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SächMeSlMszeilung Staatsan^eiger für den Zreiftaat Sachfen Erscheint Werktag« nachmittag« mtt dem Datum de» Erschetnung»tage». Bezugspreis: Monatlich S Mark Einzeln, Nummern 1b Ps. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2129S — Schriftleitung Nr. 14K74. Postscheckkonto Dresden Nr 2486. — Stadtgtrokonto Dresden Nr 140. Ankündigungen Die 82 ww breite Srundzeil» oder deren Raum SO Ps.. di» 66 mm breite Grundzeile oder deren Haum im amtlichen Teile 60 Pf^ unter Ein gesandt SO Pi Ermäßigung aus BeschSstSanzetgen, Familiennachrichten u. Stellen- gesuche. — Schluß der Annahme vormittag« 10 Uhr. Nr. 30V Dresden. Sonnabend, 27. Dezember Zeitweise Nebenblätter: Landtag«-Beilage, Brrkauj-listr von Holzpflanzen aus den StaatSsorstrevieren. verantwortlich für die Redaktion: Hauptschriftleiter Bernhard Jolle» in Dre-den 1924 Bertraueuslundgebung für den Reichspräsidenten. Reichsregierung und preußisches Kabinett zum Urteil von Magdeburg. Berlin, 26. Tezember. Wie bereu- turz berichtet, begaben sich die in Berlin anwesenden Reichsminister nach Bekannt- werden de- Magdeburger Urteils zum Reichs. Präsidenten Vizekanzler vr. JarreS trug dem Reichspräsidenten die folgende Entschließung vor und teilte dazu noch mtt, daß der von Berlin abwesende Reichskanzler vr. Marx ihn beauftragt hab-, dem Reichspräsidenten zum Ausdruck zu bringen, daß er die Empfindungen und Wünsche des Kabinetts aufrichtig teile: „Sehr verehrter Herr Reichspräsident! Tas Reichskabinett hat in seiner gestrigen Sitzung einstimmig beschlossen, Ihnen, Herr Reichspräsident, die Empfindungen zum Aus druck zn bringen, die uns angesichts des Schweren bewegen, das Sie in diesen Tagen z« ertragen haben. Wer an der Spitze des Teutschen Reiches steht, hat des Vaterlandes Wohl zu fördern und zu wahren. Wir haben, zum Teil in jahrelanger Zusammenarbeit mit Ihnen, Ihr Wirke» kennen und Ihre Persön lichkeit politisch und menschlich schätzen gelernt. Aus »rund dieser Kenntnis wünschen wir, Ihne» zu sagen, daß wir einmütig, ohne Unterschied der Parteistellung, die Überzeugung habe», daß Ihre Tätigkeit stets dem Wohle des deutschen Vater» la» des gegolten hat. Lasse« Sie u?S Ihnen in diesem Sinne ««sere besten Wünsche sür Ihre fernere Tätigkeit in Ihrem hohen ver antwortungsvollen Amt aussprrchen." Wie der Amtliche Preußische Pressedienst hierzu erfährt, hat der Preußisch eMinister- Präsident Braun, als Sprecher des Preu- bischen Kabinetts, am gleichen Tage dem Reichs- Präsidenten die folgende Kundgebung der Preu- ßischen Regierung überbracht: „Sehr verehrter Herr Reichspräsident! Tie Preußische Staatsregierung hat das aufrichtige Bedürfnis, sich der Ihnen heute übermittelten Erklärung der Rcichsregierung anjnschlikßen und Sie ihrer n »veränder lichen Hochschätzung und ihres vertrauens zu versichern." Zürich, 56. Te ember. Tie „Nene Zürcher Zeitung" führt zum Magdeburger Urteil a ie: Drei Monate Gefängnis kostet es in der deutschen Republik, den Reichspräsidenten Landesverräter zu nennen. Zur Zeit der Monarchie wäre eine ähnliche Beleidigung des Staatsoberhauptes etwas teurer zu stehen ge kommen. Immerhin bedeutet es schon ein; Tat dieses Prooinzschöffengenchts, daß es den Ver leumder nicht ganz ungeschoren springen ließ. DieHetzeder gesamten nationalistischen Presse gegen den Reichspräsidenten ließ das Schlimmste befürchten. Da.' Unheil dieses perfid angezettelten Prozesses ist ohnehin groß genug vom Standpunkt des persönlich vor- nehmen