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Sächsische Staatszeitung : 21.02.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192502213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19250221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19250221
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-02
- Tag 1925-02-21
-
Monat
1925-02
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 21.02.1925
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Seile S zu Str 4L Sonnabend S1 Februar >S»S Poeges Widerrufe. Leipzig, 20. Februar. Im Tscheka-Prozeß wird zunächst iu der Vernehmung des Angeklagte« Poege fortgefahren. Er wird vom Vorsitzenden auf- gefordert, sich über die Erledigung des Rausch zu äußern. Pvege berichtet Gisführlich über alle' Einzelheiten, soweit er daran beteiligt war. Dabei ergeben sich verschiedene Widersprüche zwischen seiner Aussage und der des Angeklagten Neu- mann. Es entwickelt sich eine rege Auseinander setzung zwischen Verteidigung und Vorsitzen den. Poege versicherte, er habe die Erledigung des Rausch niemals ernst genommen. Vors.: Warum haben Sie Rausch nicht von der Absicht Neumanns in Kenntnis gesetzt? Poege: Damit Neumann nicht mißtrauisch wurde, ich nicht etwa denselben Weg wie Rausch gehen mußte, da ich ja verpflichtet war. Als Rausch jedoch die Andeutung machte: „Ich werde jetzt alles der Polizei Mitteilen", hatte ich keine Sympathie mehr für ihn. Nach Ausführung der Tat begaben wir uns zu Jnlorf, der illegalen Wohnung der Margics. Vors.: Warnm haben Lie Neumann iu der Vornntkrsuchnng so schwer belastet? Poege: Das ist aus Haß geschehen; ich nehme diese Aussagen setzt wieder zurück. — Der An geklagte Reumann nist: Unerhört: Dieser Zwischenruf blieb vom Vorsitzenden ««gerügt. Infolgedessen kam es wieder z« einer sehr erregten Auseinandersetzung zwischen Ver teidigung, Vorsitzendem und Reichsanwalt, wo bei den Rechtsanwälten vr. Samte, und Vr. Wolfs mehrmals das Wort entzogen wurde. Poege hat iu der Voruntersuchung auch den Angeklagten Margies schwer belastet, indem er ausgcsagt haben soll, Margies habe zu ihm gesagt: „Wenn Ihr die Kugeln ab gefeilt hättet, wäre Rausch tot". Diese Aussage nimmt Poege jetzt ebenfalls zurück. Er will sie nur gemacht haben, um den Wünschen der Polizei gerecht zu werden. Nach einer kurzen Pause geht der Vorsitzende auf die verschiedenen Widersprüche in der Aussage des Poege ein. An Hand einer Karte wird festgestellt, an wel chem Ort die einzelnen Angeklagten, welche in den Fall Rausch verwickelt sind, bei Verübung der Tat Posten gestanden haben. Vors.: Nach Erledigung des Rausch hat Neu mann dem Helmuth einen Bericht erstattet? Poege: Jawohl. Neumann hat mir das mitgeteilt, es soll ihm darauf Geld an geboten worden sein. Es kommen sodann die Fälle Stinnes, Vor ig und Zehnpsund zur Besprechung. Poege: Zum Fall Stinnes bemerke ich, daß »ch uach Mülhnm gefahren bin, um mit den B^ >iensteteu des Stinnes Fühlung zu nehmen und daraus die Lebensart des Stinnes feststelle:: zu können. Weiter weiß ich von dieser Angelegenheit nichts. Darauf sollte ich die Wohnung des Borsig ausfindig machen. Ich stellte dieselbe auch fest. Weiter