Zur Einführung RUDOLF MAUERSBERGER (1889-1971) entstammt der traditionsreichen sächsischen Musiklandschaft. Er wirkte als Kantor in Lyck, Aachen und Eisenach, hier überdies als Landeskirchenmusikwart. Ab 1930 bis zu seinem Tod leitete er als Kreuzkantor den Dresdner Kreuzchor, den er wie kein anderer in seiner mehr als vierzigjährigen Amtszeit prägte und auf ein inernational anerkanntes Niveau führte. Die Zerstörung Dresdens und der Tod mehrerer Kruzianer in der Bombennacht des 13. Februar 1945 bedeuten für Mauersberger und den Kreuzchor Einschnitt und Neubeginn zugleich. In der ersten Vesper nach dem Krieg, am 4. August 1945, erklang in der ausgebrannten Kreuzkirche als Uraufführung die Trauermotette "Wie liegt die Stadt so wüst" nach Texten aus den Klageliedern Jeremiae. In der Kargheit der Mittel, der klaren Strukturiertheit ihrer dynamischen Agogik, der sinndeutenden kompositorischen Struktur sowie der Textauswahl selbst vergegenwärtigt sich unmittelbares Betroffensein, Schmerz und Hoffnung auf ein Besseres ebenso; und dies fernab bloßer Kontemplation. In diesem Sinne gilt das Werk als eines der bedeutendsten Kompositionen Rudolf Mauersbergers. MARKUS HÖRING wurde 1969 in München geboren. Noch vor seinem Studium in den Hauptfächern Komposition und Musiktheorie bei Prof. Dieter Acker sowie Orgel an der Musikhochschule in München hat er bereits ein privates Orgelstudium bei Prof. Franz Lehrndorfer absolviert. Der vielseitige Komponist wurde bereits mehrmals national und international ausgezeichnet. Sein Werkverzeichnis enthält bis heute über 30 Kompositionen, darunter eine Oper, ein Oratorium, zwei Orchesterwerke und zahlreiche kammermusikalische Werke. Seit 1994 hat Markus Höring die Leitung der Kirchenmusik an der Evangelisch-Lutherischen Heilig-Geist- Kirche inne. 1997 wurde der Komponist mit einem Lehrauftrag im Fach Musiktheorie an der Münchner Musikhochschule betraut. LAMENTATIONES JEREMIAE PROPHETAE für gemischten Chor entstand in den Jahren 1996/97. Das Werk ist eine Auftragskomposition des Dresdner Kreuzkantors Roderich Kreile für die Gedenkfeiern zur Zerstörung Dresdens im Jahre 1945. Die Komposition, die dem Dresdner Kreuzchor gewidmet ist, schöpft ihren Formen- und Klangfarbenreichtum unmittelbar aus der Bildhaftigkeit der Textvorlage (Klagelieder des Propheten Jeremias aus dem Alten Testament). Visionen von Zerstörung und Untergang, aber auch von Läuterung und Hoffnung finden ihren Ausdruck in einer modernen, aber äußerst klangsinnlichen und virtuosen Musiksprache. (aus: Markus Höring. Lamentationes Jeremiae Prophetae. Einführung zur Partitur, k.o.m. Bühnen- und Musikverlag.München 1997)