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Montag, 27. April 1SL5 Nt MN PttWnimcn zur Wchlttütkis. (rigztlergebnisie aus dem übrigen ' Sachsen. Adorf i. VgU. Hindenburg 2480. Marx 6944, Thälmann 480. Amtshauptmannschast Anrabcrg. 18 486, 12 469, 3159. «uc i. krzgcb. 5716, 2994, 1952. Auerbach i. Vogil. 6204, 2290, 828. Amtshauptmannschast Auerbach t. Vogtl. 17 873, 8005, 3186. Buchholz. 2791, 1857, 517. Burgstädt. 2396, 1400. 831. Lhemnttz (Stadt). 84 394, 57 907. 23 843. Amtshauptmannschast Chemnitz. 25647, 20050, 12 675. Crimmitschau. 7719. 6058, 1537. Töbrln (Stadt). 6201 4970 1480. Chrrnjriedrrsdorf. 1534, 786, 755. Eibenstock. 2882, 658, 875. Falkenstein. 4573. 1699, 1089. Amtshauptmannschast Flöha. 18 536, 11146, 4:70. Jrankenbcrg (Stadt). 3832, 3044, 543. Franlcnbcr« (Laud). 4177, 2729, 1092. kicher. 1733, 1340, 314. «lauchau. 7504. 6596, 1680. Amtshauptmannschast wlauchau. 16546, 12140, 64 <7. Hohenstein-Ernstthal. 4708, 1822, 2263 Kirchberg. 1818, 830, 1207. Klingenthal. 1758, 1003, 156. Leipzig (Stadt). 172513, 155 801, 42 037. Lengenfeld i B. 2116, 973, 356. Lichtenstein Callnberg. 3072, 2844, 804. Limbach. 5058, 1039, 3158. Lötznitz. 1756. 1679, 861. Marienberg. 2163, 720. 263. Amtshauptmannschast Marienberg. 13 396, « 0020, 34 085. Markneukirchen 3604, 3079, 129. Llsnitz i. B. 4319. 2073, 2491. Plauen (Stadt). 38 742, 14 348, 7407. Amtshauptmannschast Plauen. 17509, 63025, 1906. Reichenbach i. P. 10581, 5562, 2557. Schöneck, 1248, 479 384. Schwarzenberg (Stadt). 3667, 690, 1343. Amtshauptmannschast Schwarzenberg. 21921, 8574. 9109. Amtshauptmannschast Stollberg. 5292, 13703, 5640. Ltoilberg (Stadt). 26095, 9061, 546. lhum. 13d4, 818, 206. Treuen (Stadl). 2183, 802, 547. Waldenburg. 800, 318, 67. Werdau (2 ladt). 23004, 21073, 473. Amtshauptmannschast Werdau. 12895, 68608, 41(47 Zichoi-an. 2304, 1173. 437. Jwtcka» (Stadt). 21042, 13287, 4605. Amtshauptmannschast Zwickau 22094, 18234, 9159. Tcr obcrschlefischc Hochverrats- Mzcß. Leipzig, 25. April. In dcm Prozeß vor dem 4. Strafsenat d.S Reichsgerichts gegen die wegen Hochver rats angeklazten Oberschlesier wurde heute das Urteil gefällt. Es wurden verurteilt Tirol, Swatkowski, Czaja und Schwiertz zu je 1'/r Jahren Zuchthaus, Matzschek und Skorupka zu 1 Jahr 3 Monaten und Smolka zu 9 Monaten Festung, Czaja, Ckoiupka, Smolka und Tirol, die polnische Staatsangehörige sind, werden aus dem Reichsgebiet ausgewiesem Berliner Blätter. Berlin, 27. April. Das „Berliner rageblatt" sieht in der Wahl Hindenburgs einen Sieg der Politischen Unreife, betont aber, daß der Sieg des Reichsblocks fragwürdig sei, da er nur der Person Hindenburgs, nicht der Sache des Reichsblocks zu verdanken sei. Die „Germania" sagt: Tie Tatsache des Eisolges des Reichsblocks solle man anerkennen Die Republik habe eine Schlacht verloren. Ihre Anhänger aber hätten keinen Grund, entmutigt zu sein, da der Vorsprung des Siegers vordem Unter- legenen äußerst gering sei. Der „Vorwärts" erklärt, die Wahl Hindenburgs bedeute keine Änderung der republikanischen Ber- fasiung, welche die M ehrhert des Reichs tages für sich