weiß ich von diesem Fall ebenfalls nichts. Der Vorsitzende fragt den AngeN Poege ferner woher er die Einzelheiten über die c,g«»t- s«tionr» der KPD weiß. Poege: Aus einer mir ,»gestellten vroichüre, betitelt „Das wahre Gesicht der kommnnistcn". Der Reichsanwalt übergibt hierauf dem Vor sitzenden diese Broschüre. Ter Verteidiger vr. Wolff bezweifelt die Identität dieser Bro schüre mit der, welche dem Poege zugcstcllt sei, da eS davon mehrere gebe. Poege gibt jedoch zu, daß es die richtige sei. Verteidiger vr. Wolff: Der Angeklagte Poege hat seine Informationen nicht nur aus der Bro- schüre, sondern auch von der Polizei während seiner Untersuchungshaft. Im weiteren Verlauf der Verhandlung versu chen die Verteidiger, durch verschiedene Fragen die Glaubwürdigkeit seiner Aussage z« erschüttern. Ter Vorsitzende erwähnt, Poege de« Skoblewskt, als ihm dieser i« der Untersuchungshaft dreimal gegenüber- gestellt wurde, als Hrlmnth bezeichnete. Poege: Da habe ich eben dreimal gelogen, ich kenne den Skoblewskt nicht. Im Anschluß an diesen Widerspruch entwickelt sich wiederum eine längere Debatte, wobei die Verteidigung wieder versucht, die Aussagen des Neumann unglaubwürdig zu machen. Nach längerer Pause wird mit der Vernehmung des An geklagten Poege fortgefahren. Senatspräsident Niedner zu den Verteidigern: Poege gibt im wesentlichen zu, daß er seine Aus sagen in der Voruntersuchung aufrechterhalte, nur widerrufe er die Anschuldigungen gegen seine Mit angeklagten. Es ist deshalb notwendig, daß man mit der Verlesung der Schriftstücke an Poege während der Untersuchungshaft be ginne. Die Verteidiger ziehen sich zur kurzen Beratung zurück und Rechtsanwalt vr. Rosen feld verkündet, daß die Verteidigung sich mit dem Vorschlag einverstanden erkläre und nur bei wichtigen Punkten unterbrechen werde. Nach einer kurzen Dauer dieser Art Vernehmung beantragt jedoch Vr. Wolf, daß in der alten Weise fort gefahren wird. Diesem Antrag wird auch vom Vorsitzenden stattge geben. Poege berichtet weiter ausführlich über die einzelnen Fälle, soweit er eine Rolle dabei gespielt hat, wobei er einzelne Mitangeklagte mehr oder weniger belastet Da der Angeklagte Neumann dem Gang der Ver. Handlung nicht mehr zu folgen vermag, wird von der Verteidigung beantragt, die Verhandlung abzubrechen. Diesem Antrag wird stattgcgeben und die Verhand. lung auf Sonnabend vertagt. Hommen der Streitschrift der Bereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände gegen den Achtstundentag, erschienen Ende Juli 1924! (Stürmisches Hört, hört! links.) Die bisher «ur versprochenen Entschädigun- -e» »»ßte» baz» herhalte«, >m beu Kamps gegen den Achtstundenlag tm «ergba« ,» stärke»! Das Zttat stammt aus der „Leut- jchen vergwerkszeitnng" und ist er schienen am 28. Januar, eine» lag, bevor man durch den Vorstoß der Sozialdemokratischen Fraktion erfahren hat, daß alle Beträge be reits anSgezahlt find. Die Denkschrift sagt, die Regiemng hätte sich in einer Zwangslage befunden, Sie hat so viel Geld gehabt, die Kasse war so flüssig, daß sie bezahlen mußte. Ich weiß nicht, ob außer dem Verfasser der Denkchrift jemand diese Meinung teilt, vr, v. Schlieben