeigten bereits am Vounittag reichen Flaggenschmrck. Dieser wurde durch die Fahnen und Abzeichen der Nationalen Verbände, die in mehreren Gliederungen auf- marschiert waren; wesentlich erhöh», sodaß General- seldmarschall v. Hindenburg durch einen' Wall von schwaiz-weiß.roten Fahnen suhr. Die Fahnen der Republik waren kaum zu sehen. Wir erblickten kein Dutzend Häuser, die Schwarz-Rot Gold geflaggt hatten, obwohl wir am Wahltag in den gleichen Straßen mehrere tausend schwarz-rot-goldene Fahnen sahen. * Uusäke. Berlin, 11. Mai. Beim Empfang des Reichspräsidenten von Hindenburg, an dem gegen .WO 000 Personen teil- nahmen, kam es infolge des starken Gedränges zu zahlreichen kleineren Unfällen, sodaß die Sanitätsmannschaften alle Hände voll zu tun hatten. Bis auf 50 Fälle handelt es sich jedoch ausschließlich um harmlose Ohnmachtsanfälle, von denen hauptsächlich Frauen und Kinder betroffen wurden. Leider ist auch ein Todesfall zu be- Ilazen. Ein 70 Jahre alter Arbeiter wurde vom Herzschlag getroffen und war sofort tot. Kommunistische Demonstration. An der kommunistischen Demonstration, die sich infolge des Verbots des Polizeipräsidenten auf den Bülowplatz beschiänkte, nahmen höchstens 5000 Personen teil. Drei kommu- nistische Redner hielten Ansprachen, in denen sie zur schärfsten Opposition ausfo:derten. Abge sehen von einigen kleineren Reibereien verlief di« Demonstration ohne ernstere Zwischenfälle. * Die Frage der Amnestie. Berlin, 11. Rai. Lie Nachtausgabe deS „lag" vom 11. Mai enthält eine Notiz über eine Amnestie beim Amtsantritt des neuen Reichspräsidenten. Danach soll di« Sleichsregierung beabsichtigen, am 12. Mai frilh den Erlaß einer Amnestie offiziell anzu» kündigen und im Anschluß daran einen Gesrtz» entwarf zn formulieren. An dieser Meldung ist nur die Tatsache richtig, daß die Rcichs- regierung mit der Prüfung der Frage eines Amnestiegefeües befaßt ist, wie sic Ncdr MWst ßr Wale Nm. Köln, 10. Mai. Im weiteren Verlaufe der Kölner Tagung der Gesellschaft für soziale Reform schildert« -ermann Müller vom Allgemeinen Deutschen GewerkfchaftSbund eindrucksvoll an zahlreichen EinzelfiUlen den Mangel an feinerem sozialen Verständnis, der bei vielen Gliedern der Sozialversicherung bestehe. Er wandte sich besonders gegen die Abschaf, fung der Kleinrenten auf dem Wege einer geldlichen Abfindung. Reichstageabgeordneter Andre (Zentrum) ist Gegner jeder Schematisielung der sozialen Lei stungen. Ein schaife Kiitik, besonders am Referat vr. Kaufmanns, üble Helmut Lehman«, der Vorsitzende desHauptverbandes der deutschen Ort?, krankenkassen. Wenn man nur Erspar- nisse machen wolle, so habe es wenig Wert, von einer Reform der Sozialversicheruno zu sprechen. Die auf eiue berufsständige Krankenversicherung gerichteten Pläne, die jetzt vielfach auftauchtcn, seien absolut zu ver werfen. Jede Reform müsse ausgehen von der zwangsweisen Zusammenfassung in einer zentralisierten Krankenversicherung. vr. Pylligkrit, der Boi sitzende des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, bezeichnete die gegenwärtige Er- werbslosenfürsorge als ein unglück seliges Gebilde, das ans dem schnellsten Wege durch eine Arbeitslosenveisicherung ab- gelost werden müsse. l)r. Pfirmauu vom Afa Bund forderte von der Sozialversicherung Einheitlichkeit, Ein- fachheit und Allgemeinheit, damit jeder sozial Gefährdete geschützt würde. Prof. vr. Rannet.Berlin betonte, daß es den Beamten der Sozialversicherung heute au einem geregelten