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SächsischeSlaalszeilung Staatsan-eiger für den Zreiftaat Sachfen Erscheint Werktag» nachmittag» mit dem Datnm de» Erscheinung»tage». Bezugspreis: Monatlich 3 Mart Einzelne Nummern 1S Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgtrokonto Dresden Nr. 140. Ankündigungen- Die 32 mm breite Grundzeile oder deren Raum 30 Pf., di« 66 mm breite Brundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 60 Pf., unter Ein. gesandt SO Pf Ermäßigung auf Geschäftsanzeigen, Familiennachrichten u. Stellen- gesucht. — Schluß der Annahme vormittags 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, «erkaufSliste von Holzpflanzen aus den StaatSforstrevieren. verantwortlich Mr die Redaktion: I. B.: OberregterungSrat Han» Block in Dresden. Nr. 78 Dresden, Donnerstag, 2. April 1925 Um den republikanischen Sammeltandidaten. Ungeklärte Lage in Preußen. Verhandlungen der Weimarer Koalition. Berlin, 1. April. Zwischen den Vertretern der Weimarer Noa- lition, Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum, haben am Mittwoch Vor besprechungen über die PräsidentschaftSwahl stattgesunden, in denen, wie W. T. B. aus Kreisen der Mitte erfährt, der «Sille zu einer republikanischen Sammel- kandioatur zum Ausdruck kam. Line Entscheidung ist noch nicht erfolgt. Die Verhandlungen werden am Donnerstag vor mittag nieder ausgenommen werden. Man hofft, sie an diesem Tage zum Abschluße bringen zu können. Am gleichen Tage tritt oormiitag? der Par- teiauSIchuß de« Zentrums zusammen. Der Parteivorstand der Demokraten ist zu 2 Uhr nachmittags einberufen worden. Um 3 Uhr nachmittags beginnt eine gemeinsame Sitzung der sozialdemokratischen ReichStagSsraktion mit dem sozialdemokratischen Partei- ausschusse. Wie W.T.B. aus Kreisen der Weimarer Koalition hört, steht sie Kandidatnr Marx im Vordergründe der Erörterungen. Gegenüber anderslautenden Meldungen ist fest zustellen, daß vr. Höpker-Aschoff sein Man dat als preußischer Ministerpräsident nicht zurückgegeben hat; er hat allerdings auch biShrr noch nicht erklärt, daß er den Auftrag zur Regierungsbildung annehmen werde. * TieStellungderSozialdemokratie. Berlin, 1. April. Der sozialdemokratische Parteivor stand, der heute vormittag zu Beratungen zu- sammengelreten war, hat sich, wie die „Voss. Zig." wissen will, im Prinzip sür die Ausstellung einer republikanischen Sammelkandidatur für d.'n zweiten Wahlgang ausgesprochen und gleichzeitig beschlossen, mit den anderen Parteien der Weimarer Koalition über diese Sammel- kandldaiur in Verhandlungen einzu treten. DaS Blatt hält e» nach diesem Be schlusse für sicher, daß sich die drei republikanischen Parteien für vr. Marx als Cammellandidaten einigen werden. * Tie sozialdemokratische Presse schreibt zu einem Teile, so besonders in Sachsen gegen den Rücktritt Brauns zugunsten eines republikanischen nichtsozialdemo- Irakischen Sammelkandidaten. * Der Vorstand der Sozialdemokra- tischen Partei für Westfalen erklärt, daß alle Verhandlungen der Weimarer Koalition von vornherein als ergebnislos zu be- nachten seien, wenn bei Zentrum und Demo kraten die Einbildung bestehen sollte, als ob die Sozialdemokratische Partei, die allein fast doppelt so stark sei wie das Zentrum und die Demo- traten zusammen, in der Frage de» Kandidaten sür die Präsidentschaft in eine Selb stent- sagung rinwillize. * Um die preußische Regierung. Berlin, 1. April. Heute wurden die interfraktionellen Be ratungen über die Bildung der preußischen Re gierung fortgesetzt. Dem allgemeinen Vertangen der republikanischen Parteien nach dem Rück- tritt des neugewählten Ministerpräsi denten und der Neuwahl de» Ab geordneten Otto Braun ist am Mittwoch noch nicht entsprochen worden. Ministerpräsident Höpker-Aschoff war bereit, das ihm aufgetragene Amt schon de»- M nicht anzunehmen» weil auch er sich außerstande sah, eine Regierung auf breiter Basis zu bilden. Er ha te bei ei'» ein Schreiben an den LandtagSpräsidenten fertigaestellt. Am Abend ließ dann die Wirtschaft». Partei durch den Abg. Karl Müller-Franken erklären, daß sie einer Regierung Höpker-Aschoff mit Brau« al» Finanzminister, Severing als Innenminister und Hlrtsiefer al» WohlfahrtSminister et« pvsftvks Bertrauensvoium ausstellen werde. Tie Verhandlungen wurden auf Grund besten auf Donnerstag bis zur