habe. Hindenburg sei mit Hilfe der Kommunisten gewählt worden. Für die Sozialdemokraten sei die nächste Ausgabe die Ab rechnung mit den Kommunisten. Die „Zeit" stellt als unbestreitbar hin, daß die Niederlage von Marx zu einem guten Teil der Linkspresse selbst zuzuschreiben sei, die in den letzten Wochen eine Agitation betr eben habe, die auf die schwankende Wählerschaft geradezu ab schreckend gewirkt habe. Die Deutsche Volks- Partei habe nur ihre Pflicht gelan. Nach dem „Montag" sei die Mehrheit der Berliner Wähler- schäft, die sich für Marx ausgesprochen habe, der Agitation der Linkspresse zum Opfer gefallen, was Berlin schlecht, habe das übrige Reich wieder gulgemacht. „Deutsche Allgemeine Zeitung" betont vor allem die stärkere Wahlbeteili gung und hebt hervor, daß das Parteikalkül des Volks blocks die Imponderabilien aus dem Spiel gelassen habe, die mit dem Namen Hindenburg verknüpft und ent- chcidcnd ins Gewicht gefallen seien. Die „Deutsche Zeitung" 'ührt aus, daß mit der ReichSpräsidenischaft Hindenburgs eine neue Zeit für Deutschland beginnen und Ehre und Würde an die Stelle von Unterwürfigkeit treten ivürden. Gine englische Stimme. Loudon, 27. April. Im Leitartikel schreibt „Dailh Lhroniele": Es ist unmöglich, den Ernst der Nach richt, daß Feldmalschall v. Hindenburg zum Präsidenten der deutschen Republik gewählt wurde, zu verbergen. Wir sagen nicht, daßHinde n- bürg selbst die gefährlichen Ansichten teilt, die von seinen nationalistischen Anhängern gehegt würden. Aber seine Wahl bekundet Un geduld mit einer Regierung, die mit dem französischen Nuhreinbruch zu tun und die mit den Alliierten über den Dawesplan verhandelte. Die Unzufriedenheit, die in diesem Wahlergebnis zum Ausdruck gebracht wird, muß notwendigerweise sogar in den Augen von Engländern als Symptom erscheinen, daß keine Neigung besteht, ans dem Wege der Versöhnung und des guten Willens weiter zu gehen. Den Franzosen wird, wie wir fürchten, die Wahl vielleicht in noch unheilvoller ein Lichte er- scheinen. Aber es ist wesentlich, daß die Alli- ierten der Lage ruhig gegcnübertreten. rie Wahl dieses Kriegsmanncs mag wie eine Beleidigung aussehe», aber sie ist kein Bruch des Friedensver- träges. Sie enthüllt die Stimmung des deut schen Charakters, hoffentych eine vorübergehende, der wir mit Mißtrauen gegenüberstehen. Aber eS ist unsere Aufgabe, Deutschland nicht nach seinen Stimmungen,sondern nach seine» Handlungen zu beurteilen. Solange es sortsährt, seine Verpflichtungen ohne Illoyalität zu er stillen, sollten wir uns übereilter Schritte oder schlechterwogener Kritik enthalten. Frankreich. Paris, 27. April. Tas Ergebnis der deutschen Reichspräsidenten. Wahl ist in Paris so spät cingetroffe», daß die Morgcnpresse hierzu «och nicht Stellung nehmen konnte. Das „Echo de Paris" gehört zu den wenigen Blättern, die das Ergebnis besprechen. Es schreibt u. a.: Entgegen der An- nähme der Engländer, der Amerikaner und des nichtiutelligenten Herrwt gibt eS kein neues Deutschland. Wenn der gestrige Wahltag diesen eigentlich ein wenig brutalen Beweis erbracht hat, so können wir wenigstens