Ludwig van Beethoven Die 4. Symphonie in B-Dur stammt aus dem Jahr 1806 und damit aus einer äußerst fruchtbaren Schaffensperiode Beethovens: in unmittelbarer Nä he stehen das Violinkonzert, die drei Rasumovsky- Quartette und das vierte Klavierkonzert. Im März 1807 wurde die Symphonie zusammen mit allen ih ren Vorgängerinnen und einer Auswahl anderer Stü cke des Komponisten im privaten Rahmen des Pa lais Lobkowitz erstmals aufgeführt. Die öffentliche Uraufführung erfolgte am 15. November des Jahres im Wiener Burgtheater. Robert Schumann, der seinen Eindruck von Beet hovens Vierter selbst in seiner B-Dur-Symphonie verarbeitete, rühmte sie als „die griechisch-schlan ke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“, mit denen die Dritte und Fünfte gemeint waren. Tatsächlich glänzt die Vierte kaum mit heroischem Pathos oder großer dramatischer Gestik, trägt dafür eher klassi zistische, insbesondere heitere Züge. Obwohl sie im Schatten ihrer großen Nachbarn steht und in ih rem musikalisch-dramaturgischen Gehalt in Gefahr lief unterschätzt zu werden, so gilt sie doch mit ihrer vollendeten Satzkunst und der gleichsam kontras tierenden wie harmonisierenden Bläser- und Strei cherstimmen, die so leichthin in Einklang gebracht werden, als Idealbild absoluter Musik. Vor allem zur Mitte des 19. Jahrhunderts erlebte sie große Erfolge, als beispielsweise Mendelssohn sie bei seinem Dirigierdebüt in Leipzig zur Aufführung brachte. Aber auch die Reaktionen auf die ersten Aufführungen waren, von kleinen Ausnahmen ab gesehen, durchweg positiv. Das einleitende Allegro wurde als „schön, feurig und harmonienreich“ ge lobt, genauso der „originelle Charakter“ von Menu ett und Trio. Zwar gefiel den Wienern weniger das Adagio, dafür wurde dieser Satz in Leipzig als „kunstreich und sehr anmuthig“ beschrieben. Hec tor Berlioz schwärmte geradezu für diesen langsa men Satz: „Das Adagio entzieht sich der Analyse. Es ist so rein in den Formen, der Ausdruck der Me lodie ist so engelhaft und von so unwiderstehlicher Zärtlichkeit [...] Von den ersten Takten an fühlt man