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Sächsische Staatszeitung : 11.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480732469-192401119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480732469-19240111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480732469-19240111
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Staatszeitung
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-01
- Tag 1924-01-11
-
Monat
1924-01
-
Jahr
1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 11.01.1924
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Erite 2 zu Nr. 9 Freitag, 11. Ja»uar 1V24 vertretende Polizeipräsident F r i ck, die ehemaligen Offiziere Rohm, Weiß, Weber, die militä- rischen Führer deS Kampfbundes und außerdem noch ein Leutnant Brückner. Cin Dementi. Weimar, 10. Januar. Zu der Meldung, daß neben dem Polizei- oberst^^ Müller-B rande»b u rg auch der EtaatW^nkpräsident Loeb (Weimar) au« der Sozialdemokratischen Partei ausgetreten sei, teilt Herr Präsident Loeb folgendes mit: „Aus der Sozialdemokra ischen Partei bin ich nicht ausgetreten und trete auch nicht aus. Ich habe es abgelehnt, mich vorläu. sig nach außen hin politisch zu be. tätigen, weil ich weder die Finanzen Thü- ringens, noch die Thüringische Staatsbank in Poli» tische Kämpfe gezogen sehen mochte. Fehler, die von anderer Seile in dieser Frage gemacht werden, sind späterhin sehr schwer zu heilen. Ich würde es als Grundlage zu einem vernichtenden Urteil über meinen Charakter betrachten, wen» ich die- jenige Partei, der ich nun seit Jahren angehört habe, an dem Tage verlassen wollte, wo sie — sei es durch eigene oder andere Schuld — in einer Krise ist und alle aufbauenden Kräfte gebrauchen wird, um diese wertvollen Bestandteile der deut- schen Republik zu erhalten." Die Geucralstreikparole für Rheiu- la«s Westfalen. Köln, 10. Januar. Tie „Kölnische Zeitung" meldet aus Düssel- dorf: Für den 12. d. M. haben die Kommunisten einen Betriebsrätekongreß für Rheinland- Westfalen nach Düsseldorf cinberufen, der eine einheitliche Kampfleitung für die Durchführung der General st reikparole in Rheinland-West- falen und eine feste Verbindung mit den Scharen der Erwerbslosen Herstellen soll. Köln, 11. Januar. Rach der „Köln. Zig." nimmt die Streik bewegung in der Ruhrindustrie zu. In München- Gladbach streiken sechs Metauwerke. Im Düsseldorfer Bezirk kam es zu einer Eini gung zwischen dem sozialdemokratischen Mctait- arbcitcrverband und de» kommunistischen Betriebs räten über eine gemeinsame Ltreilleiiung. * Schiedsspruch für den mitteldeutschen Braunkohlenbergbau. Berlin, 10. Januar. Ter Reichsarbeitsminister hat den von den Gewerkschaften abgelehnten Schiedsspruch, der für den mitteldeutschen Braunkohlenbergbau unier und über Tage die Leistung von Mehr arbeit versieht, für verbindlich erklärt. Aus der Grundlage der im Schiedssprüche geregelten längeren Arbeitszeit halten die Tarifparteicn einen Echichtlohn von durchschnittlich etwa 4 M. ein- schließlich Teuerungszulagen vereinbart. * Lohnvereinbarunq im Kalibergbau. Am Donnerstag haben in Berlin Lohnver- handlungcn für den Kalibergbau stattgefunden. Die Parteien einigten sich auf eine Lohner höhung von 28,57 Proz. Ter Hauerschicht- lohn betragt danach 4,30 zuzüglich 10 Proz. Ge- dingezuscMg und 10 