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Sächsische Staatszeitung : 07.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192501078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19250107
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19250107
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-01
- Tag 1925-01-07
-
Monat
1925-01
-
Jahr
1925
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 07.01.1925
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Veite 2 zu Nr. 5 — «»»ftsch- «taatsreitung — Mittwoch, 7. Januar IV2S versuch einer «d,,»a,teittche» «««terung entweder M AsU drdtge», oder ater, *»e« »rein »och in der «erqMnn, mit Preobc», z» »Arm Part«it»bi»«tt der «echten sich »«S»»chse« t» l«ssen, so »>ssk" sie de lehrt Verde», dtz da, Sen- tru» ihre Manöver durchschaut und jiir etue derartige Umwertung der Werte und Begriffe nicht zu haben ist. «ine überpartei liche Regierung kann nur dann einen Sinn haben, wenn versuche, sie parteipolitisch einseitig festjulcge», unterbleiben oder abgewiesen werden, «ir unsererseits denken jedenfalls weniger denn jje daran, «ufere klare Linie i»der«»hen. »nd Innenpolitik derfchitbe« oder verwirren zu lajsen. Ähnlich Lutzcrt sich der Berliner Bertreter der »Kölnischen Volkszeitung", der seinem Blatt «m Dienstagabend einen längeren Artikel drahtet, der sich scharf gegen die beiden Rechts parteien wendet nnd der Deutschen Volks- Partei attestiert, daß sie durch ihren Starrsinn die Regierungskrise heraufbeschworen habe. Die Konferenz der interalliierten Finanzminister. Die Vertreter der Alliierten. Paris, 6. Januar. Die Konferenz der interalliierten Finanzminister wird morgen nach mittag ^4 llhr beginnen. Die franzö sische Regierung wird auf der Konferenz durch den Finanzminister Clementel vertreten, der vom stellvertretenden poli- tischen Dirrllor im Außenministerium Seydoux und dem Generalsekretär der Finanzkommission der Reparationskommission Aaron sowie dem Re ferenten für deutsche Angelegenheiten im Finanz- Ministerium Dayras unterstützt wird. Tie bri tische Delegation wird vom Schatz, kanzlec Churchill geführt, der heute nach- mittag um 4 Uhr in Paris eintras. Dir italienische Delegation steht unter der Leitung des Finanzminiflers de Stafeni der vom langjährigen Vertreter Italiens in der Repaiationskommisüon Salvago Raggi unterstützt wird. Tie beiden Delegierten sind heute nach- mittag ebenfalls in Paris eingelroffen. Bereits heute vormittag ist der Führer der belgischen Delegation Ministerpräsident Theu- niS hier eingetroficn. Tie amerikanische Delegation setzt sich aus dem ameri kanischen Botschafter in London, Kellog, dem amerikanischen Botschafter in Paris, Herrick, und dem Beobachter in der Reparalionskomnussion Logan zusammen. Japan wird durch seinen Botschafter in Paris, Vicomte Ishii vertreten, Polen durch den Delegierten in der Reparationskommission Morozowski, Rumänien durch seinen Finanzminister Bra» tianu, Portugal und sie Tschechoslowakei durch ihre Gesandten in Paris, Griechenland durch den ehemaligen Finanzminister Tsuderos. Der englische Schatzkanzler Churchill und Finanzminister Clementel werden morgen vormittag vor Beginn der Kon ferenz dec alliierten Finanzminister eine pri- vate Besprechung haben. * Die Themen der Beratung. Paris, 6. Januar. Auf der morgen beginn:nd:n