ZUR EINFÜHRUNG Komponist einen Namen gemacht. Das ärgerte ihn lange Zeit. Er hätte es vorgezogen, mit einer Sinfonie oder großen Oper im Gepäck der einst in den Musikerhimmel einzie hen zu können. Vielleicht aber hat er doch einmal bemerkt, daß die ser langanhaltende Erfolg seines Musicals, dieses Meisterwerk unter seinesgleichen, ihm selbst die be ste Inschrift für seinen Grabstein werden könnte. Wie Mozart, der mit seiner „Zauberflöte" - für das volkstümliche Theater geschrieben - eine seiner größten Leistungen vollbracht hatte, war es Bernstein gelungen, dieses Genre merklich aufzuwerten durch große Ernsthaf tigkeit und ungewöhnliche Reali tätsnähe, die den meisten Musicals bisher völlig fremd war. Die ge schickte Verbindung von populär unterhaltender und sogenannter ernster Musik ist da einem wahren Meister gelungen. Sein Renommee als Dirigent setzte er oft ein, um durch spektakuläre Konzerte auf Probleme der Menschheit aufmerk sam zu machen mit seinem uner schütterlichen Glauben an die hu manitäre Botschaft der Musik. Sein Sendungsbewußtsein trieb ihn, sich ständig mitteilen zu müssen. Und er hatte viel zu sagen, kam er doch aus jüdischer Tradition mit multikul turellem Erfahrungshorizont und außerdem aus der Denkschmiede Harvard, hatte als Musiker gute Lehrmeister gehabt (W. Piston, F. Reiner, S. Koussewitzky) und lernte in der Zeit zahlreicher Um brüche und schwindender Wertvor Zu solch spektakulären Konzerten gehörten die Aufführungen von Beethovens „Neunter" zur „Zeiten-Wende" 1989 in Ost- und Westberlin, an denen unser Philharmonischer Kinderchor beteiligt war. Zeitlebens machte Bernstein keine Trennung zwischen „U- und E", sprach selbst nur von „guter und schlechter" Musik. Stellungen eine Welt kennen, die sehr wohl der Nachhilfe bedurfte. Sehr medienwirksam war die Er folgsstory des 25jährigen, damals Hilfsdirigent in New York (1943): Bernstein übernahm kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter in der Carnegie Hall ein Konzert - lan desweit vom Rundfunk übertragen - und erntete größte Anerkennung. Eine steile Dirigentenkarriere folg te: Er baute das New York City Center Orchestra von 1945 an auf, wurde 1958 Chef der New Yorker Philharmoniker für elf Jahre (Ehren dirigent auf Lebenszeit), war da nach Gast am Pult vieler führenden Orchester der Welt. Eine besonde re Beziehung entwickelte sich mit dem Israel Philharmonie Orchestra schon seit 1947. 1953 konnte er als erster amerikanischer Dirigent an der Mailänder Scala gastieren. 1963 dirigierte er an der „Met" und gab 1966 sein Debüt an der Wiener Staatsoper usw. Mit zahl reichen Schallplatten-/CD-Einspie- lungen und Fernsehaufführungen erreichte er ein Millionenpublikum. Es gibt keinen Gipfelpunkt im Le ben eines Dirigenten, den er nicht erklommen hätte. Schwierig erscheint es, sein kom positorisches Schaffen einzuord nen, hat es doch den Anschein, als habe sich dieses Genie als „Ge samt-Künstler" gelegentlich selbst im Wege gestanden und sich gleichzeitig allzu viel zugemutet. Natürlich hat er wegen der Viel zahl seiner Aktivitäten als Ton schöpfer, Dirigent, Lehrer, Musik-