wissenschasllichen Bildungsgang »ehle. In der ganzen Welt seien die Bestrebungen auf Vereinheitlichung des Sozialoersicherungswesens gewaltig gewachsen. Reichstaisabg. Thiel vom Deutschnationalen Handlungsgehilfrn-Verband brach, unter teilweise ^bhaftem Widerspruch, eine Lanze für die Sonder kasse seines Verbandes. Prof. Moldenhauer-Köln forderte strenges Fest halten an dem Gedanken der Versicherung gegen über der allgemeinen Fürsorge. Wer lange ver sichert gewesen sei, müsse auch eine entsprechend hohe Rente erhalten. Die deutsch: Sozialversiche rung müss« ihre heutige Dreiteilung behalten. Man dürfe den Gedanken der Zentralisation nicht überspannen. vr. Franz Eulenburg > Berlin hielt dann ein ausführliches Referat über die Ktujsenbnfichcruugen nach de» Kriege. Krieg und Inflation hätten eine völlige Zer setzung und Verschiebung der sozialen Schichten und Klassen zur Folge gehabt. Auch die Arbeiterschaft sei dadurch auf- schwerste benachteiligt woiLen. Der riesen hafte Kapitalschwung, die fehlenden Betriebsmittel hätten überall die ZukunftSaussick.ten der Arbeiter schaft verschlechtert. Ihre Organisationen besäßen noch 7 Millionen Mitglieder gegenüber 12 Millionen im Jahre 1920. Könnte man vor dem Kriege von cinem demokratischen Kapüalismus reden, so sei heute die Tendenz zum oligargischen Kapitalismus unverkennbar. In allen Schichten zeige sich ein starker Zug zur Kommerziali- sierung und Materialisierung^ Nicht die Wirtschaft sei das erste, sondrrn da? Wohl der Gesamtheit. Di: Ausgabe der Gesellschaft für soziale Reform sei der Appell an die ideellen Mächte. Im Anschluß an dieses Referat entwickelte sich eine längere interessante Aussprache, in der vor allem die geistig-kulturelle Seite der von dem Redner aufgeworfenen Probleme behandelt wurde. Es sprachen vr. Pieper, München-Gladback, Rcichetagkabgeordneter Joos, Professor Aumpmaun, vr. Honizshriw, Adam Sieglrwald und Paul Umbreit sür den Allg. Deutschen Grwerkschastsbund. Bemerkenswert war Stegerwalds scharfe Ablehnung der von der gegenwärtigen Reichsregierunz vorgelegten Steuerentwürfe. Die damit teilweise beab sichtigte Föiderung der Kapitaübilvuug dürfe nicht in erster Linie den großen Magnaten zugute kommen. Umbreit wies darauf hin, daß die Gewerkschaften nicht so pessimistisch seien wie der Referent. Die Stärke des Organisationsgedankens sei nicht zu erschüttern. Tie von Stegerwalv propa gierte Spanvee könne nur dann Geltung gewinnen, wenn dirse Kapitalien allen hochkapi- lalisttschen Velwenduugsmözlichkeiten entzogen würden. Dec Arbeiter könne nur als Gesamtheit, als Klasse emporstZgen. Hier seien die Kräfte zur Überwindung der Materialisierung bereits am Werke. Nach den üblichen Schluß vorten sand die be- deutsame Tagung ihr Ende. dies bereits dem Abgeordneten Kahl als Vor- sitzcndcn des Rechtsausschnssrs des Rcichstagls auf dessen im Auftrage des Ausschusses gestellte Anfrage mitgcteilt hat. Ter Abgeordnete Kahl hat von dieser Mitteilung, wie die Zeitungen be richtet haben, den Rechtsausschuß bereits iu seiner Sitzung am ü. Mai unterrichtet. Weit er gehende Entschließungen sind in der An- gelegeuhcit von der ReichSrczieruug nicht ge faßt worden. * Zu diesem Dementi schreibt ver „Sozial- demokratische Pressedienst" u. a>: Inner halb der Regierungsparteien Henschen über den Umfang und die Art dieser Amnestie Meinungsverschiedenheiten. Die einen haben es hauptsächlich auf die Kapp-NebeNen abgesehen, während die anderen eine derartig