Konferenz der alliierten Finanzminister werden drei Fragen de» -«upigegenfland oer Be ratungen bilden: dte Verrechnung der sapungskosten, die Verrechnung der finanziellen Ergebnisse der R»hroktu- pation und die amerikanischen An sprüche auf die Erstattung seiner Re» paratis n-fordernngen aus dem Dawes- pla ». Die Frage der Besatzungskosten wurde bekanMlich durch ein Abkommen vom 11. März 1922 geregelt, in dem die Barkosten der mili tärischen Okkupation aus die Summe von 160 Millionen beschränkt »vorden sind. Deutschland ist außerdem die Verpflichtung auferlezt worden, den Besatzungstruppe» Wohnung, Benutzung der Ver kehrsmittel usw. zur Verfügung zu stellen. Der Wert dieser Sachlieferungen wird auf 120 Millio nen Goldmark veranschlagt, sodaß dis Gesamt- heil der Besatzungskosten sich auf etwa 280 Millio nen Golomnk beläuft. Der DaweS plan sieht bekanntlich vor, daß diese Besatzungskosten sowie die 92 Millionen Goldmark, die sür den Zinsen- und Nmortisationidienst der 800 Millionen- Anleihe erforderlich sind, aus den deutschen Jahreszahlungen bestritten werden sollen. Es ergibt sich daraus, daß die alliierten Mächte in hohem Maße dnan interessiert sind, dir Kosten der Okkupation im Rheinland auf das durch die militärischen Erfodnniff: bedingte Mindestmaß herabzusetzen. Bei der Verrechnung der finanziellen Ergebnisse der Ruhrbesetzung macht sich ein Gegensatz zwischen der englischen und der französischen Auffassung geltend. Tie englische Auffassung geht dahin, daß die Kosten der Ruhrotkupation und die der Regie ausschließlich durch die Sachlieferungen, die im Laufe ihrer Tätigkeit erzwungen werden konnten, zu decken seien, wogegen die Franzosen und die Belgier auch die Bargeldzahlungen sür dieselben in Anspruch nehmen wollen. Schließlich wird sich di: Konferenz über das Recht der Bereinigten Staaten auf Reparationen auszusprechen haben. Die amerikanischen Forderungen besteh:» aus 1072 Mill. Goldmark für die Besatzungskosten und aus einem noch nicht festgesetzten Betrag sür die Repara tionen. Tie Amerikaner sind geneigt, die Zahlung des Gesamtbetrages auf die gleiche Zeitdauer aus- -»dehnen, die gemäß einem früheren Abkommen sür die Rückzahlung der amerikanischen Be satzungskosten vorgesehen wurde. Auch die Regelung der interallierten schulden wird zu offiziösen Besprechungen zwischen den Vertretern von Frankreich, England, Belgien und Italien Anlaß geben. Von ameri kanischer Seite wird gemeldet, daß auch die Ver- treter der Vereinigten Staaten an diesen Be- sprechnngen teiknehmen werden. -i- Ter franMsH-anrerltauiW Konflikt in der Schnldensragc. Paris, 6. Januar. Ter „Temps" gibt cme Meloung einer Nach richtenagentur aus Washin ton wieder, die im aus- fallenden Widerspruch zu der von Havas ver- breiteten Meldung fleht. Danach habe das Memorandum oeS französischen Finanz- ministersClementel bezüglich der französischen Schulden in wirtschaftlichen und politischen Kreisen inWashington allgemeine Enttäuschung hervorgerufen. Nach der ersten Erklärung des Botschafters Herrick Habs man in Washington unmittelbare Vors t läge Frankreichs erwartet. Das Memorandum das sich auf moralische Argu- meuw stütze, verlange die Annullierung d«r »«rett» fällig gewordene» und noch bis zum Ende de» Moratorium» fällig werdenden Zinse«. L» drücke dw Hoffnung aus, daß der neue