endgültigen Klärung der Angelegenheit vertagt. Verhandlungen zwischen Zentrum und Bayerischer Volkspartei? Berlin, 1. April. Dämmert« Bureau meldet: Die Wahrscheinlichkeit besteht, daß der Landtag in den nächsten Tagen aufgelöst wird. Wie wir von unterrichteter Seite hören, ist die Ablehnung der Ministerpräsidentschaft Braun in Preußen am gestrigen Tage durch das Zentrum au» Rücksicht auf die Bayerische Bolkspartet erfolgt. Die Verhandlungen zwischen Zen- Grey sür Len Einschluß Deutschlands in den Sicherheitspakt. England darf keine Jsoliernngspolitik treiben. London, 2. April. Nach einer spät abends veröffentlichten Mel dung sagte de: Staatssekretär ves Äußern Austen Chamberlain in einer Rede am Dienstag bei einer privaten Veranstaltung u. a.: Er sei ein aufrichtiger Anhänger des Völkerbundes und habe großes Vertrauen zu seiner Zukunft. Man sollte den außerhalb des Völkerbundes befindlichen Mächten Vertrauen zu seiner A brit und Zweckmäßigteit einfloßen, damit sie veranlaßt würden, Mitglieder des Völkerbundes zu werden. Auf diese Meise würde der Völker bund mit wachsender Kraft austreten können. Lord Grey fühlte aus, der Geist der letzten Rede Lord Chamberlains im Unterhause sei gut gewesen. Er glaube, daß die Regierung in vor- teilbafter Richtung steuere. Es gebe zwei große Fehler, die begangen werden könnten. Der eine würde eine Politik der Isolierung sein. Es drohe zwar kein Krieg unmittelbar, wohl aber weide ein Wendepunkt kommen, an dem es sich entscheiden werde, ob es in Zukunft Krieg oder Frieden geben werde. Dabei sei folgendes zu bedenken. Nach dem Kriege von 1870 habe der Sieger einen Drei- bund geschlossen gegen den Besiegten. In dieser Tatsache Hase der Keim des Krieges von 1914 gelegen. Wenn die Sieger von 1914 nun das gleiche System des Dreibundes vei folgten, so würden dis Folgen im Laufe der Zeit die gleichen sein. Seines Erachtens habe Chamberlarn das Richtige getroffen, als er bei seiner Rückk.hr aus Genf dem Unterhause sagte, daß die Zunahme der Rüstungen und Vas Vorhandensein bewaffneter Lager in Europa bestimmt zu einem neuen europäischen Kriege führen würde. Dies sei der wesentliche Faktor in der Lage. Aber wenn die Rüstungen nicht fortgesetzt werden sollten, so werde doch eine einfache Konferenz zur Einschränkung der Rüstungen kein Ergebnis haben, bevor nicht dir Frage der Sicherheit erledigt sei. ES sei richtig, daß die Sicherheit nur durch umfassende Vereinbarungen erreicht werden könule. Man könne aber darauf nicht warten. Rußland werde vorläufig nicht in diese Vereinbarungen eingeschlossen werden können. Unter diesen Umständen müsse man zunächst entscheiden, welche» der erste Schritt sei« soll; Sin Protokoll oder ein Pakt. Dieser Schritt müsse durch den Völkerbund unter nommen werde». Der zweite Schritt würde fein, daß Großbritannien, Frankreich und Deutschland sich hieran beteiligen. Chamberlain habe die Überzeugung ausgesprochen, daß es Deutschland mit seine» Vorschläge« ehrlich meine. Heute sei Deutschland hilflos. Aber mau dürfe die Gelegenheit nicht dorüdergehe« lasse». Leu» D«»tschla»d könne tzermdge seiner Vrganlsattvnsfähtgkeit die poten tiell stärkste Ratto» auf de« Ron ttnent werde«. Ma« könne nicht vorwärts- komme», wenn man Deutschland nicht in Rech nung stelle. Man müsse Deutschland «nd Frankreich «nter den Bedingungen der Gleichheit zur Mitarbeit veranlassen. Dann werde man etwas habe», was zu etwas Bolltommenem führen würde. Die Sicher, heil für Frankreich müsse auch die Sicherheit für Deutschland und da» übrige Europa ei »sch ließe«. England dürfe keine Jsolierungspolitik trrib.'n. Es werde nicht eher sicher sein, bevor die Sicherheit für seine großen Nachbarn erreicht sei. Wenn er Chamberlain richtig verstanden habe, so glaube dieser, daß jetzt eine Möglichkeit vor handen sei, mit der Erfüllung dieser Vorbedin gung anzufangen. Zum Schluffe sprach Grey seine Freude darüber aus, daß die jetzige Regierung im Begriffe sei, praktisch mit dem Völkerbunde zusammenzuarbeiten und einen Schritt zu tun der vielleicht zu einer internationalen europäischen Politik führen und einen umfassenden Plan zeitigen werde, wie eS ihn bis jetzt nicht gegeben habe. * Keine Abberufung Sthamers. Berlin, 2. April. Die „Deuische Allgemeine Zeitung" schreibt: Die Pressemeldungen aus Paris, daß da? Auftreten des