und vr. Luther haben am 2t. September im Aufwertungsausschuß des Reichstags erklärt, welch ungeheure Schwierigkeiten einer Aufwertung gegen überstehen. Herr Luther hat damals erklärt: Die Verzinsung der Kriegsanleihen ist eine nnmögliche Vorstellung. Unter das «ns- wertnngsproblem müsse endlich ein Strich ge macht werde«. Herr v. Schlieben als kktatreferent, also als der bestinformierte Finanzmann der Regierung, hat die Ans- Wertung der Kriegsanleihen als abso- lnt unmöglich erklärt und hat da? zahlen mäßig bekräftigt. Er hat auch erwähnt, welche künftigen Verpflich' tungen dein Reich noch bevorstehen. Und darunter hat er auch einhundert Millionen für die Ruhrschäden genannt. (Hört! Hört! links) Was ist seitdem ei »getreten, um Herrn v. Schlieben zu überzeugen, daß statt 100, 700 Millionen ausgezahlt werden könn ten und müßten? ES wäre ebenso unerträglich wie die gesetzlosen Ausgaben selbst, wenn die Reichsregie- rung sich zu einer neuen Methode entschließen wür- de, dem Reichstag falsche und irreführende Angaben zu unterbreiten. (Stürmische Zustimmung links.) Die Regierung hat in ihrer Denkschrift auch eine Lgnze gebrochen für das notleidende Ruhrkapi- tal. Wir haben Mes Mitleid mit diesen Herren. Wir bemitleiden sie darum, daß sie es über sich ergehe« lassen mußten, ihr Aktienkapital und ihre Reserven in de« letzten Jahre» um 4« Pro zent erhöht zn sehen. Wir bemitleiden sie darum (Zuruf rechts: Lank sehr!), daß Anga ben, die Leistungsfähigkeit des Rohrberg, bans gegenüber -er Vorkriegszeit um 33 Pro zent gestiegen ist, die Produktionsmöglichkeit derHochöfe« um «v Prozent »nd der Martinöfen sogar um 4b Proze«t. Wir haben vor allem Mitleid mit Herrn Thyssen, der sich in Amerika Geld borgen muß, und der sei« Vermögen, das vor dem Krieg 2ü» Millionen betrug, jM auf «ur SRI Millionen mgibt. In der Denkschrift steht nicht, was die Ruhrindu- striellen außer den 700 Millionen, noch er- halten haben. Die Sozialdemokratische Fraktion wird sich bür,» nichts abhalten lassen, im Untersuchungs ausschuß auch darüber restlose Klarheit herbei zuführen. Wir werden dabei auf die Tatsache stoßen, daß der Bergbau an Lohngeldern 316 Mil lionen, für Materialaufwand 250 Millionen, ins gesamt 600 Millionen erhalten hat, und außerdem die gewaltigen Kredite von der Reichsbank. Auch bei vorsichtigster Prüf««« ist festzn- stellen, daß der Bergbau aus Überpreisen, Miuderlöhue«, vermehrter Arbeitszeit und z« hohe» s»tschädtgu«g^bl trägen mehr als »v« MillionenGoldmark erhalten hat. Auf de« Rirumzechen sind 7VW Arbeiter und Ange, pellte um ihre Existenz gekommen, die Berg, Werksgerichte lehne» jede Entschädigung ay und die Relchsregierung tut «ich«?, um diese Menschen, die für das Reich ei», getreten sind und vo« d««e» viele nichz ei«mal Erwerbslosenuvterstützung er. halte«, vor dem nackten Bettel zu bewahre« (Hört, hört! links.) Zu unserem Antrag auf Einsetzung eines Untersuchungsausschusses stellen wir noch den Zusatzantrag, daß dieser Ausschuß das Recht haben oll, uninteressierte Sachverständige hinein- suziehen, denn anders ist eine volle Klarheit nicht ^u erreichen. Mit der Einsetzung des Untersuchungs ausschusses ist unsere