Pfg. Hausstands- und Kinder geld. Wester wurde ein Kohlendeputataus- gleich in Höhe von 50 Zentner Briketts pro Jahr vereinbart. Ur dir WtWU des WichUjOchs. Eine Eingabe ber demokratischen Gewerkschaften. Der Gewerkschastsring deutscher Arbeiter-, Angestellten- und Beamten- vrrbände hat der Reichsregierung, dem Auswärtige« Amt und den Fraktionen deS Reichstags eine Eingabe übersandt, in der es heißt: Die Spitzenorganisation der freiheitlich- natioKalen- Arbeitnehmersibaft, der Gewerk schaftsring deutscher Arbeiter-, Ange stellten- und Beamtenorganisationen, erlaubt sich, der Reichsregierung die Bitte und Forderung nach unverzüglicher Aufhebung des militärischen und zivilen Aus- nahmezustandes zu überreichen. Es bedarf keiner eingehenden Begründung, um auf die Unhaltbarkeit des gegenwärtigen Aus nahmezustandes Hinweisen zu können. Grundsätzlich glauben wir, betonen zu müssen, daß wir, frei von jeder politischen Einstellung, rein aus sachlichen Erwägungen heraus zu dem Urteil gelangt sind, daß der Ausnahme zustand nicht mehr im Sinne der inneren Befriedigung unseres Bölkes liegen kann. Im Gegenteil, wie im allgemeinen, so zeigen sich auch in der Behandlung der gewerkschaftlichen und sozialpolitischen Praxis Hemmungen, und starke Ungerechtigkeiten infolge der Einseitigkeit, in der sich der Ausnahmezustand auswirkt. Die deutsche Arbeitnehmerschaft hat in geradezu be wunderungswürdiger Ruhe und Disziplin ihre be sonnene Hallung unter dem furcbtbaren und un- erhörten Druck der wirtschaftlichen und sozialen Krise bewahrt. Die Fortdauer deS Ausnahmezustandes «ruß angesichts der tatsächlichen ruhige« Lage erbitternd und aufreizend wirken und kann unter keinen Umständen mehr dem ursprünglichen Zweck entspreche«. Für das deutsche Volk, insbesondere auch für den Staat als solchen, steht der Verlust seines Ansehens und der inneren Autorität i« der W lt auf dem Spiel, wenn weiterhin durch den Ausnahmezustand der Eindruck innerer Schwäche und Unsicherheit hervorgernsrn wird. Tie natürliche soziale Auseinandersetzung zwischen Arbeitgcbertum und Arbeit- nehmerschaft erfährt unter dem Ausnahme zustand eine unerträgliche einseitige Belastung zuungunsten der Arbeit, nehmerschaft. Gleichzeitig möchten wir nicht versäumen, im Bewußtsein unserer staatsbürgerlichen Ver antwortung die Reichsregierung darauf auf- merksam zu machen, daß im Ausland, besonders in den uns absolut wohl gesinnten Kreisen der militärische Ausnahmezustand eine äußerst ungünstige Stimmung und Be urteilung ausgclöst hat. Unsere internatio nalen gewerkschaftlichen Beziehungen belehren uns darüber in anschaulicher Weise, sodaß wir nicht annehmen können, daß die Reichs regierung, insbesondere das Auswärtige Amt, nicht in gleicher Weise informiert sein sollten. Wir bitten deshalb nochmals um schleunige Aufhebung bes Ausnahme zustandes, und, falls aus zwingenden innerpolitischen Gründen der gesamte Ausnahmezustand noch nicht restlos abzubauen sein sollte, wäre die Auf hebung de« militärische u Ausnahme zustandes unter allen Umständen sofort geboten. Für den Gesamtvorstand: gez. Gustav Hartmann, Mitglied des preußischen Landtags. Ernst Lemmer. * Wahlen unter dem Ausnahme zustand. Eine Verordnung in Thüringen. Weimar, 10. Januar. Der Militärbefehlshaber in Thüringen bat eine Verordnung über