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Hüch.spendete, hat ein Mangelknecht unserer Con- fession — der Ehrenmann, welchem fein Erspartes sehr sauer geworden ist, heißt Michael Thiele — mir einem Aufwande von 200 Gulden die 2H -W- schwere kleine Glocke beschafft. Derartige er freuliche Beispiele könnten wir noch in Menge auf führen. Weniger erbaulich klingen die Nachrichten aus Westphalen; während in Böhmen nur der größte Theil des CleruS fanatisch gesinnt ist, üben in West phalen CleruS und Volk gleichen Fanatismus. In Bregenz findet am 17. August die feierliche Grundsteinlegung für die zu erbauende protestanti sche Kirche statt, die daS sichtbare Zeichen der Gleich berechtigung der Konfessionen in Vorarlberg bilden wird. Im Salzburgischen, woselbst der boshafte Erzbischof Firmian im Jahve 1732 durch grausame Vertreibung von 32,0A) eingesessener Protestanten deren Bekenntniß mit Stumpf und Stiel ausgerol- let zu haben glaubte, bekennen sich unter dem to leranten gerechten Scepter deS jetzigen Kaisers schon wieder mehr als 800 Evangelische zu ihrer Con- fession und sind in Salzburg und Braunau in der Bildung von Gemeinden begriffen. In Braunau hat vor Kurzem, gelegentlich einer Badereise, der Pfarrer auS Mügeln, Hr. .I-io. tksol. Hasse, der einer jener glaubenötreuen Salzburger Emi- grantenfamilicn entstammt, im Hause des wackern Kaufmanns Schönthaler zur großen Erbauung un serer dortigen Glaubensbrüder, wieder den ersten evangelischen Gottesdienst gehalten und dabei an einigc60 derselben daS heilige Abendmahl gespendet. In Prag, woselbst beim Beginn des 30jährigen Krieges 30 große Kirchen den Evangelischen gehör ten, besitzen sie heute nicht eine; es sind aber unter kräftigster Mitwirkung unseres Vereins die lebhaf testen Veranstaltungen im Gange, ihnen die St. Salvatorkirche zurückzuführen. Hoffentlich ist der Erfolg nahe, und dann werden im Sommer 1863, wenn von den vielen stattlichen Thürmen Prag'S die vollen Glocken daS große Jubelfest der vor lOOO Jahren (i. I. 863) geschehenen Einführung des Christenthums in Böhmen einläuten, auch unsere Glaubensbrüder mit jubiliren, und in ihrem Tem pel eS laut preisen, daß „eine feste Burg unser Gott ist!" Schließlich bemerke^ wir, daß heute noch auf den Gemeinden, welche der Gustav-Adolph-Verein seine Pflegekinder nennt, eine Schuld von mehr als 200,000 Thlrn. lastet, — eine Ehrenschuld, welche er decken muß, und daß ferner 700 andere Ge meinden, welche bis jetzt noch keine Unterstützung empfingen, bittend ihre Arme nach uns ausstrecken, mit dem Angstrufe: „Helft uns! Helft uns! Wir müßten sonst verkommen!" Dringende Veranlas sung genug für uns Alle, gehorsam zu bleiben dem Spruche, der mit Flammenschrift auf unsern Fah nen steht: „Lasset uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen!" Nun noch einmal ganz kurz, zu dem Feste in Stollberg. AIS Orr der nächsten JahreSversamm- ÄMg ist Borna gewählt. Nach der Arbeit des ersten TageS vereinte ein von dem geselligen Ber- 512 — ein zu Stollberg zw Ehren der Abgeordneten M:- anstaltetes Concert dieselben mit den Notabilitäten der Stadt. Am Nachmittag deS zweiten Tages fand in dem Saale des schwarzen Rosses ein Festmahl statt, bei welchem Hr. vr. Tempel daS erste Hoch Er. Maj. unserm König Johann brachte, mit dem gerechten Anerkenntniß, daß wenn alle katholischen Regenten in seinem Geiste regierten, auch der Gustav- Adolph-Verein entbehrlich sein würde. Eine Menge 'anderer gediegener Trinksprüche, die nun folgten, würzten daS Mahl. Nach aufgehobener Tafel un ternahmen die Festgenossen einen Spaziergang nach dem malerisch asf hoher BergeSkoppe thronenden Hoheneck. Derselbe Abend noch und der darauf folgende frühe Morgen aber entführte die Abge ordneten der gastlichen Stadt. Ihr ein dankbares Lebewohl! — g. Die elfte sächsische Lehrerversammlung. Am Sonntage, den 3. August , theilweise schon am Abend vorher, kamen mit allen Zügen die Leh rer nach dem freundlichen Mittweida. Am Bahn hofe stand eine Anzahl stattlicher Knaben in Tur nerkleidung , den einwandernden Lehrern sich als Führer erbietend und eine Guirlande deutete auf festlichen Empfang. In der Stadl aber selbst an gelangt, steigerte sich die freudige Verwunderung der Einziehendcn bis zum höchsten Grade; denn überall erblickte man Guirlanden über die Straßen gezogen, überall Kränze, Flaggen und Inschriften; kurz die Stadt war geschmückt wie zu einem Ju belfeste. Von früh 9 Uhr an war in einem Vor bau des ThcatergebäudeS das Bureau errichtet und hier erhielt jeder Theilnchmer die Eintrittskarte. Nachmittags fand im Putscher'schen Garten Con cert statt, das von dem sehr gut geleiteten Sladl- musikchore vortrefflich ausgeführl wurde und hier versammelte sich die Mehrzahl der bereits Angckom- mencn. Da traf der Freund den Freund und manche ErkennungSscene konnte hier beobachtet wer den. Der Abend führte die Lehrer in das außer ordentlich nett decorirte und mit der Büste Sr. Maj. des Königs geschmückte Theatergebäude, um hier der Vorversammlung beizuwohnen. Hr. Statt- ralh Minter begrüßte in herzlicher Weise die Gäste, und nach einer unter Direktion deö Hrn. Cantor Seyrich von den hiesigen Sängern sehr präcis aus- geführlen Motette hielt Hr. Schuldirektor Schnei der eine von warmer Empfindung getragene und Begeisterung erweckende zweite Begrüßungsrede und Hr. Direktor Berthelk auS Dresden leitete darauf als Vorsitzender des sächs. Lehrervereinö die Ver handlungen. Ich kann unmöglich auf alles Spe- cielle eingehen und erwähne daher nur, daß Hr». Direktor Berihelt aus Dresden als Vorsitzender für die Leitung der Hauptverhandlungen und die Direktoren Schneider und Seeliger fauS Bautzen) als dessen Stellvertreter gewählt wurden. Am Montage Morgens 5 Uhr ertönte vom Thurme der Sladtkirche feierlicher Cboralgesang und Festmusik und gegen 7 Uhr bewegte sich von der Bürgerschule aus ein unendlich langer Zug nach