sagen, daß er nach einer Hinsicht günstig gewesen sei. Man kann uns nicht mehr von einem gegenseitigen Schutzvcrtrage und von solchen Hirngespinsten reden, wie dies am Sonnabend noch Stanley Baldwin getan hat. Pole». Warschau, 27. April. Eiir Teil der polnischen Presse nimmt bereits zum Ergebnis der Reichspräsidentenwahl Stellung. So schreiben die nationaldcmokrat sche „Gazette Poranna": Daö deutsche Volk habe beschlossen, mit offenen Karten zu sp elen in der Überzeugung, so rascher zum Ziele zu gelangen. Vom Standpunkte der polnischen Interessen gesehen sei die Wahl Hindenburgs nicht als Katastrophe aufzu- fasscn, da nunmehr ohne Zweifel die Westmächte eine Politik der grundsätzlichen Revision ihrer bisherigen Haltung erwägen ivürden. — In der christlichnationalen „Warszawansla" schreibt Professor Stranski: Diese Wendung Deutschlands zur Vergangenheit mit allen ihren Eroberungsbestrcbunge n sei d e wich t!gstcErscheinung des Augenblicks. Deutsch- land habe sich in nichts geändert. D ese Wahl werde das deutsche Spiel erschweren, das inl letzten Jahre und vor allem in den letzten Monaten sich entwickelt habe, das aber nun ins Stocken gekommen sei. — Im volksparteilichen „Rehe Warszawslie" heißt cs: Für Polen sei die Wahl Hindenburgs im Gegensatz zu der von Marx ein freudiges Ereignis. Habe Polen doch in den letzten Zeiten unter der Gefahr eines Garantiepaktes gelebt! Nun würden die Verbündeten verstehen, daß im Wesen der Dinge sich in Deutsch, land scsit dem Sturze Wilhelms II. nichts geändert habe. Infolgedessen werde sich im Westen kein nüchterner Politiker finden, der sich nlit Hindenbnrg über einen Garantie- patt unterhalten werde. Der radikale „Kurier PorMmy" schreibt: Ter gestrige Wahltag sei ein Tag des Umsturzes in der internationalen Lage. Seine Folgen könnten noch nicht überblickt werden. Die durch sechs Jahre befolgte Politik der Westmächte stehe am Grabe ihrer trügerischen Hoffnung auf ein demo kratisches, republikanisches und pazi fistisches Deutschland. Erhöhung der Grenze für die Angestelltenversichernng. Berlin, 25. Apiil. Bisher unteUagen Angestellte der Angestellten. Versicherung nur dann, wenn ihr Jahresarbeit-- verdienst 4000 M. nicht überstieg. TaZ Neihtarbeitsministenum hat jetzt diese Greuze von 4000 auf 6000 M. jährlich erhöhst Di: Verordnung tritt am 1. Mai d. I. in fliesst Herriot gegen Millerand. Paris, 26. April, Herriot hielt in Aurillac eine Rede, in deien Verlauf er seine Politik gegen die Angriffs Millerands verteidigte. Er erwähnte auch die Eicherheitssrage und erklärte, erhübe Verhand- lungen mit Deutschland angeknüpst, um einen Sicherheitspakt zu schaffen Wenn man diesem Palt nicht ohne große Vorsichtsmaßnahmen zustimmen könne, dürfe man doch keine Gelecen- seit verpassen, um die Stabilität des Frie- de ns zu vergrößern. Man könne die diploma- ische Geschichte aus der Zeit vor dem Kriege heute unter dem Titel schreiben „Verpaßte Ge- egenheiten". Immer „nein" zu sagen, sei keine Politik. Im Lause seiner diplomatischen Verhandlungen habe er die Überzeugung gewonnen, daß, wenn gewisse sehr wünschenswerte Abkommen, wie