die Durchführung der Landtags- Wahlen erlafsen, Es heißt darin: „Wahlberechtigte Personen, welche die politi- sche Anschauung der verbotenen Parteien und Organisationen vertreten, werden in der Aus übung ihres Wahlrechts nicht behindert. Die ge nannten Personen können Wahlorganisationen tVereinigungen, Ausschüsse usw.) bilden, die sich ausdrücklich als solche bezeichnen und sich ledig^ sich auf die Vorbereitung und Durchführung der Wahl beschränken müssen. Versammlungen von Wahlberechtigten der genannten Personen sind nur gestattet, soweit es sich um reine Wahlver- sammlungen handelt. Alle derartigen Versamm lungen sind anmeldepflichtig. Diese Vcrsamm- lungen werden durch die Polizeibehörde» über wacht; auch können hierzu Kommandos der Reichswehr herangezogen werden. Die Ber- sammlungen werden aufgelöst, wenn sie sich nicht in dem gegebenen Rahmen halten und z. B. Organisationsangclegcnheiten der verbotenen Par- leien behandeln. Auch können diese Bersamm- lungen jederzeit aus Gründen der Aufrechterhal- tung der öffentlichen Ruhe und Ordnung vom Militärbefehlshaber verboten, ebenso in drin- gendcn Fällen von den überwachenden Exekutiv- organisationcn und Militärkommandos aufgelöst werden, wenn im Verlauf der Versammlung eine Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung eintritt. Für alle Wahl- berechtigten ist ungeordnet: Irgendwelche Gewalttätigkeit oder Behinderung von Personen bei Wahlversammlungen usw. oder bei der Wahl selbst sind verboten. Zuwiderhandelnde werde» festgenominen (event. Schutzhaft). Eine straf, rechtliche Verfolgung tritt in jedem Falle ein. Alle Flugblätter, Handzettel, Extrablätter oder sonstige derartige Druckerzeugnisse, die ledig- sich Wahlpropaganda betreiben, sind gestattet. Sie bedürfen jedoch vor ihrer Veröffentlichung und Verbreitung der Genehmigung der zustän digen Reichswehrgruppe. Sie müssen bei der Veröffentlichung enthalten: den Genehmigungs- vermerk der betreffenden Reichswehrgruppe, die Angabe der Druckerei und d e Bezeichnung der betreffenden Partei oder Wahlorgawsativn." Hierzu wird uns aus Weimar ferner gedrahtet: Die Verordnung beweist nur eines: der Aus- uahmezustand ist mit der Freiheit der Wahl über haupt unvereinbar. Ter künftige thüringische Landtag wird nicht aus unbeeinflußten Wahlen hervorgehen. „Wablen unter Kontrolle des Militärs wären aber auch aus einem anderen Grunde unbedingt zu vermeiden. Es ist die größte deutsche Sorge, ob die Reichstagswablen im be- setzten Gebiet frei und unbehindert von den Besatzungsmächten vor sich gehen können. Da ist es eine Schwächung der deutschen moralischen Position gegenüber Frankreich und Belgien, wenn die RetchSregterung selbst ein, Einschränkung der demokratischen Grundrechte durch Militärgewqlt zuläßt. Gewiß handelt eS sich da- bei um eine innere deutsch« Angelegenheit. Aber der Kampf gegen di, französisch« Gewalt kann erfolgreich nur geführt werden durch den Appell an die demokratischen Überzeugungen der Welt. Dieser wird aber durch den Ausnahmezustand gerade verhindert. LS ist deshalb notwendig, daß der militärische Ausnahmezustand auf. gehoben wird." * Eine Wahlverordnung in Sachsen. Gegen die Wahttsntrotte der Arbeiter. Parteien. Da« Wehrkreiskommando IV teilt mit: Um die Feiheit der Wahl bei den Gemeinde- Wahlen im Freistaat