Ausgabe nicht erledigt. Wir verlange« bei der Finanzlage des Reiches, bei der Notlage deS ganzen deutsche« Volkes, daß diese Beträge zurückgegeben werde«, «nd wir werden nicht ruhen, bis dieses Ziel erreicht ist. (Yeisall link», Lärm rechts.) Gerade von den Teutschnationaleu hätte ich er- wartet, daß sie dieser Forderung zustimmen werden, denn hier sind die Mittel, mit denen man auf- werten kann, ohne den Reichshaushalt und die Währung in Gefahr zu bringen. Was uns heute beschäftigt, ist nur ein Ausschnitt aus dem Kapitel Ruhrhilfe, aber es ist eins der schlimmster: Kapitel der deutschen Geschichte. Der Abbruch des passiven Widerstandes wurde eingeleitet mit dem Versuch von Hugo Stinnes usw., den General De- goutte mit seiner Armee zum Kampf gegen die deutschen Arbeiter zu gewinnen. Das war der erste Akt. Der letzte Akt richtet sich nicht nur gegen die Arbeiter und Angestellten, diese Enlschä- digungszahlungen richten sich gegen das ganz« deutsche Volk. (Lebhafter Beifall und Hände klatschen link) Ein gemeinsamer Antrag der Deutsch nationalen, der Deutschen Boikspartei, des Zentrums, der Bayerischen Volkspariei und der Nationalsozialisten will den sozialdemokra tischen Antrag dahin abändern, daß der Unter- suckungSausschuz feststellen soll, ob diese Ruhrgelder wirklich gesetzlos ausgezahlt seien und daher eine Rückerstattungspflicht vorlieae. (Lachen links.) Abg. vr. Eremer (Disch. Bp.) gibt im Namen dieser Parteien eine Erklärung ab, die die Aus zahlung der 700 Mill, als unbedingt notwen dig zur Verhütung einer Massenarbeitslosigkeit be zeichnet und sich im übrigen mit der Einbringung des Jndenlnitätsgesetzes zufrieden gibt. Es wird beantragt, Denkschrift nebst JndemniEsoorlage dem Haushaltausschuß zu überweisen. Auch die Demokraten haben die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses beantragt. Reichskanzler ür. Luther (mit Zurufen der Linken empfange«): ES handelt sich bei de» 7«« Millionen um de» Gesamtbetrag, ber an Entschädigung im be setzte» Gebitt gezahlt worden ist, «ad »war a» viele tausend Geschädigte, vr. Hertz sagte, daß man niemals beabsichtigt habe, Rhein- und Ruhrland zu einer Rrparnrion^ Provinz zu mache«. Mil dem «ort ist eS aber nicht getan, wen« man da» nicht will, m»tz man in dem Augenblick, wo man kann, a«ch das wiebererstatten, waS dieses Land für die Gesamtheit de» deutsche» Volkes vorgelegt hat. (Andauernde Zwischenrufe link».) Über die Frage der Gutschrift der deutsche» Leistungen auf Reparationskont» habe« wir »och «icht den erwarteten Erfolg erreicht. AlS der Ha«ptaussch«ß zu den materielle« Fragen kam, hat Finanzministcr v. Schliebe« als erster Redner die Denkschrift ««gekündigt. (Lebhafte Rufe der Soz.: Nach Empfang un seres Schreibens!) Jetzt nachträglich lasse» sich die Tinge leichter beurteilen als damals in der so kritischen Zeit. Nur wenn man alle diese Dinge im Zu sammenhang sieht, kann man die Handlungs weise der Regierung als berechtigt a«erke»»c«. Ter Reichstag ist damals in de« Ferien ge wesen, zeitweise war auch keine Regierung da, der Überwachungsausschuß hat in einem Sh»- lichen Falle, bei der Erhöhung der Beamten- gehälter, es abgelehnt, sich mit