Menschen aus. Tat Eb:rt zweifellos das Richtige, als er gegen Len Redakteur des völ- kischen Hetzblattes, das ihn wegen seiner Teil nahme am Munitionsarbeiterstreik im Januar 1918 des Landesverrats bezichtigte, die Klage anstrengte? Vom taktischen Stand punkt gesehen mag es ein Fehler gewesen sein, denn der Reichspräsident konnte den nationalisti schen Kreisen keinen größeren Gefallen tun, als ihnen die Gelegenheit zu geben, in einem von ihnen provozierten Prozeß eine Flut von Verleumdungen über das verhaßte Staatsoberhaupt au«zugicßen, dessen Wiederwahl zum Reichspräsidenten im kommenden Jahr auf jeden Fai verhindert werden soll. von d:r gewaltsamen Methode, mit der unbequ.-me Männer, wie Erzberger und Rathenau bescitigt wurden, ist man zu der milderen, aber ebenso bewährten de«: „calurnniare »aäactor, »omper «liquid kaervt" übergegangen. Ta die untadlige Amtsführung, der kluge Takt und die Zurückhaltung Eberls während der sechs Jahre seiner Präsidentschaft keine Handhab; dazu bieten, wühlte man in der Vergangenheit und fand in dem Munitionsarbeiterstreik des Winters 1918 Lie geeignete Basie. Jene, die den Pro^ß provostect haben, hab.-n in teuflische: Weise solgendermaß.n spekuliert: Kann Ebert den Beweis gegen den Vorwurf des Landersoerrats nicht erbringen, so ist er für die bürgerliche Mehrheit gerichtet, erbringt er ihn, so wird er in den Augen des linken Flügel« seiner Partei zum Saboteur an vem, was die Extremen damals als Versuch zur Herbeiführung des Friedens unter nahmen. Schon freuen sich die Kommunisten der neuen Parole: „Eb-rt der Mann, der dir Revo lution abgewürgt Hal". Im Magdeburger Prozeß hatte man häufig die Empfindung, daß nicht der Belndiger seine Vorwür e, sondern der Reichs Präsident seine Unschuld zu beweisen halte. Die Frage der Räumung der Kölner Zone. Heute Entscheidung der Botschajterkonserenz. Eine gemeinsame Note der Alliierten. Paris, 27. Tczember. Tie Botschafterkonserenz tritt heute zu einer Schung zusammen, um vor dem Bericht des Interalliierten Militärkomitees in Versailles Kenntnis zu nehme» aus »rund der von der Kontrollkommission gelieferten Teil- berichle über die Generalinspeklio» in Trutjch land. Es sei wahrscheinlich, daß die Botichaster- konserenz sich über einen Schritt der alit ierten Botschafter in Berlin einige» werde, die im Namen ihrer Regierungen eine Rote überreichen würren, über deren Inhalt man sich verständigen werde. Tiefe Note werde aber jedenfalls nicht Lor den ersten Tage» des Monats Januar überreicht werden. * Herriot über das Ergebnis der Generalinspektion. Paris, 26. Dezember. Nach Beendigung des Ministerrats ist der Presse am Mittwoch am Quai d'Orsay falzende Mitteilung gemacht worden: Ministerpräsident Herriot hat im Lause der Sitzung seinen Kollegen von der Rote Kcuntnis gegeben, die er am 22 Tezember über die Auf rechterhaltung derVesttzuug derttölner Zone von der eng.lischen Regierung er halten hat. Sr hat seinen Kollege« den Inhalt eines Memorandums mitgeteilt, i» dem die sranzömche Regierung feststem, daß die aus Deutschland erhaltenen Nachrichten schon jetzt genügen, um zu beweise«, daß es nach dem Friedensvertrag von Versailles unmöglich sei, die Räu mnu a am 1ü. Januar vorzunehmen. Ter Inhalt dieses Memorandums ist von den Ministern gebilligt worden. Übrigens, so hab; Herriot mitgeteilt, könnten die von der Interalliierten Militärkontrollkommission neu entdeckten verheimlichten Waffen, lager nur die Gründe sür die von der fran zösischen Regierung vertretene