Sachsen am 13. Januar 1024 zu gewährleisten, verordne ich im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung auf Grund der Verordnung des Herr» Reichspräsidenten vom 26. September 1923 und meiner eigenen vom 27. September 1923: Verbote« tst jede Maßnahme gegenüber einem ei«z»l«e« Wähler, die geeignet ist, die Nachprüfung z« ermöglichen, ob er von feinem Wahlrecht Gebrauch gemacht hat. verboten ist z. v. die Aushändigung von Ko«troUz«ichen au bestimmte Wähler, sowie di« der SomroUe dienende Abstempelung oder sonstige Kenntlich machung von Sontrollzetteln, Mitgliedsbüchern oder sonstigen Urkunde«. Dagegen dürfen innerhalb deS Wahlraumes Listensührer der einzelnen Parteien sich aus» halten, die aus Grund der in ihren Händen befindlichen Wahllisten oder Umschlägen mit Anschriften von Wählern eine Kontrolle über die Wahlbeteiligung vornehmen. Zuwiderhandlungen, Aufforderungen und Anregungen dazu werden nach Ziff. 4 der Verordnung vom 26 9. 23, sofern die bestehenden Gesetze keine höhere Strafe bestimmen, mit G e - fängnis oder Geldstrafe bis zu 15000 Goldmark bestraft. Dresden, den 10. Januar 1924. Der Militärbefehlshaber. Müller, Generalleutnant. * Zu dieser Verordnung äußern sich die „Leip- ziger Neuesten Nachrichten": „Das Verbot des Generalleutnant Müller wird seinen unmittelbaren Anlaß darin haben, daß die in L i st e n v e r b i n d u n g e n ver einigten drei proletarischen Par teien (V. S. P. D-, K. P. D. und Unabhängige Soz. Partei) gemeinsam beschlossen haben, eine Wahlkontrolle durchzuführen. Danach sollte an jedem Wahllokal nach vollzogener Wahl ein Wahlausweis entnommen werden, der am Montag von den Betriebsverlrauensleuten in allen Betrieben zur Kontrolle eingesordert werden sollte. Sluch die arbeitslosen Wähler und Wählerinnen sollen in ähnlicher Weise kontrolliert werden. Diese Kontrollversuche sind nun durch den Erlaß des Generals Müller verboten." -» Richtlinien für ^ersammlunqsverbote. Berlin, 1«. Januar. General v. Seeckt hat, wie wir hören, an die Wehrkreiskommandos bestimmte Richt linien über dte Behandlung der Frage von Verboten und Zulassungen von Ver sammlungen erlassen. Rach diesen sollen erfahrenen Leuten das Wenige abzujagen, was Schwerhörige sind gewöhnlich mißtrauisch. Merk- allen Familieiibesitzes zu entreißen. tend machen, wahrscheinlich geworden ist. so schenkt sie ihnen kein Gehör; weil der Verkauf schon zu dringend Im übrigen ist sie schwerhörig, und und die in gleicher Weise das Kostbarst«, was sie besitzen, veräußern müssen,, um nur ihr Leben zu fristen, um nicht zu verhungern; und die Hyänen liegen alltäglich auf der Lauer, um bald hier, bald dort den Händen der Unglückliücn eines der letzten, so lange treu bewahrten Stücke des wertvollen sie ist gezwungen, ihren alten Familienbesitz Stück für Stück zu verkaufen, und wenn ihre Bekannten Einwendungen erheben oder ihre Bedenken gel würdigerweise ist sie es aber nicht den Händlern gegenüber, die ihr ein Spottgeld für ihre Möbel, ihr Porzellan, ihre Antiquitäten zahlen. In Verdis „Falftass" gab es gestern drei Neubesetzungen. Schmalnauer vertrat den „Wie viel", sagt sie, „bieten nicht diese erkrankten Herrn Slaegcmann, wie er es immer Händler! Für das Frankenlhaler Service will in solchen Fällen tut, musikalisch sicher und dar- mir der L. Billionen