Botschafters Sthamer in London ein Mißtrauen der englischen Regierung gegen die deutschen Anregungen in der Sicherheilsfrage hervorgerufen, daß die Reichsregierung den Botschafter daraufhin des avouiert habe und daß seins Demission er wogen werde, sind unrichtig. Wichtig ist, daß sich an die letzte Rede deS britischen Außenministers dtp loma tisch «Unter haltungen geknüpft habe», wie dies an einem so bemerkenswerten politische« Ereignis ganz natürlich ist. Bei diesen Unterhaltungen ist im Rahmen deS mit dem Sicherheitsproblem zusammenhängenden Fragenkomplexes namentlich auch über die Ost fragen gesprochen worden, die in den Ausführungen ShamberlainS »ine be sondere Rolle gespielt hatte». Eine Ände rung o der Erweiterung der ursprüng liche« deutschen Anregungen ist dabet weder von alliierter Seite gefordert, noch von deutscher Seite angeboten woror». Die in der Meldung aus Paris auf- gestellte Behauptung, daß eine von englischer Seite erwartete Antwort von deutscher Seite wegen der deutschen PräsidentschaftSwahle« all-^ gemein verzögert worden sei, ist vo'lkommen falsch. . Das vom „Vorwärts" wiedergegebene angeblich in eingeweihten Kreisen London» verbreitete Ge- rücht, daß die deutsche Regierung in London wegen der Erwerbung von Angola «nd Mozambique sondiere, entbehrt, wie uns von maßgebender Seite mitaeteilt wird, feder Grundlage. trum und Bayerischer Volkspartei übe* die bayerische Beteiligung an der Kandidatur Marx für die Reichspräsidentschast beginnen am Donnerstag. Ministerpräsident Held hat bereits erklärt, nicht wieder kandidiere» zu wollen. Au- diesen Rücksichten heraus sieht sich das Zen» trum vorläufig nicht in dec Lag?, für einen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten einzutreten. Das deutsch-spanische Handels abkommen im Ansschuß gefallen. Berlin, 1. April. Im Reichstagsausschuß für Handels verträge siel heute die Entscheidung über das deutsch-spanische Handelsabkommen. Mil 17 gegen 5 Stimmen bei 6 Stimmenenthal- tungen wurde das Abkommen abgelehnt. Für den Vertrag stimmten je 2 Vertreter des Zentrums und der Deutschen Volks- Partei und ein Demokrat, dagegen 7 Deutschnationale, 2 Kommunisten, 2 Zentrumsleute, 1 Volksp art eil er, 1 Demokrat» 2 Vertreter der Wirtschaft lichen Bereinigung und 2 der Bayeri schen BolkSpartei. Die K Sozialdemokraten enthirlten sich der Abstimmung. Ehe es zur Abstimmung kam, wies die Re gierung nochmals auf die volkswirtschaftliche Bereu- tung des Abkommens hin. Für die Sozial demokrat,« erklärte Abgeordneter Dißmann, daß die sozialdemokratische Fraktion den Hilfs- maßnahmen für die Winzer unter dem Vorbehalt zustimme, daß eine genaue Bezeichnung der Schäoen festgelegt wird. Die Sozialdemokratie müsse jedoch ver lange», daß die Regiernngsparteien bei drr Abstimmung sich zu einer klaren Stellung nahme bekenne», daher würden sich die sozial demokratische« Vertreter drr Stimme enthalten. Angenommen wurde dann eine Ent schließung, tn der die Reichsregierung ersucht wird, sofort mit der spanischen Regierung in nene V er Handlungen über den Abschluß eines Handelsabkommens ein,»treten und ein solches Abkommen nur dann abzuschli.'ßen, wenn a) die materielle Meistbegünstigung für alle Erzeugnisse drr deutschen Industrie, b) ein ausreichender Zollschutz für die deutsche Landwirtschaft, insbrsonderr den deutschen Wein-, Obst- und Gemüsebau erreicht wird. Protest -er Industrie- und Handels kammer Düffeldorf. Düsseldorf, 1. April. Die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf richtete an die zuständigen aml- lichen Beniner Stellen sowie an die Neichtags- abgrordneten folgende Drahtung: Die Annahme de? spanischen Abkommens im Reich lag ist unbedingt notwendig. Anderenfalls sind Einschränkungen der Pro duktion urd Arbeitcrenttassungrn unvermeidlich. Eines der wichtigsten uns gebliebenen Absatzgebiete ist für immer verloren und dir deutschen Kaufleute in Spanien sind ihrer Existenz beraubt. Eine Ablehnung würde die fremde Konkurrenz in Spanien unter stützen und außerd.m allgemein auf die HandelsvertragSverhandl ungen ein- wirken. Das Wiederaufnahmeverfahren gegen Urteile bayerischer Volts gerichte. Berlin, 1. April. Der RechtSaurschuß des Reichstage» beschäftigte sich mit dem von der Soztaldewo- traiischen Reich St ogS fraltion eingebrachten Gesetz entwurf über die Wiederaufnahme de»