derartige« A«- gclegenheitc« zu befassen. Tas Reichssi«a«z- ministerium ist immer bestrebt gewesen, auf gesetzgeberischem Wege seine Arbeite» zu er ledigen und damit vor de« Reichstags trete«. Tie Zahlungen a» die Rnhriudustrie sind er folgt, um die Arbeit im Ruhrgebiet aufrecht zuerhalten. Nur durch diese Zahlungen ist es gelungen, das Ruhrgebiet beim Reiche zu er halten. In dem Augenblick, wo das deutsche Volk imstande gewest» ist, die Zahlungen zu leiste«, mußten sie auch abgesührt werde», über die Höhe der Ausgaben wird die Regie rung im Ausschuß jede Auskunft Peden. Es sind nur Zahlungen geleistet worden, die sowohl nach der juristische« wie der politischen Seite jeder Nachprüfung standhalle«. Ls ist eine Irreführung der öffentlichen Meinung, wenn man behauptet, daß die Zahlungen nur an einen Deil der Bevölkerung rrsolgt sind. In Wirklichkeit sind sie dem gesamten Wirtschaftsgebiet zugesllhrt worden. Abg. Frau Gohlke (Komm.) bezeichnet es als einen Schwindel, den Reichstag als eine Volks vertretung zu bezeichnen. Die Abgeordneten ein schließlich der Sozialdemokraten feie» nur Mario netten der Schwerindustrie ebenso wie die Regie rung. Tie Sozialdemokratie sei mitschuldig an dem Raubzug zugunsten der Schwerindustrie. Tie stolze Patte: Bebels sei auf den Barmat-Hund gekommen. (Beifall bei den Komm.) und zwar in der damals vorliegenden, «och ftineSweg« endgültigen Fassung, die erst auf Grund der Karlsruher Erfahrung,« gewonnen werde« konnie. Da» Zustandekommen der Karl?- vrher Aufführung«« ist zum großen Teil den tat- kräftigen Bemühungen meine» 1924 in Baden- Baden verstorbrnen Freundes Waller Steinkauler zu danken. Dresden, im Februar 1925. S. Lewicki. «ircheumufikoftektor Bench«rb Pfmmstiehl, der seit 1912 da» Amt de» Organisten an der Kreuz- Hrche beileidet, begeht am heutigen 21. Frbuar ein Jubiläum besonderer Art — eS find am heutigen Tage 50 Jahre verflösse», daß er alt Drei- zehnjähriger sei« erste» öffentliches Konzert «ad. (Er spielte damals den Klavierpart de» O-woU-KonzertS von Mozart). Der blinde «ünstter — er verlor als Eäuglmg nach ewer Scharlach- erlrankung das Augenlicht — hat eine reiche uod bedeutsame Wirksamkeit entfaltet. Er wurde am (8. Dezember 1861 in Schmalkalden geboren. Mit 8 Jahren kam er auf da» BUndruinpiiut i« Leipzig, Schon im jugeadlrchsten Alter erregte er durch seine enorme Technik und seine musikalische Reife allenthalben die größte Bewunderung. Im An- fang war sein Hauplinstrument dat Klavier. Später begann er mit dem Siudtum des Orgel- fpiels. 1879 trat er zum erstenmal in Leipzig Ä» Orgelspieler an die Öffentlichkeit. In den nächsten Jahren konzertiere er vielfach in- und außerhalb Leipzig» unter großem Beifall als Pianist und spielte Klavierkonzerte von Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Liszt und viele» andere Auf den Rat von Liszt legte er aber mehr und mehr de« Schwerpunkt auf das Orgel,ptel. Liszt zeigte für de» junge» Künstler ein g'vße» Iniereffe und hat e» ihm solange, er lebte, bewahrt. In der Paulinerkirche ließ er sich von ihm größere Orgelwerke vorspielen Dieselbe aufmunternde Anerkennung sand er bet den bedeutendsten Schülern