geben! Früher kannte man stellerisch gewandt. Also allen Lobe« wert! Toch solche Preise nicht. Freilich, das Leben ist ja «eine ich, letzten Endes müßten gerade Opern, Alte Leute. Tas ist heute eine schwere Zeit für die alten Leute, die einst ein stilles beschauliches Leben ge- führt und ein Vermögen besessen haben, das aus reichte, um sie von jeder Sorge um das tägliche Brot zu befreien. Eie können sich nicht hinein denken in diese Zeit, wo der Kampf um das Brot jeden Tag aufs neue beginnt und die wirtschaftliche Not viele Tausende zu Hyänen gemacht hat, die auf der Lauer liegen, um un auch so teuer! Ter gute Kartoffelhändler hat mir drei Zentner Kartoffeln gebracht und zwanzig Eier, da habe ich ihm den ovalen Mahagonitisch gegeben, den er haben wollte, und er hat mir so- gar noch Geld herausbezahlt." — Und mit einem rührenden Lächeln: „Ja, ja, ich bekomme die Höch- sten Preise!" Bald wird es leerer um sie sein. Vor dem Kirschbaum-Nähtisch mit den vielen kleinen Schubladen und den Perlmuttkästchen sitzt vielleicht die Metzgerslochter von drüben. In hinübcrgerettet haben. So sind viele gezwungen, Zest, die feinen Gemmen, die schwersilbernen Kannen, ihren Familienschatz, ihre kostbaren Andenken, die h-x Empire-Service und die Obstschalen aus Meißen, sie wie ein Heiligtum gehütet haben, zu ver- hjx Brüsseler Spitzen vom Brautkleid der Tante, kaufen, und da sie sich scheuen, Freunden oder hjx eine Hofdame gewesen, haben einer großen Bekannten zu verraten, wie weit es mit ihnen Leerx Platz gemacht. Und auf einmal wird die gekommen ist, oder gerade ihren wahren freunden dunkle Tapete dort, wo die alten Holländer - Ge- mißlrauen, so werden sie übers Ohr gehauen und nEe hingen, -wei blasse Rechtecke zeigen. mit einer Lumme abgesunden, die ihnen hoch - Und eines Tages hört man auch die Pariser erscheint, in Wahrheit aber nicht im entferntesten Rokokopendüle nicht mehr licken. Man wird sie dem wahren Wert dieser alten Gegenstände ent- herunterholen vom Gesims und über sie verhan- spricht und schon nach wenigen Tagen wieder dein. Jemand wird den Pendel abnehmen, den verbraucht ist. Cup do lächelnd hält, wird sie einpacken — und So er-ählt jemand in der Frkf. Ztg. von dann wird eine große Stille sein. seiner alten achtzigjährigen Freundin, die früher Die achtzigjährige Tome wird diese Stille viel- eine vermögende Tame gewesen und durch den! leicht nicht mehr erleben. Aber es gibt Hundert- Srieg und seine Folgen arm geworden ist. Auch tausende, denen es in gleicher Weise ergangen ist, erfahrenen Leuten das Wemge ab;u,agen, was ^1» hohen Glasschrank gähnen Lücken. Lie ge- sie aus ihren guten Tagen in diese schwere Zeit faltigen Pfeifenköpfe aus des Großen Friedrich So sind viele gezwungen, Zxjj, die feinen Gemmen, die schwersilbernen Kannen, denen man beim großen Publikum erst Kredit schaffen will, lieber seltener, dann aber in erster Besetzung gegeben werden. Tie beiden anderen Neubesetzungen, die des Annchen mit Angela Kolniak und des Fenton mit Ernst Meyer- olbersleben interessierten insofern mehr, als es sich hier, wie man sagt, um Nachwuchs handelt. Angela Kolniak scheint mir auscrschen zur Rolle einer, früher sagte man seconcia clonna an unserer Bühne, später wohl auch ntilitor. Persönlichkeit und Stimme stellen sie zwischen Soubrette und