daS französisch englische Abkommen, jetzt un möglich geworden seien, sei dies darauf zurück- zuführen, weil man sie seinerzeit in Cannes be- Zmpft habe. Was den Dawesplan betreffe, so könne er Millerand enlgegenhalten, daß er nicht zu sagenbrauche:',, Deut sch land wird zahlen", >«ß er vielmehr sagen könne: „Deutschland zahlt". Lord Greys Erinnerungen. London, 27. April. „Westminster Gazette" veröffentlicht heute Abschnitte aus den Erinnerungen Lord Greys über die entscheidenden Tags im Juli und August 1914. Nach einigen A:S- ührungen über die Haltung Deutschland?, Frank- eichs und Rußlands kommt Grey zum Schluffe, daß Großbritannien, wenn es sich nicht sofort am Kriege beteiligt hätte, vollkommen isoliert worden wäre und spätes nicht nur Deutschland, ondnn auch Frankreich uud Rußland gegen sich zehabt haben würde. Es würde später doch dazu zezwungun gewesen sein, seinen Kampf aus- ^fechten und wäre dabei schändlich zugrunde ge gangen. lmerika beteiligt sich an einem inter nationalen Gerichtshof. Washington, 26. April. In einer Ansprache an die Dele gierten der amerikanischen. Gesellschaft für Internationales Recht erklärte Staatssekretär Kellogg, sich eindringlich für Amerikas B:- tetligunz an einem internationalen Ge richtshof zur Regelung internationaler Streitigkeiten einzusetzeu. Er sagte, das internationale Recht befinde sich noch im Instand der Entwickelung, aber es gebe genug internationale Fälle, um einem solchen Gerichtshof praktische Arbeit zu ermöglichen. Er glaube, der ameri kanische Widerstand gegen die Beteiligung sei aus ein Mißverständnis über die Machtbefugmsj: eines solchen Gerichts zurückzuführen. Kunst und Wissenschaft. Verdis „Othello" mit Meta Leiaemetzer und Waldemar Stacgcmann in der StaatSoper zeigte in erfreulicher Weise, wie sich das Werk bei uns durchges'tzt hat dank der Anwaltschaft Fritz Buschs, der wir den Gewinn dieses Musikalischen TramasfllrdenSpi'lplan danken. Es war wiederallein schon ein Gewinn, zu beobachten, wie er fühlbar con nworv Vie dramatische Schlagkraft, die in dieser Partitur steck', in sich ausleben läßt. Als feste Säule unseres Ensembles stand natürlich wieder Tino Pattiera im Mittelpunkt des Interesses. Ein Cängrr und Darsteller der Titelrolle, der für mich außer Wettbewerb fleht. Mela Seine- meyer war nun, wte zu erwarten, eine aus- gezeichnete TeSdemona. Vor allem gesanglich. Tie Stimme entfaltete ave für die Partie nur erwünschte Tonfülle und Tonwärme, und klang wieder einen Ohrenschmaus ergebend mit der ihres Partners zusammen; vornehmlich natürlich in dem großen Zwtezesrng im ersten Akt. Auch das Fehlen einer gewissen persönlichen Note in der Darstellung siel gegenüber dieser hervorragen den gesanglichen Leistung kaum inS Gericht. Von Waldemar Staegemanns Jago gilt, möchte ich sagen, gerade das Umgekehrte. Eine schauspielerisch: Leistung ersten NangeS. Ein Jago von Shakkspaieschem Geist angeweht und doch auch in der Darstellung oft bis in die Einzrlheiien, Bewegungen usw. der musikalischen Gestaltung durch Verdi augepaßt. DaS Spiel, von einer sprechend.',, Mimik unterstütz», ganz auf die