einseitige Amnestie aus außenpolitischen Gründen für unmöglich erachten, c < i * (Aue politische Besprechung. Berlin, 12. Mai. Dem gestrigen Abendessen, das der Reichskanzler zu Ehre» des Reichs präsidenten v. Hindenburg gab, ging eine Besprechung in der Reichskanzlei vor aus, an der der Reichspräsident, der Stell> Vertreter des Reichspräsidenten, der Reichskanzler, der Reichsminister des Innern und der Reichswehrminister teil- nahmen. Es soll sich um eine allgemeine Aussprache über die politische Gesamt- läge gehandelt haben. Der Abschied von Hnnnotzer. Hannover, 11. Mai. Auf dem Wege zum Bahuhos wurde de, Reichspräsident vou vielen Taufenden begrüßt. Aus dem Bahnhofe empfingen ihn di« Spitzen der Hannoverschen Behörden. Oberpräsident Noske entbot dem Reichspräsidenten den ehrfurchtsvollen Gruß und wies u. a. auf die hohe Bedeutung des Amtes des Reichspräsidenten hin. Er sprach die Hofs- nung ans, daß eS dem neuen Reichspräsidenten gelingen möge, das deutsche Volk glück- kicheren Zeiten entgegenzuführen und einen Ausgleich der Gegensätze im Volke herbeizuführen, cbenso eiue Besserung der sozialen Verhältnisse sowie eine Linderung der Not unseres Volkes und oes Druckes von außen. Tie Morte des Oberpräsi- denlen llangen in ein Hoch auf den Reichs- pr äs ide uten aus, das von allen begeistert auf- genommen wurde. Der Reichspräsident danke herzlichst und sagte: Ich will mein möglichstes tun. Nur Einigtut tut not. Einigung ist Macht, ohne Einigkeit keine Macht und Stärke. Ich will der Armen und Elenden gedenken und will versuchen, aus- gleichend zu wirken. Mein Streben geht dahin, wohin wir alle wollen: zu einem glücklichen Vaterland. Der Reichspräsident verabschiedete sich vaun durch Händedruck von den Erschienene», worauf das Deutschlandlied gesungen wurde. Vom offenen Fenster des Zuges danke der Reichs präsident nochmals herzlichst und rief: „Unser liebes deutsches Vaterland Hurra! Hurra! Hurra! Alle »ahmen diesen Ruf, auf. Unter den Klängen des Deutschlandliedes und den Hochrufen auf den Reichsprändente» setzte sich der Zug in Bewegung. Der Fak Haste. Berlin» 11. Mai. Der Höfle-Ausschuß des preußische» Landtags setzte am Montag abend seine Unter- suchung fort. Medizinalrat vr. Thiclc gibt zunächst Aus kunft über die Sonntagsbehandlung des Erlrankien. Der Zeuge erklärt, daß er der einzige behandelnde Arzt uar und daß Schwerkranke auch Sonntags besucht wurden. Tas geschah auch bei Höfle. Die Za Hk der Pfleger sei sehr knapp gewesen. Auf 80 bis 85 Kranke seien 3 bis 4 Pfleger ge kommen. Er selbst habe wiederholt auf dies« Mängel hingewien; Neueinstellungen seien aber nicht erfolgt. Tie Pfleger hätten leider keinen unmüteläare» Vor gesetzten und müßten daher häutig ohne Auf sicht arbeiten. Ihm selbst sei durch die weite Entfernung seiner Wohnung die Ausübung Ler Kontrolle nicht möglich gewesen. Über dis Behandlung vr. Höfles am Sonnabend vor seinem Tode bestätigt der Zeug: die von Leu Pflegern bereits gemachten Aussagen. Er gibt z. B. die telephonische Anordung einer Injektion und sein spätes Eintreffen zu, bestreitet aber die Aussagen eines Pflegers, wonach dieser selbst Untersuchungen vorgenommni haben will. Die Einrichtungen im Laza rett hätten im allgemeinen nicht genügt, so daß sich die Untersuchung der Kranken äußerst schwierig gestaltete. Der Zeuge macht dann noch Ausführungen, in den.m er anSelnandersktzt, daß Kunst «ad Wissenschaft. ver Mai. Und wieder des Tag-Himmels Zlieder-Mäue, der