Liszt» — Siloti, Friedheim, Starenhagen, Ansorge, Busoni, Sophie Menke, sowie durch Hans v. Bülow und Peter Tschaikoweky. — In Berlin wurde er bei den JahreSprüfungrn an der Hochschule für Musik drei- mal preisgekrönt. AlS erster spielte er die Werke der neuen französischen Org-lschule (Guilmant, Cäsar Franck, Wider, Boellmann, Bierne usw.) und eröffnete damit der deutschen Orgelkunst ganz neue Peispektiveu. Pfannstrehl steht am Ein gänge einer neuen, fruchtbaren Epoche der deut- sche» Orgelspieltunst, als einer, der am meisten mit dazu bei^etragen hat, sie herbetzuführe«; er hält auch den Vergleich mit den besten Orgel spielern der jüngsten Generation aus, mit denen er rastlos weiterstrrbt. »Werdende Reife-. Im vierte» seiner bio logisch-» Vorträge behandelte vr. Muckermann da- für unsere Zeit besonders wichtige Thema der Entwicklung der jugendlichen Menschen im Pubec- tätSalter. Ausgehend vo» der Verschieden«,ttg- leit der jeweiligen körperlichen Organisation, empfiehlt er den Eltern «nd Erziehern einen möglichst indwioualtsieienden Standpunkt. Den natürliche«! Trieb gewaltsam eindämmen z» «ollen, wäre verfehlt: eS gilt vielmehr, ihn in gesunde Bahnen zu leite«. Mit Verständnis und Lieb« müsse man sich dem Mysterium des Reifen» nähern. Welchen Weg ver AlSwirkung die Stoffe der inneren Sekretion sich schaffen, sei für die gesund: Entwicklung dkS Jugendlichen von außer ordentlicher Bedruiung. Vorzeitige, von außen kommende Reize müßten ebenso vermieden werden, wir allzu große Prüderie. Am beste« gedeiht der Heranwachsende in einer Atmosphäre absoluier Offenherzigkeit, die ihm das Natürliche als natürlich erscheinen läßt, es nicht mit d-m verlockende« Nebelst leier oe» Geheimnisse- umgibt. Auch da« Gewagteste kann man dem Kinde in einer Form sagen, die da? Schamgefühl nicht verletzt. Mög lichst lang« Enthaltsamkeit sei allerdings ein Gebot der körperlichen und sittlichen Selbsterhaltung, insbesondere beim Mädchen, das in unseren Zonen erst mit etwa 23 Jahren in das Stadium der wiiklich vollendeten Reife eintrete. Als richtig empfahl der Vortragende Belehrung über die schrecklichen Folgen eines ausschweifende« Lebens- warkdelS durch Führung in Museen. Vorbildlich sei m dieser Hinsicht namentlich da» Dresdner Hygienemuseum. r «ode» MuseumSpläue ««d Georg vier««««. Der Gedanke eine« Asiatische« Museum« in Berlin- Dahlem, der von dem Vater dieser Ide«, Wilhelm v. Bode, so eifrig verfochten wird, ist bekannt- tich vielfach auf Widersprüche gestoßen und hat »ur Aufgabe de» Dahlener Museum» für diese Z«ecke geführt. Di« Ge-enzründe beleuchtet mm Prof.Georg Bierma«« tm.Lieerone* in einem Aufsatz, in dem er zugleich den hohen Wert der statt besten geschaffenen Neuoidnuog betont. Gegen die Einfügung der islamitischen Kunst in das Asiatische Museum hat sich der Schöpfer der isla- «itrsche« Abteilung de» Kaiser Friedrich-Museum», Prof. Sarre, ausgesprochen, den« auch dieser hervorrazenoe Kenner steht «uf dem Standpunkt, d«) die Kunst de» Islam« nur zu einem ver- schwindenden Teil zum indischen und oilasiatischen Kunstkreis, in ver Hauptsache aber zur Mittel- meerkultur gehört. Scheidrt der Islam aus, dann wird einer ver