Verkörperung ter dämonischen Gewalt des Bösen, auf die diabolische Freude, die eS seinem Vertreter verursach», gestellt. Dieser glänzenden Talstellung gegenüber übersah man sein, daß die GesanzSpariie wohl da und dort noch stärkere stimm- Irche Gewalt verträgt. Aber was Staegemann seinem Organ an Ausdrucksvermögen abgewinnt, bleibt sür mich immer erstaunlich und bezeugt, daß er e« grsangtechnisch bebensckt. O. S- „Medea". Grillparzers „Medea" gehört zu den wenigen klassischen Stücken, die darstellerisch restlos vom Schauspielhaus zu bewältigen wären, wenn nicht eine (für den Außenstehenden absolut unerklärliche) ünstetigkeit in der Frage der Rvllenzuleilung das künstlerisch Erreichbare immer wieder in Frage stellte So läßt sich kaunr eine enisprechandere Besetzung denken, als die der Medea mit Lilly Kann, die des Jason mit Decarli und die der Kreusa mit Antonia Dietrich. Dagegen bedeutet die Besetzung des Kreon mit Tom F «recht (dem Gestaltungen mehr lockeren Gefüges immer am besten gelingen wnden) die Gefahr einer gelegentlichen Durch- brechung der gegebenen klassizistischen Darstellungs form, der Paul Wiccke in strengerem Sinne ge- recht wurde. Vollends erschüttert würde aber das bisher erreichte Niveau, wenn sich das Gerücht bewahrheiten sollte, daß Lilly Kann mit dem Ende dieser Spielzeit das Schauspielhaus verläßt. Wir haben heule an dieser Bühne keine Dar- stellen», die se als Medea ersetzen könnte. (An- Ionia Dietrich ist ihrem darstellerischen Grund- wesen nach zu hell für die dunkle Dä monie der kolchischen Zauberin.) Und das verunglückte Brünhilde-Gastspiel in Hebbels „Nibelungen" zeigte, wie schwer ein von auswärts geholten Eisatz für die Künstlerin auch in anderen Rollen zn finden ist. Der stürmische Beifall, der Lilly Kann am Sonnabend immer wieder ries, war Ausdruck spontanen Dankes und einer echten tragischen Ergriffenheit. Durch rein sachliche Motivierungen wäre der Verzicht auf diese reise und wertvolle künstlerische Begabung (der gegenüber billige Argumente aus der Region alleräußerlichst haftender und sicherlich überwind barer Äußerlichkeiten als höchst sekundär zu erachten sind) kaum begreiflich zu machen. M. A. Lothar Mchnerts »ieverkrhr. Zum ersten- mal nach seiner Genesung von schwerer Krankheit betrat Lothar Mehnert gestern wieder die Bühne des Schauspielhauses: im „Weg nach Dover"« Man konnte mit Genugtuong fest stellen, daß er noch der alle Mr. Latimer ist: ein anmutiges Gemisch von Detektiv und Praezeptor, Kerkermeister und Sanatoriumsinhaber für vor schnelle Pärchen, die den beliebten Weg von Londor nach Dover reisen. Das volle Haus be reitete dem Künstler bei seinem erstenErscheinen einen herzlichen Empfang und dankte ihm auch nach den Aktschlüssen für sein von Geist, Sarkasmus und Laune viels«,big funkelndes Spiel. Die sonstige Darstellung (Meyer, Wierth, Verden, Schaffer, Paulsen) siand gleichfalls auf der gewohnten Höhe. r Konservatorium. Unter Prof.Albert Kluges Leitung und szenischer wie musikalischer Vor- beieitung veranstaltete die Opernschule des Kon servatoriums im Saale des Kathol. Gesellen- hauscs eine Aufführung