Rudolf Mauersberger (1889-1971) Wie liegt die Stadt so wüst Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war. Alle ihre Tore stehen öde. Wie liegen die Steine des Heiligtums vorn auf allen Gassen zerstreut. Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und es lassen walten. Ist das die Stadt, von der man sagt, sie sei die allerschönste, der sich das ganze Land freuet? Sie hätte nicht gedacht, daß es ihr zuletzt so gehen würde; sie ist ja zu greulich heruntergestoßen und hat dazu niemand, der sie tröstet. Darum ist unser Herz betrübt, und unsre Augen sind finster geworden. Warum willst du unser gar vergessen und uns lebenslang so gar verlassen? Bringe uns, Herr, wieder zu dir, daß wir wieder heimkommen. Erneue unsre Tage wie vor alters. Herr, siehe an mein Elend, ach Herr, siehe an mein Elend! (Klagelieder Jeremia 1,1.4.13; 2, 15; 1, 9; 5, 17.20-21; 1, 9) Markus Höring (geb. 1969) Lamentationes Jeremiae Prophetae - Uraufführung - Erster Teil Incipit lamentatio Jeremiae prophetae. Aleph. Quomodo sedet sola civitas plena populo: facta est quasi vidua domina gentium, princeps provinciarum facta est sub tributo. Beth. Plorans ploravit in nocte, et lacrimae eius in maxillis eius: non est qui conseletur eam ex Omnibus caris eius. Omnes amici eius spreverunt eam, et facti sunt inimici. Nun beginnt der Klagegesang des Propheten Jeremias. 1. Wie liegt die Stadt so wüst, die voll Volks war. Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern, und die Königin in den Ländern ist zur Fron erniedrigt. 2. Sie weint des Nachts, und Tränen stehen auf ihren Wangen. Es ist niemand unter all ihren Lieb habern, der sie tröstet. Alle ihre Freunde lassen sie im Stich, sie werden ihr zu Feinden.