fia»zösische Botschafter in den Bereinigten Staaten, D««fchner, endgültige Vorschläge alsbald nach seinem Amtsantritt werde machen können. Es sei sehr wahrscheinlich, daß mehrere Se natoren, darunter Vorah, eine neue Entschlie ßung im Senat einbrtngen werde», «» der sie gege» die übertriebene» Konzessionen a« Frankreich protrsticren, das beträchtliche Snmme» nicht nur für seine etzenen «üftungen, sondern auch sür die Ausrüstung der polnische«, rumänischen und tschechoslowakische« Armee aus geworfen habe, anstatt seine »länbigcr zu bezahlen. Beginn der deutsch-polnischen Wirtschastsverhandlnngen. Berlin, 6. Januar. Heute nachmittag sand im Auswärtigen Amte die Eröffnungssitzung der deutsch, pol- nischen Verhandlungen über den Ab schluß eines vorläufigen Wirtschafts abkommens statt. Ter deutsche Bevollmächtigte, Ministerialdirektor Wallroth, und der polnische Bevollmächtigte, EtaniSlau Karlowski, wiesen in ihren Ansprachen auf die Notwendigkeit der Regelung der wirtschafilichen Beziehungen zwischen den beiden Staaten hin und gaben der Hoffnung auf einen günstigen Verlauf der Verhandlungen Ausdruck. Tas Schicksal Les Genfer Protokalls. London, 7. Januar. Der diplomatische B:iichterstatler de» „Daily Telegraph" hält eS für wahrscheinlich, daß die geplante Konferenz der britischen Dominions zur Prüfung des Genfer Proto kolls aufgegeben werde und daß die britische Regieiung sowie die der Dominions sich auf tele graphischen Wege verständigen würde. Es sei jetzt noch weniger wahrscheinlich als zu- vor, daß das Genfer Protokoll am Leben bleibe. Eine Liqa ftegen die deutsche Kultur tu Etsast-Lothrinfleu. Paris, 7. Januar. Wie „Pelit Pansien aus Straßburg berichtet hat sich dort eine Liga gegen Vie deutsche Kultur und den deutschen Gedanken in Elsaß- Lothringen gebildet. Es soll mit allen ge- setzlich zugelassenen Mitteln gegen alles angekämpft werden, was geeignet ist, den deutschen Geist zu fördern und alles rnnerstützt werden, um die Kenntnis d:r französischen Sprache zu fördern. Tie Bildung des antifaschistische» Blocks. Nom, 6. Januar. Obwohl vorauSzusehen n ar, daß Mussolini an Stelle der drei aus dem Kabinett ausgeschiedenen liberalen Minister Parteigänger des Faschismus berufen und damit ein rein faschistisches Kabinett bilden werde, hat dis Ernennung ver neuen faschistischen Minister bei der gesamten Opposition denj Eindruck ausrelöst, daß es nunmehr höchste Zeit ist, dem geeinten Fascht-mu» dte vereinten Kräfl« «Her andere» Parteien e«tge,enz«setzen. Zwischen den Liberalen, der Bolk-partei und den Sozialisten haben sofort Verhandlungen über den for mellen Zusammenschluß zu einer gemein- sammen Opposition eingesetzt. Trotz der Schwierig keiten, die bei der Bereinigung dieser drei Par teien zu einer Koalition bestehen, scheint es ge wiß, daß diese Verhandlungen zu einem posi tiven Ergebnis führen. Der Veteran der Liberalen Partei, der ehemalige Ministerpräsident Giolitti, wird al- Führer der Opposition in Aussicht genommen. Giolitti selbst ist grundsätzlich bereit, sich an die Spitze der nichtfaschistüch:n Parlamenlsparleien zu stellen, er macht jedoch zur Bedingung, daß mindestens 150 Abgeordnete der Opposition bereit sind, ins Parlament zu gehen und ihren Standpunkt aufzugcben, das Parlament durch Abwesenheit zu boykottieren. Salandra unterstützt diese Wünsche