wichtigsten Teile des Asiaii- schen Museum» genommen, und die Verlegung nach dem enifernten Dahlem erübrigt sich, da für alle «»deren Abteilungen im Zentrum v?Uin» reichlich Platz vorhanden ill» nachdem das alle Kunstgewerbe-Museum geräumt wurde. Biermann hebt hervor, daß die Idee des Asiatischen Museums unterdessen der Verwirklichung schon sehr nah: gerückt tst. Das frühere Völkerkundemuseum, da» durch eine« besonderen Berbi«dung»bau mit der tm Erdgeschoß des alten Kunstgewerbe-MuseumS bereits so glücklich ausgestellten ostastatrschen Kunflabteüung verbunden werden wird, befindet sich zurzeit dr «mein grandiosen Umbn», d«« et» wahrhaft künstlerischer Instinkt leitet. Hi«, wird in Kürz« di« Welt Asien» — ohne den Islam, der, wie gesagt, eine andere Anlehnung nölig hat — so eindeutig zu ihrem Rechte kommen, daß diese» Museum eins de, schönsten, lebendigsten und meistbesuchten vo« Berlrn werden dürfte. Mit einem Geschmack, de» aus den Er fahrungen de» letzten Jahrzehn!«"museumsttch- nisch gelernt hat, wird hier das große künstlerische Erbe Asien- lebendig gemacht, in dem man den reichen Bestand des ehemaligen Bötterkavde- Museums mit seinen Schätzen au» Zeutralasie«, Judien, Indonesien, Siam in stärkste, Sichtung d » lünstlnisch und wissemchaftlich allein Bedeut samen mit dem Oftasiatische« Museum Kümmels vereint. Und daß, von diesem Gesamtkomplex au», auch eine Verbindung zu den prähistorische» und ethnographischen Schätzen der NaturvöÜer geschaffen wirr, die den obere« Stock dieser beiden Museen i« ganz neuer Aufstellung füllen sollen, gibt de» hier verwirklichten Gedanken ei« so unerhörte Perspektive in» Universal«, daß nur Laien diese» Projekt mit dem Bodeschen Pla« für Dahlem in einem Atem nennen können." Kn»srrftichl»»i«tt i« Im Mittlern: Oberlicht- saaie sind folgende, der Sammlung al« Geschcnkc zugegangeß« Mappenwerle antgeftettl: l »ünstlerfpendc sür den drulschen Wald, L Emil vrltk, Echausplelerbildnisse aus der .Büchse der Pandora«, L Ernst Mbticr-Graef«, Uistein»e>chnunge», Studien in den Wandgemälden ta der Heldengedächtniskapalle in Annaderg» 1 Otto Schubert, .Bei uns", S. Edmund Schaefer, Erzählungen aus dem Orient. Sächsischer ikaastdereia ,, IreNn«. Brihlsch« Terra«». Den Mtulpunkt »er gegenwärtigen «nsslelinng bilde« eine Gruppe von Wetten junger rheinischer Künstler .Das junge Rheinland' (Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik). Außerdem SonderauSftellungen von: Rudolf Bernhard Adam, Dresden, Artur Gläser, Dresden, Kranz Lenk, Dresden, On» «va, Dresden, Johanne« Thiel, Freiburg t. Johanne« »alter Surau, Berlin Elnzelwette hiesiger und au-warliger Künstler Gemälde. Plastik, Graphik, »unstgewerbe. «eSstnet WetttagS von w bis S, Sonntag« »im Hit bi» Hit. Eintritt S0 Pf. Knnil«n»ß»tt»»g<« «m» Michler. Prager Straße IS. In den Oberlichisäle« »nd der Büchefttube .Theater.Im. pressi»»»,- von Ernst Sternchlerli», wmle Zeichnungen von vr. »ml »onf Dresden Im Graphischen Kabinett Erich «rlm^Aünchen. ««»stlerlscha B«r,»st«lt»ng»ch der »vch^: Sonnabend, a», «den»» hh» Uhr Prager Ekage iS: Kurt Hey,icke liest eigen« Dichtungen.
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