These verstärken. Die Verhandlungen der Alliierten über diese Frage würden im größten Einvernehmen fortgesetzt werden. * Eine halbamtliche deutsche Mitteilung. Berlin, 27. Tezember. Zu der im Kommunique Herriots enthaltenen Mitteilung,daß von der Interalliierten Nilitärkontroll- kommission bislang verheimlichte Waffen- lager neu entdeckt seien, hö.t W.T.B. von unterrichteter Seite: Es ist hier vollkommen unersiudltch, in wiefern behauptet werde» kann, es sei wäh rend der «rnrralinspcktio» da» Vorhandensein von neuk», bisher verheimlichten Waffeniagern festgestellt worden SS kann nur immer wieder mit »Iler Be stimmtheit erklärt werden, daß bet den fast 1860 Kontrollbesuchen, die bisher erfolgt sind, niemals überzählige »»dunzuläsjige Waffen, sei e» bet der Reichswehr, sei e» bei der Polizei, gefunden worden sind. * Französisch-britische Meinungs verschiedenheiten. London, 27. Dezember. Der diplomatische Berichterstatter de« „Daily Telegraph" schreibt, die Sitzung der Bot- schafterkonferenz sei auf heute ver schoben worden, weil am Dienstag und Mitt woch britische und französische Denk- schriften über die Frage der Räumung der Kölner Zone ausgelauscht würd:n, die einige Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiderseitigen Auf- fass ungen en hielten. Jn olged-ssen sei be schlossenworden, Beratungen zwischen Lon don und Paris, sowie mit Rom und Brüssel abzuhalten, in dec Hoffnung, eine ge meinsame Vereinbarung wegen des Inhalts der Note zu er-ielen, die von d:r Botichafterkonferen: an die d-urste Regierung ab gesandt weiden müßte. Im ganzen nahmen die britischen Sachver ständigen gewisse Verstöße der deutsä:en Mili- täibehörden in der Fiaze der Effektivbestände, ihrer Ausbildung oder dec industriellen Ab.üstunz nicht ganz so ernst auf, wir ihre französischen Kollegen, da sie d.-r Ansicht seien, Laß einige derartige Verstöße unvermeidlich und verhält««» mäßig harmlos feie», während im Hinblick auf die deutsche Sicher heitspolizei ei« Kompromiß nur mit Zeitverlust und Schwierigkeiten er reichbar sei« würde. An zweiter Stelle n.ige mau britijcherfcits dazu, eine nicht zu entfernte Zeit- grenze für die Räumung des Kölner Gebietes sestjujetzen, während der die deut schen Behörden sich verpflichten würden, die weientlichen Mängel in der Ausführung der Militärklanseln Les Friedenevertragetz zu be seitigen. Weiter besteh: in London einige Neigung dazu, dieses Tatum mit einem für die Räumung des Ruhrgebiets festzusetzenden Tatum zu vereinigen. Aber die Franzosen wünschten nicht, daß eins Zeitzren e, beispielsweise dec 1. Mai, für die Räumung Kölns no wendig sei, die die Räumung des Ruhrgebiet: an dem glnTen Taium statt am 1. September nach sich iehen sollte. Ter Berichterftaiter schließt: Ec erfahre, daß Brüssel mehr oder weniger dem fran zösischen Standpunkt zuneige und daß Rom wünsche, den letzteien m»i dem b.Nischen zu versöhnen. * Pariser Preffestimmeu. Paris, 26. Dezember. „Quotivien", der bis jetzt in der F.aze der Räumung der Kölner Zone -urückiallend war, p-röffentlicht heute einen Artikel, in dem er er- Närt, die Entdeckung von versteckten Waffen habe die Räumung der Kölner Zone unmöglich gemacht. Alle Welt werde Frank- reiär, England und Beinen -ustimmen und ver stehen, daß sie augenblicklich nicht geneigt seien, die militärischen Pfänder aufzugeben, dir sie in Händen hallen. Es sei sehr natürlich, daß Deutschland seine vollkommene Freiheit wieder erlangen wolle und bitte: enitäuscht sei über dis Verlängerung der Besetzung