Giolittis. Voiläusig widerstreben einzelne Gruppen noch dem Gedanken eines WiedererscheinenS lm Parlament. ES ist jedoch anzunehmen, daß sie schließlich diese Auf- fassung aufgeben. Für d'esen Fall würde in der Kammer eine geschlossene Opposition von 191 Abgeordneten auftrelen. Das ist zwar eine Minderheit, die aber äußerst stark ist. Teilweise Mobilisierung der National miliz in Mailand. Rom, 6. Januar. Rach Blätiermeldungen hat die Mailänder Präfektur entsprechend der von der Regierung dem Präfekten erteilten Befugnis beschlossen, einen Teil der Nationalmiliz zu mobili sieren, um dadurch die Polizei zu verstärken. Alle Bereinslokale und Organisationen, die einen aniifaschNtsben Chaiakler haben, sollrn geschlossen werden. Rach der „Tribuna" beabsichtigien dis Faschi sten von Brekcia, die dorlige Zeitung der Volts- Partei anzugreifen, ließen sich aber durch ihre Führer davon abbringen. Dann drangen sie in die RedaktionS- und Maschinen räume des dortigen demokratischen Organs ein und setzten das Vorzimmer der Redaktion in Brand und beschädigten die Druck maschinen. Tie Arbeüskammer von Brescia mußte geschlossen werd n. „Messagero" melvct aus Brescia, daß bei vielen Anhängern der äußersten Linken in d:r vergangenen Nacht Haussuchungen vorgenommen wurden. ES seien Waffen be schlagnahmt worden, die nicht vorschriftsmäßig angemeldet worden waren. Vielen Gasthaus- bejitzern auch aus der Umgegend sei die Betriebs- genehmigunz entzogen worden. Der Präfekt habe angeorvnet, daß alle Versammlungen bis auf weiteres verboten seien. Alle Waffen scheins sür Revolver, Pistolen und gewiss: Stöcke würden zurückgezogen. Di: Gasthäuser müßten um 7 Uhr schließen. Für Kaffees, Restaurants und Konditoreien blieben dis alten Vorschriften in Kraft. Hetze orthodoxer Hindus siegen Ghandi. London, 6. Januar. Nach den aus Indien vorliegenden Meldungen scheint dort jetzt neben den allen Kämpfen zwischen Hindus und Mohammedanern em neuer heftiger Religionsstreit sich zu entwickeln, und zwar droht dieser im Hindulager über die Frage der „Unberührbarkeit" Neue Arbeiten von Panl Grulich. Der Berliner Maler Paul Grulich hat vor etwa zwei Jahren in Dresden Fuß gefaßt und sich Freunde gewonnen, als die Kunsthandlung von Emil Richter ihm eine Sonderausstellung widmete. Man erkannte in dem Maler einen Künstler, der einem ganz bestimmten Problem nacbgeht: Malerei ist für ihn gleichbedeutend mit Farblichreit. Den im Impressionismus Aufge- wachsenen reizte zunächst die Farblichkeit, wie sie in der Natur dargebolen wird. Aber dieser Faiblichkeit sind ja Grenzen gesetzt. Eine Tänzerin, die, in wirkliches odor künstliches Licht getaucht, am Auge des Beschauers vorübrrgleitet, wird immer unter den Wirkungen dieses Lichtes stehen, d. h. man sieht sie rein als gegenständliche Erscheinung mit allen Merkmalen eben des Gegenstän-Uchen. Das können höchst fcsselnde Merkmale sein, sind es auch, wie wie wir es von den Werken solcher Art der französischen Impressionisten Hec wissen. Aber das Farbliche hier ist und bleibt doch etwas Festes, Unveränderliche-; eS kann, aber eS braucht nicht mit der Erscheinung inncrlich verbunden zu sein, dis es uns vermittelt. Dieselbe Argumen tation läßt sich sür das Bildnis geben. ES ist ganz offensichilich, daß Paul Grulich sich um so mehr von dieser, bildha't aus- gedrückt: starren Farblichkeit frei zu machen ge sucht hat, je reifer er als Kolorist ge- worden ist, je mehr er sich über den so genannten Valeur der Farbe erhob und in das Gefühl der Farbe hineinwuchr. Scbon an den Arbeiten, die er vor zwei Jahren hier ausftellie, war das erkennbar. Dir Bildnisse und Land schaften, die er zeigte, waren, soweit sie in ihrer Entstehung seiner älteren Schaffens,eit angedörten, unendlich viel mehr an das Licht der Wirtlichkeit gebunden, al- die aus seinem jüngeren Sckafsrn. Er ist seitdem auf dem Wege dieser sa. blichen Evolution mutig vorwärtSgegungen, in dem Maße vorwärtsgegangen, daß er sich nunmehr vollkommen vom Nehhautcindruck freigemacht hrt und koloristisch nur noch gefühlsmäßig wirkt. Die Kunsthandlung von Emil Richter zeigt im Schaufenster ihres Geschöftelokals in der Prager Straße -wei nrur Arbeiten dcs Künstlers, ein V'ldnis des Komvonisten Roland Bocquet und ein Fi.iurenbild der Tänrerin Thea Jolle-. Nament- lich dieses letztere vermittelt frappant die koloristische Eigenart GrulickS. Obwohl in eminentem Maße die Wiedergabe unmittelbarsten Leben?, ist die Arbeit frei von jeglichem impressionistischen Ein- schlag. Der Künstler hält nicht einen bestimmten Pas, nicht eine bestimmte Bewegung fest, sondern die Bewegung an sich, das Schwebende, Gleitende eines Schritt?, nicht diesen; er malt da- Gefühl einer Bewegung, nicht die Bewegung als Linie. Wenn ich, als der Expressionismus die Kunst ru beherrschen begann, darauf hinwie-, daß der Im pressionismus über seine damalige Form hinaus zu einer neuen, neuartig erregenden Koloristik ent- wickelt werden müsse, um lebensfähig ru bleiben, zu einer Koloristik, die da- mit der Netzhaut Er faßt: gefühlsmäßig verarbeitet, so hatte ich eine Malweise im Auge, wie Paul Grulich sie besitzt, und deshalb halte ich ihn sür cinen Künstler» von vem die Kunst noch höhst Wertvolle?, vielleicht sogar, in koloristischer Beziehung, Wegweisende? zu erwarten haben wird. ys Residenz-Dheater. In der „Gräfin Mariza" sang zur Enlka^ung von Grete Brill erstmalig Charlotte Schaevrich die Rolle der Lisa. Sie i atzte sich in Spiel, Gesang und Tanz recht gut in das Ensemble ein. Wie in der Erstaufführung werden noch immer di: wirkungsvollen Schlager- Melodien zur Wiederholung geklascht. DaS Theater in der Zirku-flraße wiid mit dieser zugkräftigen Operette sicher noch viel? gut besuchte Häuser machen. —r Das vierte «öNisch-konzert Ueserte wieder oen Beweis, welche Bereicherung des musikalischen Lebens unserer Stadt diese Veranstaltungen zu werden berufen sind. Gerade auch «m deswillen, weil sie dem orchestralen Teil einen verhältnis mäßig großen Teil einräumen. Diesmal war nun freilich ihr verdienstvcller und geschätzter lünst- lerischer Leiter, Eduard Mörike, nicht glücklich in der Wahl des symphonischen Haiplwerks ge wesen. Die Symphonie „im alten Stil" von Reznicrk erscheint doch heute kaum noch der Ausgrabung wert. Sir ist in der Erfindung recht belanolos; zum Teil direkt banal ist sie in ihrer Empfindsamkeit in den langsamen Sätzen, und rer Fina'satz fällt eigentlich glatt ab Diesem Werkt, das als Neuheit für Dresden zu gelten hatte, folgte in einer die Bläser des Philharmonischen Orchesters ehrenden, subtilen und klangschönen Wiedergab: Mozarts Serenade in Ls-äar für acht Blasinstrumente, deren wohllrulvollem Tonspiel die Hörerschaft fühlbar mit Behagen lauschte. AlSoann freilich, nach der Pause, mußte sich das Ohr des Hörers auf ganz andere Weisen einstellen, als die man bis dahin gehört hatte, und das mag manchem vielleicht nicht leicht geworden sein. Hans Pfitzner kam mit fein.