Ubend-Farben unnahbares Wunder! Und wieder die goldige Grüne der wiesen, die Völker der Blumen, von Bienen geschätzt! Vas ist das schäumige Waldbächlein wieder, der Hänfling am Vachrand, der pfeift und schwatzt! Das sind, im Wipfel der höchsten Akazien, die rastlos leiernden Töne des Girlitz! Vas sind der Vlutbuchen Laub-Baldachine, die das Geheimnis der Liebenden hüten: Geheimnis unnennbar wie Duft von Salbei! Vas ist der Mai — der Mai — der Mai! §. U. Venndors Ter Erfinder LeS Flugzeugs s. Im Alter von 84 Jahren starb am 3. Mai zu Toulouse Clöment Arder, der E sinder des Flugzeugs. Sein tragisches Schicksal ist eine recht bös- artige Satire auf die Urteilskraft und gibt denen recht, die behaupten: „Man verliert den Respekt vor der Leistung, sobald man hinter den Schwindel gekommen ist." Element Arder arbeitete sieben Jahre laug an der Konstruktion eines AeroplanS, und 1897 ge lang eS ihm, in einem, mittels Dampfmotor angrtriebenen, Flugzeug eine Strecke von 400 m zurückzulegen. Da es ihm an Mitteln zur Weiter arbeit fehlte, bot er nun feine Erfindung dem französischen Krieg-!Ministerium cm mildem Erfolg, daß man ihn (in des Worte- verwegenster Be deutung) die Treppe hinunterwarf. Da ewschloß sich der Entmutigte zu einem Akt radikaler Selbstvrrmchtung, aber gerade Vieker Akt rettete sein Werk, wenn auch nicht für ihn, so doch sür die Menschheit. Arder machte nämlich seine Maschine unbrauch bar und verkaufte sie an einen Trödler. Von diesem erwarb sie der amerikanische Gelehrte Langley, der sir den Brüdern Wright überließ. Tie rekonstruierten den Apparat, verbesserten ihn und schufen so jene- Flugzeug, das ihnen Welt ruhm, Ehren und Gela in Fülle einbrachte. Der Erfolg der Brüder Wright erinnerte dis Franzosen wieder an ihren großen Landsmann. Sie ernannten ihn, der sich einsam und ver bittert nach Muret im Departement Haute- Garonne zurückgezogen hatte, zunr Kommandanten der Ehrenlegion. Aber dieser Akt der Gerechtig keit kam zu spät. Nicht nur, daß Arder die wirtschaftlichen Vorteile seiner Erfindung andern überlassen mußte — auch die Anerkennung der Priorität blieb ihm veisagl. Man prieS vielmehr als den Vater der A:ronautik den Deutschen Otto Lilienthal, der uiigefähr gleichzeitig mit Arder Versuche mit einem motorlosen Flugzeue unternommen hatte und dabei ums Leben gekommen war. Kein Geringerer als dec jetzige französische Ministerpräsident, Prof. Paul PainlevS, stellte vor einigen Jahren auf Grund eingehender Unter- suchungen fest, daß dem Flugzeug desClöment Arder zur Vollkommrnheit lediglich ein guter Motor gefehlt habe. Mit einem solchen aus gerüstet, müsse es noch heute mit den besten modernen Konstruktionen in Wettbewerb treten können. Nach diesem, zweifellos kompetenten, Uiteil steht also fest, daß hier eine Kraft von ungeheurer zivilisatorischer Bedeutung im Entstehen vernichtet wurde. Europa wird sich eine solche unökonomische Behandlung seiner Genies in Zukunft kaum noch leisten dürfen k R. A. SirveiS. Gastspick Grcthe Votttmar. AIS Isabella in der „Braut von Messina" gastierte Grethe Bolckmar vom Neuen Stadttheater in Teplitz- Schönau aus Anstellung. Der Ab:nd vermochte noch kein volles Bild vom Umsaug ihres dar- stellerische» Könnens zu vermitteln: vor allem ist die Gästin für die gewählte Rolle ersichtlich zu jung. So muß mau sich zunächst mit der Fest stellung begnügen, daß Grethe Bolckmar über ge schulte Sprechtechnik und ein lragfähig-s Organ verfügt, sich frei und sicher bewegt