von Köln. Es wäre sür ein Land nicht würdig zu leben, wenn e» nicht seine Integritär wiedrr zurücknobern wolle. Da- Blatt schreib: weiter: „Wir Franzose» erwarte« ungeduldig die Stunde, i« der vir mit einer Natta« wieder normale Vezirhu»gk» herstelle« könnt», die »» la«ge »«terdrache« wäre« »nd d«rer Wieder- herstell««g für de« Friede« «uerläßlich ist. Ader normale Bezteh««ge» kö««e« «icht wiederher«tsttlll werde« d«d«rch, daß m a« de« nati»««li- sttsche« «eist »««facht, »aß «a« sich bewaffnet ««d die Revanche v»rderet«et. Wenn »a» denwkritische Deutschland e» nicht versteh«, dem reaktionäre» Deutschland feine» Wille» auf,«zwingen, dann darf man nicht damit rcchacn, daß die intrr- alliirrtc« Regierungen die Augen vor eine« solchen Lage verschließt«. Wir brauche« Sichcrh.it, um wieder arbeite« zu töiue« Tas Teutsche Reich miß erkläre«, ob es ei«e ehrliche Erfüllung der Ent vaffnungiklaujcl er strebe« will oder nicht. Wenn es das nicht will, dann hat es sich alle Leiden selbst zn- zufchreibe«, und die volle Verantwortung für die europäische Verwirrung wird ihm aus- gebürdet werde» Auch „Eie Nouo-lle"oertriti heute den Standpunkt Herriots uns sagt, daß er nicht leichtfertig den Beschluß gefaßt habe, di: Kölner Zone nicht cm 10. Januar zu räumen. Tie sehr entgegenkommense Aojicht Her riots scheine rechts des Rhcins nicht verstanden worde« zu sei«, »in sran- zösiicher Ministerpräsident köune unter dies« Umständen eine andere Eutstheidung trefsen als die, die Hrrriot unter Bewilligung von Chamberlain und TheuniS getroffen habe. Man habe in Frankreich de» Eindruü, daß Teutschland Hintergedanke» habe und nicht „tsir play" spiele. Frankreich wolle weder ans dl« Friede« noch aus de« Fortschritt verzichten. Tas müsse Teutschland bedenke«, den» ma» wolle es weder demütigen noch beherrschen. * Ter „Matin" sür Fortsetzung der Inspektion. Paris, 27. Tr;emb:r. Fast die ceiamis Morgenpressr sucht d e Botschafter, die heut: ro.m Itaz zu einer Konferenz über die rn Teutschland durchgeführte Gensralinspekrion zu- sammentreten, zu beemfluss-n. Es wi.d b.-nckte', vaß der Ministerpräsident gestern den Vor sitzenden der interalliierten Ko-.:rollkommisüon General Wal >ch empfangen tnb: und baß dieser vielleicht heut: der Botfchafierkonfsrenz Bericht erstatten werde. Tes ferneren läßt der Quai d'Q.say mitteilen, Laß unter irgend einer Form Lre fran'ösijche Regierung demnächst die Ergebnisse der vorläufigen Berichte der Kon'.roll- kommis'on veröffentlichen lassen werde. Eine be sonders drohende Sprache führt drr „Mairn". Er kann zwar nur di: angeblichen Verfehlungen an» sühien, von denen ma r sert Tagen spricht, erklärt aber trotzdem, die Kölner Ione werde nicht ge räumt werden. Tie Inspektion würde sortge jetzt und es würde jctzt angebracht sei«, die Rechte nnb die Machtvefngmsse der Sontrollkom- missio« z« erwcitcr«, um die Kontrolle wirkungsvoller z« gestalte«. Es ha«dle sich nicht darum, langwierige For malitäten z« beenden, Vie einige an- nehme«. Man müßte im Gegenteil Tentschland durch entsprechende Maßnahme« enivafsne«. Tiese Maß- «ahme« würden erst dann wirkungsvoll sei«, wenn sie v o « Sanktione» begleite« seit». Tie ösfe««liche Aetnnng, die jtzt ausgtttnii fei, wer.de kei«e Schwäche seitens der* Re"gter«'»'r dnlU w Ein A-mmentor -cs zDMy Herold". London, 27. Dezember. Ta- Arbriteiblalt „Daily Heiald" schreibt j» der Kölner Frag«: Die Alliierten werd.« nalür- lich vorgebeo, daß sie gegen ihre Neigung ha», dein «nd werde« wie Poinear» 1922 juristische