lyrisches Fach, und da ist immer Gefahr, daß man dazwischen stehen bleibt. Als Ännchen war sie als Vertreterin Grete Nikisch« wohl am Platze, sang und spielte flott und munter. Ernst Meyerolbersleben scheint mir die für die Zukunft versprechende Kraft, soweit das eine solche kleine Rolle erkennen läßt. Ich hatte ihn auf der Bühne noch nicht gesehen und gehört. Nur einmal im Konzertsaal. Die Stimme besitzt echten Hellen Tenortimbre und dürfte bei weiterer ton- licher Entwicklung den jungen Sänger zum lyrischen Fach prädestinieren. In seiner Erschei nung und seinen etwas steifen Bewegungen er- innerte er mich übrigens an Fritz Zohsel. Tar- stellerische Gewandtheit zu gewinnen, sche>«t mir für ihn aber recht wohl möglich; denn eine ge wisse Berufung für die Bühne war unverkennbar. O. S Kammermusikabend. Die Gesellschaft für Literatur und Kunst veranstaltete gestern im großen Saale der Kaufmannschaft einen Beethoven.Abend, der zwei der ersten sechs Streichquartette, Werk 18 (? clur und OmuII), brachte. Hier zeigt sich der Meister noch in einer gewissen Abhängigkeit von Haydn und Mozart, doch sind die Züge des Titanen schon aus dem „Adagio" (Nr. 1) und aus den Ecksätzen (Nr. 4) zu erkennen, die als Merkblätter Beethovens aus dem „Tagebuche seines Herzens" gellen können. In der Mitte stand die Serenade (Ctreichtrio) in 0-<inr (Werk 8), eine der Vorläufer für die späteren Quartette. Ganz wundervoll und klangdurchsättigt wurde das Programm von der Vereinigung Warwas, Wunderlich, Spitzner und Wille (Staatskapelle) gespielt. Tie Zuhörer schaft dankte den Künstlern für den edlen Genuß. —b— Liederabend van Geuns. Im Künstlerhause sang gestern abend die hier bisher unbekannte Holländerin Co van Geuns Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Wolf. Es waren 20 Ge sänge, in geschmackvoller Auswahl, darunter solche von Hugo Wolf, die nicht zu den landläufigen Programmnummern zählen. Die Sängerin zeigt gute Musikalität, auch verfügt sie für den freien Vortrag über ein zuverlässiges Gedächtnis. Ihr Mezzosopran ist nicht verbildet, nur neigt die Ton gebung zum Tremolieren, besonders da, wo die Eingstimme im Klaviersatz wenig oder gar nicht gestützt ist („Nun wandre, Maria" und „Nacht- zauber"). Im allgemeinen besserte sich die Festig keit der Töne von Lied zu Lied. Sehr schöne Wirkungen erzielte die Konzertgeberin mit fein- geführlen Pianostellen, hingegen klang die Höhe im Affekt stellenweise scharf. Ungetrübte Freude hatte man an dem Mädchenliede von Wolf-Mörike („Was im Netze?"), das denn auch den stärksten Beifall errang und wiederholt werden mußte. Am Flügel bewährte sich Paul Meyer als fein- sinniger Begleiter. H. Pl Wieder ein neues «rebsmittel. In der „Teutschen Medizinischen Wochenschrift" veröffcnt- licht Prof. Ur Matsushita aus Tokio eine kurze Mitteilung über ein neues Krebsheil- mittel, das in Japan von 1368 Ärzten bei 3417 Kranken mit dem Erfolge angewendet worden ist, daß es in einem Drittel der Fälle unwirk- sam blieb, in zwei Dritteln aber eine günstige Wirkung au-übte, und zwar wurde von diesen ein Viertel wieder klinisch geheilt. TaS Mittel, Car eino- lysin genannt, ist höchstwahrscheinlich ein Fer ment aus der chinesische« Pflanze „Haisung", einer PinuSqattung, aewonnen
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