und eines differenzierten Ausdrucks seelischer Bewegungen fähig ist. Clara Salbachs echte Mütterlichkeit wird man vergebens bei ihr suche») iu dieser Region ist ihre Isabella nicht (oder noch nicht) heimisch. Hoffentlich zeigt man die Gästin vorerst auch in Rollen, die ihr gemäßer sin» und ein endgültiges Urteil über die Besonderheit ihrer künstlerischen Individualität ermöglichen. Jnr übrigen hatte die Aufführung der Tragödie das bekannte ziemlich hohe Niveau. Nur stört zuweilen in dnc Ent sprechung zwischen Handlungsmotiv und Geräusch symbolik (Zchicksalsverkünduug und Sturm, Tod und Trauermnsik) eine gewiße äußere und unver mittelte technische Prompiheit und Uberdeutlichkeit. Man merkt die Regieabsicht und bleibt ungestimmt M. A. Konzert Pick. Die junge cinheimische Sängerin Maria Pick verfügt über eine wohlklingende Stimme und übcr das erkennbare Bestreben, nicht nur dem musikalischen, sondern auch dem dichte rischen Inhalt der Lieder gerecht zu werden. Mit ken ersten Gesängen, dem wundervollen Christus- Idyll „Auf ein altes Bild" vcn Wolf und dem mehr in psalmodiereudem Stile gehaltenen „Schlafendes Jesuskind" griff sie zu hoch. Leichter wurde ihr die Ausdeutung Schubert- scher Lyrik k„Schlumm«rlied", „Aus dem Wasser"); beim Schluß de« „Heidenrösleins" (Kehnmm) muß allerdings mehr auf die tiefere B«- Deutung der dritten Stroph« (Desenheim) B«zug genommen werden. Frl. Pkk tändelte darüber hinweg. Ferner sang sie noch Lieder von BmhmS und Schumann. Theodor Blumer begleitete, wie immer, sehr gewandt. Die Dresdner Pia- uistin Trude Mayer hat türzlich mit ihrem eigenen Klavierabend großen Erfolg erziel». Eester» im Hannoniesaale eröffneie sie den Abend mit d.r Maldflein-Sonate von Beethoven. An, besten ge> ang ihr die „Heitere Tändelei" dcs Rondo. Tie vier Nummern von Schumann können noch eine intensivere Differenzierung vertrage». Dec Meister bezeichnet diese (und andere) al-„Phautastestückc ", die augenblicklichen Stimmungen ihre Entstehung verdanken. Treffeno verdämmerte „Des Abends", hingegen „Warum", das an die letzten Dinge rührt, und der allbekannte „Aufschwung" konnten mehr Kontur zeige». Ganz kapriziös geüeten die „Grillen". Zwischen den musikalischen Darbietungen standen Vorlesungen Erich Po »tos, die in Aus bau und sprachlicher Gliederung restlos vollkommen die Krons der ganzen Veranstaltung bilsetem Tie tiefschürfenden Gleichnisse von Lchmidlbon» („Der Knabe auf dem Baum", „Gebmt der Berge") wurden ebenso klar und eindringlich gc. stalte», wie die teils ernsten, teils sonnige» Dich tungen von Konrad Ferd. Meyer und Math. Clau dius. Es war des Beifalls kein Ende. H. PI. W. Iacob. Die Kunsthandlung von Kühl und Kühn an der Augustuibrücke (auf Neustäster Seite) zeigt gegenwärtig Arbeiten von dem Dresdner Maler W. Jacob, Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus den Jahren 1919 bis 1925. Tas gesamte Ausstellungsmaterial stammt aus dem Besitze des hiesigen Sammlers vr. mell. Eiermann. Jacob, ein jüngerer Dresdner Maler, hat seine künstlerische Vorbildung auf unserer Akademie der bildenden Künste, insbesondere durch Robert Sterl, erhallen. Seiner Malweis« nach ist er Impressionist. Aber «r beschränkt sich, wenigstens in der farblichen Wiedergabe, nicht auf den unmittelbaren Natur- eindruck; er steigert diesen. Eindruck koloristisch. Da er ganz augenschrinlich über ein starke- farbliches Temperament verfügt, so geht diese koloristisch; Steigerung nicht immer ohne Nbertreibung ab.