von Otto Nicolais „Lustigen Weibern". Das Meisterwerk der deutschen Spieloper besitzt soviel künstlerische Werte in der Musik und in der Durchschlagskraft der einzelnen Figuren, daß manche Partien, auch wenn sie wie bei „Cajus" und „Spärlich" in den Händen von Anfängern liegen, sich von selbst spielen. Die Vertieter des Teuton und dek Anna halten noch mit stimmlichen Hemmungen ^zu kämpfen. Besser war es um die Rollen des Fluth.desReichunddes Falstaffbestellt,dem trinkfesten Junker hätte man alleidings „ein vollgeiüttelt Maß" von Tonkraft in den tieferen Gründen des Basses und einen Schuß von jener „Feuchtigkeit" des Spiels gewünscht, die weniger in der Kehle als im Herzen fleckt. In dieser Beziehung gingen die Vertreterinnen der weiblichen Hauptrollen forscher InS Zeug, ein Umstand, der die ganze Aufführung nach der Plus-Seite hin günstig be einflußte, zumal es beide an stimmlicher Frische und musikalischer Genauigkeit (Koloratur) ntcht fehlen ließen. Man darf sowohl Doris Henke (FrauFluth) als auch Elly Läßker (Frau Reich) ein gutes Piognostikon für ihre Bühnenlaufbahn stellen. Auf Chor und Ballett, wie auf das Orchester mußte hier leider verzichtet werden. Prof. Kluge tat am Klavier, was er konnte. Ihm fiel am Schluß mit Recht der Löwenantcil des Erfolges zu. JnlinS - Otto - Bund. Das erste Sächsische SängerbundeSfest (20.—23. Juni) wirft seine Schatten voraus. Im Gewerbehause gab der Otto-Bund einen Liederabend, dessen schwung volle Ausführung besseren Besuch verdient hätte. Kirchenmusildirektor W. Borrmann verfilzt als Ehorleiter über gesangSerzieherische Tugenden, auch vermag er in den Proben dank seinem klang schönen, gut gebildeten Tcnorbariwn den einzelnen Stimmen mit wohlgerundeten Beispielen als Vor bild zu dienen. Daß fleißig geübt worden war, erkannte man an jedem Chore. Ganz wunder voll eindringlich geriet Reinhold Beckers „Hoch amt im Walde", ebenso Jüngsts „Frühlings einzug". „Abschied" von Neßler und „Einsam keit" von Rietz haben ihre Schwierigkeiten, die, besonders bei Rietz, nur dann überwunden werden, wenn alles, aber auch alles am Schnür- chen geht. DaS war u. a. b:i dem Volklied: „Tas stille Tal" und bei dem kernigen „Im Krug zum grünen Kranze" von Heim. Sturm der Fall. Die vortragkordnung erfuhr durch die Darbietungen von Hofschauspieler Hugo Wal- deck und durch das Tietz-Bläs-r-Quartelt eine willkommene Bereicherung. Waldecks Sprechkunst ist längst geschätzt. Er e.ziclle mit Dichtungen vvn Dahn, Brewrdt, Liliencron nach- haltige Wirkungen. Das dem „Gesangverein der StaatScisenbahnbeamten" angeschlossene Tietz- Bläser-Quartett (Fvh er Maudrich) üb:r- traf sich selbst in seinen aufs feinste abgetönter, Darbietungen mit der Zugabe: „Wie könnt' ich dein vergessen." —b— Dcr Liederabend Elena vcrhardt machte wehmütige Empfindungen rege. Auch diese schön: warme Stimme zollt der Zeit ihr:» Tribut, ist im Abblühen. Oder sind es die Anstrengungen der Nmertkareise der Künstlerin, die sich geltend machen? — Jedenfalls der Schleier eines fast beständigen Tremolo lag über der Stimme und ^beeinträchtigte auch dir Reinheit der Intonation.