-m Klavierkonzert mm Wort, da- hier, unter Busch und mit Gieseking am Flügel, im vorigen Jahre seine Uraufführung erlebt Halle und wieder einen br- deutenden Eindruck hinterließ. Mehr eine sym- phonische Vha-siasie für OrHester und Klavier als ein eigentliches „Klaoieikon ert", ist das Werk eine Kundgebung persönlichsten Sichaussprechenr seines Schöpfers. Der erste Satz ein Gegenüber von kraft- vollen Impulsen und gedankenschwerem Sichver- senken. Der zweite, heitere Satz ein Sche>zo von schon durch ihr konsequentes Festhalten pickender Rhylh- mik. Der dritte Catz ein echter Pfitzner in seiner romantischen Verträumtheit und dec Finalsatz auch de-bsm Fiohsinn das Wort vergönnend. Die Ausführung gereichte allen Aussührenden zur Ehre, dem Dirigenten wie dem Solisten An ton Rhoden, und nicht zuletzt eem Orchester. Daß der Solist noch nickt allen Anforderungen des anspruch-vollen Werke- Genüge leistete, ist bei den gewaltige« Anforderungen, die e- an technischem Können und vor allem auch an geistigem Erfassen stellt, angesicklS seiner Jugend begreiflich. O. S Chopin-Abend Jznaz Friedmann. Der auch in Dresden bestens bekannte Pianist gab im Palmengarten den ersten sriuer drei Chopin-Abrnde, die in wöchentlichem Abstand aufeinander folgen sollen. Friedmann bot ein reiches gewähltes Programm. Besonders zu nennen sind die 6-moll-Ballade» das LismvII-Scherzo und die k-moll-Phantasie, außerdem einige Mazurken, Polonäsen, Etüden und Walzer. Bei zwei der letzteren gab die zahlreich erschienene und andächtig lauschende Zuhörerschaft nicht eher Ruhe, als bis sie die Wiederholung erreicht hatte. Die meisterhafte, ob ihrer spielenden Leichtigkeit verblüffende technische wie mu ikalische Beherrschung der vorgetragenen Stücke trat bei Friedmann überall zutage. Oft besann sich die Zuhörerschaft erst von ihrem Staunen, ehe d:r dann um so kräftigere Bei'all einsehte. Am Schluß wurde das Podium nach Zugaben förmlich belagert. —r Musil und «emeinjchast. Daß Musik und so ziales Leben in einem intimen WechseloerhältniS zu einander flehen, ist heute erst den Wenigsten llar. Dieses Verhältnis von der theoretischen und praktischen Seite her zu belichten, war ein ver- dienfllicher Gedanke, und waS Kantor Alfred Stier im Gemeindesaal der Kreuzkircke über „Musik und Gemeinschaft" (im Rahmen des Zyklus „Wege zur Erneuerung unserer Kuliur") zu sagen Halle, ein wesentlicher Beitrag zu einem zeit gemäßen Kapitel. Ter Vortragende zeigte den verräterischen Parallelismus aut zwilchen Musik einerseits und sozialer Struktur und Arbeilslecknik anderseits. In der allen, unter Bachs Einfluß flehenven Musik: fel-ständige Stimmenourchsührnng innerhalb de) kontrapunktis l en Gesamt verks, al« mu'ikalisckcr Ausdruck gewissermaßen der gleich geordneten Organisation des sozialen Lebens, da» noch die volle Selbständigkeit de- Hand verNich Schaffenden kennt und -ugleich sein vollstäneige» Aufgehen in einem gesellschaftlichen Gesamtorgani«- muS (Korporation, Innung usw.) vor-ussetz^
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