bemüht ist und selbstredend ebenso der Solist das Thema aufgreift. In der Gesamtheit herrscht hier die ausgeglichene Konzertabfolge Orchester — Violine — Orchester mit Violine vor. Der dritte Satz schließlich ist ein wahres Paradestück für jeden Geiger. Das schwungvolle Rondo erinnert mit seinen scharfen Akzenten stark an die ungarische Volksmusik und ist möglicherweise eine Reminiszenz an Joachims ungarische Herkunft. Dass Joseph Joachim im Übrigen auch selbst als Komponist tätig war, ist heute nahezu ganz in Vergessenheit geraten. Schon bald nach der Bekanntschaft mit Brahms ließ der gefeierte Geiger mit Komponisten-Ambitionen verlauten: »Er ist mir weit voran geschritten.« Dafür avancierte er zu einem der verständigsten Interpreten von Brahms’ Werken. Heute gibt es aber trotzdem häufig doch ein Stück »echten« Joachim zu hören — und zwar in der Kadenz des ersten Satzes, die sich der Musiker seiner Zeit eigens auf den Leib komponiert hatte. Richard Strauss (1864-1949) Eine Alpensinfonie op. 64 Acht Hörner, jeweils vier Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotte, Trompeten und Posaunen sowie je zwei Tuben und Harfen. Dazu Orgel und Celesta sowie neben gleich zwei Paukisten eine Schlagzeugbatterie, die so exotisches Instrumentarium wie Wind maschine, Donnerblech und Kuhglocken berücksichtigt. Und schließlich nicht nur 18 erste und 16 zweite Geigen, zwölf Bratschen, zehn Celli und acht Kontrabässe, sondern auch noch ein Fernorchester, das nicht weniger als zwölf Hörner und je zwei Trompeten und Posaunen umfasst. Ja, Sie lesen richtig, all das forderte Richard Strauss als Besetzung für seine gewaltige Alpensinfonie. Was wie hemmungslose Gigantomanie wirkt, kom mentierte der Komponist selbst mit trockener Nüchternheit: »Jetzt endlich hab’ ich instrumentieren gelernt!« Und tatsächlich täte man dem Werk Unrecht, wenn man es aufgrund der exorbitanten Instrumentation schlicht als überbesetztes Ungetüm inter pretieren würde. Vielmehr zeigt sich die Alpensinfonie hinsichtlich der erforderlichen Personalstärke als Kind ihrer Zeit: Im Jahr 1911 begann Richard Strauss mit der Kom position und stellte sich seinerzeit — wenig verwunderlich — in eine Linie mit Kollegen wie Gustav Mahler, Arnold Schönberg oder Igor Strawinski, die in ihren Werken eben falls immer wieder mit orchestralen Riesenbesetzungen agierten. 1915 schließlich er lebte die Alpensinfonie ihre Uraufführung in Berlin; und auch wenn Strauss noch fast 35 Jahre leben sollte, wurde dies seine letzte vollendete Sinfonische Dichtung.